Montagsfrage: Buchmoment zum Gruseln?

Hallo ihr Lieben 😊

Es ist Halloween! Tag der Geister, des Unerklärlichen und Schaurigen. Passend zu diesem Thema habe ich heute eine Serienempfehlung für euch, wenn ihr es unheimlich mögt: „Guillermo del Toro’s Cabinet of Curiosities“. Der Lieblingsmensch und ich haben die acht Folgen der ersten Staffel am vergangenen Wochenende durchgesuchtet und waren hellauf begeistert. Es handelt sich um eine filmische Anthologie. Jede Folge erzählt eine Kurzgeschichte verschiedener Horror-Autor_innen (darunter übrigens H. P. Lovecraft), inszeniert von wechselnden Regisseur_innen. Dadurch werden mehrere Horrormotive in unterschiedlichen Stilen verarbeitet, wodurch die erste Staffel eine ganze Palette des Grusels bietet.

Wie das so ist bei Anthologien gefielen mir nicht alle Folgen gleich gut, aber fast alle konnten mich überzeugen. Besonders beeindruckt war ich von einer Geschichte, die Guillermo del Toro selbst schrieb. Ich weiß natürlich, dass er neben seinem Renommee als Regisseur auch ein erfolgreicher Schriftsteller ist. Sein Roman „The Shape of Water“ war ja vor ein paar Jahren in aller Munde. Nachdem ich diese Folge gesehen habe, frage ich mich, ob ich ihn als Autor nicht besser kennenlernen sollte. Er scheint ein tolles Gespür für unheimliche Begebenheiten zu haben.

Was meint ihr, sollte ich mal eins seiner Werke lesen? Könnt ihr was empfehlen? Vielleicht etwas anderes als „The Shape of Water“ und „The Strain“, die mich beide nicht so richtig interessieren? Habt ihr einen Geheimtipp?

Außerdem bin ich neugierig, ob ihr Halloween dieses Jahr feiert oder schon gefeiert habt. Die Zeit der Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren ist zwar vorbei, doch die Infektionszahlen steigen gerade ja wieder. Geht ihr heute trotzdem auf Süßigkeiten-Tour durch die Nachbarschaft oder habt ihr am Wochenende eine Halloweenparty gefeiert? Für mich ist das Fest selbst nicht so attraktiv, weil ich nicht auf Verkleiden stehe, aber viele nutzen die Gelegenheit ja gern, um richtig kreativ zu werden und sensationelle Kostüme zusammenzustellen. Gehört ihr dazu?

Die Montagsfrage von Sophia von Wordworld greift das Gruselthema heute indirekt ebenfalls auf, mal sehen, ob sie mir eine Gänsehaut verursacht!

Was war dieses Jahr bisher Euer schlimmster / gruseligster / unangenehmster Buchmoment?

Als ich die Frage gelesen habe, ist mir sofort eine Szene meiner Lektüreauswahl 2022 eingefallen, die ich wirklich richtig schlimm und unangenehm fand. Ich bin ja nicht zimperlich oder zart besaitet, aber dieser Buchmoment löste bei mir tatsächlich das Bedürfnis aus, die Augen zu verschließen und dem Geschehen den Rücken zuzuwenden. Ich fühlte mich als Eindringling in einem sehr privaten, intimen Augenblick und hatte meinem Empfinden nach nicht das Recht, zuzusehen.

Der Buchmoment begegnete mir im Thriller „Tokio“ von Mo Hayder. In dem Roman geht es um eine junge Frau, die sich selbst nur Grey nennt und besessen vom Massaker von Nanking ist. Ich möchte euch am frühen Morgen mit den Details des historischen Kontexts nicht den Appetit aufs Frühstück verderben, daher hier nur kurz die Eckdaten: Von Dezember 1937 bis Januar 1938 begingen japanische Besatzungstruppen in der damaligen chinesischen Hauptstadt Nanking grauenhafte Kriegsverbrechen. Kriegsverbrechen, die so menschenverachtend und – ich kann es nicht anders sagen – böse waren, dass sie die Beziehung zwischen Japan und China bis heute prägen.

Grey reist nach Tokio, um dort herauszufinden, ob eine besonders barbarische Praxis, von der sie als Kind zufällig in einem Buch gelesen hatte, wirklich stattgefunden hat. Sie hat persönliche Gründe dafür, die sich erst am Ende der Geschichte herausstellen. Die Studentin ist eine schwierige Protagonistin, weil sie aufgrund ihrer eigenen Biografie traumatisiert ist und Verhaltensweisen an den Tag legt, die mir schwer gestört erschienen. Speziell ihr Verhältnis zu ihrer Sexualität ist bizarr und führte zu dem Buchmoment, der mir so unangenehm war, dass ich ihn gern übersprungen hätte.

Nachdem sie in Tokio angekommen ist, findet sie einen Job in einem Nachtclub als Hostess. Sie verdient gutes Geld und nutzt ihr Gehalt, um sich neu einzukleiden, unter anderem verführerische Lingerie. Da sie sich jedoch nicht erlaubt, ihre Weiblichkeit auszuleben, trägt sie die Dessous nie in der Öffentlichkeit, sondern nur in ihrem Zimmer. In der besagten Szene befindet sich Grey genau dort, packt all ihre neuen Errungenschaften aus und wälzt sich genüsslich in einem Berg aus Spitze und Seide. Das Gefühl der „verbotenen“ Stoffe auf ihrer Haut erregt sie – sie masturbiert.

Dieser Buchmoment war für mich kaum zu ertragen. Ich habe zwar überhaupt kein Problem damit, wenn sich weibliche Figuren in Büchern selbst berühren und ihre Lust zelebrieren, doch Mo Hayders gesamte Inszenierung wirkte auf mich dermaßen intim und als Ausdruck einer ungesund gelebten Sexualität, dass ich mich fühlte, als hätte ich das lieber nicht sehen sollen. Ich wurde Zeugin einer Seite von Grey, die sie absichtlich versteckt und beschneidet – es fühlte sich nicht richtig an, dass ich dabei sein musste. Mir ist klar, dass es im Kontext der Geschichte ein wichtiger Buchmoment war, der sehr viel über die Hauptfigur aussagt. Genießen konnte ich ihn allerdings nicht.

Welcher Buchmoment war dieses Jahr für euch schwer zu ertragen?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen gruseltastischen Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️

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