Cover des Buches "Schweinsgalopp" von Terry Pratchett

Titel: „Schweinsgalopp“

OT: „Hogfather“

Reihe: Scheibenwelt #20

Autor_in: Terry Pratchett

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 413 Seiten

Verlag: Goldmann

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3442437792

Genre: Fantasy > High Fantasy

Ausgelesen: 23.12.2020

Bewertung: ★★★★☆

In Terry Pratchetts „Scheibenwelt“ gibt es kein Weihnachten. Das Weihnachtsfest wie wir es kennen kann dort nicht stattfinden, weil die damit verbundene christliche Mythologie auf der Scheibenwelt gänzlich unbekannt ist. Allerdings sind viele der Bräuche, die wir bis heute anlässlich von Weihnachten und Silvester praktizieren, deutlich älter als das Christentum.

Deshalb hatte Pratchett keinerlei Hemmungen, mithilfe dieser Traditionen für den 20. Band „Schweinsgalopp“ eine Scheibenwelt-Variante von Weihnachten zu entwickeln, die natürlich etwas anders ausfällt. Weihnachten feiert man nicht dort nicht vom 24. bis 26. Dezember, man feiert es an Silvester und Kinder werden nicht vom Weihnachtsmann besucht, sondern vom Schneevater. Bisher jedenfalls …

Überall auf der Scheibenwelt feiert man Silvester. Zum Jahreswechsel wird dekorativ geschmückt, Familien kommen zusammen und alle Kinder warten ungeduldig auf den Schneevater. Eingehüllt in einen roten Mantel fliegt der Schneevater in seinem von vier mächtigen Ebern gezogenen Schlitten durch die Silvesternacht, besucht jedes Haus und belohnt brave Kinder mit Geschenken.

Doch dieses Jahr ist das Fest bedroht. Der Schneevater ist verschwunden. Der Glaube an ihn erlischt. Das resultierende Glaubensvakuum erweckt zahllose Mini-Gottheiten zum Leben, die niemand braucht und die jede Menge Ärger verursachen. Ein Ersatz muss her. Da niemand sonst den Job übernehmen kann, springt Tod ein. Sein Kostüm sitzt zwar nicht richtig und mit dem fröhlichen Lachen hat er so seine Probleme, aber Geschenke zu verteilen gelingt ihm erstaunlich gut.

Währenddessen versucht seine überaus vernünftige Enkelin Susanne herauszufinden, was mit dem echten Schneevater passiert ist. Wo ist er? Wurde er entführt? Und was hat eigentlich die Zahnfee mit seinem Verschwinden zu tun?

Überall auf der Scheibenwelt feiert man Silvester. Zum Jahreswechsel wird dekorativ geschmückt, Familien kommen zusammen und alle Kinder warten ungeduldig auf den Schneevater. Eingehüllt in einen roten Mantel fliegt der Schneevater in seinem von vier mächtigen Ebern gezogenen Schlitten durch die Silvesternacht, besucht jedes Haus und belohnt brave Kinder mit Geschenken.

Doch dieses Jahr ist das Fest bedroht. Der Schneevater ist verschwunden. Der Glaube an ihn erlischt. Das resultierende Glaubensvakuum erweckt zahllose Mini-Gottheiten zum Leben, die niemand braucht und die jede Menge Ärger verursachen. Ein Ersatz muss her. Da niemand sonst den Job übernehmen kann, springt Tod ein. Sein Kostüm sitzt zwar nicht richtig und mit dem fröhlichen Lachen hat er so seine Probleme, aber Geschenke zu verteilen gelingt ihm erstaunlich gut.

Währenddessen versucht seine überaus vernünftige Enkelin Susanne herauszufinden, was mit dem echten Schneevater passiert ist. Wo ist er? Wurde er entführt? Und was hat eigentlich die Zahnfee mit seinem Verschwinden zu tun?

„Schweinsgalopp“: Unser Glaube formt die Realität

„Schweinsgalopp“ ist ein Bonbon mit einem Kaugummi in der Mitte: Man lutscht und lutscht und lutscht, bis sich Geschmack und Konsistenz ganz plötzlich verändern und man etwas völlig anderes erhält, als man ursprünglich erwartete. Bis kurz vor Schluss ist dieser 20. Band der „Scheibenwelt“-Reihe ein gewohnt amüsantes Spektakel voller absurder Dialoge und liebenswerter Charaktere, das mich oft zum Lachen brachte. Gerade, wenn man den Roman um die Weihnachtszeit herum liest, macht es großen Spaß, die Silvesterbräuche auf der Scheibenwelt – speziell in der Metropole Ankh-Morpork, in der „Schweinsgalopp“ überwiegend spielt – mit unseren Weihnachtsbräuchen in der Realität zu vergleichen. Vieles ist anders, aber keineswegs fremd, wodurch ein satirisch-parodistischer Wiedererkennungswert entsteht, der eine vergnügliche Lektüre garantiert.

