Cover des Buches "Der Nachtzirkus" von Erin Morgenstern

Titel: „Der Nachtzirkus“

OT: „The Night Circus“

Autor_in: Erin Morgenstern

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 464 Seiten

Verlag: Ullstein

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 354828549X

Genre: Fantasy > Urban Fantasy

Ausgelesen: 09.05.2017

Bewertung: ★★★★☆

Erin Morgenstern, die Autorin des Erfolgsromans „Der Nachtzirkus“, ist mir unheimlich sympathisch. Nicht, weil ihr Buch zauberhaft ist (obwohl es das ist), sondern weil sie ehrlich ist. Seit 2011 hat Morgenstern nichts mehr veröffentlicht. Sie arbeitet an einem neuen Projekt, ohne dass ein Ende absehbar wĂ€re. Warum wird die gute Frau nicht fertig, fragt ihr euch? Weil ihr das Schreiben unfassbar schwerfĂ€llt, was sie auf ihrem Blog offen bekennt.

Genau das ist der Grund, weshalb ihr spontan mein Herz zufliegt. Sie ist kein Naturtalent. Sie muss hart fĂŒr jedes Wort kĂ€mpfen und jeden Satz mĂŒhsam erarbeiten. Ich verstehe, dass sie der Schreibprozess folglich hĂ€ufig frustriert und das letzte, was sie hören oder lesen möchte, Fragen danach sind, wann endlich ihr neues Buch rauskommt. Also, lassen wir Erin Morgenstern doch einfach in Ruhe und erfreuen uns an dem, was wir haben: „Der Nachtzirkus“.

Er kĂŒndigt sich nicht an. Er kommt auf leisen Sohlen, im Schutz der Nacht. Eines Morgens stehen seine Zelte plötzlich auf einem Feld oder einem freien Platz in deiner Stadt, wie von Geisterhand. Er öffnet erst nach Einbruch der Dunkelheit. Einen Besuch wirst du nie mehr vergessen. Er lehrt dich das Staunen, verzaubert dich mit unbeschreiblichen Wundern: Der Cirque des RĂȘves.

Niemand ahnt, dass der gefeierte Zirkus der TrĂ€ume hinter den Kulissen der Austragungsort eines magischen Wettstreits ist. Zwischen den fantastischen Zelten einzigartiger Attraktionen tobt der Kampf zweier konkurrierender Zauberer, ein Kampf auf Leben und Tod. Jahrelang bereiteten sie ihre SchĂŒtzlinge akribisch auf die Anforderungen des Wettbewerbs vor, schulten und testeten sie unabhĂ€ngig voneinander. Marco und Celia wurde das Geschenk der Magie zuteil. Doch dieses Geschenk fordert einen entsetzlich hohen Preis. Wie hoch dieser Preis tatsĂ€chlich ist, erfahren sie erst, als sie sich begegnen und sich unsterblich ineinander verlieben 


Er kĂŒndigt sich nicht an. Er kommt auf leisen Sohlen, im Schutz der Nacht. Eines Morgens stehen seine Zelte plötzlich auf einem Feld oder einem freien Platz in deiner Stadt, wie von Geisterhand. Er öffnet erst nach Einbruch der Dunkelheit. Einen Besuch wirst du nie mehr vergessen. Er lehrt dich das Staunen, verzaubert dich mit unbeschreiblichen Wundern: Der Cirque des RĂȘves.

Niemand ahnt, dass der gefeierte Zirkus der TrĂ€ume hinter den Kulissen der Austragungsort eines magischen Wettstreits ist. Zwischen den fantastischen Zelten einzigartiger Attraktionen tobt der Kampf zweier konkurrierender Zauberer, ein Kampf auf Leben und Tod. Jahrelang bereiteten sie ihre SchĂŒtzlinge akribisch auf die Anforderungen des Wettbewerbs vor, schulten und testeten sie unabhĂ€ngig voneinander. Marco und Celia wurde das Geschenk der Magie zuteil. Doch dieses Geschenk fordert einen entsetzlich hohen Preis. Wie hoch dieser Preis tatsĂ€chlich ist, erfahren sie erst, als sie sich begegnen und sich unsterblich ineinander verlieben 


„Der Nachtzirkus“: Eine Hommage an alles Zauberhafte, UnerklĂ€rliche und Wundersame

Ich will mir ein Beispiel an Erin Morgensterns Ehrlichkeit nehmen: Die Rezension zu „Der Nachtzirkus“ fĂ€llt mir schwer. Ich weiß nicht so richtig, was ich schreiben soll. Diesem Buch ist nichts hinzuzufĂŒgen, es gibt meiner Meinung nach keine RĂ€tsel, die analysiert oder entschlĂŒsselt werden mĂŒssten. Es steht fĂŒr sich selbst. Die Geschichte lebt durch sich selbst, nach versteckten Bedeutungen fahndete ich vergeblich.

