Timothy Carter – Dämonenhunger

Cover des Buches "Dämonenhunger" von Timothy Carter

Autor_in: Timothy Carter

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 304 Seiten

Verlag: Droemer Knaur

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3426503328

Genre: Fantasy > Urban Fantasy

Ausgelesen: 01.02.2015

Bewertung: ★★☆☆☆

Auf den Autor Timothy Carter stieß ich zum ersten Mal auf dem Mängelexemplar-Grabbeltisch einer Bahnhofsbuchhandlung. Dort fiel mir sein Buch „Böser Engel“ in die Hände. Ich fand es originell und zum Schießen komisch, weshalb ich unbedingt weitere Romane aus Carters Feder lesen wollte. So kam ich zu „Dämonenhunger“. Über den Autor selbst konnte ich leider kaum etwas herausfinden; offenbar ist er einer der letzten Menschen, die zwar im öffentlichen Leben stehen (zumindest halbwegs), über die es aber keinen Wikipedia-Artikel gibt. Droemer Knaur beschreibt seine Bücher als „schnell, actionreich und voller rabenschwarzem Humor“, was ich durchaus so unterschreiben kann. Nachdem ich in „Böser Engel“ bereits gelernt hatte, wie man mit schwierigen himmlischen Boten umgeht, freute ich mich nun darauf, in „Dämonenhunger“ herauszufinden, wie man den Weltuntergang überlebt.

Als Vincent Drear sein Schulprojekt zum Thema „Weltuntergang“ vorstellt, hätte er niemals damit gerechnet, dass er ihn bald selbst erlebt. Ebenso wenig hätte er je vermutet, dass es Elfen, Feen und Dämonen wirklich gibt. Nun muss er sich schnell mit beidem abfinden, denn die Menschheit hat nur noch wenige Tage auf Erden. Doch es gibt Hoffnung. Über Portale sollen sich zumindest einige Menschen retten können. Eigentlich hätten sie den Ruf dieser Portale längst vernehmen sollen, aber irgendetwas blockiert ihren Sog. Mithilfe seiner Freunde muss Vincent herausfinden, was es ist, um zu verhindern, dass die letzte Chance der Menschen verfällt und alle, die er kennt und liebt, von Dämonen gefressen werden.

„Dämonenhunger“ ist witzig, aber nicht so witzig. Es ist originell, aber nicht so originell. Es ist ein typisches Schulterzucken-Buch. Es hat mich einigermaßen gut unterhalten, unterm Strich spielt es für mich jedoch keine große Rolle, ob ich es gelesen habe oder nicht. Vielleicht lagen zwischen „Böser Engel“ und „Dämonenhunger“ zu viele Jahre in denen meine Ansprüche gestiegen sind, wahrscheinlicher ist allerdings, dass es einfach nicht so gut ist wie Carters erster Roman. Gefühlt besteht das Buch aus einer absurden Prügelszene nach der anderen. Menschen prügeln sich mit Elfen, Feen mit Dämonen, Dämonen mit Elfen und so weiter und so weiter und so fort. Natürlich gibt es eine Handlung, aber diese wird von all den Schlägereien völlig überdeckt. Darüber hinaus empfand ich es als äußerst dialoglastig, sodass ich oft Probleme hatte, mich in neuen Situationen zurecht zu finden. Beispielsweise landet der Protagonist Vincent im Laufe der Geschichte im Krankenhaus, weil er eine schwere Verletzung im Brustbereich hat. Ich habe nie erfahren, wie schlimm verletzt er wirklich ist und was für eine Verletzung das eigentlich ist, weil Carter es nicht für nötig hielt, mich darüber aufzuklären. Für mein Verständnis wäre es aber wichtig gewesen, weil ich auf diese Weise nicht ausloten konnte, wie kampffähig Vincent ist und wie sehr ihn die Strapazen seiner Bemühungen belasten. Ich könnte auch keine verlässliche Charakterbeschreibung von ihm anfertigen; eigentlich weiß ich nicht einmal richtig, wie er aussieht. Meiner Meinung nach hat Timothy Carter viel zu viel Wert darauf gelegt, lustig zu sein und möglichst unwahrscheinliche Handlungsabläufe zu konzipieren und vergaß darüber, seinen Figuren Tiefe zu verleihen. Carters Humor ist dabei in „Dämonenhunger“ für meine Begriffe zu aufdringlich; seine Szenen glänzen nicht mit lockerer, natürlicher Absurdität, sondern sind stark gekünstelte Darstellungen. Statt seine Figuren in die eine oder andere Richtung zu zwingen, hätte Carter ihnen mehr Raum zur Entfaltung zugestehen sollen – die Lacher wären dann ganz von selbst gekommen, davon bin ich überzeugt.
Nichtsdestotrotz fand ich Carters Idee des Weltuntergangs interessant, weil sie gar nicht so unlogisch ist. Er schlägt vor, dass jede Spezies ihre Epoche (daher auch der Originaltitel „Epoch“) hat; ist diese abgelaufen, wird die Erde von der Putztruppe des Universums gesäubert: den Dämonen. Diese sind eher putzig als wirklich bedrohlich, vor allem aufgrund ihres knubbeligen Körperbaus (s. Cover), aber ihren Job machen sie wohl seit Jahrhunderten ziemlich gut. Mir gefällt die Vorstellung, dass es so funktionieren könnte und warum auch nicht? Unser Verständnis der Welt ist ja doch reichlich begrenzt, wer weiß schon mit absoluter Sicherheit, was vor uns war? Vielleicht ist die Erde viel älter, als wir glauben; warum sollte sie nicht einst von Elfen und Feen bevölkert gewesen sein? Timothy Carter scheint jemand zu sein, der ähnlich wie ich an solche Fantasien glauben mag, was ihn mir definitiv sympathisch macht.

„Dämonenhunger“ ist ein Buch, das man nicht lesen muss, das aber für nette Unterhaltung sorgt. Für Zwischendurch zum Abschalten ist es sicher nicht schlecht, feinsinnigen Humor dürft ihr allerdings nicht erwarten. Es ist eher plakativ und oberflächlich. Ich denke nicht, dass ich Timothy Carters Schaffen weiter verfolgen werde; es gibt genug andere AutorInnen, die meinem Sinn für Humor mehr entsprechen. Sollte ich den Weltuntergang jedoch tatsächlich eines Tages erleben, werde ich dafür sorgen, dass Insektenvernichtungsmittel im Haus ist. Man kann ja nie wissen. ;)

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