Ich fand mich zwischen den beschriebenen Traditionen sehr schnell zurecht, weil der Kern des Festes derselbe ist, der unser Weihnachten kennzeichnet, inklusive aller Hürden und Konflikte. Ein Zusammentreffen der gesamten Familie führt auch auf der Scheibenwelt gerne mal zu Streitigkeiten und die Frage, wie hoch der Stellenwert des Konsums anlässlich eines Feiertages, an dem das Schenken im Mittelpunkt steht, sein sollte, begleitet die ganze Geschichte.

Dieser Aspekt des Romans wird hauptsächlich durch Tods Rolle darin transportiert. Da Tod in „Schweinsgalopp“ für den verschwundenen Schneevater einspringt und bekanntermaßen ab und zu Schwierigkeiten hat, menschliches (bzw. sterbliches) Verhalten nachzuvollziehen, nutzt Terry Pratchett seine Perspektive des Außenseiters, um unser Benehmen an Weihnachten mit einem Augenzwinkern zu hinterfragen. Ich fand es nicht im Mindesten überraschend, dass es Tod gefällt, den Schneevater zu mimen.

Der Schneevater ist in der Mythologie der Scheibenwelt, die Pratchett plausibel illustriert, eine äußerst positiv konnotierte Figur, die mit Emotionen wie Dankbarkeit und Freude assoziiert wird. Sein Daseinszweck ist im Geben definiert und steht Tods üblicher Aufgabe damit diametral gegenüber, wodurch dem Schnitter neue Einblicke in das Wesen der Sterblichen gewährt werden. Ich freute mich für ihn, dass ihm diese einzigartige Erfahrung zuteilwird, denn besonders die Kinder der Scheibenwelt haben keine Probleme, ihn als etwas merkwürdigen Schneevater zu akzeptieren.

Kinderglaube ist exakt das Motiv, das „Schweinsgalopp“ am Ende von einem Bonbon in einen Kaugummi verwandelt. Pratchett präsentiert die sehr interessante These, dass wir als Kinder lernen müssen, an Entitäten wie den Weihnachtsmann (oder den Schneevater) zu glauben, um als Erwachsene an abstrakte, nicht greif- und beweisbare Konzepte wie Güte, Gerechtigkeit und Großzügigkeit glauben zu können. Er geht sogar noch einen Schritt weiter und deutet an, dass diese Konzepte, die so wichtig für unser Miteinander sind, ausschließlich existieren, weil wir an sie glauben. Durch diese philosophische Überlegung ist „Schweinsgalopp“ meiner Meinung nach einer der tiefsinnigsten „Scheibenwelt“-Romane, der eine wundervolle Botschaft vermittelt, die den Geist von Weihnachten zauberhaft aufgreift.

„Schweinsgalopp“ ist kein herkömmlicher Weihnachtsroman. Dennoch ist es ein Buch, das hervorragend in die Weihnachtszeit passt und mich sogar in Weihnachtsstimmung versetzte. Deshalb verzeihe ich Pratchett, dass er den Vermisstenfall des Schneevaters und dessen Verbindung zur Zahnfee erst spät und recht widerwillig aufklärt. Das Kunststück, eine überzeugende Kehrtwende von ulkigem Klamauk zu tiefgründigem Philosophieren hinzulegen, ist beeindruckend und gestaltete die Lektüre für mich überraschend nachdenklich und befriedigend. Terry Pratchett begnügte sich eben nicht damit, sich über menschliches Verhalten lustig zu machen und dafür schätze ich ihn ungemein.

Besonders zum Jahresende ist die besinnliche Note, mit der „Schweinsgalopp“ schließt, angemessen und hinterlässt etwas, das wir alle in unseren Herzen als wahr erkennen: Unser Glaube formt unsere Realität.

Ich wünsche euch allen eine tolle, sichere Silvesternacht und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2021! Und solltet ihr das Geräusch von Hufen und Kufen auf dem Dach hören: Keine Sorge, das ist nur der Schneevater, der Geschenke bringt!

