Cover des Buches "Diner des Grauens" von A. Lee Martinez

Titel: „Diner des Grauens“

OT: „Gil’s All Fright Diner“

Autor_in: A. Lee Martinez

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 344 Seiten

Verlag: Piper

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3492266150

Genre: Fantasy > Urban Fantasy

Ausgelesen: 24.02.2020

Bewertung: ★★★☆☆

Lese ich Interviews des texanischen Autors A. Lee Martinez, beschleicht mich das Gefühl, dass der Mann einige Jahrzehnte zu spät geboren wurde. Seine Auffassung der Schriftstellerei sowie der Fantasy und Science-Fiction entspricht eher der Tradition der Pulp Literatur als modernen Standards. Während sich heutzutage sowohl der Buchmarkt als auch Autor_innen häufig scheuen, Neues auszuprobieren und lieber bei bewährten Mustern bleiben, sieht Martinez jeden weiteren Roman als Chance, mit Handlungsstrukturen und Charakteren zu experimentieren. Deshalb decken seine Bücher ein breites Spektrum ab und lassen sich nicht pauschal kategorisieren. Seinen Durchbruch feierte er mit „Diner des Grauens“, in dem er eine skurrile Geschichte erzählt, die auf den Seiten von Weird Tales sicher eine Heimat gefunden hätte.

In Rockwood passieren viele seltsame Dinge. In letzter Zeit sind diese Seltsamkeiten allerding noch … Nun, seltsamer als üblich. Seit Wochen wird die kleine Stadt von Zombies terrorisiert. Sie scheinen ein außerordentliches Interesse an Gil’s All Night Diner zu haben, ein ranziger Imbiss am Rand der Wüste. Am Essen kann das jedenfalls nicht liegen. Loretta, die das Diner übernahm, nachdem der alte Gil plötzlich spurlos verschwand und deren Cellulitedellen fast schon legendär sind, gibt ihr Bestes, um die wandelnden Toten mit ihrer Schrotflinte in Schach zu halten, aber egal wie viele sie abknallt, es kommen immer mehr und schaden dem Geschäft.

Zu ihrem Glück schneien eines Abends Duke und Earl durch ihre Tür. Der massige Werwolf und der dürre Vampir sind eigentlich nur auf der Durchreise, erklären sich jedoch bereit, Loretta zu helfen. Sie finden heraus, dass Zombies noch das geringste Problem in Rockwood sind. Aber wer hätte schon gedacht, dass die Apokalypse in einem schmuddeligen Diner lauert?

In Rockwood passieren viele seltsame Dinge. In letzter Zeit sind diese Seltsamkeiten allerding noch … Nun, seltsamer als üblich. Seit Wochen wird die kleine Stadt von Zombies terrorisiert. Sie scheinen ein außerordentliches Interesse an Gil’s All Night Diner zu haben, ein ranziger Imbiss am Rand der Wüste. Am Essen kann das jedenfalls nicht liegen. Loretta, die das Diner übernahm, nachdem der alte Gil plötzlich spurlos verschwand und deren Cellulitedellen fast schon legendär sind, gibt ihr Bestes, um die wandelnden Toten mit ihrer Schrotflinte in Schach zu halten, aber egal wie viele sie abknallt, es kommen immer mehr und schaden dem Geschäft.

Zu ihrem Glück schneien eines Abends Duke und Earl durch ihre Tür. Der massige Werwolf und der dürre Vampir sind eigentlich nur auf der Durchreise, erklären sich jedoch bereit, Loretta zu helfen. Sie finden heraus, dass Zombies noch das geringste Problem in Rockwood sind. Aber wer hätte schon gedacht, dass die Apokalypse in einem schmuddeligen Diner lauert?

„Diner des Grauens“: Pulp Literatur lebt!

Totgesagte leben länger. A. Lee Martinez beweist, dass Pulp Literatur noch längst nicht der Vergangenheit angehört. „Diner des Grauens“ ist zwar ein vollwertiger Roman und keine Kurzgeschichte, enthält aber so viele Merkmale dieser speziellen Gattung, dass ich keine Skrupel habe, diese Kategorisierung vorzunehmen. Wer dieses Buch aufschlägt, bekommt genau das, was Pulp Magazine wie Weird Tales einst versprachen: Kurzweilige, unkonventionelle, kuriose Unterhaltung.

