Montagsfrage: Altersfreigabe fuer Buecher?

Hallo ihr Lieben 😊

Uff. Ich bin erschöpft. Der vergangene Monat war wirklich anstrengend. Viele Termine, viele Verabredungen, viel Arbeit. Der Mai scheint glücklicherweise etwas weniger rasant und vollgestopft zu werden. Bisher sieht es zumindest danach aus. Normalerweise bin ich ja recht schockiert über den Monatswechsel, weil ich meist das Gefühl habe, die Zeit fliegt, aber dieses Mal kann ich es wirklich kaum erwarten, wieder mehr Zeit für mich, das Lesen und den Blog zu haben. Diese Woche Freitag werde ich noch groß den Abschied eines Kollegen feiern und dann ist erst mal Ruhe. Ich brauche eine Pause von sozialen Verpflichtungen. 😅

Diese Woche komme ich hoffentlich auch wieder dazu, zu rezensieren. Das habe ich vergangene Woche nämlich nicht geschafft, weshalb ihr leider auf die übliche Dienstagsrezension verzichten müsst. Ich hatte ja angekündigt, dass das passieren könnte, weil mein Terminkalender so voll ist. Aber sobald ich Gelegenheit hatte, ein bisschen durchzuatmen, bekommt ihr wieder wie gewohnt wöchentlich Besprechungen.

Ansonsten freue ich mich, dass sich der Frühling mittlerweile in Berlin blicken lässt und genieße die ersten warmen Sonnenstrahlen. Ich hatte jetzt auch langsam genug von kühlen Tagen und noch kühleren Nächten. Demnächst kümmere ich mich um unseren Balkon und unterziehe ihn einem ausgiebigen Frühjahrsputz, damit ich bald wieder bequem im Liegestuhl draußen lesen kann. Die ersten Balkon-Lesestunden sind eine Aussicht, die den Aufwand des Putzens allemal wettmachen. Das wird wunderbar! Seid ihr auch schon frühlingsreif oder steckt ihr noch im Winterschlaf?

Den neuen Monat zelebriere ich heute zum Wochenstart natürlich wie immer mit der Montagsfrage von Sophia von Wordworld.

Altersfreigaben oder Altersempfehlungen – Wie steht Ihr zu Jugendschutz bei Büchern und wie sollte dieser aussehen?

Na das ist ja ein Zufall. Ich arbeite derzeit auf einem Projekt, das sich um die Vermittlung von Medienkompetenz an Familien dreht. Dafür habe ich mich auch mit Altersfreigaben und Altersempfehlungen für Filme, Serien und Spiele beschäftigt. Ich stecke also gerade voll im Thema. 😄

Bevor ich versuche, eine Antwort auf diese recht komplizierte Frage zu finden, sollten wir vermutlich erst einmal klären, dass Altersfreigaben und Altersempfehlungen nicht dasselbe sind. Die meisten Eltern werden das wahrscheinlich wissen. Die FSK, die Antonia als Vergleich heranzieht, vergibt Altersfreigaben in fünf Stufen für Filme und Serien und kennzeichnet sie. Die Siegel kennen wir alle. Sie spricht hingegen keine Altersempfehlungen aus. Der Unterschied besteht darin, dass die Alterskennzeichen der FSK rechtlich bindend, aber keine pädagogische Einschätzung sind.

Sie dienen dazu, Kinder und Jugendliche vor Inhalten zu schützen, die sie emotional überfordern und gefährden könnten. Sie sollen verhindern, dass junge Zuschauer_innen Schaden nehmen, Angst bekommen, verstört werden oder ihr gesellschaftliches Bild negativ beeinflusst wird. Es handelt sich sozusagen um das absolute Minimum an Schutz, nach dem zum Beispiel auch das Fernsehprogramm gestaltet wird. Eltern und Erziehende können sich daran orientieren, sie sollten jedoch nicht erwarten, dass die Altersfreigabe der FSK etwas darüber aussagt, ob ein bestimmter Film wirklich angemessen für ihr Kind ist.