Ich habe das GefĂŒhl, dass Erin Morgenstern nicht versuchte, eine Botschaft zu vermitteln, sondern einfach einen Roman schrieb, der eine wundervolle Hommage an die Fantasie und die Liebe, an alles Zauberhafte, UnerklĂ€rliche und Wundersame ist. Sie schrieb ein Buch zum Genießen, ein Buch zum TrĂ€umen. Ich denke nicht, dass sie möchte, dass sich ihre Leser_innen den Kopf ĂŒber Dinge zerbrechen, die gar nicht da sind, auf Teufel komm raus jedes Wort interpretieren und jeden Satz zerpflĂŒcken. Ich glaube, dieses Buch muss man einfach so nehmen, wie es ist: MĂ€rchenhaft und trĂ€umerisch.

Dieser Intuition folgte ich wĂ€hrend der LektĂŒre und gab mir große MĂŒhe, den Cirque des RĂȘves wahrhaft zu erleben, mich der geheimnisvollen, mystischen AtmosphĂ€re hinzugeben und jeden Augenblick auszukosten. Der Zirkus ist eine sagenhafte Kulisse und ein unverzichtbarer Baustein im Geflecht der Geschichte. Fast wirkte er auf mich wie ein lebendiges Wesen, mit einer individuellen Persönlichkeit und einem eigenen Charakter.

Er verbindet die vielen verschiedenen, liebenswert skurrilen Akteure des Romans, die in ihm alle etwas anderes, aber genau das finden, was sie suchen und brauchen. Er erfĂŒllt die Menschen, Besucher_innen wie Betreiber_innen gleichermaßen. Er inspiriert Liebe und die Bereitschaft, an Wunder zu glauben. Magie schimmert zwischen und in den Zelten, in jeder Ecke und jedem Winkel, da Marco und Celia ihm wĂ€hrend ihres unfreiwilligen Wettstreits unbeabsichtigt Leben einhauchen.

Ihre Liebesgeschichte ist eine bezaubernde Variation des „Romeo und Julia“ – Motivs, die sich unaufdringlich einschleicht. Obwohl ihre Situation durchaus dramatisch und tragisch ist, verzichtete Erin Morgenstern auf billige, plakative Dramatik und schildert ihren verzweifelten Kampf gegen die BeschrĂ€nkungen und Regeln des Wettbewerbs, fĂŒr eine gemeinsame Zukunft, ernsthaft und glaubwĂŒrdig. Effekthascherei und Kitsch scheinen ihr völlig fremd zu sein, sodass ich mich von der emotionalen Ebene in „Der Nachtzirkus“ nicht abgestoßen, sondern berĂŒhrt fĂŒhlte. Ich wĂŒnschte Marco und Celia, dass sie eine Möglichkeit finden, zusammen zu sein.

Trotz dessen muss ich gestehen, dass mir das Buch beinahe zu leise, zu sanft und zart erschien. Es ist so filigran und subtil, dass mir ein wenig der Wow-Moment fehlte. Beim Lesen empfand ich keine Spannung, sondern Faszination. Es reißt nicht mit, es nimmt die Leser_innen behutsam an die Hand. Nun ist das natĂŒrlich reine Geschmackssache, doch ich mag es einfach etwas zupackender.

„Der Nachtzirkus“ ist fantasievoll und charmant. Der Reiz der Geschichte bĂŒndelt sich in dem atemberaubenden Setting, denn der Cirque des RĂȘves ist Dreh- und Angelpunkt aller inhaltlichen Entwicklungen. Er ist Ursache und Wirkung, Alpha und Omega, Anfang und Ende. Jede Seite des Buches ist von seiner besonderen Magie gezeichnet, weshalb die LektĂŒre fĂŒr mich eine einzigartige Erfahrung war, die ich von Herzen weiterempfehlen kann. Obwohl ich normalerweise keine große Vorliebe fĂŒr Liebesgeschichten habe, ging die anmutige Romantik von Marcos und Celias Beziehung zueinander und ihrer Beziehung zum Zirkus nicht an mir verloren. Ich war verzaubert.

Ich wĂŒnschte, ich könnte nur eine Nacht lang durch die GĂ€nge und Zelte schlendern, den Alltag vergessen und selbst all die Wunder erleben, die hinter den schwarz-weiß gestreiften Planen darauf warten, entdeckt zu werden. Es ist wahr: Einen Besuch im Cirque des RĂȘves vergisst man nie mehr. Selbst, wenn man ihn nur mental mit Erin Morgensterns Hilfe in „Der Nachtzirkus“ betreten konnte.

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