Cover des Buches "Die Fließende Königin" von Kai Meyer

Titel: „Die Fließende Königin“

Reihe: Merle-Zyklus #1

Autor_in: Kai Meyer

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 271 Seiten

Verlag: Heyne

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3453720571

Genre: Fantasy > Urban Fantasy > Young Adult

Ausgelesen: 15.03.2020

Bewertung: ★★★☆☆

Der „Merle-Zyklus“ zählt zu Kai Meyers populärsten Werken. Die Reihe, die als Trilogie seit 2002 als abgeschlossen galt, 2019 aber eine späte Fortsetzung erhielt, wurde innerhalb kürzester Zeit in ca. 25 Sprachen übersetzt und sogar bis nach Japan exportiert. Meyer und sein Verlag Loewe waren selbst überrascht, wie gut sich die Bücher international verkauften und das, obwohl der 2001 erschienene erste Band „Die Fließende Königin“ eine Art Gegenentwurf zur „Harry Potter“-Reihe darstellte, die damals ihren legendären Hype erfuhr.

Loewe hatte Meyer gebeten, eine Fantasy-Jugendtrilogie zu verfassen; der Autor erklärte sich dazu bereit, wollte aber ausdrücklich weder einen „Harry Potter“-Verschnitt noch Tolkien-Fantasy schreiben. Loewe war einverstanden – das Konzept ging auf und der „Merle-Zyklus“ entwickelte sich zu einem deutschen Welterfolg.

Einst war Venedig eine funkelnde Metropole voller Magie. Meerjungfrauen planschten in den Kanälen, Zauberei flirrte durch die verschlungenen Gassen und steinerne geflügelte Löwen flogen über die Dächer. Nach 30 Jahren der Belagerung ist vom Glanz der Vergangenheit allerdings nicht viel geblieben. Allein die Macht der Fließenden Königin hindert die Ägypter daran, die Stadt einzunehmen. Sie ist das Flüstern der Wellen, die Kraft der Strömung - und manchmal bewahrt sie kleine Mädchen vor dem Ertrinken.

Merle war noch ein Baby, als sie in einem Weidenkorb auf dem großen Kanal ausgesetzt wurde. Im Waisenhaus lernte sie früh, dass die Welt für Kinder wie sie wenig Güte bereithält. Sie ist dankbar, mit 14 Jahren eine Lehrstelle bei dem berühmten Spiegelmacher Arcimboldo zu erhalten. Niemals hätte sie sich träumen lassen, dass das Schicksal Venedigs auf ihren Schultern lasten könnte. Kurz nach Beginn ihrer Lehre erfährt sie zufällig von einer Verschwörung gegen die Fließende Königin und plötzlich ist Merle die Einzige, die zwischen ihrer Heimat und den Ägyptern steht. Kann ein Waisenmädchen eine ganze Stadt retten?

Einst war Venedig eine funkelnde Metropole voller Magie. Meerjungfrauen planschten in den Kanälen, Zauberei flirrte durch die verschlungenen Gassen und steinerne geflügelte Löwen flogen über die Dächer. Nach 30 Jahren der Belagerung ist vom Glanz der Vergangenheit allerdings nicht viel geblieben. Allein die Macht der Fließenden Königin hindert die Ägypter daran, die Stadt einzunehmen. Sie ist das Flüstern der Wellen, die Kraft der Strömung – und manchmal bewahrt sie kleine Mädchen vor dem Ertrinken.

Merle war noch ein Baby, als sie in einem Weidenkorb auf dem großen Kanal ausgesetzt wurde. Im Waisenhaus lernte sie früh, dass die Welt für Kinder wie sie wenig Güte bereithält. Sie ist dankbar, mit 14 Jahren eine Lehrstelle bei dem berühmten Spiegelmacher Arcimboldo zu erhalten. Niemals hätte sie sich träumen lassen, dass das Schicksal Venedigs auf ihren Schultern lasten könnte. Kurz nach Beginn ihrer Lehre erfährt sie zufällig von einer Verschwörung gegen die Fließende Königin und plötzlich ist Merle die Einzige, die zwischen ihrer Heimat und den Ägyptern steht. Kann ein Waisenmädchen eine ganze Stadt retten?

