Kevin Hearne – Hounded
Nach der Lektüre von „Hounded“ habe ich versucht, mich ein bisschen mit irisch – keltischer Mythologie und Religion zu beschäftigen. Ich wollte vor allem die von Kevin Hearne benannten Gottheiten recherchieren. Ich musste leider schnell einsehen, dass das kein so einfaches Unterfangen ist, wie ich es bisher von anderen Götterpantheons gewohnt war. Scheinbar ist die keltische Mythologie unheimlich komplex und das Göttergeschlecht der Túatha dé Danann, das in „Hounded“ auftaucht, ist nur ein winziger Bruchteil der hauptsächlich mündlich überlieferten Legenden. Ich bin ein bisschen traurig, dass ich Kevin Hearnes Recherchen dementsprechend nicht so leicht nachvollziehen kann; wie es aussieht, werde ich mir wohl mal ein Gesamtwerk zu dem Thema zulegen müssen, um zumindest einen groben Überblick zu erhalten.
In „Hounded“ begegnen die LeserInnen dem Druiden Atticus O’Sullivan – das ist natürlich nicht sein Geburtsname, schließlich ist Atticus 2.100 Jahre alt. Dank seiner magischen Kräfte, Intelligenz und seines Anpassungsvermögens hat er die Jahrhunderte überdauert und sieht dabei immer noch aus wie ein knackiger 21-jähriger Ire. In den letzten Jahren hat er sich in Arizona häuslich eingerichtet, betreibt einen kleinen okkulten Buchladen und verbringt seine Freizeit hauptsächlich mit seinem Wolfshund Oberon. Doch die Fesseln einer so langen Vergangenheit lassen sich leider nicht so einfach abschütteln: vor Jahrhunderten stahl Atticus von einem Schlachtfeld das machtvolle magische Schwert Fragarach, sehr zum Ärgernis des Gottes Aenghus Óg. Jetzt will Aenghus Fragarach um jeden Preis zurück und Atticus muss sich nach langer Zeit des Davonlaufens dem unausweichlichen Kampf stellen.
Die Geschichte, die Kevin Hearne in „Hounded“ erzählt, ist natürlich nicht neu: ein Individuum mit übernatürlichen Fähigkeiten gerät zwischen die Fronten der Götter und muss kämpfen, um zu überleben. Doch die Umsetzung ist so frisch und originell, dass es mir viel Spaß gemacht hat, Atticus zu begleiten. Wie bereits angedeutet kenne ich mich mit keltischer Mythologie überhaupt nicht aus, daher war die Welt eines Druiden für mich völlig neu und unbekanntes Terrain, was mir im Genre Urban Fantasy wirklich nicht oft passiert. Trotz dessen hatte ich keinerlei Probleme, mich in Hearnes Universum zurecht zu finden. Er lässt Atticus als Ich-Erzähler agieren, dadurch werden Götter, Supras und Atticus‘ (vergangenes) Leben beiläufig, aber einleuchtend erklärt. Zusätzlich stattete er den Druiden mit einem herrlichen Sinn für Humor aus, wodurch der gesamte Roman locker und leicht wirkt. Mir gefiel es außerdem besonders gut, dass Atticus nicht im Mindesten Schwierigkeiten hat, sich an die Moderne anzupassen. Er hat sich mehr oder minder perfekt in die heutige Zeit integriert, macht sich aber auch nie wirklich Gedanken darüber, dass seine wahre Identität aufgedeckt werden könnte. Ihn zeichnet eine gewisse, sehr sympathische Sorglosigkeit aus; er scheint fest daran zu glauben, mithilfe seiner Freunde und Verbindungen einfach jedes Problem lösen zu können, sei es nun die Beseitigung einer Leiche oder die Manipulationen der Götter.
Das Thema Götter beleuchtet Kevin Hearne aus einer sehr interessanten Perspektive: in seiner Darstellung existieren alle Götter aller Religionen parallel. Er deutet an, dass die wahrhafte Existenz eines Gottes von seiner Glaubensgemeinschaft abhängig ist; das heißt im Klartext „Glaubt niemand an dich, kannst du auch nicht existieren.“. Diese Idee kenne ich schon von Terry Pratchetts „Einfach göttlich“, doch auf unsere Welt bezogen fasziniert mich der Gedanke ungemein.
