Montagsfrage: Alphabetische Buecher?

Hallo ihr Lieben 😊

Einen wunderbaren 1. Mai wünsche ich euch! Die neue Woche mit einem Feiertag zu beginnen, ist doch einfach herrlich. In Berlin passt zwar das Wetter nur einigermaßen, aber darüber tröstet das verlängerte Wochenende definitiv hinweg. Da könnte man fast vergessen, dass dieser Feiertag ein Relikt der Nazis ist – auch wenn er nach Kriegsende in allen deutschen Bundsländern umgedeutet wurde.

Die Geschichte des heutigen 1. Mai ist für mich die perfekte Gelegenheit, euch auf eine sehr gute Arte-Dokumentation hinzuweisen, die ich mir letzte Woche angesehen habe: „Die Bücher, die Hitler nicht verbrannte“. Die Doku wirft einige sehr interessante Fragen hinsichtlich unserer Wahrnehmung von Literatur auf und untersucht, welche Bücher Hitler in der Ausbildung seiner menschenverachtenden Ansichten beeinflussten. Seine Ideen waren – wie hinreichend bekannt sein sollte – nämlich nicht neu.

Seine Privatbibliothek enthielt zum Zeitpunkt seines Todes etwa 16.000 Bücher. Darunter waren auch Exemplare, die in den Jahren zuvor als entartet verbrannt wurden. Mittlerweile sind Teile seiner Sammlung auf dem ganzen Globus verstreut und werden von Expert_innen erforscht, um herauszufinden, welche Entwicklung sein Weltbild durchlief. Die Doku fasst ihre Erkenntnisse zusammen.

Ich glaube, was mich an der Doku am meisten fesselte, war ein gedanklicher Ansatz, der gleich zu Beginn thematisiert wird: In unserer Gesellschaft glauben wir, dass belesene Menschen automatisch gute, aufgeklärte Menschen sind. Hitlers Privatbibliothek beweist, dass das nicht stimmt. Er war belesen und war trotzdem eines der schlimmsten Ungeheuer, das die Historie je hervorbrachte. Ich fand es spannend, unsere Beziehung zu Literatur in diesem Kontext zu hinterfragen.

Ich kann euch die andethalbstündige Doku nur empfehlen, ihr könnt sie euch in der Arte-Mediathek oder bei YouTube ansehen. Vielleicht wollt ihr den heutigen Feiertag ja dafür nutzen. 😉 Ich werde mich jetzt erst mal mit der aktuellen Montagsfrage von Sophia von Wordworld beschäftigen.

Buch-ABC: Welche Bücher fallen Euch zu den Buchstaben des Alphabets ein?

Wie so oft verlangt diese Montagsfrage ein paar Vorbemerkungen. 😄 Ich habe beschlossen, es mir heute ein bisschen leichter zu machen und die Chance zu nutzen, um schamlos Werbung für meine Rezensionen zu machen. Obwohl sowohl auf meinem SuB als auch auf meiner Wunschliste sicher jeweils das gesamte Alphabet vertreten sein dürfte, nenne ich heute nur Bücher, die ich bereits für den wortmagieblog rezensiert habe. Die Gelegenheit ist einfach zu gut, um sie verstreichen zu lassen. Dementsprechend werde ich zu jedem Buch auch nur sehr kurze Erklärungen und Kontextualisierungen zusammenstellen. Wollt ihr weitere Infos zu einem genannten Buch, müsst ihr wohl oder übel auf den Link klicken und meine Rezension lesen. 😉

Außerdem möchte ich fix die Bedingungen festlegen. Ich möchte das Alphabet mit Buchtiteln füllen, nicht mit Autor_innen. Es gelten alle Titel in meiner Rezensionsliste, ungeachtet der Sprache. Ihr werdet demnach deutsche und englische Ausgaben in meiner Aufzählung vorfinden. Artikel zu Beginn des Titels darf ich in beiden Sprachen ignorieren, bevorzugt werden jedoch Titel, die tatsächlich mit dem jeweiligen Buchstaben des Alphabets anfangen. Außerdem verzichte ich so weit wie möglich darauf, Fortsetzungen zu nennen, um Spoiler zu vermeiden.

