Cover des Buches "Death Masks" von Jim Butcher

Titel: „Death Masks“

Reihe: The Dresden Files #5

Autor_in: Jim Butcher

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 432 Seiten

Verlag: ROC

Sprache: Englisch

ISBN-10: 0451459407

Genre: Fantasy > Urban Fantasy

Ausgelesen: 19.10.2020

Bewertung: ★★★☆☆

Jim Butcher ist ein recht mitteilsamer Autor, der bereitwillig Interviews gibt, gern mit seinen Fans interagiert und eifrig ihre Fragen beantwortet. Bei einem Thema wirkt er jedoch erstaunlich zugeknöpft: Sein Glaube. Er äußert sich kaum zu seinen religiösen Ansichten, selbst wenn er direkt darauf angesprochen wird. Angeblich wuchs er in einem fundamental christlichen Elternhaus auf und musste Teile der Bibel auswendig lernen, ich konnte allerdings nicht herausfinden, ob er diese Hypothese je bestätigte. Das Einzige, was gesichert scheint, ist, dass die Bibel seine primäre Quelle für alles Christliche in den „Dresden Files“ ist. Mir erscheint seine Verschlossenheit diesbezüglich ein wenig eigenartig, denn im fünften Band „Death Masks“ spielt katholische Mythologie eine entscheidende Rolle.

Normalerweise mischt sich Harry Dresden, Chicagos übernatürlicher Privatdetektiv, nicht in religiöse Angelegenheiten ein. Aber wenn ihn der Vatikan bittet, eine gestohlene Reliquie wiederzufinden, kann er schon mal eine Ausnahme machen. Stellt sich diese Reliquie außerdem als Glaubensfokus mit erheblicher Macht heraus, ist es quasi seine Pflicht, zu verhindern, dass jemand magischen Unfug damit treibt.

Leider ist er nicht der Einzige, der an dem Artefakt interessiert ist. Nicht nur sind ihm Johnny Marcones Handlanger auf den Fersen, er wird von den Gefallenen angegriffen, die angeblich vor Äonen mit Luzifer revoltierten. Und damit ihm zwischen Auftragskillern und fiesen Dämonen bloß nicht langweilig wird, fordert ihn der Rote Hof auch noch zu einem Duell heraus.

Gegen einen uralten Vampirlord anzutreten, zählt nicht zu Harrys bevorzugten Freizeitaktivitäten, doch er könnte auf einen Schlag den Krieg zwischen dem Weißen Rat und den Vampiren beenden. Falls er nicht vorher von ehemaligen Engeln zermalmt oder von Berufsmördern erschossen wird. Augen auf bei der Berufswahl.

Normalerweise mischt sich Harry Dresden, Chicagos übernatürlicher Privatdetektiv, nicht in religiöse Angelegenheiten ein. Aber wenn ihn der Vatikan bittet, eine gestohlene Reliquie wiederzufinden, kann er schon mal eine Ausnahme machen. Stellt sich diese Reliquie außerdem als Glaubensfokus mit erheblicher Macht heraus, ist es quasi seine Pflicht, zu verhindern, dass jemand magischen Unfug damit treibt.

Leider ist er nicht der Einzige, der an dem Artefakt interessiert ist. Nicht nur sind ihm Johnny Marcones Handlanger auf den Fersen, er wird von den Gefallenen angegriffen, die angeblich vor Äonen mit Luzifer revoltierten. Und damit ihm zwischen Auftragskillern und fiesen Dämonen bloß nicht langweilig wird, fordert ihn der Rote Hof auch noch zu einem Duell heraus.

Gegen einen uralten Vampirlord anzutreten, zählt nicht zu Harrys bevorzugten Freizeitaktivitäten, doch er könnte auf einen Schlag den Krieg zwischen dem Weißen Rat und den Vampiren beenden. Falls er nicht vorher von ehemaligen Engeln zermalmt oder von Berufsmördern erschossen wird. Augen auf bei der Berufswahl.

„Death Masks“: Raus aus den Kinderschuhen

„Death Masks“ ist in jeder Hinsicht ein typischer Band der „Dresden Files“. Er liest sich schnell, unterhält mit jeder Menge Action und ist wie immer ein wenig drüber: Etwas zu atemlos, etwas zu vollgestopft, etwas zu dramatisch. Nach fünf Bänden bin ich das alles bereits gewohnt. Außerdem scheint es Jim Butchers Spezialität zu sein, mit der Erwartungshaltung seiner Leser_innen zu spielen und seine Geschichten mit einem Konflikt beginnen, den er dann in den Hintergrund rücken lässt, um sich einem ganz anderen Thema zu widmen.

