Montagsfrage: Lesehighlight 2022?

Hallo ihr Lieben 😊

Frohes Neues! Ich habe es zwar gestern bereits in meinem Neujahrsgruß 2023 getan, aber ich möchte die Gelegenheit nutzen, euch auch heute noch mal ein ganz wundervolles Jahr 2023 zu wünschen! Ich hoffe, dass ihr in den kommenden 12 Monaten gesund bleibt, mit ganz vielen grandiosen Büchern verwöhnt werdet und spannende Abenteuer erlebt! Lasst mal hören, habt ihr spezielle Pläne oder Ziele für dieses Jahr?

Der Jahresanfang ist auf dem wortmagieblog traditionell eine geschäftige Zeit. Abgesehen davon, dass alle Seiten auf das neue Jahr umgestellt werden müssen, steht mein Jahresrückblick 2022 an. Ich kann euch schon sagen, dass mein Lesejahr rein quantitativ nicht sehr erfolgreich war. Wie es qualitativ aussieht, weiß ich noch nicht, intuitiv würde ich aber behaupten, dass ich überdurchschnittlich viele positive Leseerfahrungen sammeln konnte. Einen kleinen Einblick kann ich euch heute schon gewähren, denn die erste Montagsfrage des Jahres dreht sich um genau dieses Thema.

Da der Januar 2023 nicht sehr Arbeitnehmer_innen-freundlich und ich schon heute wieder arbeiten muss (Einen Tag nach Neujahr. Buh.), bin ich übrigens sehr froh, dass Sophia von Wordworld die nächste Montagsfrage nun immer im Voraus veröffentlicht, denn so konnte ich meinen Beitrag bereits gestern vorbereiten und nun pünktlich zum Morgenkaffee meine Antwort veröffentlichen!

Was waren Eure Lesehighlights 2022?

Ich möchte meinem Jahresrückblick 2022 heute noch nicht allzu viel vorwegnehmen, deshalb beschränke ich mich auf drei Bücher, die sich als Lesehighlight 2022 qualifizieren, und werde diese Auswahl auch nicht ranken, sondern lediglich in der chronologischen Reihenfolge angeben, nach der ich sie gelesen habe. Alle drei haben von mir ohne zu zögern fünf Sterne erhalten und waren echte Genusslektüren, die mich wahnsinnig beeindruckt haben.

„The Vagrant“ von Peter Newman

Cover des Buches "The Vagrant" von Peter Newman

Im Juli habe ich „The Vagrant“ von Peter Newman gelesen, den Auftakt der „The Vagrant Trilogy“. Dieses Buch ist definitiv ein Lesehighlight 2022, weil es genau solche Werke sind, denen ich die ganze Zeit nachjage. Es ist frisch, originell und vereint Fantasy und Science-Fiction auf eine Weise, die ganz eindeutig betont, dass die beiden Genres keineswegs Gegensätze sind. Das Beste an diesem Roman sind jedoch die Charakterisierungen der Figuren und wie der Autor sie behandelt.

Wir bekommen es mit einer sehr unkonventionellen Held_innen-Truppe zu tun. Im Zentrum steht der Vagrant, dessen echten Namen niemand kennt, weil er stumm ist. Allein das ist bereits ein wahnsinnig spannendes Element, da er dadurch nicht auf die üblichen Mittel zurückgreifen kann, um sich zu verständigen und Beziehungen aufzubauen. Am Anfang der Geschichte hat er zwei Begleiter_innen: Eine Ziege und ein Baby. Ja, ganz genau. Ziege und Baby.

Nun könnte man glauben, die beiden wären lediglich eine humoristische Ergänzung, das ist aber nicht der Fall, weil Newman all seine Figuren komplett gleichberechtigt behandelt. Wir erhalten hochgradig ernsthafte, emotional verbindliche Einblicke in die Erlebenswelten der beiden. Ich empfand das als enorm respektvoll und fand es extrem spannend, Zeugin ihrer Gedanken und Gefühle zu werden.

Im weiteren Verlauf erhält der Vagrant noch einen weiteren Begleiter, einen Mann namens Harm. Ich könnte vor Glück immer noch heulen, wenn ich daran denke, wie Newman ihn beschreibt. Mir ist wahrscheinlich sowohl in der Fantasy als auch in der Science-Fiction noch nie eine männliche Figur begegnet, die sich so wenig dafür rechtfertigt, nicht dem maskulinen Ideal zu entsprechen.

Harm ist offensiv sanft, frei von jeglichem Gewaltpotenzial und kommuniziert seine Emotionen bemerkenswert transparent. Der Clou besteht darin, dass er trotzdem nie schwach oder verweichlicht wirkt, sondern gerade durch den engen Kontakt zu seinen Gefühlen stark erscheint.

Darüber hinaus erzählt Newman natürlich auch eine spannende Geschichte, die im Kern dem uralten Motiv der Quest folgt, durch viele ungewöhnliche Wendungen aber nie eingestaubt oder unkreativ daherkommt. Ich habe das Buch geliebt. Ich kann es kaum erwarten, endlich die Fortsetzungen in meine Finger zu kriegen.

„Jade War“ von Fonda Lee

Cover des Buches "Jade War" von Fonda Lee

„Jade War“ ist die grandiose Fortsetzung der „Green Bone Saga“, die Fonda Lee mit „Jade City“ begann. Zusammengefasst ist das Buch einer der ausgeklügeltsten, durchdachtesten und intelligentesten High Fantasy – Romane, die ich je gelesen habe und ist damit unbestritten ein Lesehighlight 2022. Lee beweist ein geopolitisches Verständnis, das seinesgleichen sucht und gestaltet den zweiten Band noch größer und komplexer als den Auftakt.