So viel zum Rahmen meines literarischen Alphabets. Auf geht’s!

Cover des Buches "Afterparty" von Daryl Gregory

In diesem abgedrehten SciFi-Thriller postuliert Daryl Gregory ein futuristisches Szenario, in dem die sogenannte Smart Drug Revolution dazu führte, dass Drogen/Medikamente schnell, leicht und billig gedruckt werden können. Eine dieser Drogen hat allerdings beunruhigende Nebenwirkungen: Sie löst religiöse Halluzinationen aus – wenn es denn Halluzinationen sind. Vielleicht befähigt die Droge Menschen auch wirklich, mit dem Göttlichen in Kontakt zu treten?

Ein turbulenter, nervenaufreibender Trip von einem Buch, das sich subtil mit den ganz großen Fragen des Lebens beschäftigt und der perfekte Einstieg ins Alphabet!

Cover des Buches "Beloved" von Toni Morrison

Für den zweiten Buchstaben des Alphabets habe ich mir diesen modernen Klassiker ausgesucht, in dem Toni Morrison die psychologischen Folgen der Sklaverei in den USA für Schwarze Frauen aufarbeitet. Im Mittelpunkt steht die Schwarze Mutter Sethe, die von ihren Erinnerung an ihre Zeit als Sklavin auf der Plantage Sweet Home und an das, was sie zu tun gezwungen war, um ihre Kinder zu schützen, buchstäblich heimgesucht wird.

Es ist ein wundervoller Roman, der mir sehr ans Herz ging und mir noch einmal vor Augen führte, warum es so wichtig ist, dass wir uns der Vergangenheit stellen. Keine leichte Lektüre, aber sehr lohnend.

Cover des Buches "Cinder" von Marissa Meyer

Beim Buchstaben „C“ hatte ich überraschend viele Bücher zur Auswahl, die ich in mein Alphabet hätte aufnehmen können. Ich habe mich für „Cinder“ von Marissa Meyer entschieden, weil die Reihe „The Lunar Chronicles“ meiner Meinung nach einige der besten Märchenadaption enthält, die der Markt zu bieten hat. Der erste Band ist eine Adapation von „Aschenputtel“ und stellt uns die Protagonistin Cinder vor, die nach einem Unfall in ihrer Kindheit als Cyborg in Neu-Beijing lebt.

Ich war vom Auftakt noch nicht allzu begeistert, doch die anschließenden vier Bände überzeugten mich davon, dass Marissa Meyer eine sehr talentierte Autorin ist, die sich von den gängigen Klischees der Jugendliteratur nicht einschränken lässt. Klare Leseempfehlung!

Cover des Buches "Dark Eden" von Chris Beckett

Da ich mein Alphabet mit meinen Rezensionen fülle, darf meine allererste Rezension hier auf dem wortmagieblog natürlich nicht fehlen! Ich habe sie sogar zweimal geschrieben. Das Original stammt vom Dezember 2013, meine Überarbeitung, die ich als Special zum 3. Geburtstag meines Blogs veröffentlicht habe, habe ich 2016 veröffentlicht. In der verlinkten Rezension findet ihr beide Versionen.

Ich fand „Dark Eden“ von Chris Beckett faszinierend und halte es für einen passenden Einstiegsroman in die Science-Fiction. Es fokussiert durch und durch menschliche Konflikte in einer wunderschönen, bizarren Natur und kommt ohne Aliens aus.

Cover des Buches "Erdsee" von Ursula K. Le Guin

Die ersten drei Bände der „Erdsee“-Saga von Ursula K. Le Guin gelten als Meilensteine der High Fantasy, die zahllose Leser_innen und spätere Autor_innen maßgeblich beeinflusst haben. Meiner Meinung nach gehören sie in die Bibliothek aller HF-Fans, denn hier sehen wir die Wurzeln des Genres. Vor der Lektüre sollte euch allerdings klar sein, dass der erste Band mittlerweile über 50 Jahre alt ist.

Für mich waren die Geschichten um den Magier Ged angenehm entspannend. Da Action damals noch nicht so im Vordergrund stand wie heute, sind sie fast völlig gewaltfrei. Es war interessant, zu erleben, dass Fantasy kein brutales Blutvergießen braucht, um zu funktionieren.

