Montagsfrage: Erste Saetze?
Hallo ihr Lieben 😊
Na, habt ihr mich letzte Woche vermisst? Falls ihr euch gefragt haben solltet, wo ich stecke – ich hatte einfach kein freies Zeitfenster für die Montagsfrage. In der Regel arbeite ich an Montagen aus dem Homeoffice, weil das zum Wochenstart so schön bequem ist. Um in die Agentur zu fahren, muss ich momentan allerdings die Tage nehmen, an denen der Lieblingsmensch fürs Homeoffice eingeteilt wird, weil unser Klops Saverio noch nicht ganz so weit ist, mich zu begleiten. Fast, aber noch nicht ganz. Tja, und letzte Woche fiel einer seiner Tage eben auf den Montag.
Mir wurde schnell klar, dass es illusorisch wäre, zwischen Gassi gehen, Yoga und fertig machen auch noch die Montagsfrage beantworten zu wollen. Also habe ich kurzentschlossen ausgesetzt, um mir zusätzlichen unnötigen Stress zu ersparen. Kann ich am Morgen ja sowieso gar nicht haben. Alles schön in Ruhe, bloß keine Hektik. Ich stehe lieber früher auf, als mich beeilen zu müssen. Aber noch früher, nur für die Montagsfrage …? Dazu war ich dann doch nicht bereit.
Die kleine Ruhepause auf dem Blog habe ich genutzt, um endlich meinen Bericht vom African Book Festival 2022 fertigzustellen. Morgen geht der Post online, anstelle einer Rezension. Ich hoffe, ihr schaut alle vorbei!
Heute sitze ich wieder ganz normal im Homeoffice und kann mir die Zeit nehmen, zu schauen, was Sophia von Wordworld von uns wissen möchte. Also wollen wir doch mal schauen, worum es diesen Montag in ihrer Frage geht.
Vom ersten Satz an gefesselt – Welche besonders gelungenen ersten Sätze sind Euch in Erinnerung geblieben?
Erste Sätze prägen sich normalerweise nicht in meinem Gedächtnis ein. Im Gegensatz zu Sophia sammele ich sie auch nicht. Für mich ist das eine Spielerei, die einigen Bücherwürmern Spaß bereiten mag, mir allerdings nicht wichtig ist. Natürlich ist es großartig, wenn mich schon die ersten Sätze von Geschichten überzeugen und abholen. Ich will auch nicht leugnen, dass der erste Eindruck Einfluss darauf haben kann, wie sich die Lektüre entwickelt. Als High Fantasy – Fan verstehe ich aber, dass manche Geschichten ein bisschen Anlauf brauchen. Je nachdem, wohin uns Autor_innen führen wollen, kann der Einstieg unter Umständen nicht sofort ein Feuerwerk bieten.
Deshalb musste ich heute eine Weile überlegen, verschiedene Bücher in meinem Regal aufschlagen und erste Sätze nachlesen, um eine passende Antwort geben zu können. Mir sind vier sehr gute Einstiege eingefallen, die ich mit euch teilen möchte. Ich werde das Ganze jedoch nicht als Quiz aufziehen, weil ich davon ausgehe, dass nur wenige diese ersten Sätze erkennen werden.
„Nennt mich Ismael.“
Dieser erste Satz ist weltberühmt und wird gern als Trivia-Frage herangezogen. Es ist der Einstieg von „Moby-Dick“ von Herman Melville. Ich kann nicht genau erklären, warum er so populär ist und warum auch ich ihn genial finde. Ich vermute, das liegt daran, dass Melville mit diesen drei Worten sofort Nähe herstellt und eine intime Erzählsituation suggeriert. Lese ich diesen Satz, fühle ich mich, als würde ich Ismael gegenübersitzen. Sehr gelungen, obwohl das Buch so alt ist.
„Die Welt ist gierig, und manchmal verschlingt sie kleine Kinder mit Haut und Haaren.“
Sophia schreibt in ihrem Beitrag, dass gute erste Sätze sofort Atmosphäre erzeugen. Ich finde, das ist hier definitiv der Fall. Es ist der erste Satz aus meinem Herzensbuch „Lycidas“ von Christoph Marzi. Was ich daran besonders liebe, ist, dass Marzi diesen Satz immer wieder in Variation wiederholt, angepasst an die aktuelle Situation der Protagonistin Emily. Dadurch zieht er sich wie ein roter Faden durch die Reihe „Uralte Metropole“.
„The stains of rust seemed to map blood seas on the black, pocked surface of Mock’s Vane.“
Was für ein Bild. Rostflecken mit Seen aus Blut zu vergleichen und damit auf Anhieb das Malazanische Imperium in wenigen Worten zusammenzufassen, das schafft nur Steven Erikson. Nummer drei in meiner Auswahl ist der erste Satz von „Gardens of the Moon“, dem Auftakt der 10-teiligen Reihe „Malazan Book of the Fallen“, der meiner Meinung nach besten High Fantasy-Reihe aller Zeiten. Ich finde, Leser_innen erhalten sofort ein Gefühl dafür, an welchem Ort sie sich befinden und dass dieser alles andere als friedlich und einladend ist. Erste Sätze sollten alle so sein.
„Logen plunged through the trees, bare feet slipping and sliding on wet earth, the slush, the wet pine needles, breath rasping in his chest, blood thumping in his head.“
Ein ziemlich langer erster Satz, der Leser_innen sofort in eine actiongeladene erste Szene schmeißt. Es ist der Einstieg in „The Blade Itself“ von Joe Abercrombie. Für mich funktioniert er vor allem in Kombination mit dem Titel des ersten Kapitels. Das heißt nämlich „The End“. Wir lernen Logen Neunfinger in einer lebensgefährlichen Situation kennen, die ihn beinahe umbringt. Abercrombie hat grundsätzlich ein sehr beeindruckendes Gespür dafür, wie er Figuren vorstellt und diese Szene – inklusive des ersten Satzes – zeichnet Logens Ausstrahlung perfekt voraus.
Ich könnte wahrscheinlich noch mehr fantastische erste Sätze finden, würde ich danach suchen. Ich bin mir zum Beispiel sicher, dass auch Terry Pratchett in seinen „Scheibenwelt“-Romanen den einen oder anderen bemerkenswerten Einstieg fand. Doch wie gesagt, in der Regel ist mir das nicht so wichtig. Autor_innen müssen mich nicht unbedingt mit dem ersten Satz bewegen. Ich bin gern bereit, ihnen etwas mehr Zeit zu geben. Ich will damit nicht sagen, dass es bei euch anders ist, selbst wenn ihr euch erste Sätze merkt. Bei mir führt das eben nur dazu, dass ich erste Sätze meistens schnell vergesse. Schließlich durchlebe ich danach noch so viel mehr, das alles abgespeichert werden möchte. 😉
Erinnert ihr euch an beeindruckende erste Sätze?
Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen herbstlichen Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️
Hey Elli,
den Einstieg in Moby Dick finde ich ebenfalls sehr gelungen. Mir ist da gerade noch der nach dem Vorbild von Herman Melville gestalteten „Und der Ozean war unser Himmel“ von Patrick Ness eingefallen, welcher mit „Nennt mich Bathseba“ in die Erzählung aus der Sicht eines Wals einsteigt, welcher das menschliche Monster Toby Wick bezwingen möchte.
Ansonsten hat mich auch der Abercrombie-Satz sofort angesprochen!
Liebe Grüße
Sophia