Robin Li – Der Grendel, verbannt in alle Ewigkeit
„Der Grendel, verbannt in alle Ewigkeit“ habe ich in einer LovelyBooks – Leserunde gewonnen, für die ich mich aufgrund einer wirklich sehr netten Einladung der Autorin beworben hatte. Ich bin froh, endlich mit einiger Sicherheit von einer Autorin sprechen zu können, denn lange Zeit wusste ich gar nicht, ob Robin Li männlich oder weiblich ist. Natürlich spielt es an sich keine Rolle, es war mir allerdings schon etwas peinlich. Kürzlich fand ich jedoch ein paar Forenposts, die recht eindeutig auf eine Schriftstellerin hinweisen. Sollte ich dennoch daneben liegen – ich entschuldige mich hiermit von Herzen für diese Fehleinschätzung.
Da Robin Li so freundlich zu mir war, freute ich mich sehr auf die Lektüre. „Der Grendel“ versprach eine absurde Geschichte in bester Pratchett-Manier zu werden, die mit den Genregrenzen Seilspringen spielt.
Der Grendel – die Geißel der Galaxie. Seit tausenden von Jahren setzen die Jungas alles daran, diese Bestie unter Kontrolle zu halten. Die ganze Nation zittert, wird nur sein Name genannt. Dabei erinnert sich eigentlich niemand mehr daran, warum alle Angst vor ihm haben. Sogar seine Akte im Archiv ist erstaunlich unvollständig. Die Wahrheit ist irgendwo da draußen, verstreut in der Galaxie. Wenn der Grendel erwacht, wird dieses Wissen gebraucht werden. Doch wem wird es nützen? Wird es offenbaren, wie der Grendel zur Strecke gebracht werden kann? Oder … Wird es beweisen, dass er nicht die furchtbare Bestie ist, für die ihn alle halten, sondern ein Opfer?
Manche Bücher sind nicht für alle LeserInnen bestimmt. So, wie man nicht mit jedem Menschen auf der Welt befreundet sein kann und will, kann und will man auch nicht jedes Buch auf der Welt mögen. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben; vielleicht ist das Thema nicht das richtige, vielleicht ist die Umsetzung einer Idee nicht spannend genug gelungen. Und manchmal hat man einfach keinen Draht zum Autor oder zur Autorin. Genau das ist mir bei „Der Grendel“ passiert. Ich kann erkennen, warum andere LeserInnen sich bestimmt vor Lachen kugeln würden und es gar nicht mehr aus der Hand legen könnten – ich selbst gehöre nur leider nicht dazu. Robin Li und ich, wir passen schlicht nicht zusammen, befinden uns sowas von nicht auf einer Wellenlänge. „Der Grendel“ war für mich daher eher die Erfüllung einer Pflicht als tatsächlicher Lesespaß.
Schon der Einstieg fiel mir recht schwer. Nicht nur stieß mir Lis Schreibstil sauer auf, den ich als unnötig kompliziert und verschachtelt empfand, ich brauchte auch gute 100 Seiten, bis ich ansatzweise das Gefühl entwickelt hatte, zu wissen, worum es überhaupt geht. Mir fehlte Leichtigkeit und der lockere, absurde Witz, den ich erwartet hatte. Ich musste mich wohl oder übel damit abfinden, dass Robin Li eine andere Auffassung von Humor hat als ich. Ihre Komik erschien mir zu gewollt, zu gekünstelt, um darüber lachen zu können und auch insgesamt schlich sich der Eindruck des Verbissenen, Angestrengten ein. „Der Grendel“ war meines Erachtens nach keine Geschichte, die von selbst strömte, sondern kleinlich, verwirrend und langatmig. Für jedes Stückchen Hintergrundinformation musste ich kämpfen, als wäre dieser Roman ein unheimlich anstrengendes Puzzle. Die Teile waren alle da, wollten sich aber einfach nicht zusammen fügen.