Cover des Buches "Fight Club" von Chuck Palahniuk

Ihr kennt den Film? Edward Norton und Brad Pitt in ihren meiner Meinung nach besten Rollen? Dann überrascht euch vielleicht, dass diese Geschichte als Roman von Chuck Palahniuk begann. Hat euch der Film gefallen, kann ich euch das Buch wärmstens ans Herz legen. Es lohnt sich wirklich, es zu lesen, selbst wenn man den Film bereits kennt. Aber auch ohne Vorwissen ist es ein hervorragendes Beispiel zynischer, beißender Gesellschaftskritik, die uns zwingt, in den Spiegel zu schauen.

Gebt diesem Alphabetseintrag ruhig eine Chance – und nein, hier gibt es keine Regeln, die euch verbieten, über eure Leseerfahrung ein Wort zu verlieren. 😉

Cover des Buches "Gier" von Arne Dahl

Arne Dahl schreibt die besten politischen Thriller. Mir ist bisher wirklich noch kein_e Autor_in begegnet, der_die ihm das Wasser reichen könnte. Seine „Opcop“-Reihe bewegt sich auf einem Niveau, das mir regelrecht Angst einjagte, weil Dahl die Strukturen krimineller Bemühungen im europäischen Raum dermaßen scharfsinnig durchschaut, dass seine Fälle äußerst realistisch und vorstellbar wirken.

Ich finde es tragisch, dass die Reihe nicht bekannter ist und möchte hier definitiv die Werbetrommel rühren. Mögt ihr hochkomplexe, intelligente politische Thriller, liegt ihr damit genau richtig!

Cover des Buches "A Head Full of Ghosts" von Paul Tremblay

Der Buchstabe „H“ steht in meinem Alphabet für Horror. Für den modernen, vielschichtigen, sensiblen Horror von Paul Tremblay. In diesem Roman interpretiert er das uralte Konzept der Besessenheit völlig neu, stellt unangenehme Fragen und erzählt eine Geschichte, die nicht durch Brutalität oder Schockmomente erschreckt, sondern durch die intensive Infragestellung unserer Glaubenssätze.

„A Head Full of Ghosts“ ist meiner Meinung nach ein Buch, das sogar Menschen lesen können, die Horror sonst nicht viel abgewinnen können. Absolut brillant.

Cover des Buches "If We Were Villains" von M. L. Rio

Ich habe ja normalerweise keine große Vorliebe für Krimis – es sei denn, sie sind irgendwie speziell und besonders. M. L. Rios Debüt „If We Were Villains“ erfüllt diese Voraussetzung spielerisch. Es ist ein Krimi, der ganz bewusst an ein Shakespeare-Stück erinnert. Es geht um einen Mordfall an einer elitären Kunsthochschule. Im Mittelpunkt steht eine Clique von sieben Jugendlichen, die Schauspiel studieren und Shakespeare verehren. Eines Morgens ist eine Person dieser Gruppe tot. Wurden Freunde zu Feinden? Und wenn ja, wieso?

Es ist eine Geschichte von Leidenschaft, Besessenheit und Hingabe, die den alten Barden auf jeden Fall stolz gemacht hätte.

Cover des Buches "Jade City" von Fonda Lee

Fonda Lee pustet den Staub aus der manchmal etwas altbacken daherkommenden High Fantasy. „Jade City“ ist einer der originellsten Trilogieauftakte, den ich seit langer Zeit innerhalb des Genres gelesen habe. Es ist unkonventionell und mutig; der Beweis dafür, dass es nicht immer Drachen und Quests sein müssen. Ich liebte die Mischung aus Mafiaromantik und Magie, mit der Fonda Lee eine Familiensaga beginnt, die mich bis zur letzten Seite des Finales „Jade Legacy“ fesselte.

Meiner Meinung nach ist das Buch eine eierlegende Wollmilchsau. Und dass es von einer Frau geschrieben wurde, die in der HF noch immer unterrepräsentiert sind, macht die Lektüre noch ein bisschen befriedigender.

