Montagsfrage: Drehtuer-Buecher?
Hallo ihr Lieben 😊
Huch, werdet ihr vielleicht denken, da ist sie ja wieder. Zwei Monate war der wortmagieblog jetzt stillgelegt. Ich hätte wahrscheinlich ankündigen sollen, dass ich in die Sommerpause verschwinde, muss aber zugeben, dass das keine wirklich bewusste Entscheidung war. Zuerst war es bloß eine Montagsfrage, zu der ich nichts beitragen konnte und die Zeit dann lieber für meine Besprechung von „Das verlorene Paradies“ von John Milton genutzt habe. Dazu waren sowohl mein Privat- als auch mein Berufsleben in den letzten Wochen sehr turbulent, sodass ich ingesamt wenig Zeit zum Bloggen erübrigen konnte. Der Gedanke, diese kostbaren Zeitfenster lieber in „Das verlorene Paradies“ zu investieren, setzte sich fort und plötzlich waren zwei Monate vergangen.
Aber keine Sorge, jetzt bin ich zurück und ich habe nicht vor, mich dieses Jahr noch mal unangekündigt zu verkrümeln. Garantieren kann ich natürlich nichts, denn der Lieblingsmensch und ich sind weiterhin auf Wohnungssuche und wer weiß, vielleicht steht uns im letzten Quartal von 2023 doch noch ein Umzug bevor. Nach aktuellem Stand bin ich trotzdem fest entschlossen, meine Blogroutine wieder aufzunehmen – mit einer Ausnahme.
„Das verlorene Paradies“ ist fertig geschrieben. Wie befürchtet ist daraus nun doch ein Blogprojekt geworden, das ich in den kommenden zwei Wochen für die Veröffentlichung vorbereiten werde. Ich habe nämlich ab heute Urlaub. 😉 Ich plane, die Beiträge um Halloween herum zu posten, weil das thematisch ganz gut passt – schließlich ist meine Lektüre dieses Epos eng mit modernen Teufelsdarstellungen verknüpft. Sobald das erledigt ist, werde ich mich endlich meiner großen Reihenauswertung für den 10. Geburtstag des wortmagieblogs widmen. Die musste dummerweise ruhen, weil ich mir in den Kopf gesetzt hatte, erst Milton abzuschließen.
Das heißt, ich habe für den Rest des Jahres noch viel Arbeit vor mir. Es wäre unrealistisch, parallel dazu auch noch Rezensionen schreiben zu wollen. Deshalb habe ich schweren Herzens beschlossen, mich selbst zu entlasten und auf Rezensionen zu verzichten. Ich habe noch eine Besprechung in der Schublade, die ich morgen veröffentlichen werde. Danach wird es auf dem wortmagieblog für den Rest des Jahres voraussichtlich keine Rezensionen geben. Ich schaffe einfach nicht alles parallel, also muss ich Abstriche in Kauf nehmen. Die Reihenauswertung ist mir wichtig, ich möchte dieses Projekt wirklich realisieren. Aber dafür muss etwas anderes eben zurückstecken und da mich Rezensionen viel Zeit kosten, sind sie die naheliegende Wahl.
Montagsfragen werde ich dennoch weiterhin beantworten, wobei ich das mittlerweile entspannter sehe und auch mal aussetze, wenn ich nichts zu sagen habe. Ich kann euch jedoch versprechen, dass ihr regelmäßig von mir hören werdet – und sollten wir tatsächlich umziehen, halte ich euch auf dem Laufenden, wie es mit meinem Blog währenddessen weitergeht. Es soll ja vorkommen, dass man nach einem Umzug erst mal einige Tage ohne Internet dasitzt. 😬
Heute freue ich mich jedenfalls, wieder in Kontakt mit euch allen zu treten und mich anschließend mit meinen Vorbereitungen für „Das verlorene Paradies“ zu beschäftigen. Witzigerweise passt die aktuelle Montagsfrage von Sophia von Wordworld thematisch sogar ein bisschen dazu.
Gibt es Bücher, die Ihr immer wieder angefangen, aber nie beendet habt? Warum/warum nicht?
