Christian von Aster – Das Eherne Buch
Ich habe „Das Eherne Buch“ in einer LovelyBooks-Leserunde gewonnen. Es ist ein wenig merkwürdig, dass es erst diese Leserunde brauchte, damit ich es endlich mit dem Autor Christian von Aster versuche, denn seine humoristische Fantasy-Trilogie Die Große Erzferkelprophezeiung steht seit Jahren ungelesen in meinem Regal. Ich weiß nicht genau, was mich abhält. Die Wege des allwissenden Bauches sind unergründlich. „Das Eherne Buch“ hatte ich vor meiner Bewerbung für die Leserunde auf einigen Blogs gesehen und war furchtbar neugierig auf die Geschichte. Andernfalls hätte ich mich wohl auch nicht beworben, denn meine Erfahrungen mit Leserunden waren bisher nicht sehr positiv. Da mich das Buch jedoch wirklich interessierte, beschloss ich, dem Prinzip der Leserunde noch einmal eine Chance zu geben.
Ein Reich, zerrissen vom Krieg. Die Legende eines Schwertes, das den Frieden bringen soll. Und ein junger Bibliothekar, auf dessen Schultern das Schicksal des gesamten Landes liegt.
Es ist mitten in der Nacht, als Jaarn unerwartet zu seinem Vater gerufen wird und sein Leben sich für immer verändert. Der alte Fürst Eonh von Stahl überreicht ihm Das Eherne Buch, die sagenumwobene Geschichtenklinge, geschmiedet aus den Geschichten und Mythen des Landes. Mit dessen Hilfe soll Jaarn dem Reich den Frieden bringen, denn der Legende nach versprach der Kriegbringer Dhur’Kharr, den Krieg zu beenden, legte man ihm das Schwert zu Füßen. Ein weiter Weg voller Gefahren und Abenteuer liegt vor Jaarn. Mächtige Feinde trachten danach, ihm die Klinge zu entreißen. Kann er das Reich vor sich selbst retten und Hoffnung in die Herzen der Menschen tragen?
Ich glaube, „Das Eherne Buch“ war nicht die richtige Lektüre für mich. Ich weiß, dass es auf vielen Blogs hoch gelobt wurde und ich verstehe auch wieso. Doch mich hat die Geschichte einfach nicht abgeholt. Sie erschien mir wie ein Kunstmärchen, dessen Symbolgehalt fast schon aufdringlich vermittelt wurde. Es war, als würde mir Christian von Aster sein Buch um die Ohren schlagen und dabei laut kreischen „Los, denk über Krieg und Frieden und Hoffnung nach!“. Ich bin sicher, dass das nicht seine Absicht war, aber auf mich wirkte es so, weil mir Subtilität in philosophischen Erzählungen sehr wichtig ist. Ich mag es feiner, leiser und habe gern mehr Gedankenspielraum. „Das Eherne Buch“ erschien mir belehrend, ja fast schon bevormundend, wodurch das gesamte Konzept für mich nicht funktionierte. Der 15-jährige Protagonist Jaarn zieht aus, um dem Kriegbringer die legendäre Geschichtenklinge zu Füßen zu legen und auf diese Weise den Krieg im Reich zu beenden. So sehr ich die Idee des aus Sagen und Mythen geschmiedeten Schwertes mochte, war mir dessen Bedeutung einfach zu offensichtlich: das Wort ist mächtiger als jedes Kriegsgerät und birgt Hoffnung, die längst verloren scheint. Mit dem Ehernen Buch dürfen keine Hiebe ausgeführt werden, da sonst Geschichten herausgerissen werden. Wir sprechen hier also über ein pazifistisches Schwert, ein hübsches Paradoxon. Mit Jaarn selbst konnte ich hingegen nur wenig anfangen. Er hat kaum Persönlichkeit, ist mehr Bote als wahrer Akteur. Er transportiert die Geschichte und wird von ihr vorangetrieben, ohne sie tatsächlich zu lenken. „Das Eherne Buch“ ist nicht seine Geschichte, es ist eine Geschichte. Sein Anteil daran wirkte auf mich zufällig. Natürlich reist Jaarn nicht allein, sondern wird von dem schroffen, mysteriösen Rugk begleitet. Rugk hat viele Namen und viele Geheimnisse, die er eifersüchtig hütet. Ich empfand ihn als den interessantesten Charakter des Buches, doch leider geriet die Aufklärung seiner Vergangenheit etwas unspektakulär. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ihm diese gerecht wird. Insgesamt fand ich, dass Christian von Aster zu wenig aus seinen Figuren herausgeholt hat. Das imposanteste Beispiel ist die Eisenmutter, die Söldnerin und Hebamme zugleich ist. Sie vereint Leben und Tod, Anfang und Ende – wieder so eine Metapher, deren Bedeutung auf den ersten Blick erkennbar ist. Ich wünschte, sie wäre mehr als nur ein wandelndes Sinnbild gewesen. Zwar überraschte sie mich in der einen oder anderen Szene, doch unterm Strich hatte ihre Persönlichkeit zu wenig Tiefe, um wahrhaft überzeugend und glaubhaft zu sein.
„Das Eherne Buch“ ist eine Parabel. Unglücklicherweise konnte ich schon während meiner Schulzeit nichts mit Parabeln anfangen und habe nie richtig verstanden, warum Autor_innen diese besondere Form der Literatur nutzen. Obwohl ich erkennen konnte, was Christian von Aster erreichen und vermitteln wollte, hat mir seine Geschichte schlicht zu wenig Spaß bereitet. Es gab ein paar lichte Momente, doch im Großen und Ganzen fand ich sie nicht spannend und zu bedeutungsschwer. Die Symbolik des Buches überlagerte meiner Meinung nach Handlung, Charaktere und Atmosphäre, wodurch seine Botschaft dominanter als alle anderen Elemente auf mich wirkte. Ich hätte mir mehr Ausgeglichenheit gewünscht, sodass sich meine Gedanken freier hätten entfalten können und weniger in eine bestimmte Richtung gezwängt worden wären.
