Es begann mit Harry

Erfahrungsbericht zum Reread von „Harry Potter und Der Stein der Weisen“

Ein Reread der gesamten „Harry Potter“ – Reihe von Joanne K. Rowling war längst überfällig. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie lange mein letzter Ausflug in Harrys Welt her war, doch mehr als 5 Jahre waren es garantiert. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die ihn regelmäßig besuchen und ich bin auch nicht so verrückt, dass ich mir jeglichen Krimskrams anschaffen muss, der um die Reihe herum auf den Markt geschmissen wird. In meinem Regal werdet ihr keine Schmuckausgaben finden und auch kein Exemplar von „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ oder „Quidditch im Wandel der Zeiten“. Mir reichen meine Ausgaben der Originalreihe; die Bücher, die mich an meine Kindheit erinnern.

Ich bin Harry Potter – Fan der ersten Stunde dank meiner Mutter, die mir „Harry Potter und Der Stein der Weisen“ aufschwatzte, obwohl ich nicht gerade Feuer und Flamme war, als sie mir 1998 das erste Mal davon erzählte. Damals war ich 8 oder 9 Jahre alt und ich weiß noch, wie sie aufgeregt in mein Zimmer stapfte und mich fragte, ob ich dieses Buch, für das englische Kinder stundenlang mitten in der Nacht vor Buchläden anstanden und das nun auf Deutsch erscheinen würde, haben möchte. Meine Antwort fiel eher zurückhaltend aus, aber ich ließ mich darauf ein. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass ich gerade eine Entscheidung getroffen hatte, die mein Leben verändern würde.

Als ich das Buch dann in den Händen hielt, verwandelte sich meine anfängliche Zurückhaltung schnell in hemmungslose Begeisterung. Ich war infiziert.
Seitdem sind fast 20 Jahre vergangen, in denen mich Harry stets begleitete. Er zog mit mir um, erlebte, wie ich die Liebe fand und wieder verlor, sah meine Hündin aufwachsen und erinnerte mich daran, wie es war, das Kind zu sein, das sich mehr als alles andere wünschte, endlich Eulenpost aus Hogwarts zu erhalten. Ich glaube nicht, dass es je eine andere Reihe gab, mit der ich eine so tiefe Bindung aufgebaut habe. Harry und ich wurden gemeinsam erwachsen, eine unersetzliche und einzigartige Erfahrung. Über die Jahre bin ich immer wieder zu ihm zurückgekehrt, wenn ich das Gefühl hatte, dass es Zeit sei. Ich wurde nie enttäuscht. Er gab mir zuverlässig immer genau das, was ich in diesem Augenblick suchte und brauchte.

Ich wusste daher, dass ich mit einem erneuten Reread im Mai 2016 kein Risiko eingehen würde. Ich spielte schon länger mit dem Gedanken, die Reihe ein weiteres Mal zu lesen, doch den Ausschlag gab Marina alias DarkFairy. Die Aussicht, gemeinsam in Kindheitserinnerungen zu schwelgen, erschien mir wesentlich reizvoller, als still für mich allein mit Harry zu tanzen. Die Vorbereitung des Rereads brachten wir unkompliziert mit vereinten Kräften über die Bühne. Am Abend des 13. Mai war es dann soweit: ich zog „Harry Potter und Der Stein der Weisen“ aus dem Regal.

Der Reread hat mir vor allem gezeigt, dass die Geschichte nach all den Jahren noch immer die gleiche Wirkung auf mich hat. Von der ersten Seite an war ich gefesselt und wurde in ihren Bann gezogen. Es war eine unheimlich schöne Erfahrung, als Erwachsene nach Hogwarts zurückzukehren. Ich erinnerte mich an jedes einzelne von Harrys Abenteuern und konnte mich auf jeder Seite darauf freuen, was als nächstes passieren würde. Ich habe während des Lesens oft gelächelt und habe den Lieblingsmenschen mit plötzlichen begeisterten Ausrufen wie „Gleich bekommt Harry seinen Zauberstab!“ genervt. Ich konnte meine Freude einfach nicht für mich behalten, weil ich mich so wohlfühlte. Wenn sich Lesen jemals wie Nachhause kommen anfühlte, dann die Lektüre von „Harry Potter und Der Stein der Weisen“.

Der Reread hat mir vor allem gezeigt, dass die Geschichte nach all den Jahren noch immer die gleiche Wirkung auf mich hat. Von der ersten Seite an war ich gefesselt und wurde in ihren Bann gezogen. Es war eine unheimlich schöne Erfahrung, als Erwachsene nach Hogwarts zurückzukehren. Ich erinnerte mich an jedes einzelne von Harrys Abenteuern und konnte mich auf jeder Seite darauf freuen, was als nächstes passieren würde. Ich habe während des Lesens oft gelächelt und habe den Lieblingsmenschen mit plötzlichen begeisterten Ausrufen wie „Gleich bekommt Harry seinen Zauberstab!“ genervt. Ich konnte meine Freude einfach nicht für mich behalten, weil ich mich so wohlfühlte. Wenn sich Lesen jemals wie Nachhause kommen anfühlte, dann die Lektüre von „Harry Potter und Der Stein der Weisen“.

Trotzdem hat sich meine Wahrnehmung ein wenig verändert, was wohl zu erwarten war. Ich bin eben nicht mehr 9 Jahre alt und 335 Seiten sind für mich schon lange keine Herausforderung mehr. Als Kind erschien mir die gesamte Geschichte länger und komplexer. Ich gehe davon aus, dass das damit zusammenhängt, dass sich meine Fähigkeit zur Verarbeitung von Informationen extrem weiterentwickelt hat. Ich erinnere mich, dass mir beispielsweise das Lied des sprechenden Hutes damals sehr lang vorkam – ich war überrascht, dass es nur 22 Zeilen umfasst. Die Abfolge der Ereignisse empfand ich nun als wesentlich dichter; es gibt in diesem Buch kaum Leerlauf.