In den vergangenen Tagen habe ich schon über die heutige Montagsfrage gegrübelt und habe mir für solche Bücher einen Begriff ausgedacht: Ich nenne diese Werke „Drehtür-Bücher“. Ich finde, das trifft es hervorragend und die Tatsache, dass ich eine eigene Bezeichnung dafür entwickelt habe, sollte euch bereits verraten, dass ich dieses Phänomen sehr gut kenne.
In meiner Lesekarriere gab und gibt es immer wieder Drehtür-Bücher. Wie auf einer Runde durch eine Drehtür lese ich sie an, breche sie nach einer repräsentativen Seitenzahl ab und stelle sie anschließend wieder ins Regal. Dieser Tanz kann beliebig oft mit dem selben Buch passieren. Grundsätzlich kann es jedes Buch treffen, tendenziell werden bei mir aber nur Klassiker zu richtigen Drehtür-Büchern.
Es ist möglich, dass ich ein Buch eines beliebigen Genres aus dem Regal hole, die ersten zwei, drei Seiten lese und feststelle, dass ich doch keine Lust darauf habe. Dann landet es natürlich wieder auf dem SuB. Für mich ist das aber kein ernsthafter Lektüreversuch, sondern nur eine Entscheidungshilfe. Zudem geschieht das meist nur einmal mit dem selben Buch, weil ich beim nächsten Mal deutlich besser einschätzen kann, ob ich gerade jetzt in der passenden Stimmung dafür bin. Bei solchen Auswahlprozessen würde ich daher nicht von Drehtür-Büchern sprechen.
Echte Drehtür-Bücher sind aus meiner Sicht die Bücher, die ich über Jahre immer wieder wirklich zu lesen versuche, daran scheitere und sie deshalb zurück ins Regal verfrachte. Mies ist das. Es gibt nämlich lediglich einen Grund, aus dem ich diesen demütigenden Prozess durchlaufe: Ich breche eine Lektüre nur dann ab, wenn ich merke, dass ich für das Buch noch nicht bereit bin. Darum sind meine Drehtür-Bücher ausnahmslos Klassiker, denn dabei handelt es sich um das einzige Genre, in dem ich mich einigen Exemplaren (noch) nicht gewachsen fühle.
Ich hatte allerdings nie mehr als eine Handvoll Drehtür-Bücher auf meinem SuB. Glücklicherweise kann ich sogar in der Vergangenheitsform sprechen, weil das Phänomen bei mir deutlich zurückgegangen ist. Das liegt einerseits daran, dass ich sehr viel besser darin geworden bin, mich selbst kritisch zu reflektieren und darauf basierend eine realistische Lektüreauswahl zu treffen. Seit Jahren ist kein neues Drehtür-Buch dazu gekommen, weil ich mittlerweile vorab viel intensiver prüfe, ob ich bereit für einen Klassiker bin. Erst, wenn ich mir absolut sicher bin, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt ist, ziehe ich einen Klassiker aus dem Regal. Andererseits arbeite ich meine Drehtür-Bücher auch ab. Hier kommen wir zur versprochenen Verbindung mit „Das verlorene Paradies“.
„Das verlorene Paradies“ von John Milton war ein Drehtür-Buch. Das habe ich schon in der Montagsfrage zu unseren Leselebenszielen erzählt. Über viele Jahre nahm ich immer wieder Anlauf, es zu lesen, und habe mir jedes Mal eine blutige Nase geholt, weil ich erstens nicht bereit und zweitens nicht vorbereitet war. Ich will heute nicht zu stark vorgreifen, da ich meine Vorgeschichte mit dem Epos in meinem Blogprojekt detailliert aufdröseln werde, aber ich kann zumindest berichten, dass ich völlig naiv an die Lektüre herangegangen bin. Ich habe lange nicht berücksichtigt, dass ein altes Gedicht in über 10.000 Blankversen eine besondere Herausforderung darstellt und nicht wie ein Prosawerk gelesen werden kann.
