Anonymus – Das Buch ohne Namen

Cover des Buches "Das Buch ohne Namen" von Anonymus

Reihe: Bourbon Kid #1

Autor_in: Anonymus

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 447 Seiten

Verlag: Bastei Lübbe

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3404165160

Genre: Fantasy > Urban Fantasy

Ausgelesen: 01.06.2014

Bewertung: ★★★★☆

Wie rezensiert man ein Buch, das weder Titel noch AutorIn hat? Diese Frage beschäftigte mich ein Weilchen, nachdem ich „Das Buch Ohne Namen“ ausgelesen hatte. Würde denn nicht alles, was ich über das Buch zu sagen hätte, viel zu viel vorweg nehmen? Man mag es kaum glauben, aber ich gebe mir in meinen Rezensionen wirklich Mühe, nicht zu viel vom Inhalt zu verraten. Der Fall von „Das Buch Ohne Namen“ ist jedoch sehr speziell. Als ich das Buch kaufte, wusste ich nichts darüber. Als ich begann, es zu lesen, hatte ich keine einzige Rezension, ja, nicht mal den Klappentext gelesen. Ich wollte es so, denn ein Buch, das willentlich keinen Titel hat, verdient meines Erachtens nach vollständige, allumfassende Unvoreingenommenheit. Ich wollte nicht wissen, was mich erwartet; ich wollte mich einfach blindlings in dieses Buch hinein stürzen. Gut, mir war bewusst, dass es eine Figur geben muss, die Bourbon Kid heißt, da die Reihe seinen Namen trägt, aber ich bilde mir ein, dass mich diese winzige Information nicht beeinflusst hat.
Es war wunderbar. Unwissend zu lesen kann ein Segen sein. Mein Geist war weit offen für alle Eindrücke, die der namenlose Autor für mich bereithielt. Ich konnte wirklich jeden Satz, jede Szene genießen, ohne auf etwas zu warten.
Meine lieben LeserInnen, ich möchte euch ein ähnliches Erlebnis wie das meinige nicht verwehren. Daher ist dies keine herkömmliche Rezension. Ich möchte hier lediglich ein paar Gedanken niederschreiben, die euch meine Leseerfahrung mit „Das Buch Ohne Namen“ näher bringen und euch eventuell verstehen lassen, warum es von mir vier Sterne erhielt.

Ich habe mich dazu entschieden, euch einen winzigen Brocken harter Fakten über „Das Buch Ohne Namen“ zu geben: das Genre. Obwohl mir dieses vor dem Lesen auch nicht bekannt war, halte ich es doch für wichtig, dass ihr die Lektüre einigermaßen einordnen könnt. Denn wer keine Urban Fantasy mag, ist möglicherweise gelangweilt oder enttäuscht. Die Akzeptanz der Existenz übernatürlicher Lebensformen ist meines Erachtens nach eine Voraussetzung, um dieses Buch genießen zu können.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Anonymus ein männlicher Autor ist. Der Stil, die Ausdrucksweise, all das ließ mich an einen männlichen Vertreter der schreibenden Zunft denken. Diese Einschätzung wird im Übrigen von meiner Mutter geteilt. Ich fand es sehr interessant, was sie ansonsten zu dem Buch zu sagen hatte: das gesamte Werk erinnere sie an die Groschenromane, die sie in früheren Jahren gelesen und geliebt hat. Alles sei gradlinig, unkompliziert und liefe auf ein fulminantes Finale hinaus. Ich selbst habe noch nie einen Groschenroman gelesen, ich kann mit dieser Einschätzung also nur wenig anfangen.
Ich denke allerdings, dass meine eigene Auffassung des Buches ihrer recht nahe kommt. Würde man mich bitten, zu definieren, um was für ein Buch es sich bei „Das Buch Ohne Namen“ handelt, ich würde sagen, dass es einfach Trash ist. Abgefahren, verrückt, überraschend, ein wenig unrealistisch. Irgendwie Punk. Nichts für schwache Nerven oder Mägen. Damit traf es meinen Geschmack zu einhundert Prozent. Die ganze Story gab mir das Gefühl, als hätte Anonymus Richard Kadreys Sandman Slim, Charlie Hustons Joe Pitt und Jim Butchers Harry Dresden in einen großen Topf geworfen, kräftig umgerührt, vielleicht ein bisschen geschüttelt und heraus kam „Das Buch Ohne Namen“.
Das Entstehen vieler Szenen wirkt absurd zufällig, was auf einen feinsinnigen, ironischen Humor des Autors schließen lässt. Die zahlreichen Figuren bewegen sich in einem Geflecht, dass sie nur minimal beeinflussen können; sie sind Marionetten und bedingen sich doch gegenseitig. Obwohl ich so vielen verschiedenen Charakteren begegnete, hatte ich niemals Probleme, sie auseinander zu halten oder ihren Erzählsträngen zu folgen. Alle sind eigenständige Persönlichkeiten mit einer eigenen Vergangenheit und Zukunft, mit individuellen Wünschen und Zielen.

Ich habe hin und her überlegt, was ich noch über dieses Buch sagen könnte, ohne zu viel zu verraten. Mir ist nichts eingefallen, das nicht zu sehr in die Tiefe ginge. Also belasse ich es nun bei diesem kurzen Eindruck, den ich euch beschrieben habe.
Ich bin zu einem Fan der Bourbon Kid – Serie geworden und habe bereits mit dem zweiten Band, „Das Buch ohne Staben“, begonnen. Zu diesem wird es dann wieder eine geregelte Rezension geben, denn ich gehe davon aus, dass diese hauptsächlich von LeserInnen gelesen wird, die bereits „Das Buch Ohne Namen“ verschlungen haben. Natürlich werde ich trotzdem darauf achten, nicht übermäßig viel Inhaltliches preiszugeben.
Ich hoffe, dieses kleine Experiment hat euch gefallen, obwohl es vermutlich weniger Informationen liefert, als ihr es von mir gewohnt seid. :)
P.S.: Solltet ihr ebenso unvoreingenommen wie ich an dieses Buch heran gehen wollen, rate ich euch, auf das Klicken der Links zu verzichten.

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