Cover des Buches "Kings of the Wyld" von Nicholas Eames

Wenn auf dem Cover eines Buches ein Thin Lizzy – Zitat zu finden ist, ist die Frage, ob es mir gefällt, nur noch eine reine Formalität. Für den 11. Buchstaben des Alphabets habe ich mir „Kings of the Wyld“ von Nicholas Eames ausgesucht. Leute, ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr ich dieses Buch und die Reihe „The Band“ liebe. Stellt euch eine Gruppe alternder Söldner vor, die noch einmal für ein letztes großes Abenteuer aus dem Ruhestand zurückkehren.

Für mich ist „Kings of the Wyld“ eine einmalige Mischung aus Herz, Humor und Action, die eine wundervolle Geschichte über echte Freundschaft erzählt. Einfach älter, härter, besser!

Cover des Buches "The long way to a small, angry planet" von Becky Chambers

Ach, Becky Chambers. Keine andere Autorin hat so maßgeblich dazu beigetragen, dass ich meine Vorurteile der Science-Fiction gegenüber endlich über Bord werfen konnte. Schon mit dem Auftakt der „Wayfarers“-Reihe hat sie mich völlig von sich überzeugt und mir gezeigt, wie viel Spaß das Genre machen kann und dass der Weltraum als eine Spielwiese für Diversität und emotionale Intensität dienen kann.

Ich verehre ihre Erzählkunst, die uns als Menschheit so oft den Spiegel vorhält und uns zwingt, uns kritisch, aber niemals belehrend mit den Konzepten unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen.

Cover des Buches "Malice" von John Gwynne

Manchmal muss man geduldig sein und einer Reihe einfach etwas Zeit geben. „Malice“ von John Gwynne riss mich nicht vom Hocker. Ich fand den Reihenauftakt unoriginell und allzu gemächlich getaktet. Die Geschichte wartet mit wenig Überraschungen auf, vor allem für diejenigen, die häufig High Fantasy lesen. Und trotzdem hat sich die Lektüre gelohnt. Für die Folgebände. Ab dem zweiten Band wird die Reihe nämlich richtig gut. Heute zählt „The Faithful and the Fallen“ zu meinen liebsten HF-Mehrteilern.

Deswegen soll der Buchstabe „M“ in meinem Alphabet daran erinnern, dass nicht jede Geschichte mit einem Knall beginnen kann.

Cover des Buches "Neukölln ist überall" von Heinz Buschkowsky

Heinz Buschkowsky war und ist noch immer einer der umstrittensten Politiker_innen Deutschlands. Auch ich sehe viele seiner Aussagen der letzten Jahre äußerst kritisch. Aber 2012, vor mittlerweile 11 Jahren, hat er „Neukölln ist überall“ veröffentlicht, das mir wirklich aus der Seele spricht. Das politische Sachbuch ist eine treffende, pointierte Analyse der Konflikte in einem Bezirk, der seit Jahrzehnten darum kämpft, Integration als politisches Konzept gelingen zu lassen.

Ich bin Neuköllnerin. Hier ist meine Heimat, hier schlägt mein Herz. Deshalb konnte ich mich mit Buschkowskys Buch voll und ganz identifizieren. Wer verstehen möchte, wie Neukölln tickt, ist mit dieser Lektüre bis heute gut beraten.

Cover des Buches "Obsidian Butterfly" von Laurell K. Hamilton

Die „Anita Blake“-Reihe von Laurell K. Hamilton ist definitiv nicht fehlerlos. Der Stellenwert erotischer Szenen, ungelenke Kriminalfälle, die der Autorin lediglich als Alibi dienen, um ihre Protagonistin durch brennende Reifen springen zu lassen, toxische Beziehungsdynamiken – all das findet sich in diesem extrem umfangreichen Urban Fantasy – Vorreiter. Aber manchmal … Manchmal gibt es es Bände, die mich hoffen lassen. „Obsidian Butterfly“ ist so ein Band.

Dieser Band ist meiner absolut liebsten Nebenfigur der Reihe gewidmet, dem Auftragskiller Edward. Ich fand es so spannend, mehr über ihn zu erfahren, dass ich über die meisten Mängel großzügig hinwegsehen konnte. Deshalb erhält er einen Platz in meinem Alphabet.