Kevin Hearne hat mir mit seinem Auftakt der Iron Druid Chronicles sehr viel Lesespaß bereitet. „Hounded“ ist ein innovativer, witziger Urban Fantasy Roman, der sich mit einer Mythologie auseinandersetzt, die man meines Erachtens nach nicht tagtäglich in der Literatur antrifft. Darüber hinaus glänzt der Protagonist Atticus durch Intelligenz, Charme und Herz; seine zahlreichen Gespräche mit seinem Wolfshund Oberon werden mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Ich möchte die Reihe unbedingt weiter verfolgen.
Ich kann „Hounded“ nur wärmstens an alle FreundInnen der Urban Fantasy empfehlen. Allerdings muss ich darauf hinweisen, dass der Autor männlich ist und sich das wieder einmal im Stil des Buches niederschlägt. Es gibt keine kitschig-romantischen Szenen, keine Erotik; Kevin Hearne setzte Prioritäten und konzentriert sich ausschließlich auf das Wesentliche seiner Geschichte. Ich finde das fabelhaft und ich bin überzeugt, unter meinen LeserInnen wird es ebenfalls einige geben, die einen Urban Fantasy Roman bar jeglicher Schwülstigkeit zu schätzen wissen.
Ich liebe diese Serie!
Mit den keltischen Gottheiten kenn ich mich auch nicht aus, hatte aber nicht das Bedürfnis mich darüber schlau zu machen. Dafür kenn ich mich mehr mit den germanischen Gottheiten aus, die später verstärkt kommen (Teil 3).
Aber wieso sollte sich Atticus eigentlich nicht in der Modernen Welt zurech finden? Ich mein, er lebt schließlich mit der Zeit. Also es ist ja nicht so, dass er aus der Vergangenheit in die Zukunft reist.. versteht irgendwer was ich damit sagen will? Die Welt entwickelt sich, er entwickelt sich mit.
Wie fandest du das Englisch?
Ich verstehe genau, was du sagen möchtest und genau das gefiel mir so gut – dass Atticus eben KEINE Probleme mit der Anpassung hat. In manch anderen Urban Fantasy Romanen tun sich die Figuren manchmal ein wenig schwer damit; meiner Erfahrung nach sind es meistens die Vampire, die komische Verhaltensweisen aus einer anderen Zeit an den Tag legen, weil sie in der Regel die ältesten sind. Ich fand das schon immer irgendwie unlogisch, denn wie du schon sagtest, die Welt entwickelt sich, also warum schaffen es solche Charaktere nicht, mit der Entwicklung Schritt zu halten? In meiner Ausgabe von „Hounded“ ist ein kurzer Auszug aus dem zweiten Teil „Hexed“ enthalten, in dieser Szene unterhält sich Atticus mit seinem vampirischen Anwalt Leif. Leif hat sehr wohl Schwierigkeiten, sich zeitgerecht zu verhalten und auszudrücken, ganz im Gegensatz zu Atticus. Worauf ich hinaus will: Kevin Hearne HÄTTE Atticus mit Anpassungsschwierigkeiten ausstatten können, hat er aber nicht und das gefällt mir. :)
Ich fand das Englisch in Ordnung. „Hounded“ las sich natürlich nicht so leicht wie ein Young Adult Roman und ein paar Formulierungen waren mir nicht geläufig, aber insgesamt kam ich gut damit zurecht. Da hatte ich mit „Promise of Blood“ von Brian McClellan mehr Probleme. Ich hatte nicht das Gefühl, irgendetwas zu verpassen. :)
Gut, dass du es schon selbst ansprichst. Ja, Leif hat da so seine Probleme, was ich einfach nicht verstanden hab.
Ja es ist gut, dass Hearne Atticus keine Anpassungsschwierigkeiten verpasst hat. Die Paranoia reicht schon ;) Obwohl ich die durchaus verstehen. Und ihn sympatisch macht.
[…] der Protagonist der “Iron Druid Chronicles” – Reihe von Kevin Hearne (s. “Hounded”). Er ist vielleicht 2.100 Jahre alt, aber ich stelle ihn mir wirklich heiß […]
[…] während er darauf wartete, dass die Verlage auf ein anderes seiner Manuskripte reagierten. Als er “Hounded” verkauft hatte, lehnte der gleiche Verlag dieses erste Manuskript ab. Er wäre abgelehnt worden! […]
[…] ihr den ersten Band der Iron Druid Chronicles (“Hounded“) mochtet, könnt ihr „Hexed“ ohne weiteres ebenfalls lesen. Kevin Hearne behält sein Niveau […]