Auch in „Death Masks“ gibt es diesen Moment, der mir mit diebischer Freude zuzurufen schien: „Ha, es geht um was völlig anderes, als du dachtest!“. Im Gegensatz zu den bisherigen Bänden ist dieser Twist meiner Meinung nach allerdings äußerst folgenreich sowie bedeutsam für das übergeordnete Worldbuilding der Reihe, weshalb ich mich in dieser Rezension darauf konzentrieren möchte. Lasst uns das übliche Chaos rund um Harry und Jim Butchers schriftstellerische Stolperer dieses Mal ignorieren und stattdessen über das reden, was „Death Masks“ wirklich auszeichnet: Die Verankerung christlicher – genauer gesagt, katholischer – Motive in seinem Universum.

„Death Masks“ startet mit dem Krieg zwischen dem Weißen Rat und dem Roten Hof der Vampire, der seinen Anfang im dritten Band „Grave Peril“ nahm. Es dauert jedoch nicht lange, bis Harrys tatsächliche Gegner_innen vorgestellt werden: Die Gefallenen. Durch ihre Integration deutet Butcher an, dass es den alttestamentarischen Fall der Engel um Luzifer wirklich gab und diese sich zu den Wesen entwickelten, die wir als Dämonen kennen.

Interessant daran ist, dass er die Gefallenen die gesamte Geschichte über als physische Präsenz behandelt, die Existenz eines christlichen Gottes hingegen nie bestätigt. Obwohl die gestohlene Reliquie in unmittelbarem Zusammenhang mit Jesus‘ Auferstehungsmythos steht, verifiziert er nicht ein einziges Mal in „Death Masks“, dass die biblischen Erzählungen wahr sind. Er impliziert, er suggeriert, aber er lässt sich nicht festnageln. Wir erfahren nicht, ob die Gefallenen, gegen die Harry antreten muss, wirklich ehemals himmlische und nun höllische Entitäten sind. Er etabliert lediglich, dass sie sehr mächtige magische Lebensformen mit spezifischen Fähigkeiten sind.

Ich finde das sehr clever, denn dadurch vermeidet er es geschickt, das Christentum ausdrücklich innerhalb seines übernatürlichen Universums zu legitimieren und umgeht elegant die unbequeme Frage nach Gott sowie alle damit verbundenen Konsequenzen für sein Worldbuilding. Es überraschte mich, wie viel Fingerspitzengefühl Butcher dementsprechend zeigt und wie klug er die Interpretationen seiner Leser_innen für sich arbeiten lässt. Nach vier Bänden, in denen ich das Gefühl hatte, dass ihm der schriftstellerische Feinschliff fehlte, vermittelte mir „Death Masks“ einen ersten Eindruck von Wachstum, von Weiterentwicklung des Autors.

Ich glaube, dass Jim Butcher in „Death Masks“ bewusst mit schriftstellerischen Techniken experimentierte. Im fünften Band der „Dresden Files“ gibt er zum ersten Mal keinen detaillierten mythologischen Kontext vor, sondern überlässt es seinen Leser_innen, anhand seiner rahmenhaften Beschreibungen ein Bild zu entwickeln. Er arbeitet mit Suggestion, zeigt Mut zur Lücke und bietet seinem Publikum ausdrücklich Freiraum, um diese Lücken mit eigenen Auslegungen zu füllen.

Das ist ihm meiner Meinung nach gut gelungen, auch wenn er an einigen Stellen für meinen Geschmack sogar etwas zu vage blieb und „Death Masks“ im Aufbau der Handlung dieselben Fallstricke aufweist, die ich in den vorherigen Bänden kritisierte. Es gibt noch einige Schräubchen, die er nachjustieren kann und sollte. Trotzdem beweist dieser Band, dass er das Werkzeug ausgepackt hat und sich nicht auf dem Status Quo ausruht.

Ich freue mich, dass „Death Masks“ eine wahrnehmbare Steigerung darstellt. Da bemüht sich jemand offenbar aktiv, aus den drückenden Kinderschuhen herauszuwachsen – wie ich es vorhergesagt habe.

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