Rachel Joyce – The Love Song of Miss Queenie Hennessy

Cover des Buches "The Love Song of Miss Queenie Hennessy" von Rachel Joyce

Reihe: Harold Fry #2

Autor_in: Rachel Joyce

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 368 Seiten

Verlag: Double Day

Sprache: Englisch

ISBN-10: 0857522760

Genre: Realistische Fiktion

Ausgelesen: 07.11.2014

Bewertung: ★★★★☆

„The Love Song of Miss Queenie Hennessy” wurde mir vom Verlag Random House via Blogg dein Buch bereitgestellt. Ich habe mich darauf beworben, weil ich es als guten Anlass ansah, mir endlich auch „The Unlikely Pilgrimage of Harold Fry“ zu besorgen, das schon länger auf meiner Wunschliste stand. Umso mehr habe ich mich gefreut, als mir mitgeteilt wurde, dass ich gewonnen hatte. Harolds Version dieser wundervollen Geschichte hat mich sehr begeistert und berührt; dementsprechend neugierig war ich darauf, nun Queenies Seite zu erfahren.

Als Queenie Hennessy erfährt, dass Harold Fry England zu Fuß durchquert, nur um ihr einen letzten Besuch abzustatten, stürzt sie in einen emotionalen Konflikt. 20 Jahre hat sie auf Harold gewartet, nachdem sie Hals über Kopf aus seinem Leben verschwunden ist. Ihr Herz sehnt sich nach der großen Liebe ihres Lebens, doch die Aussicht, Harold wieder zu sehen, macht ihr auch Angst. Sie hütet Geheimnisse, von denen er nichts weiß, angefangen mit ihren Gefühlen bis hin zu ihrer Beziehung zu Harolds verstorbenem Sohn David. Ermutigt und unterstützt von der Nonne Schwester Mary Inconnue beginnt sie, einen letzten Brief zu schreiben, indem sie all das offenbart, was ihr seit Jahren auf der Seele liegt. Ähnlich wie Harold begibt sie sich auf eine Reise durch Erinnerungen, die sie selbst kurz vor ihrem Tod noch einmal das Leben spüren lassen.

Rachel Joyce besteht darauf, dass „The Love Song of Miss Queenie Hennessy” keine Fortsetzung von „The Unlikely Pilgrimage of Harold Fry“ ist. Sie bezeichnet es als Gefährten – Buch. Ich kann mir keine bessere Beschreibung dafür vorstellen, denn es erweitert Harolds Version der Geschichte um eine zusätzliche, eigenständige Dimension, die jedoch die gleiche Botschaft trägt: es ist nie zu spät. Harolds und Queenies Leben sind miteinander verflochten, aber sie bleiben unabhängige Individuen. Ich glaube, das hat mich am meisten an „The Love Song of Miss Queenie Hennessy” begeistert – Joyce macht deutlich, dass beide vollwertige Charaktere mit vollständigen Biografien sind, die einander in nichts nachstehen. Dementsprechend muss man „The Unlikely Pilgrimage of Harold Fry“ nicht unbedingt gelesen haben, um Queenies Geschichte zu verstehen oder zu genießen. Ich empfehle es aber trotz dessen; nicht nur, weil diese beiden in meinen Augen einfach zusammen gehören, sondern auch, weil es das Bild von Harold komplettiert.
Besonders aufgewühlt hat mich Queenies Schilderung ihrer Beziehung zu Harolds Sohn David. In „The Unlikely Pilgrimage of Harold Fry“ blieb er für mich eine Art Phantom, dessen eigenes tragisches und kurzes Leben nur bruchstückhaft zur Sprache kam. Erst Queenie ist es, die David Form und Gestalt gibt. Immer wieder hat es mich aus der Fassung gebracht, wie schrecklich unglücklich der junge Mann war. Ich fühlte mich stellenweise ähnlich verzweifelt wie Queenie selbst, die ihm so gern helfen wollte, es aber nicht konnte. David hat Spuren in meinem Herz hinterlassen; es war großartig, ihn kennenzulernen.
Queenie hingegen ist eine einnehmende Persönlichkeit aus einer anderen Zeit. Shirley Whiteside vom Independent UK schreibt, dass sie alte Werte verkörpert wie Pflichtbewusstsein, Loyalität und das Zurückstecken der eigenen Gefühle für das große Ganze. Sie hat Recht. Die Art und Weise, der Charakter von Queenies Liebe zu Harold ist über die Maßen gütig, selbstlos und bedingungslos. Kennt ihr das „Hohelied der Liebe“ aus dem 13. Kapitel des ersten Korintherbriefs? Genau SO sind Queenies Gefühle für Harold. Ich glaube nicht, dass ich so lieben könnte wie sie; stets aus der Ferne, immer nur zu geben, ohne jemals zu nehmen oder zumindest zu fordern. Es hat mich zutiefst berührt, dass Queenie ihr Leben lang auf das verzichtete, das ihr Herz am meisten begehrte und trotzdem das Glück fand. In den kleinen Momenten war sie glücklich. Denn nicht immer kommt das Glück mit einem Feuerwerk; es schleicht sich an auf leisen Sohlen, bis man eines Tages aufwacht und feststellt, dass man sein Leben um nichts in der Welt eintauschen möchte. Meine Güte, schon beim Schreiben dieser Worte bin ich den Tränen erneut nahe.

Ich liebte „The Unlikely Pilgrimage of Harold Fry“. Aber „The Love Song of Miss Queenie Hennessy” ging mir noch stärker zu Herzen. Harold durch Queenies Augen zu sehen und zusätzlich die Geschichte der Frau zu erfahren, für die er Meile um Meile läuft, war herzergreifend, ohne dabei kitschig oder übertrieben zu wirken. Ich kann es wirklich von ganzem Herzen empfehlen. Rachel Joyce hat erneut ein ehrliches, wundervolles Buch über das Leben geschrieben, das den LeserInnen vor Augen führt, dass aller Schmerz und alles Leid doch nicht das Glück aufhalten kann, wenn wir es nur hereinlassen.

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