Barb & J. C. Hendee – Halbblut

Cover des Buches "Halbblut" von Barb und J. C. Hendee

Reihe: Dhampir #1

Autor_in: Barb & J. C. Hendee

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 380 Seiten

Verlag: Egmont LYX

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3802581458

Genre: Fantasy > Low Fantasy

Ausgelesen: 17.03.2014

Bewertung: ★★☆☆☆

Die mythische Gestalt des Dhampirs entstammt der südosteuropäischen Folklore und bezeichnet das Kind eines Vampirs und eines Sterblichen. Meist bezieht sich die Vorstellung auf einen vampirischen Vater und eine menschliche Mutter. Dhampiren wird nachgesagt, geborene Vampirjäger zu sein und einige übernatürliche Fähigkeiten der vampirischen Linie zu besitzen, zu denen unter anderem zählt, Vampire trotz ihrer teils unsichtbaren Erscheinungsform sehen zu können, aber auch der Blutdurst. Diese Legende wurde von verschiedenen Autoren in der Fantasy Literatur verarbeitet; auch mir ist der Dhampir bereits in Markus Heitz‘ „Kinder des Judas“ begegnet.

Barb und J.C. Hendee widmeten der Legende des Dhampirs eine ganze Serie; wobei sich die Protagonistin Magiere im ersten Band „Halbblut“ noch nicht über ihr Erbe im Klaren ist. Zusammen mit ihrem Partner, dem Halbelfen Leesil, verdient sie sich ihren Lebensunterhalt damit, Dorfbewohnern eine erfolgreiche Vampirjagd vorzugaukeln und sie so um ihr sauer verdientes Geld zu betrügen. Nach sechs Jahren des „Spiels“ ist es Magiere jedoch leid, heimatlos durch die strawinischen Wälder zu ziehen und erwirbt in dem Hafenstädtchen Miiska eine Taverne, die sie gemeinsam mit Leesil führen möchte. Leider ist Miiska weit entfernt von der Idylle, die sich Magiere vorstellte; die Stadt wird von drei mächtigen Vampiren heimgesucht. Plötzlich wird aus dem „Spiel“ bitterer Ernst und Magiere entdeckt an sich und ihrem Partner Fähigkeiten, die sie nie für möglich gehalten hätte.

Ehrlich gesprochen bin ich enttäuscht vom ersten Band der Dhampir – Reihe. Ich hatte einen weit lockereren Roman erwartet, der den Umstand, dass aus Magieres und Leesils „Spiel“ nun Realität wurde, humoristischer verarbeitet und die Ironie dessen verdeutlicht. Leichtigkeit fehlt diesem Buch leider völlig, die Handlung wirkt konstant verbissen und betont ernst. Darüber hinaus entwickelt sich der Handlungsverlauf eher zäh; ich fühlte mich nicht abgeholt und musste mich zwingen, um weiterzulesen. Das stärkste Defizit wiesen für mich die Kampfszenen auf, diese erschienen mir oft wie vorzeitig abgebrochen. Dadurch entstand der Eindruck einer Reihe von kleineren Scharmützeln, die die Handlung unnötig in die Länge ziehen. Das zeugt meines Erachtens nach von Ideenarmut; statt Magiere und Leesil immer und immer wieder kämpfen zu lassen, hätten die Autoren der Handlung mehr Gehalt zugestehen sollen. Auch ist es ihnen nicht gelungen, die Absurdität des Kampfes zwischen Jägern und Vampiren an sich angemessen darzustellen. Beide Parteien wollen lediglich in Ruhe und Frieden leben; dafür sind sie bereit, sich gegenseitig auszulöschen, weil sie die Motive des Gegners falsch einschätzen. Diese erneute Ironie taucht nur am Rande der Erzählung auf, was mir persönlich zu schwach war. „Halbblut“ konnte sich zusätzlich auch nicht über die Charaktere retten. Magieres starke Abneigung gegen Aberglauben und ihr komplettes Unverständnis für die Ängste der einfachen Dorfbewohner hinterließen bei mir den schalen Geschmack ungerechtfertigter Arroganz. Gepaart mit ihrer andauernden Weigerung, ihre eigene Identität anzuerkennen und sich den Tatsachen zu stellen, resultierte das darin, dass ich immer wieder von ihr genervt war. Prinzipiell müssen Protagonisten natürlich nicht sympathisch sein, solange der Leser sich trotzdem mit ihnen identifizieren und in sie hinein versetzen kann. Für mich war das bei Magiere jedoch nicht möglich, sie blieb den ganzen Roman über distanziert und unnahbar, sowohl für den Leser als auch für die Bewohner von Miiska. Zwischenzeitlich fragte ich mich sogar, warum sie sich dort überhaupt niedergelassen hat, zeigte sie doch keinerlei Willen, sich richtig in die Gemeinschaft zu integrieren. Umso erstaunlicher fand ich dementsprechend ihre enge Freundschaft mit dem Halbelfen Leesil, der eine äußerst positive Überraschung darstellte. In diesem seltsamen Duo war Leesil derjenige, der meine Sympathien mit seiner sarkastischen, herzlichen und freundlichen Art wie ein Magnet anzog. Ihre Beziehung zu einander war für mich nicht nachvollziehbar; mir ist nicht klar, auf welcher Basis sie ihre Freundschaft aufbauen konnten, da sie im Grunde fast nichts voneinander wissen und sich auf den jeweils anderen scheinbar nie richtig eingelassen haben.

Das Fazit der Lektüre von „Halbblut“ besteht für mich darin, dass ich die Dhampir – Serie nicht weiter verfolgen werde. Zwar habe ich mir durchaus angesehen, worum es im nächsten Band „Seelendieb“ geht, die Beschreibung auf amazon konnte mich jedoch nicht überzeugen. Offenbar wird sich Magiere auch im zweiten Teil weiterhin weigern, ihr Erbe als Dhampir und Vampirjägerin anzunehmen; es wird wieder eine Vampirjagd geben. Ich befürchte, dass dort die gleichen Kritikpunkte erneut auftauchen: eine nervige Protagonistin, zu der ich als Leser keine echte Beziehung aufbauen kann und eine Menge kleiner überflüssiger Kämpfe, die eine eher schwache Handlung verdecken sollen. Ich möchte „Halbblut“ nicht weiterempfehlen, nutzt eure kostbare Lesezeit lieber für andere Bücher.

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