Montagsfrage: Erzaehlart-Favorit?

Hallo ihr Lieben 😊

Leute, in zwei Wochen ist der erste Advent. Ich bin immer wieder schockiert, wie schnell die Zeit zum Ende des Jahres vergeht. Nicht mehr lange bis Weihnachten. Wir haben mittlerweile angefangen, die Feiertage zu planen. Durch Saverios Einzug stellt sich das dieses Jahr als überraschend kompliziert heraus. Seinetwegen sind wir nicht so flexibel, wie wir es sonst immer waren. Mit Chilli war das alles kein Problem, sie war ein erwachsener, voll erzogener, furchtloser Hund und konnte uns ohne Einschränkungen überallhin begleiten. Bei Saverio sieht das anders aus.

Obwohl er in den vergangenen Monaten sehr viel Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit gewonnen hat, sind neue Situationen für ihn immer noch schwierig. Nun ist es leider so, dass er die Familie des Lieblingsmenschen noch gar nicht kennt. Er hat bisher keine_n von ihnen getroffen; sie waren weder bei uns noch haben wir es für richtig gehalten, ihm jetzt schon die anderthalbstündige Fahrt in das Brandenburger Dorf, in dem sie leben, anzutun. Er kann ja gerade erst einige Stationen mit der U-Bahn fahren, ohne sich zu fürchten.

Weihnachten bei ihnen zu verbringen würde bedeuten, dass er sehr lange fahren muss, um in einer Umgebung, die er nicht kennt, Wohnungen zu betreten und Leuten zu begegnen, die ihm fremd sind. Wohnungen, in denen außerdem Katzen, kleine Kinder oder beide anwesend sein werden. Er hatte bis jetzt keinen näheren Kontakt zu jüngeren Kindern. Mit Katzen war er noch gar nicht konfrontiert. Als wäre das noch nicht genug, ist Weihnachten stets eine ziemlich wuselige Angelegenheit. Die Weihnachtstage sind ja keine normalen Familienbesuche. Alle sind irgendwie aufgeregt, es wird viel umhergelaufen, Essen wird serviert und insgesamt herrscht eine eher aufgedrehte Stimmung. Es ist ein Feuerwerk der Eindrücke. Sogar für uns und wir sind erwachsene Menschen.

Saverio ist ein Teenager. Er ist ein zurückhaltender, schüchterner Junghund, der sich schnell überfordert fühlt und noch viel Sicherheit und Ruhe braucht. Ein Weihnachten bei der Familie des Lieblingsmenschen, wie wir es bisher gefeiert haben, ist unter den aktuellen Umständen viel zu viel für ihn. Es sähe anders aus, wäre er schon mal dort gewesen und hätten wir die Möglichkeit gehabt, ihn Stück für Stück an die Personen zu gewöhnen, aber so … Ich sehe keine Möglichkeit, wie wir ihm das guten Gewissens zumuten können. Auch ich hätte keine ruhige Minute, weil ich die ganze Zeit nur damit beschäftigt wäre, mich um ihn zu kümmern.

Seine Bedürfnisse haben immer oberste Priorität. Wir müssen ihn schützen. Also fällt Hinfahren dieses Jahr flach. Das wird in 11 Jahren das erste Mal sein. Jetzt müssen wir daher eine Lösung finden, wie wir uns trotzdem sehen können. Mit meiner Familie ist das glücklicherweise etwas unkomplizierter, weil weniger Pläne unter einen Hut gebracht werden müssen. Uff. Ich finde das alles bereits jetzt anstrengend und das über einen Monat vorher. Wie soll das erst werden, wenn Weihnachten dann wirklich da ist? 😅 Schmiedet ihr auch schon Weihnachtspläne oder ist es bei euch vielleicht sogar schon klar, wie ihr die Feiertage verbringen werdet?