Ob „Das Eherne Buch“ etwas für euch ist, hängt meiner Ansicht nach stark davon ab, inwieweit ihr euch mit Christian von Asters Umsetzung seiner philosophischen Überlegungen anfreunden könnt. Leider müsst ihr das selbst herausfinden.
Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass ich nicht mehr an Leserunden auf LovelyBooks teilnehmen werde. Ein Buch nach Abschnitten zu lesen und zu bewerten entspricht nicht meinem Wesen als Leserin. Die Entwicklung meiner Gedanken und meiner Meinung zu einem Buch ist ein Prozess, der erst abgeschlossen ist, wenn das Buch beendet ist – daher kann ich an den vorgegebenen Punkten häufig kein Urteil abgeben. Auch empfinde ich den Zwang, nach einer bestimmten Seitenzahl etwas schreiben zu müssen, als störend. Das setzt mich unter Druck und beschneidet mein Lesevergnügen. Für mich ist das Experiment „LB-Leserunde“ somit abgeschlossen.
Hach, schade. Also mehrere Dinge: Dass Leserunden bei dir durchgefallen sind und das Buch auch noch. Bei mir steht es schon im Regal, ein Glück für das Buch, denn ich bin mir nicht so sicher, ob ich es mir jetzt noch kaufen würde. Zumal deine Meinung nicht die erste negative ist, die ich sehe. Aber ich werde es natürlich nicht verbannen, kann ja sein, dass es mir dennoch gefallen wird.
Zu den Leserunden: Wirklich schade, dass es dir nicht gefallen hat, deine Gründe kann ich aber verstehen. Ich musste mich auch erst an das Abschnittslesen gewöhnen, aber mittlerweile finde ich es fast schon normal. Das Diskutieren zu den Abschnitten ist für mich zu einem riesigen Mehrwert geworden, weil andere Leser natürlich einen ganz anderen Fokus haben und man dadurch auf Dinge aufmerksam wird, die man vorher gar nicht so sehr wahrgenommen hat. Außerdem gefällt mir das Spekulieren, das macht richtig viel Spaß. Hier muss ich aber auch zugeben, dass ich die Leserunden auf LB überhaupt nicht mag. Einige wenige Male gab es Ausnahmen, aber in der Regel liest da jeder so vor sich hin, schreibt schnell ein paar Worte zum Abschnitt und liest dann allein weiter, ohne noch mal mehr zu diskutieren. Das hat wenig Sinn. Ich bin schon seit längerer Zeit in ein Forum abgewandert, in dem es viel toller zugeht.
LG, Cindy
Huhu :)
Ich drücke dir die Daumen, dass „Das Eherne Buch“ bei dir besser ankommt. Die Idee ist wirklich schön, aber die Umsetzung erschien mir einfach etwas zu geschwollen.
Ich habe Leserunden bisher nur auf LB ausprobiert und möchte nicht ausschließen, dass ich es anderer Stelle noch einmal versuche. Doch auf LB direkt ist das Thema für mich gestorben. Nicht nur, dass auch ich finde, dass man dort kaum wirklich miteinander liest, hauptsächlich ist es der Zwang, der mir nicht passt. Einen Teil von „Das Eherne Buch“ habe ich im Krankenhaus lesen müssen, weil mir meine Blinddarmentzündung dazwischen kam. Ergo kam ich natürlich nicht dazu, etwas in der Leserunde zu posten. Im Nachhinein wurde ich von der Veranstalterin darauf angesprochen. Als ich erklärte, wie es dazu kam, legte sie mir nahe, beim nächsten Mal Bescheid zu sagen, wenn sowas passiert. Tut mir leid, aber das geht mir eindeutig zu weit. Ich muss mich vor niemandem rechtfertigen, weil ich nichts poste und ich sehe nicht ein, zu erläutern, welche privaten Gründe mich abhalten. Noch dazu, weil es nicht so war, dass ich gar nichts geschrieben hätte. Nur die letzten zwei Abschnitte blieben unkommentiert. Ich finde es fast schon unverschämt, sowas zu verlangen und bin deswegen mit dem Thema durch.
Viele liebe Grüße,
Elli
Na, das war doch echt ein super Start für dich. ;) Ich hätte mich aber auch geärgert. Da liegt man im Krankenhaus, bekommt dann noch einen auf den Deckel UND den Eindruck, dass man sich erklären müsste. Dass sie wollen, dass jeder mit einem gratis Buch auch die Abschnitte kommentiert, ist ja schon klar, aber das ist ehrlich gesagt auch das erste Mal, dass ich mitbekomme, dass sich da von LB einer kümmert. Ich habe immer nur erlebt, dass Monate später immer noch langsam (ohne Begründung ^^) Kommentare und Rezensionen reinkamen. Und (ich schaue jetzt extra noch mal nach) es gab sogar eine Leserunde mit 50 Verlosungsexemplaren, aber am Ende nur 30 Rezensionen. Da hat komischerweise keiner gedrängelt. Vielleicht als PN, aber gebracht hat es offensichtlich nichts… Naja, genug gemeckert. Bei meinen Leserunden wollen sie allerdings auch ganz gern wissen, wenn man mal für längere Zeit nicht da sein kann, aber auch nur >obwarum<. Kann ich auch ein wenig verstehen, das Team muss ja irgendwie die Rezensionen eintreiben.