Mike Mullin – Ashfall

Cover des Buches "Ashfall" von Mike Mullin

Reihe: Ashfall #1

Autor_in: Mike Mullin

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 476 Seiten

Verlag: Tanglewood

Sprache: Englisch

ISBN-10: 1933718749

Genre: Science-Fiction > Postapokalypse > Young Adult

Ausgelesen: 25.02.2014

Bewertung: ★★★☆☆

Auf dem Cover meiner Ausgabe von „Ashfall“ von Mike Mullin findet sich folgendes Zitat vom Autor Michael Grant:

„The scariest apocalypse is one that could really happen. “

Ich kann dieser Aussage nur zustimmen; ihr Inhalt ist einer der Gründe, warum ich eine so ausgeprägte Schwäche für Dystopien habe. Es ist schwer zu erklären, was mich an negativen Zukunftsvisionen so fasziniert, doch ich schätze, dass die Vorstellbarkeit hierbei eine erhebliche Rolle spielt. Dystopien loten die verschiedenen Möglichkeiten aus, wie sich unsere Gesellschaft unter bestimmten Umständen entwickeln könnte; es gefällt mir, mir vorzustellen, wie ich selbst innerhalb dieser Entwicklung überleben könnte und mich verhalten würde.

„Ashfall“ von Mike Mullin beleuchtet eine sehr realistische Variante einer möglichen Apokalypse: Bekanntermaßen befindet sich unter dem Yellowstone – Nationalpark im Westen der USA ein Supervulkan. Dieser bricht unvorhergesehen aus und überzieht das gesamte Land mit Dunkelheit, giftiger Asche und Chaos. Damit ruiniert die Eruption auch die Wochenendpläne des 15-jährigen Alex Halloran aus Cedar Falls in Iowa, den seine Eltern allein zu Hause ließen, während sie mit seiner kleinen Schwester seinem Onkel Paul im Nachbarstaat Illinois einen Besuch abstatten wollten. Nachdem das Haus der Familie von einem riesigen Felsbrocken getroffen wurde, beschließt Alex, sich auf eigene Faust zu Fuß auf den Weg nach Illinois zu machen. Seine Reise ist lang, beschwerlich und gefährlich, doch glücklicherweise begegnet Alex der 18-jährigen Darla, die ihm mehrfach das Leben rettet und ihn auf seinem Marsch nach Warren, Illinois begleitet. Gemeinsam müssen sie sich den Auswirkungen der Eruption stellen; können sie in der postapokalyptischen Welt überleben und Alex‘ Familie ausfindig machen?

Während der Lektüre von „Ashfall“ bemerkte ich, dass ich durchgängig Probleme hatte, meine Konzentration aufrecht zu erhalten. Ich habe lange gerätselt, woran das lag, denn eigentlich gefiel mir der Roman gut. Ich kam zu folgendem Schluss: der Spannungsbogen der Handlung ist konstant niedrig. Es gibt in „Ashfall“ wenig überraschende Momente, da Mike Mullin sich hauptsächlich auf die Darstellung des alltäglichen Kampfes in der postapokalyptischen Welt nach der Eruption konzentrierte. So sind die Protagonisten Alex und Darla eher selten zwischenmenschlichen Konflikten ausgesetzt, was in einen recht unspektakulären Handlungsverlauf resultiert. Der Fokus liegt auf den Folgen des Vulkanausbruchs; das heißt, der Leser begleitet Alex und Darla bei ihrem Kampf gegen Kälte, Durst, Hunger und toxische Asche. Hinzu kommen natürlich noch die von der Asche ausgelöste Dunkelheit (bzw. das Zwielicht) und die Isolation von der Welt. Vor diesem Hintergrund ist „Ashfall“ wirklich toll geschrieben; Mullin demonstriert eindrucksvoll, wie das Leben nach dem Ausbruch eines Supervulkans aussehen könnte. Seine Interpretation der möglichen Konsequenzen ist gut recherchiert, im Anhang meiner Ausgabe gibt er sogar eine kurze Übersicht über seine Quellen. Tatsächlich bin ich geneigt, mir eines der Bücher zuzulegen und mehr über die Materie Supervulkane zu lernen. Die Charaktere des Romans sind Sympathieträger; an Alex mochte ich besonders, dass er so herrlich normal ist. Er ist ein Durchschnittsjugendlicher, der im Grunde keine speziellen Überlebensfähigkeiten hat, von seiner Ausbildung in Taekwondo mal abgesehen. Dadurch wirken seine Reaktionen real und nachvollziehbar. Eine Figur, die so alltäglich ist, läuft schnell Gefahr, stereotyp zu sein; Alex ist es jedoch nicht, seine Normalität lässt ihn stattdessen lebendig wirken. Dem gegenüber steht die super toughe Darla, die schon seit Jahren eine Farm allein bewirtschaften musste. Darla ist handwerklich begabt und praktisch veranlagt; obwohl ich die Erklärung für ihre Fähigkeiten ein wenig dünn fand, behindert das die Identifikation mit ihr nicht. Die Beziehung zwischen dem Leser und Alex ist zwar deutlich intensiver, doch Darla fügt der Geschichte eine handfeste Facette hinzu und darüber hinaus fungiert sie als Alex‘ Lehrerin.

Insgesamt gefiel mir „Ashfall gut, meine Konzentrationsschwierigkeiten rührten vermutlich daher, dass ich eine aufregendere Geschichte erwartet hatte. Mike Mullins Roman überzeugt dementsprechend weniger durch die Handlung, sondern eher durch den Realismus der dargestellten Umstände. Ich kann dieses Buch daher Lesern empfehlen, die konkrete Dystopien mögen und bereit sind, dafür auf eine rasante Handlung zu verzichten.

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