Jennifer Armintrout – The Turning
Mir ist ein peinlicher Fauxpas passiert. Wie ihr sicher alle wisst, ist Jennifer L. Armentrout eine äußerst erfolgreiche, populäre Autorin. Sie wird von vielen Blogger_innen glühend verehrt. Ich hingegen habe bisher noch nie etwas von ihr gelesen, wollte das aber mit „The Turning“ nachholen. Dumm nur, dass dieser Reihenauftakt gar nicht von Jennifer L. Armentrout ist, sondern von Jennifer Armintrout. Noch dümmer, dass mir das erst nach der Lektüre aufgefallen ist. Warum müssen die beiden Damen auch so ähnliche Namen haben? Mein erstes Date mit Jennifer L. Armentrout steht also noch immer aus, dafür habe ich aber nun ihre Namensvetterin kennengelernt.
Dr. Carrie Ames hat hart dafür gearbeitet, Ärztin zu werden. Doch all ihre Träume platzen in dem einzigen, schrecklichen Moment, in dem sie von einem totgeglaubten Patienten angegriffen und lebensgefährlich verletzt wird. Bereits während der langen Monate ihrer Rekonvaleszenz spürt sie, dass der Angriff sie verändert hat. Wer war dieser Patient, der tödliche Wunden wie durch ein Wunder überleben konnte? Was hat er mit ihr gemacht? Als sie das Krankenhaus verlassen darf, beginnt sie, über ihren mysteriösen Zustand zu recherchieren. Sie findet eine Antwort, die, wenn auch absurd und schier unmöglich, die einzig logische ist: sie ist ein Vampir. Der Fremde hat sie verwandelt und ist somit ihr Erzeuger, an den sie durch ihr gemeinsames Blut für immer gebunden ist. Hals über Kopf stürzt Carrie in einen brutalen Kampf der Vampirfraktionen und muss sich entscheiden: gibt sie dem Sog der Blutsbande nach und schließt sich ihrem sadistischen Erzeuger Cyrus an oder wählt sie seinen Todfeind Nathan, der ihr zwar hilft, sie aber auch ohne zu zögern töten würde?
Bin ich zu kritisch geworden für Urban Fantasy Vampirromane? Ich merke mehr und mehr, dass diese Spielart des Genres mich kaum noch anspricht, weil die Umsetzung guter Ideen häufig so billig gerät. „The Turning“ war nicht komplett furchtbar, aber einfach hochgradig banal und lieblos, sodass ich mich teilweise sogar gelangweilt habe. Ich hätte nicht bereut, es nicht gelesen zu haben. Es sticht aus der Masse der Vampirromane überhaupt nicht heraus und wirkt, als wäre die Autorin nur auf den Zug aufgesprungen. Da ist keinerlei Brillanz; der Schreibstil von Jennifer Armintrout ist nicht der Rede wert und auf billigste Unterhaltung ausgelegt, ohne wahres Talent. Kein einziges Element ist überzeugend oder glaubhaft ausgearbeitet, obwohl der Ansatz der Vampirfraktionen durchaus interessant und spannend hätte sein können. Nathan ist nämlich nicht nur Cyrus‘ Erzfeind, er ist auch ein Teil der Bewegung – Vampire, die es sich zum Ziel gesetzt haben, ihre eigene Art auszurotten. Unglücklicherweise setzte Jennifer Armintrout diese Idee viel zu oberflächlich um. Sie hätte einleuchtend erläutern müssen, warum eine den Menschen überlegene Rasse gegen ihren Selbsterhaltungstrieb arbeitet. Sie bietet zwar eine Erklärung an, diese wirkte auf mich allerdings hingeklatscht. Schlechterdings trifft das ebenfalls auf sämtliche Informationen über ihre Vampirwelt zu. Meiner Empfindung nach streute sie Hintergrundwissen nur dann ein, wenn es unbedingt nötig war, um eine bestimmte Szene so durchzuziehen, wie sie sie sich vorstellte. Das ist zu wenig und gab mir das Gefühl, dass ihr Universum nicht gut durchdacht ist.
Manchmal rettet sich ein Buch, das in Konstruktion und Handlungsaufbau schwächelt, über die Charaktere. „The Turning“ nicht. Ich konnte mich null mit den Figuren identifizieren. Sie verhalten sich alle so inkonsequent und inkohärent, dass ihr Handeln und Fühlen für mich meist keinen Sinn ergaben. Die größte Schwachstelle diesbezüglich sehe ich darin, dass ausnahmslos alle auf Cyrus hereinfallen. Scheinbar ist er so charmant, dass man auch mal vergessen kann, was für ein widerlicher Sadist er ist. Sie bringen sogar Verständnis für ihn auf, weil seine Beziehung zu seinem Daddy ja dermaßen schwierig war. Nicht einmal die Protagonistin Carrie mochte ich, weil sie gekünstelt ist und sich ständig mit völlig unwichtigen Details beschäftigt. Was spielt es für eine Rolle, ob sie sich nun durch die Blutsbande oder durch ihre eigenen Gefühle von Cyrus angezogen fühlt? Dass sie permanent darauf herumreitet, macht es nicht besser oder leichter zu verstehen. Cyrus ist abstoßend, Punkt. Meiner Meinung nach müsste Carrie so oder so vor Selbstekel vergehen. Doch dann wäre die ordentliche Prise Erotik, die offenbar in keinem Vampirroman fehlen darf, natürlich nicht mehr möglich gewesen. Ich kann absolut nicht nachvollziehen, nach welchem Schema Jennifer Armintrout Prioritäten für ihre Geschichte setzte. Die Handvoll plumpe Sexszenen sind also wichtiger als eine realistische, zugängliche Protagonistin? Entschuldigt bitte, aber das ist doch Bullshit. Ich muss allerdings zugeben, dass es zum Grundtenor des Buches passt, denn Carries Gefühlschaos überstrahlt die Geschichte.