Nachdem sich der erste Band auf nationaler Ebene der fiktiven Insel Kekon abspielte, öffnet sie nun ihr Universum und fügt sowohl Kekon als auch die übermenschlichen Jadekrieger_innen der Clans in einen internationalen Kontext ein. Wir lernen viel darüber, wie die Green Bones von außen gesehen und wahrgenommen werden, welche akuten politischen Konflikte ihre Heimat bedrohen und wie das Zusammenwirken von Politik, Wirtschaft und Clans funktioniert. Dazu kommt noch der Faktor des Fortschritts, der die stark traditionell geprägte Kultur von Kekon mächtig ins Wanken bringt. Einmal umrühren und fertig ist der literarische Blockbuster!

Der zweite Band ist jedoch nicht nur intellektuell ein Hochgenuss, er hat mich auch emotional sehr gepackt. Es gab eine Situation, in der mir wie Schuppen von den Augen fiel, wie nah ich den Figuren beim Lesen gekommen war. Eine Figur begeht in „Jade War“ ein Verbrechen, das mich komplett entsetzte. Ich habe wirklich die gesamte Bandbreite negativer Emotionen durchlebt: Es lief mir kalt den Rücken runter, ich war empört und angeekelt. Vor allem hat mich dieses Verhalten jedoch wahnsinnig enttäuscht.

Cover des Buches "Jade War" von Fonda Lee

Es handelt sich um eine Figur, die ich sehr mag und die ich bis zu diesem Zeitpunkt von einer anderen Seite kennengelernt hatte. Ich wusste rein rational, dass sie zu solchen Handlungen fähig ist, aber ich hatte diese selbstverständliche Skrupellosigkeit noch nicht erlebt. Ich war erschüttert, weil diese Tat meine Sympathie für und mein Vertrauen in die Figur gnadenlos in Frage stellte.

Das brachte mich so aus dem Gleichgewicht, dass ich mich zwischendurch nicht überwinden konnte, weiterzulesen, weil ich erst einmal verarbeiten musste, was ich nun für sie empfand. Eine solch heftige Reaktion erlebe ich sehr selten. Es war, als hätte mich der Charakter persönlich angegriffen, verletzt und verraten. Als wäre es eine reale Person. So eine intensive Bindung muss man erst mal hinkriegen.

Am Ende schadete dieser Zwischenfall meiner Beziehung zu dieser Figur übrigens nicht. Ich konnte weiterlesen und bin noch immer ein Fan. 😉
2023 möchte ich das Finale der Trilogie lesen und bin mir ziemlich sicher, dass auch dieser letzte Band wieder ein Lesehighlight wird.

„The Trouble with Peace“ von Joe Abercrombie

Cover des Buches "The Trouble with Peace" von Joe Abercrombie

Mein drittes und vorerst letztes Lesehighlight 2022 habe ich erst im Dezember beendet: „The Trouble with Peace“ von Joe Abercrombie, der zweite Band seiner neuen „The Age of Madness“-Trilogie. Meiner Meinung nach ist es das politisch überzeugendste Buch, das Abercrombie je geschrieben hat und ein Meisterwerk. Schon im Auftakt „A Little Hatred“ zeigt der Autor, wie sehr er sich seit seinem Durchbruch mit „The Blade Itself“ weiterentwickelt hat, aber diese Fortsetzung … Holla die Waldfee, der Mann ist on fire.

Er beschreibt einen facettenreichen innenpolitischen Konflikt innerhalb der Union, der das Zeug dazu hat, das gesamte Imperium in Schutt und Asche zu legen. Verschiedene Fraktionen stellen die Grundfesten der Monarchie in Frage, es geht um soziale Gerechtigkeit im Angesicht des Fortschritts, um Geschlechterrollen, um das Erbe der vorherigen Generation, um Traditionen, um alte Feindschaften, neue Freunde, Zweckgemeinschaften, ein bisschen Magie und eine Schlacht, in der Abercrombie mal wieder sein gesamtes schriftstellerisches Können unter Beweis stellt. Ich möchte nicht tiefer ins Detail gehen, aber ohne Mist, es ist ihm gelungen, meine Leidenschaft für ihn als Autor und sein „First Law“-Universum noch einmal ganz neu zu entfachen.

Ich glaube, was mir an dieser Trilogie, die irgendwann 30 bis 40 Jahre nach der „First Law“-Trilogie spielt, am besten gefällt, ist die Art und Weise, wie er die nächste Generation der Figuren etabliert und sie in den bestehenden Kontext einarbeitet. Da es sich bei den Protagonist_innen um die Kinder der „Held_innen“ der ersten Trilogie handelt, bleiben die alten Bekannten präsent, ohne den neuen Hauptcharakteren die Show zu stehlen. Ich erlebe auf jeder Seite etwas Neues, ohne auf diejenigen verzichten zu müssen, die ich vor so langer Zeit kennen und lieben gelernt habe. Dadurch entsteht eine ganz wunderbare Leseerfahrung, die auf jeden Fall zu meinen Lesehighlights 2022 zählt. Hoffentlich hört Abercrombie nie auf, in diesem Universum zu schreiben.

Fazit

Diese drei Bücher waren nicht die einzigen, die ich als mein Lesehighlight 2022 bezeichnen würde. Es gab definitiv noch mehr Werke, die diesen Stempel verdienen und ich freue mich schon darauf, sie alle in meinem Jahresrückblick 2022 noch einmal Revue passieren zu lassen. Wenn 2023 auch nur einen Bruchteil solcher Lesemomente für mich bereithält, wird es garantiert ein fabelhaftes Lesejahr!

Welches eurer gelesenen Bücher würdet ihr als Lesehighlight 2022 bezeichnen?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen großartigen Start in die neue Woche und das neue Jahr!
Alles Liebe,
Elli ❤️

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