Dementsprechend war natürlich auch mein Lesetempo im Vergleich zu früher deutlich erhöht. Hätte ich gewollt, ich hätte diesen ersten Band sicher an einem einzigen Tag verschlingen können. Da ich mir aber vorgenommen hatte, die Lektüre voll auszukosten und zu genießen, habe ich mich bemüht, nicht durch die Seiten zu rauschen. Ich wollte mich nicht hetzen und meiner Fantasie die Möglichkeit geben, sich zu entfalten. Es war erstaunlich, dass die Bilder meiner kindlichen Vorstellungskraft noch immer präsent sind und sich gegen die vergangenen Jahre sowie gegen die Verfilmungen durchsetzen können. Ich sah Hagrid genauso, wie ich ihn mir ursprünglich vorgestellt habe, obwohl sich dieses Bild stark von der Filmversion unterscheidet. Bei anderen Figuren und Szenen war der Einfluss der Filme hingegen spürbar, sodass sich die Geschichte für mich letztendlich aus einer wilden, aber interessanten Mischung eigener und fremder Bilder zusammensetzte.

All der Schwärmerei für dieses wundervolle Buch aus meiner Kindheit zum Trotz störte mich dennoch eine Kleinigkeit. Der kleinen Elli konnte dieser Punkt nicht auffallen – ihr fehlten sowohl Lebenserfahrung als auch das Verständnis für die Realität unserer Welt. Als Harry gemeinsam mit Hagrid nach London fährt, um die Winkelgasse zu besuchen und seine Schulutensilien einzukaufen, unterhalten sie sich über das Zaubereiministerium, dessen Hauptaufgabe darin besteht, die magische Welt vor Muggeln geheim zu halten. Harry fragt, warum. Hagrids Antwort ist der Stolperstein, an dem ich mich gestoßen habe:

„Warum? Meine Güte, Harry, die wären doch ganz scharf darauf, dass wir ihre Schwierigkeiten mit magischen Kräften lösen. Nö, die sollen uns mal in Ruhe lassen.“ (S. 74)

Als Kind habe ich diese Aussage nie hinterfragt. Ich habe sie als völlig logisch hingenommen. Heute, als Erwachsene, bereitet mir diese offensichtliche Verantwortungslosigkeit Kopf- und Magenschmerzen. Unabhängig davon, wie verschieden Muggel und Zauberer / Hexen sind, bevölkern sie doch dieselbe Erde. Sie leben auf demselben Planeten. Eine Trennung in „ihre“ und „unsere“ Schwierigkeiten ist ignorant und fadenscheinig.

Mir ist selbstverständlich bewusst, dass Joanne K. Rowling vermutlich nur vermeiden wollte, ihre magische Welt zu stark in die existierende Realität einarbeiten zu müssen, was für ein Kinderbuch sicherlich unpassend gewesen wäre. Schließlich hätte das bedeutet, sich mit Krieg, Armut, Hunger, Umweltkatastrophen und ähnlich bedrückenden Themen auseinandersetzen zu müssen. Ich kritisiere sie nicht dafür. Gleichwohl hätte ich mir eine Antwort auf Harrys Frage gewünscht, die erkennen lässt, dass Rowling zumindest darüber nachdachte, wie eine Trennung der magischen und nicht-magischen Welt zu rechtfertigen sei, ohne eine erschreckende Ignoranz zur Schau zu stellen.

Ich teilte meine Gedanken mit Marina, die zu meiner Erleichterung ähnlich empfand. Sie fand die perfekte Lösung für das Problem, eine Formulierung, die uns beide zufrieden gestellt hätte und auch von Kindern klaglos akzeptiert worden wäre:

„Stell dir doch mal vor, Zauberer würden sich in die Muggel-Kriege einmischen, da ist es besser, sie wissen gar nichts von uns.“

Es wäre so einfach gewesen, ein wenig globales Verantwortungsbewusstsein zu zeigen, aber J.K. Rowling entschied sich dagegen. Ich verstehe nicht, warum.

Glücklicherweise änderte diese eine harte Kante jedoch nichts an meinem Gesamteindruck des Buches. Der Reread hat sich für mich hundertprozentig gelohnt, meine Leidenschaft für die Reihe wurde neu entfacht. Die vielen, vielen Erinnerungen, die ich mit den Büchern verbinde, wurden aus ihrem Winterschlaf erweckt und sind nun lebendiger und greifbarer denn je. Es war die richtige Entscheidung, genau jetzt erneut mit Harry die magische Welt voller Wunder zu entdecken, denn auf diese Weise habe ich mich nicht nur an eine der prägendsten Geschichten meiner Lesekarriere erinnert, ich habe mich auch daran erinnert, wie es sich anfühlte, das erste Mal so begeistert von einer Reihe zu sein, dass die Wartezeit bis zum nächsten Band zur Qual wurde.

Obwohl Bücher in meinem Leben dank meiner fabelhaften Eltern immer eine Rolle spielten, denke ich, dass erst Harry den Grundstein für meine heutige immense Liebe zum geschriebenen Wort legte. Ohne ihn hätte ich auf dem Weg zum Erwachsenwerden vielleicht einfach vergessen, wie viel Freude mir das Lesen schenkt. Mein Dasein als Bücherwurm verdanke ich ihm. Es begann mit Harry.

Weitere Erfahrungsberichte vom „Harry Potter“-Reread

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