Die Montagsfrage von Sophia von Wordworld bleibt von vorweihnachtlichen Überlegungen dankenswerterweise noch verschont und widmet sich wie immer dem, was wirklich zählt: Dem Lesen.

Habt Ihr eine bevorzugte Erzählart (Perspektive, Zeit, Erzählstränge, Kapitellänge, etc.)?

Ich habe keine bevorzugte Erzählart und ich bin bisher auch nicht davon ausgegangen, dass das möglich ist, weil es sich dabei meinem Empfinden nach um etwas hochgradig Individuelles handelt, das von Autor_in zu Autor_in unterschiedlich ist. Die Merkmale, die Sophia ins Feld führt, sind nach meinem Verständnis technisch-strukturelle Aspekte. Es sind Werkzeuge, die Schriftsteller_innen einsetzen, um einen bestimmten Effekt zu erreichen, die für sich selbst aber nicht besser oder schlechter sind.

Darum habe ich keine Vorlieben hinsichtlich der Erzählart, wie Sophia sie definiert. Für mich geht es stets darum, dass Erzählperspektive, Erzählzeit, Erzählstränge und Kapitellänge zur Geschichte passen und bewusst verwendet werden, um ihr Potential optimal zur Entfaltung zu bringen. Schlage ich ein neues Buch auf, denke ich nie „Ach, Ich-Perspektive, wie doof“ oder „Super, Präteritum, das mag ich“. Ich stelle mir eher die Frage, warum Autor_innen sich für diese Gestaltung der Erzählart entschieden haben und inwiefern die Geschichte davon profitiert oder darunter leidet.

Es kann durchaus vorkommen, dass ich zum Beispiel der Meinung bin, dass sich ein_e Autor_in keinen Gefallen mit der Wahl der Ich-Perspektive getan hat, weil der Rahmen der Geschichte dadurch zu eng ausfällt. Verzichten Autor_innen auf Kapitel, überlege ich immer, ob die fehlenden Unterbrechungen dazu führen, dass die Handlung im Fluss bleibt. Bei sehr vielen, kurzen Kapiteln denke ich hingegen darüber nach, wieso der_die Schriftsteller_in so häufig Unterbrechungen involvierte.

Ihr seht, ich bewerte diese Merkmale nicht für sich, sondern ausschließlich im Kontext. Daher bin ich prinzipiell erst einmal für alles offen. Weder beeinflusst die Erzählart meine Kauf- noch meine Leseentscheidungen. Meine konkrete Leseerfahrung mit einem Buch wird natürlich schon von ihr geprägt und es kann passieren, dass mir ungewöhnliche Techniken besonders positiv oder negativ auffallen. In der High Fantasy ist eine einzelne Ich-Perspektive ohne weitere Erzählstränge beispielsweise eher die Ausnahme, daher untersuche ich in diesen Fällen gedanklich sehr genau, was die Intention dahinter ist.

Was ich kategorisch nicht mag, ist eine willkürlich eingesetzte Erzählart. Mir ist klar, dass nicht alle Autor_innen bewusst entscheiden, wie sie ihre Geschichte erzählen wollen. Einige treffen die Auswahl ihrer Techniken intuitiv. Das ist für mich in Ordnung. Aber Schriftsteller_innen, die versuchen, sich mit besonders ausgefallenen Strategien von der Masse abzuheben, ohne dass diese Strategien durch die Geschichte selbst motiviert sind, haben es bei mir schwer.

Ist der Sinn hinter der zweiten Person Singular beispielsweise lediglich, es anders als alle anderen zu machen, die direkte Ansprache der Leser_innen jedoch nicht zur Handlung passt, wird mich diese Entscheidung irritieren und ich werde sie kritisieren. Ich muss erkennen können, dass die Erzählart einen Zweck erfüllt – das ist mir wichtiger als persönliche Vorlieben.

Bevorzugt ihr eine bestimmte Erzählart mit spezifischen Techniken?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen chaosfreien Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️

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