Jennifer Rardin – Ein Vampir ist nicht genug

Cover des Buches "Ein Vampir ist nicht genug" von Jennifer Rardin

Reihe: Jaz Parks #1

Autor_in: Jennifer Rardin

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 398 Seiten

Verlag: Heyne

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3453533119

Genre: Fantasy > Urban Fantasy

Ausgelesen: 19.11.2014

Bewertung: ★★☆☆☆

„Ein Vampir ist nicht genug“ von Jennifer Rardin ist eines der sehr seltenen Rereads für mich. Vor Jahren habe ich den ersten Band der Jaz Parks – Reihe schon einmal gelesen und war begeistert. Ich wollte unbedingt weiter lesen. Dummerweise war es nicht so einfach, die beiden deutschen Folgebände zusammen zu bekommen, weil der zweite Band vergriffen ist. Es hat gedauert, bis ich sie hatte und dann hat es noch einmal gedauert, bis ich Lust hatte, wieder mit Jaz zu tanzen. So vergingen die Jahre – doch jetzt war ich endlich bereit. Mir war klar, dass ich noch einmal von vorn beginnen musste, denn durch die lange Zeit hatte ich nur noch verschwommene Erinnerungen an die Handlung des ersten Bandes.

Eigentlich wollte Jasmine „Jaz“ Parks keinen Partner. Doch es hätte schlimmer kommen können. Wer würde nicht mit einer CIA-Legende zusammen arbeiten wollen? Vayl, Jaz‘ neuer Partner und Boss, ist ein 300 Jahre alter Vampir aus Rumänien, der schon seit Jahrzehnten erfolgreich für die CIA arbeitet. Gemeinsam bringen sie übernatürliche und menschliche Kriminelle zur Strecke. Ihre neuste Zielperson ist ein plastischer Chirurg, der eine Terrorgruppe unterstützt – nichts Außergewöhnliches. Doch im Laufe des Falls stellt sich heraus, dass sie an einer viel größeren Sache dran sind, denn diese Terrorgruppe verfolgt einen diabolischen Plan. Mithilfe eines Dämons wollen sie ein Virus in Umlauf bringen, dass für Menschen und Vampire gleichermaßen gefährlich ist, um letztendlich die Weltherrschaft zu erlangen. Können Jaz und Vayl das Schlimmste verhindern?

Tja, so kann’s gehen. Was ein paar Jahre ausmachen können. Ich kann meine damalige Begeisterung nicht mehr völlig nachvollziehen, denn jetzt erhält „Ein Vampir ist nicht genug“ nur noch zwei statt vier Sterne von mir. Vielleicht habe ich mich damals einfach mitreißen lassen, denn Jaz ist durchaus eine sympathische Protagonistin. Sie ist der Inbegriff der tough heroine und ich kann verstehen, dass besonders junge Frauen sich mit ihr identifizieren möchten. Sie kann mit verschiedenen Waffen umgehen, beherrscht mehrere Kampfsportarten und ist insgesamt voll und ganz unabhängig. Sie muss nicht gerettet werden, sondern ist selbst die Retterin. Ihr Partner Vayl ergänzt Jaz auf vielerlei Weisen, denn wo Jaz aufbrausend und unbeherrscht reagiert, ruht er in sich selbst. Ein großer Teil seiner Attraktivität stammt von der Aura der Mystik, die ihn umgibt. Als LeserIn spürt man von Anfang an, wie sehr es zwischen Jaz und ihm knistert und man wartet im Grunde nur darauf, dass sie sich näher kommen.

So gern ich beide Charaktere mag, es gibt einen Punkt, über den ich einfach nicht hinweg komme. Vayl und Jaz begehen Morde. Sie sind professionelle Auftragskiller. Aber weil sie für die CIA töten, also im Namen der amerikanischen Regierung, hat Jennifer Rardin die Situation so dargestellt, als wäre das etwas Edles und Erstrebenswertes. Weder Vayl noch Jaz haben jemals Gewissensbisse. Weder Vayl noch Jaz hinterfragen jemals ihren Auftrag. Rardin lässt durchscheinen, dass ihre Existenz ein gut gehütetes Geheimnis ist – das lässt den Rückschluss zu, dass jede ihrer Operationen außerhalb des Rechtssystems stattfindet. Ich bin absolut dafür, dass Kriminelle bestraft werden. Aber ich halte gar nichts davon, dass eine undurchsichtige Behörde entscheidet, wer es verdient zu sterben. Vayl und Jaz verhalten sich in meinen Augen nicht patriotisch, sondern sind – und hier liegt die Ironie – selbst kriminell.

Darüber hinaus empfand ich die Handlung als zu groß. Trotz Rardins flüssigem und sehr leichtem Schreibstil wirkt der Plot unfokussiert und sprunghaft. Die Zielperson, Vampire, das Virus, die Terrorgruppe und dann auch noch ein Dämon – nicht zu vergessen, dass es den Bösen um die Weltherrschaft geht. Mir war es einfach zu viel, als müsste Rardin immer noch einen drauf setzen. Statt ständig neue Feinde ins Feld zu werfen, hätte sie sich meines Erachtens nach intensiver mit den bereits einführten beschäftigen müssen. So waren die Erklärungen und Hintergründe geradeso ausreichend, um mich nicht völlig unbefriedigt zurück zu lassen, aber von Liebe zum Detail kann keine Rede sein.

Was dafür zur Genüge auftaucht, sind merkwürdige, gewollt lustige Vergleiche. Rardin schreibt aus Jaz‘ Ich-Perspektive. Anscheinend war sie der Meinung, Jaz brauche unbedingt eine besonders lustige Ader und benutzte deswegen eine übertriebene Menge absurder Gleichnisse, die ich – ich gebe es zu – nicht immer verstanden habe. Ich weiß nicht, wozu das gut sein sollte; mich hat es eher verwirrt und dementsprechend mit der Zeit auch genervt.

Vielleicht hätte ich nicht so lange damit warten sollen, die Jaz Parks – Reihe weiter beziehungsweise erneut zu lesen. Hätte ich die zwei Folgebände nicht bereits gekauft, würde ich die Reihe aus heutiger Sicht wohl nicht weiter verfolgen. Aber gut, sowas passiert.

„Ein Vampir ist nicht genug“ zeichnet sich vor allem durch ein hohes Actionlevel aus. Die Geschichte geht nicht sonderlich in die Tiefe, bietet dafür aber jede Menge Aufregung und zwei sympathische ProtagonistInnen. Für mich entschuldigt dies allerdings trotzdem nicht die Tatsache, dass Vayl und Jaz staatlich bestellte Mörder sind.

Entscheidet selbst, ob ihr es mit Jaz Parks versuchen möchtet. Mich hat „Ein Vampir ist nicht genug“ beim Reread nicht mehr vom Hocker gerissen, daher kann ich keine Leseempfehlung aussprechen.

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