Es mag sein, dass die Reihe „Blood Ties“ ein internationaler Erfolg ist. Für mich war das Leseerlebnis mit „The Turning“ definitiv kein Erfolg, sondern eher eine Enttäuschung. Ich bin froh, dass mir noch rechtzeitig klar wurde, dass Jennifer Armintrout und Jennifer L. Armentrout nicht ein und dieselbe Person sind. Letzterer hätte ich andernfalls vermutlich Unrecht getan. Meine Beziehung mit Jennifer Armintrout ist an dieser Stelle jedenfalls beendet. Meine Lesezeit ist viel zu kostbar für die stereotype, langweilige Geschichte um ihre Protagonistin Carrie Ames um sie weiter zu verfolgen und ich habe auch keinerlei Interesse daran, mich mit ihren anderen Werken auseinander zu setzen.
Ich kann euch „The Turning“ nur empfehlen, wenn ihr eine ausgeprägte Schwäche für diese Art von Büchern habt. Ich für meinen Teil werde mir in Zukunft sehr genau überlegen, ob und wann ich wieder zu einem Vampirroman greife.
Woha! Elli fährt die schweren Geschütze auf! :D
Okay, jetzt erst mal guten Morgen, liebe Elli. Das Buch scheint dich ja ziemlich verärgert zu haben. Beim ersten Blick auf das Buch dachte ich zuerst, dass es hier um Zombies geht. Aber offenbar ist es doch nur ein drittklassiger Vampirroman. Nicht dass ich vorgehabt hätte, das Buch wirklich zu lesen, aber jetzt bin ich schon fast angeekelt von dem Gedanken meine Zeit damit zu vergeuden. Danke, dass du mich mit schonungsloser Ehrlichkeit davor bewahrt hast, zu viele Gedanken an dieses Buch zu verschwenden. :)
LG, m
Huhu :)
Ein bisschen hat es mich schon geärgert, ja. Hauptsächlich war ich aber genervt. ;)
Ich finde, Ehrlichkeit ist beim Schreiben von Rezensionen das Wichtigste. Euphemismen helfen weder mir noch euch, also versuche ich, genau das zu schreiben, was ich denke. :)
Viele liebe Grüße,
Elli
Du glaubst gar nicht, wie sehr ich diese Antwort gerade gebraucht habe. Ich hab meine Rezension zu einem Buch, das ich auf Lovelybooks gewonnen habe, hochgeladen und die ist nicht gerade gut ausgefallen. Ich wollte nicht lügen und ehrlich sein, aber jetzt fühl ich mich doch irgendwie schlecht, weil die Autorin die Rezension gelesen und kommentiert hat. Ich weiß, ich sollte mir keine Gedanken machen, aber normalerweise muss ich mir beim Rezensieren keine Gedanken machen, dass der Autor das liest und sich Gedanken darüber macht…
Komisches Gefühl.
LG, m
Ich verstehe dich total. Gerade, wenn man weiß, dass ein Autor oder eine Autorin eine Rezension tatsächlich liest, ist da schnell mal das schlechte Gewissen im Spiel. Aber nur, weil man ein Buch nicht mochte, heißt das ja nicht, dass man die Arbeit, die drin steckt, nicht respektiert.
Ich weiß auch, dass Jennifer Armintrout ihr Buch zumindest damals viel bedeutet hat. Es konnte mich nur nicht davon überzeugen, dass sie eine gute Autorin ist. Mag sein, dass sie sich mittlerweile weiter entwickelt hat, aber da mein erster Kontakt mit ihr ein Reinfall war, sehe ich einfach nicht ein, ihr noch eine Chance zu geben (besonders, da sie jetzt in einem Genre schreibt, das ich nicht mag). Ich finde, für die eigene Meinung muss man sich nicht schämen. :)
LG
Elli
Genau wegen der anderen Autorin nennt sie sich jetzt Jenny Trout. Aber dieses Buch kam raus, als die andere noch nicht veröffentlicht wurde. Da diese aber populärer ist, hat Jen ihren Namen geändert.
Inzwischen mag sie dieses Buch aber selber glaube ich gar nicht mehr so gerne und sie hat das Genre gewechselt. Jetzt schreibt sie Liebes- und Erotikromane. Und einen tollen Blog.
Interessant. Und ein bisschen unfair für sie.
Ich denke, das war eine gute Entscheidung. In diesem Genre ist sie vermutlich wesentlich besser aufgehoben.
Ja. Man muss bedenken, sie schrieb dieses Buch mit 22 und wollte halt etwas schreiben was sie kennt. Wie Buffy, nur dunkler. Inzwischen ist sie mehr bei sich und ihrem Stil angekommen, soweit ich das beurteilen kann.
Das freut mich für sie. Wir werden uns aber wohl trotzdem nicht wieder begegnen, einfach, weil ich es weder mit Liebes- noch mit Erotikromanen habe.
[…] das neulich schon ein kleines Thema beim Wortmagieblog war, schreibt Jenny Trout über die Namensgleichheit mit Jennifer L. Armentrout, wie das ganze […]
[…] gute, heiße Liebesszene. Ich erinnere mich nur an schlechte erotische Szenen, einerseits aus “The Turning” (Blood Ties #1) von Jennifer Armintrout und andererseits aus “Teuflische Bisse” […]