Drehtür-Bücher kratzen auf spezielle Weise an meinem Ego. Sie sind das Haar in meiner SuB-Suppe, der Stachel in meiner Ehre als Leserin. Ich kann sie nicht vergessen, sie verfolgen und verhöhnen mich. Trotz ihres Status als Drehtür-Buch habe ich immer einen enormen inhärenten Ehrgeiz, sie eines Tages doch noch zu bezwingen und mit ihnen keine weitere Runde durch die Drehtür zu tanzen. Selbst wenn ich bezweifle, dass ich es schaffe, tief in meinem Inneren gibt es stets diese leise Stimme, die mir sagt „Doch. Du musst. Du kannst nicht sterben, ohne dieses Buch gelesen zu haben“. So war es auch mit „Das verlorene Paradies“. Nur deshalb konnte ich es dieses Jahr endlich aus der Drehtür holen.
Das ist für mich äußerst motivierend. Mit dieser Lektüre habe ich mir selbst bewiesen, dass ich den Teufelskreis aus Lesen, Abbrechen, Zurückstellen und wieder von vorn sehr wohl stoppen kann, wenn ich mich zusammenreiße, auf meinen Hintern setze und es wirklich versuche. Das gibt mir Hoffnung für das letzte Buch, das aktuell in meiner Drehtür gefangen ist: „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin. Ich bin stolz, dass ich derzeit nur ein einziges Drehtür-Buch habe und ich bin mit jeder Faser meines Ichs überzeugt, dass ich auch dieses befreien kann. Ich werde es hinkriegen. Vielleicht nicht dieses Jahr, vielleicht nicht nächstes und vielleicht nicht in fünf Jahren. Aber irgendwann wird es soweit sein.
Ich weiß nicht, ob ich künftig nicht doch wieder neue Drehtür-Bücher ansammele. Ich halte es allerdings für unwahrscheinlich. Meine Drehtür-Bücher stammen und stammten alle aus früheren Jahren, in denen ich mich selbst noch nicht so gut kannte wie jetzt und meine Lektüreauswahl viel impulsiver und unüberlegter angegangen bin. Ich glaube, ich bin da rausgewachsen. Ich nehme mir keine Bücher mehr vor, für die ich mich nicht wirklich bereit fühle. Eine Garantie gibt es natürlich nicht, doch ich denke, ich kann vorsichtig prophezeien: Das Phänomen der Drehtür-Bücher ist für mich Geschichte. Fühlt sich gut an. 😉
Schlummern auf eurem SuB Drehtür-Bücher?
Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen motivierten Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️
Huhu Eli :)
Die Bezeichnung finde ich echt passend. Bei mir gabs solche Bücher bisher zwar auch, tatsächlich ist es aber nie zu dem zweiten Versuch des Lesens gekommen. Es mogelten sich dann immer mehr andere Bücher dazwischen und irgendwie ist die Motivation einfach nicht mehr da. Klassiker schiebe ich generell noch ein bisschen vor mir her, da ich mich noch nicht bereit dafür fühle.
Lieben Gruß
Andrea
Unbeendete Reihen?
Hey Elli,
wie schön, dass du wieder zurück bist.
Haha ja ich finde du beschreibst diese Woche ganz treffend, was ich meinte. Manchmal liest man ja kurz Bücher an und legt sie dann doch wieder zur Seite, das meinte ich aber nicht. Ich meinte diese Bücher, die man nach 100 oder sogar 200 Seiten wieder beiseite legt, weil man einfach nicht in sie hineinfindet. Und das immer wieder.
Das kratzt dann auch manchmal an meinem Ego oder weckt in mir den Sportsgeist.
Liebe Grüße
Sophia
Hi Elli,
Blogpausen kenne ich nur zu gut. Mittlerweile schreibe ich so einige Beiträge vor und mache dann sogar wochenweise Blogpausen, ohne dass es auf dem Blog ersichtlich ist. Wenn Du auf Wohnungssuche bist (viel Erfolg, wo auch immer Du suchst), dann bleibt eh kau m noch Zeit für andere Dinge. Ein Graus, dieser Wohnungsmarkt.
Witzig, dass Du sogar ein Wort dafür erfunden hast. Ich habe diesen Ehrgeiz nicht, mache aber auch vor dem Querlesen keinen Halt. Nun, immerhin fliegen die Bücher bei Dir ja jetzt auch raus, oder nicht rein, je nach Betrachtung :)
Viele Grüße
Frank