V. B. Marlowe – Ember, Ember

Cover des Buches "Ember, Ember" von V. B. Marlowe

Reihe: Shadow Pines Trilogy #3

Autor_in: V. B. Marlowe

Format: Kindle Edition

Seitenzahl: 268 Seiten

Verlag: Selfpublishing

Sprache: Englisch

ASIN: B0140H2952

Genre: Fantasy > Urban Fantasy > Young Adult

Ausgelesen: 29.05.2016

Bewertung: ★★★☆☆

Autor_innen und ihre Pseudonyme. Es ist zum Haare raufen. Wie ihr euch vielleicht erinnert, erwähnte ich in der Rezension zu „Moonlight, Moonlight“, dass „The Girl with the Blood Red Lips“ V. B. Marlowes Erstling war. Das ist korrekt. Allerdings schreibt die Dame nicht nur unter diesem Namen, sondern auch als Tiffany Nicole Smith und veröffentlichte bereits 2013 ihre ersten Romane. Es ist nicht nachvollziehbar, bei welcher Identität es sich um eine Erfindung handelt. Vielleicht sind beide Namen Pseudonyme? Ich verstehe, warum Autor_innen Pseudonyme verwenden, bin als Leserin jedoch genervt davon, weil es dadurch schwierig ist, mehr als die harten Eckdaten über den/die Verfasser_in einer Geschichte herauszufinden. Ich wüsste gern mehr über die Frau, der ich die „Shadow Pines Trilogy“ samt dem Finale „Ember, Ember“ zu verdanken habe.

Die Flucht ist fehlgeschlagen. Harley und Brock wurden von einer paramilitärischen Firma gefangen genommen. Allein den Schatten haben sie es zu verdanken, dass sie nicht hingerichtet wurden. Die Firma verkauft sie an eine Forschungseinrichtung, in der früher oder später mit ihnen experimentiert werden wird. In den endlosen, sterilen Fluren des Instituts erhalten Harley und Brock überraschenderweise endlich die Antworten, nach denen sie so lange suchten. Die Wahrheit ist katastrophal und stellt alles in Frage, was die beiden über sich zu wissen glaubten. Doch sie können sich keine Schwäche erlauben, denn ihnen läuft die Zeit davon. Nicht nur ihre Leben stehen auf dem Spiel, auch die Zukunft von Shadow Pines ist in Gefahr. Ihnen bleibt keine andere Wahl, als ein weiteres Mal zu fliehen, wenn sie ihre Familien wiedersehen und die Stadt retten wollen. Haben sie gegen einen scheinbar übermächtigen Feind überhaupt eine Chance?

Es ist genau das passiert, was ich befürchtet hatte. Die Schatten sind in „Ember, Ember“ kaum mehr als eine Randnotiz. V. B. Marlowe hat es nicht geschafft, diesen ungemein interessanten Aspekt überzeugend mit den anderen Komponenten ihrer Trilogie in Einklang zu bringen. Die Schatten waren der Aufmacher der Geschichte, das Element, das mich motivierte, die Bücher zu lesen – es enttäuscht mich, dass sie im letzten Band so gut wie keine Rolle spielten. Ich verstehe ja, dass Marlowe offenbar glaubte, dass diese eine Idee nicht genug Potential für drei Bücher bieten könne. Trotzdem hätte sie sich zumindest bemühen können, diese Linie befriedigend zu einem Abschluss zu bringen. Das heißt natürlich nicht, dass „Ember, Ember“ ein schlechtes Buch wäre. Nein, ich fand es mitreißend und an einigen Stellen äußerst schockierend. Mein Lesespaß war beachtlich, sonst hätte ich es wohl kaum innerhalb eines Tages verschlungen. Harley und Brock finden endlich heraus, welche gemeinsame Vergangenheit sie verbindet. Während dieser Eröffnung habe ich mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen dagesessen. Meine Herren, so etwas möchte niemand über sich selbst erfahren. Da kann man sich beliebig oft sagen, dass man sich geändert hat, gewisse Zweifel werden immer bleiben. Das Wissen darüber, wozu man fähig ist… Vermutlich war es sogar zu krass, doch ich bin bereit, V. B. Marlowe zu verzeihen, dass sie etwas dick aufgetragen hat, weil sie die Reaktionen der beiden dafür realistisch und logisch gestaltete. Ihr Umgang mit der Wahrheit war meiner Ansicht nach eine Schlüsselszene der Geschichte. Ich bin dankbar, dass Marlowe sie genauso reagieren ließ, wie es psychologisch zu erwarten war. Obwohl sie sich nicht den Luxus leisten können, ihren Gefühlen entsprechend zu handeln, musste die Enthüllung ihre Freundschaft belasten, gerade weil diese ein tragendes Element der Trilogie ist. Ich kann nun nachvollziehen, warum Marlowe ihnen keine weiteren Vertrauten erlaubte und speziell Gianna recht lieblos ins Aus manövrierte. Nichtsdestotrotz hätte ich an ihrer Stelle darauf verzichtet, denn dadurch musste sie im finalen Band eine neue Figur etablieren: Lola. Lola trat bereits kurz in „Moonlight, Moonlight“ auf und erhält nun ihre eigene Perspektive. Sie agiert als Augen und Ohren der Leser_innen in Shadow Pines und ließ mich erleben, was dort geschieht, während Harley und Brock darum kämpfen, zurückkehren zu können. Ich mochte sie, halte sie allerdings für eine Art Notlösung. Es wäre eleganter gewesen, ihren Part von Gianna übernehmen zu lassen. Lolas Gastauftritt erschien mir zu losgelöst von den bisherigen Ereignissen und etwas zu erzwungen. Darüber hinaus endet ihr Erzählstrang sehr abrupt, sodass ich nicht einmal erfuhr, was aus ihr nach dem dramatischen Höhepunkt der Geschichte wurde.

„Ember, Ember“ ist ein spannendes Finale, obwohl es nicht alle Aspekte der Handlung der „Shadow Pines Trilogy“ zufriedenstellend abschließt. Es ist sicher der actionreichste Band des Dreiteilers, ich fand es jedoch holprig und nicht zielstrebig genug. Ich habe mich während des Lesens oft gefragt, wie Harley und Brock eigentlich planen, Shadow Pines zu retten, denn weiter als zur Flucht reichen ihre Gedanken nie. In dem Buch wird viel gerannt, ohne ein konkretes Ziel zu verfolgen, wodurch das Ende eher zufällig entsteht. Der Epilog bietet einen kleinen Ausblick in die Zukunft und ist recht offen gestaltet – ein Hintertürchen, durch das V.B. Marlowe theoretisch jeder Zeit zu Harley und Brock zurückkehren könnte. Ich würde ihr allerdings davon abraten, denn meiner Ansicht nach ist alles gesagt, was gesagt werden musste.
Insgesamt empfand ich die „Shadow Pines Trilogy“ als packend und kurzweilig. Zwar mangelt es ihr an Konstanz, doch sie hat mich gut unterhalten. Ende Juni 2016 erscheint mit „A Girl Called Dust“ der Auftakt einer neuen Trilogie aus V. B. Marlowes Feder. Ich werde mir diesen zulegen, denn ich möchte ihr Schaffen und ihre Entwicklung beobachten. Lässt sie sich nicht entmutigen und arbeitet fleißig daran, sich zu verbessern, könnte aus ihr eines Tages eine sehr erfolgreiche Schriftstellerin werden.

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