Darum gibt es mehrere Institutionen, die zusätzlich pädagogische Altersempfehlungen vornehmen. Hier bewerten Medienpädagog_innen deutlich differenzierter, wie gewisse Inhalte auf Kinder wirken, ob sie sie bereits verstehen und verarbeiten können und inwiefern sie ihrem Entwicklungsstand entsprechen. Diese Unterscheidung ist für meine Argumentation relevant.

Ich glaube nicht, dass Altersfreigaben für Bücher notwendig sind. Das Medium Buch ist in unsere Gesellschaft völlig anders integriert als das Medium Film. Sie werden weder ausgestrahlt noch vorgeführt oder in einem Ablauf organisiert, der dem Fernsehprogramm ähnelt. Den einzigen Effekt hätten Altersfreigaben demnach auf Verkauf und Verleih: Kinder und Jugendliche wäre es verboten, Bücher zu kaufen und zu leien, für die sie laut Prüfung noch nicht alt genug sind. Da man meiner Meinung nach allerdings davon ausgehen kann, dass sich junge Leser_innen ohnehin nicht unbegleitet Literatur kaufen (schon aus finanziellen Gründen) und in Bibliotheken kundiges Fachpersonal anwesend ist, halte ich das Risiko für zu gering, um Altersfreigaben zu rechtfertigen.

Auch teile ich Sophias Ansicht, dass visuelle Medien einen viel umfassenderen Effekt als Bücher haben, weil Fantasie und Vorstellungskraft höchst individuell und abhängig vom Erfahrungsschatz sind. Ich denke, dass Filme häufig viel drastischere Bilder zeigen, als es sich ein junger Geist von allein ausmalen würde, da die Referenz einfach noch nicht gegeben ist. Kinder haben außerdem vor anderen Dingen Angst als Erwachsene. Deshalb ist schwer vorherzusagen, welche literarischen Szenen verstören oder überfordern könnten. Das kann unter Umständen auch etwas ganz Banales sein, dazu muss ein zum Beispiel achtjähriges Kind nicht zwingend Stephen King lesen.

Hinzu kommt, dass die Altersfreigaben der FSK, die wir heute als Äquivalent nutzen wollen, sehr grob Altersspannen zusammenfassen. Der Sprung von FSK6 zu FSK12 ist wirklich extrem und übergeht enorme Entwicklungsfortschritte, die darüber hinaus natürlich ebenfalls stark individuell sind. Wie hilfreich das für Eltern und Erziehende wirklich ist, wage ich daher zu bezweifeln. Im Einzelfall braucht es dementsprechend trotzdem eine pädagogische Alterseinstufung.

Darum tendiere ich eher zu Altersempfehlungen statt Altersfreigaben für Bücher. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das gerade im Kinder- und Jugendbuch-Segment nicht ohnehin passiert. Ich meine, dass ich hin und wieder schon Bücher gesehen habe, auf denen ein entsprechender Vermerk abgedruckt ist. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es dafür online diverse Communities und Ratgeber gibt. Das halte ich für Eltern und Erziehende für sehr hilfreich und sinnvoll. Besonders, wenn es um Bücher geht, die sie (noch) nicht selbst gelesen haben, ist es sicher eine wertvolle Unterstützung, wenn ihnen Expert_innen mitteilen, was sie von einer bestimmten Geschichte zu erwarten haben.

Entscheiden können sie dann immer noch selbst, aber so erfahren sie zumindest, welche Themen behandelt werden und erhalten einen Anhaltspunkt, wie intensiv sie die Lektüre ihres Kindes unter Umständen begleiten sollten. Ist es ein Buch, das das Kind eigenständig lesen kann oder sollte es eher eine gemeinsame Lektüre sein? Selbstverständlich sollten Eltern immer Interesse an allen Medien zeigen, die ihre Sprösslinge konsumieren und sich als Ansprechpersonen für mögliche Probleme anbieten, doch wie eng die Betreuung sein muss, ist eben von Einzelfall zu Einzelfall sehr verschieden.

Daher denke ich, Altersempfehlungen sind die bessere Lösung im Vergleich zu Altersfreigaben, weil sie eben pädagogische und entwicklungspsychologische Aspekte einbeziehen.

Was haltet ihr von Altersfreigaben oder Altersempfehlungen für Bücher?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen frühlingshaften Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️

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