„Diner des Grauens“ erzählt eine lockere, amüsante und actionreiche Geschichte, die nicht mehr anstrebt, als den Leser_innen ein paar schöne Stunden zu bescheren. Für mich hat es funktioniert, meine Lesestunden waren angenehm gefüllt. Ich genoss Martinez‘ unaufdringlichen Humor, der mich mit trockener, absurder Situationskomik konfrontierte, statt ein verkrampftes Witzfeuerwerk zu inszenieren und freute mich darüber, dass dieser niemals im Vordergrund steht. Der Versuch, eine lustige Geschichte zu konzipieren, führt häufig dazu, dass andere Aspekte vernachlässigt werden; Martinez umschifft diese Klippe, indem er den Witz von „Diner des Grauens“ nicht als Kern, sondern als Bonus behandelt, der sich durch die Eigenheiten der Charaktere und die Umstände beiläufig ergibt.

Rockwood ist eine Kleinstadt, die bereits oft übernatürliche Phänomene erlebte. Daher lässt sich die Bevölkerung selbst von wiederholten Zombieangriffen, Geistern, untoten Kühen oder dem Auftauchen eines Werwolf-Vampir-Duos nicht aus der Ruhe bringen. Unsere Helden Duke und Earl sind völlig normale Typen – abgesehen von der Werwolf-Vampir-Sache. Sie widersprechen den meisten Klischees, denn sie haben sich durch ihre Transformationen charakterlich nicht verändert und Martinez veranstaltet um ihr jeweiliges paranormales Naturell kein Brimborium. Ich fand es erfrischend, wie selbstverständlich Duke seinen Wolf akzeptiert und dass Earl noch immer mit denselben Unsicherheiten zu kämpfen hat, die ihn quälten, bevor er ein Vampir wurde.

Beide integrieren ihre Verwandlung so gut wie möglich in ihren Alltag, stoßen damit aber hin und wieder an die Grenzen der normalsterblichen Welt, was ungewollt komische Situationen einleitet. Die souveräne Abgeklärtheit der Rockwood-Einwohner_innen verbindet sich wunderbar mit dieser offensiv zur Schau gestellten Durchschnittlichkeit von Duke und Earl; beide Elemente kontrastieren herrlich mit den grotesken Ereignissen des Romans und verleihen „Diner des Grauens“ dadurch eine unaufgeregte Atmosphäre natürlicher Komik, ohne die Handlung zu überstrahlen.

Schaut man an dieser Atmosphäre vorbei, findet man eine runde, in sich geschlossene und plausible Geschichte vor, die vom witzigen Tenor des Autors unabhängig ist. Nichts bleibt ungeklärt, weil Martinez sich konsequent auf das Wesentliche beschränkt und ausschließlich schildert, was für das Verständnis der Handlung relevant ist. Er verzichtet auf alles, was „Diner des Grauens“ nicht unbedingt braucht, wodurch er den luftigen Charme seines Romans optimal unterstützt. Natürlich hätte er beispielsweise auf Rockwoods Historie ausführlicher eingehen können – aber welchen Mehrwert hätte das für seine Leser_innen gehabt? Die Bedrohlichkeit seiner an Lovecraft erinnernden Apokalypse begreift man auch so.

„Diner des Grauens“ liest sich wie ein Film, den man sich abends gemütlich von der Couch aus ansieht, um sich berieseln zu lassen. Es ist keine Lektüre, für die das Herz brennt, aber sie macht Spaß und bietet abwechslungsreiche, skurril-amüsante Unterhaltung für Zwischendurch. Ich finde es super, dass es noch Autor_innen wie A. Lee Martinez gibt, die die Tradition der Pulp Literatur in Ehren halten und einfach Freude daran haben, Geschichten zu erzählen, die ihren Leser_innen eine mentale Auszeit verschaffen. Ebenso freut es mich, dass er zeigt, dass ein Roman zur reinen Unterhaltung nicht nachlässig hingeschmiert sein muss, sondern durchaus einen gewissen qualitativen Anspruch erfüllen kann. Gute Schriftstellerei ist eben immer eine Kunst – egal, welches Ziel sie verfolgt.

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