Ich wünschte, ich könnte sagen, dass sich das Buch zumindest über die Charaktere retten konnte – leider war das nicht der Fall. Ich konnte mit keiner der vielen Figuren etwas anfangen, weil ich sie nie wirklich kennenlernen durfte. Die häufigen Szenen- und Perspektivwechsel machten es mir unmöglich, eine Verbindung aufzubauen; jedes Mal, wenn ich dachte „Jetzt erfahre ich endlich mehr über diesen Charakter!“, musste ich ihn oder sie auch schon wieder verlassen. Dementsprechend sind die Kapitel häufig ebenfalls sehr kurz. Ich fragte mich ernstlich, warum Robin Li ihre Geschichte so oft unterbrach und habe bis heute keine Antwort darauf gefunden. Sicher gibt es LeserInnen, die diese Kürze schätzen, mich macht es allerdings eher misstrauisch, weil ich es nicht verstehe. Was ich hingegen sehr wohl verstanden habe, ist, dass Robin Li keine Umgebungsbeschreibungen mag. In diesem Punkt unterscheiden wir uns maßgeblich, denn ich empfinde das Aufbauen einer dichten, greifbaren Atmosphäre als unglaublich wichtig. Ich möchte gedanklich vor Ort sein, will quasi jedes Blatt an dem Baum zählen können, unter dem der Protagonist gerade sitzt. Dazu brauche ich die Hilfe des Autors oder der Autorin. Robin Li verzichtete bewusst darauf, die Geschichte von „Der Grendel“ in eine konkrete Umgebung einzubinden, wodurch ich erhebliche Probleme hatte, sie mir vorzustellen.
Es tut mir wahnsinnig leid, dass mir „Der Grendel, verbannt in alle Ewigkeit“ nicht sonderlich gefiel. Das Buch war ein Geschenk von Robin Li; ich hätte es wirklich gern gemocht und euch hier in den schillerndsten Farben angepriesen. Es ist nicht schlecht, aber es war einfach nicht die richtige Lektüre für mich. Niemand trägt Schuld daran, dass Robin Li und ich offenbar recht verschieden sind und zumindest als Autorin und Leserin nicht zusammen passen.
Ich möchte euch nicht von „Der Grendel, verbannt in alle Ewigkeit“ abraten, denn nur, weil es nicht mein Geschmack war, heißt das ja noch lange nicht, dass es euch ebenso ergeht. Deswegen habe ich zwei Sterne vergeben. Zwar ist „Der Grendel“ nicht mein Buch, aber eures könnte es ohne Weiteres sein.
Huhu!
Eine sehr gute, faire Rezension, super geschrieben. Ich kenne das, ich habe auch vor kurzem ein Buch von Rose Snow gelesen, das ich unglaublich anstrengend fand und mit dessen Humor ich mich überhaupt nicht anfreunden konnte, aber andere Leser haben sich gekringelt…
LG,
Mikka
Hey Mikka,
danke für die aufmunternden Worte, es ist wirklich so schade, dass das Buch offenbar nicht zu mir passt. Aber sowas kommt nun mal unglücklicherweise vor…
Viele liebe Grüße,
Elli
Also ich finde das ok. Es kann einem nun mal nicht jedes Buch gefallen. Und dafür muss man sich dann auch nicht entschuldigen. Zumal du es doch wunderbar erklärt hast, warum das Buch nicht dein Fall war. Du hast schon Recht, „besonders blöd“ ist das immer, wenn man ein Buch eben von einem Autoren angeboten bekommt und es sich dann als „nicht so toll“ herausstellt. Da weiß ich auch immer nicht, wie ich das galant formulieren soll. Aber ich finde es sehr nachvollziehbar, was du geschrieben hast. Und anhand dessen denke ich mir auch, dass das Buch nicht mein Fall gewesen wäre… o.O
Huhu <3
Wie immer eine schöne und – da kann ich mich anschließen – sehr faire Rezension. Gerade Humor ist ja so ein heikles Thema, wo man schnell im Abseits stehen kann. Wenn ich etwas super lustig finde und weinend vor Lachen auf dem Boden liege, bleiben die Augen der meisten anderen Menschen staubtrocken. So ist das manchmal. Und das ist ja auch gut so!
Ansonsten hast du in gutem Ton formuliert, was dir persönlich nicht zugesagt hat. Kein Grund ein schlechtes Gewissen zu haben. Durch deine ehrliche und intensive Auseinandersetzung mit dem Buch hast du gezeigt, dass es dir wichtig war, der Autorin/dem Autor gerecht zu werden.
Fazit: Hast du gut gemacht und die Autorin/der Autor mit Sicherheit auch. Für mich wird das Buch wohl thematisch nichts sein. Ich habe ja leider noch nicht mal den lieben Pratchett gelesen, was dieses Jahr unbedingt noch nachgeholt werden muss :/
Liebe Grüße!
Melanie