„Schweinsgalopp“: Unser Glaube formt die Realität

„Schweinsgalopp“ ist ein Bonbon mit einem Kaugummi in der Mitte: Man lutscht und lutscht und lutscht, bis sich Geschmack und Konsistenz ganz plötzlich verändern und man etwas völlig anderes erhält, als man ursprünglich erwartete. Bis kurz vor Schluss ist dieser 20. Band der „Scheibenwelt“-Reihe ein gewohnt amüsantes Spektakel voller absurder Dialoge und liebenswerter Charaktere, das mich oft zum Lachen brachte. Gerade, wenn man den Roman um die Weihnachtszeit herum liest, macht es großen Spaß, die Silvesterbräuche auf der Scheibenwelt – speziell in der Metropole Ankh-Morpork, in der „Schweinsgalopp“ überwiegend spielt – mit unseren Weihnachtsbräuchen in der Realität zu vergleichen. Vieles ist anders, aber keineswegs fremd, wodurch ein satirisch-parodistischer Wiedererkennungswert entsteht, der eine vergnügliche Lektüre garantiert.

Ich fand mich zwischen den beschriebenen Traditionen sehr schnell zurecht, weil der Kern des Festes derselbe ist, der unser Weihnachten kennzeichnet, inklusive aller Hürden und Konflikte. Ein Zusammentreffen der gesamten Familie führt auch auf der Scheibenwelt gerne mal zu Streitigkeiten und die Frage, wie hoch der Stellenwert des Konsums anlässlich eines Feiertages, an dem das Schenken im Mittelpunkt steht, sein sollte, begleitet die ganze Geschichte.

Weitere „Scheibenwelt“-Rezensionen

Dieser Aspekt des Romans wird hauptsächlich durch Tods Rolle darin transportiert. Da Tod in „Schweinsgalopp“ für den verschwundenen Schneevater einspringt und bekanntermaßen ab und zu Schwierigkeiten hat, menschliches (bzw. sterbliches) Verhalten nachzuvollziehen, nutzt Terry Pratchett seine Perspektive des Außenseiters, um unser Benehmen an Weihnachten mit einem Augenzwinkern zu hinterfragen. Ich fand es nicht im Mindesten überraschend, dass es Tod gefällt, den Schneevater zu mimen.

Der Schneevater ist in der Mythologie der Scheibenwelt, die Pratchett plausibel illustriert, eine äußerst positiv konnotierte Figur, die mit Emotionen wie Dankbarkeit und Freude assoziiert wird. Sein Daseinszweck ist im Geben definiert und steht Tods üblicher Aufgabe damit diametral gegenüber, wodurch dem Schnitter neue Einblicke in das Wesen der Sterblichen gewährt werden. Ich freute mich für ihn, dass ihm diese einzigartige Erfahrung zuteilwird, denn besonders die Kinder der Scheibenwelt haben keine Probleme, ihn als etwas merkwürdigen Schneevater zu akzeptieren.

Kinderglaube ist exakt das Motiv, das „Schweinsgalopp“ am Ende von einem Bonbon in einen Kaugummi verwandelt. Pratchett präsentiert die sehr interessante These, dass wir als Kinder lernen müssen, an Entitäten wie den Weihnachtsmann (oder den Schneevater) zu glauben, um als Erwachsene an abstrakte, nicht greif- und beweisbare Konzepte wie Güte, Gerechtigkeit und Großzügigkeit glauben zu können. Er geht sogar noch einen Schritt weiter und deutet an, dass diese Konzepte, die so wichtig für unser Miteinander sind, ausschließlich existieren, weil wir an sie glauben. Durch diese philosophische Überlegung ist „Schweinsgalopp“ meiner Meinung nach einer der tiefsinnigsten „Scheibenwelt“-Romane, der eine wundervolle Botschaft vermittelt, die den Geist von Weihnachten zauberhaft aufgreift.

„Schweinsgalopp“ ist kein herkömmlicher Weihnachtsroman. Dennoch ist es ein Buch, das hervorragend in die Weihnachtszeit passt und mich sogar in Weihnachtsstimmung versetzte. Deshalb verzeihe ich Pratchett, dass er den Vermisstenfall des Schneevaters und dessen Verbindung zur Zahnfee erst spät und recht widerwillig aufklärt. Das Kunststück, eine überzeugende Kehrtwende von ulkigem Klamauk zu tiefgründigem Philosophieren hinzulegen, ist beeindruckend und gestaltete die Lektüre für mich überraschend nachdenklich und befriedigend. Terry Pratchett begnügte sich eben nicht damit, sich über menschliches Verhalten lustig zu machen und dafür schätze ich ihn ungemein.

Besonders zum Jahresende ist die besinnliche Note, mit der „Schweinsgalopp“ schließt, angemessen und hinterlässt etwas, das wir alle in unseren Herzen als wahr erkennen: Unser Glaube formt unsere Realität.

Ich wünsche euch allen eine tolle, sichere Silvesternacht und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2021! Und solltet ihr das Geräusch von Hufen und Kufen auf dem Dach hören: Keine Sorge, das ist nur der Schneevater, der Geschenke bringt!

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