„Die Fließende Königin“: Ich bin wohl wirklich kein Kind mehr

Kai Meyer berichtet in Interviews, dass er keine Unterschiede beim Schreiben eines Buches für Kinder oder Jugendliche und eines Buches für Erwachsene macht. Er schreibt einfach die Geschichte, die erzählt werden will. Eine charmante Aussage, die bezüglich seines Schreibprozesses durchaus stimmen mag, an deren Allgemeingültigkeit ich nach der Lektüre von „Die Fließende Königin“ aber ein wenig zweifle.

Dieses Buch ist in jeder Hinsicht kindgerecht. Sowohl der Erzähl- als auch der Schreibstil sind auf ein junges Publikum ausgerichtet, was meine Leseerfahrung definitiv beeinflusste. Ich gebe es nicht gern zu, doch ich denke, ich bin mittlerweile wirklich zu alt für diese Form der Literatur. Es fiel mir nicht schwer, mich in die jugendliche Protagonistin Merle hineinzuversetzen oder die Realität des alternativen, magisch aufgeladenen Venedigs zu akzeptieren, ich störte mich jedoch daran, wie viele Fragen unbeantwortet bleiben. Fragen, die ein Kind wahrscheinlich gar nicht stellen würde.

„Die Fließende Königin“ ist strikt handlungszentriert, das heißt, Kai Meyer erklärt und illustriert ausschließlich Aspekte, die für die Handlung relevant sind. Alles, was darüber hinausgeht, klammert er aus oder hebt es sich für die Folgebände auf. Prinzipiell mochte ich, dass der Reihenauftakt dadurch pointiert ist, Interpretationen überflüssig werden und er exakt beschreibt, was er seine Leser_innen sehen und erleben lassen will, nicht mehr und nicht weniger. Dennoch befriedigte diese Plakativität meine Neugier nicht und stand mir dabei im Weg, mich von der Geschichte und dem Worldbuilding verzaubern zu lassen.

Meine Fantasie braucht nach einer Lebensspanne von über 30 Jahren wohl mehr Input, um in die Gänge zu kommen und Verständnislöcher zu stopfen. Deshalb erschien mir „Die Fließende Königin“ oberflächlich und schemenhaft umrissen. Ich konnte mich der Atmosphäre nicht wirklich öffnen, weil ich ständig über die Details nachdachte, die Meyer eben nicht anspricht, zum Beispiel wieso sich die Ägypter anschicken, die ganze Welt zu erobern, wie die Fließende Königin Venedig vor der Unterwerfung bewahrte, wie die Magie des Spiegelmachers Arcimboldo, über dessen Namensgebung ich mir ebenfalls den Kopf zerbrach, funktioniert und warum sich ausgerechnet Merle als Auserwählte qualifiziert.

Dass Merle etwas Besonderes ist und damit die Grundvoraussetzung einer Kinderbuch-Heldin erfüllt, ist unstrittig und wird durch ihre Charakterisierung und den Handlungsverlauf wiederholt bestätigt. Ihre Vorgeschichte und die Verwicklung mit den Ägyptern zupfte nachdrücklich an meinem Gedächtnis, bis ich Google zu Rate zog und herausfand, dass Parallelen zwischen ihr und dem biblischen Moses existieren – was dazu führte, dass ich mich fragte, ob Kai Meyer diese Analogie zur christlichen Mythologie beabsichtige. Wieder eine Frage, die ein Kind wohl kaum wurmen würde.

„Die Fließende Königin“ demonstrierte mir überdeutlich, dass ich trotz aller Bemühungen, mir eine gewisse Kindlichkeit zu bewahren, kein Kind mehr bin. Ich kann eine Geschichte, die so simpel gestrickt ist und mich so oft vor vollendete Tatsachen stellt, nicht mehr einfach hinnehmen, wie sie ist. Ich dürste nach mehr, nach mehr Antworten, mehr Details. Ich frage nach Motivationen, Gründen und Absichten und kann mich schwer damit zufriedengeben, wenn diese nicht Teil des Konzepts sind.

Ich bedauere zutiefst, dass daher während der Lektüre für mich keine Magie aufkommen wollte; ich wünschte ehrlich, ich hätte „Die Fließende Königin“ durch die Augen des Kindes sehen können, das ich einmal war. Dieser fehlende Zauber stimmt mich im Nachhinein skeptisch, ob ich es mit den Folgebänden versuchen soll, denn ich fürchte, dass ich vergeblich darauf warten würde, dass er entsteht, was mich erneut darauf aufmerksam machen würde, dass ich zu alt für den „Merle-Zyklus“ bin. Und wer möchte schon ständig an den Verlust der eigenen Kindheit erinnert werden?

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