Cover des Buches "Promise of Blood" von Brian McClellan

High Fantasy ist nicht gleich High Fantasy. Es gibt zahllose Subgenres, von Grimdark bis Sword and Sorcery. „Promise of Blood“ ist ein Vertreter der militärischen High Fantasy. Vor der Lektüre hätte ich nie gedacht, dass ich mit dieser Spielart wirklich etwas anfangen kann, aber doch, ist genau mein Ding.

Am beeindruckendsten ist innerhalb der „Powder Mage Trilogy“ sicher das Magiesystem, das traditionelle Zauberei mit der äußerst originellen Pulvermagie kombiniert. Entsprechend begabte Menschen können Schießpulver mithilfe ihrer Gedanken manipulieren. In einem Universum, in dem Schusswaffen bereits erfunden wurden, eine verflixt praktische Fähigkeit. Ich fand „Promise of Blood“ mitreißend, aufregend und intelligent. Ein würdiger Vertreter für den Buchstaben „P“ in meinem Alphabet.

Cover des Buches "The Queen of Blood" von Sarah Beth Durst

Und noch mal ein ganz anderer Vertreter der High Fantasy. „The Queen of Blood“ verwöhnt Leser_innen mit einem üppigen, ästhetischen und meinem Empfinden nach sehr femininen Setting, in dem Wachstum und Fruchtbarkeit im Vordergrund stehen. Dennoch ist es keine ungefährliche Welt, denn sie wird neben Menschen von Elementaren bevölkert – blutrünstigen Naturgeistern, die allein durch die Kontrolle der Königin in Schach gehalten werden.

Ich mochte diese Geschichte, die so voller Gegensätze zu stecken scheint und dennoch rund und konsequent wirkt. Die Lebendigkeit war elektrisierend.

Cover des Buches "Rupture" von Simon Lelic

Wie gesagt, ich mag ungewöhnliche Krimis. Gab es je einen ungewöhnlichen Krimi, dann dieses Buch, das ich für „R“ in meinen Alphabet ausgesucht habe. Anfangs wirkt es, als ginge es um ein Schulmassaker, das schon dadurch auffällig ist, dass es nicht von einem_einer Schüler_in begangen wurde, sondern von einem Lehrer. Im weiteren Verlauf offenbart sich jedoch langsam das wahre, hochaktuelle Thema des Romans: Mobbing. Dazu zeichnet sich „Rupture“ durch eine ungewohnte Erzählweise aus, denn jedes zweite Kapitel ist eine Zeugenaussage in Ich-Perspektive.

Mich hat das Buch sehr mitgenommen, die Lektüre war unerwartet intensiv. Wenn ihr euch für solche Themen interessiert, solltet ihr Simon Lelic unbedingt eine Chance geben.

Cover des Buches "Strange the Dreamer" von Laini Taylor

Laini Taylor und ich, wir führen eine Liebesbeziehung. Eine einseitige Liebesbeziehung, natürlich, aber dennoch ist es Liebe. Wann immer ich einen ihrer Romane lese, sprüht zwischen uns der Zauber, die spezielle Magie, die nur Bücher heraufbeschwören können. Es gibt tatsächlich keine andere Autorin, deren Fantasie der meinen so ähnlich ist. Ich habe wirklich eine ganz besondere Beziehung zu ihren Geschichten.

Darum war es für mich gar keine Frage, dass ich bei „S“ Taylors Roman „Strange the Dreamer“ nenne – obwohl die Auswahl für diesen Buchstaben im Alphabet sehr groß war.

Cover des Buches "To Kill a Mockingbird" von Harper Lee

Zu „To Kill a Mockingbird“ muss ich eigentlich gar nicht viel sagen. Es ist ein Klassiker, einer der wichtigsten antirassistischen Romane des weißen postkolonialen Kanons. Mir hat es sehr gut gefallen, weil es sich überraschend leicht liest und seine Botschaft trotzdem unmissverständlich vermittelt. Es ist unaufdringlich, niemals belehrend und nicht zu bedeutungsschwer.

Meiner Meinung nach zählt es nicht zu den Klassikern, die man zwingend gelesen haben muss, aber es setzt sich überzeugend mit weißer Verantwortung auseinander und ist deshalb durchaus empfehlens- und lesenswert.

Cover des Buches "Uninvited" von Sophie Jordan

Huh, mit dem Buchstaben „U“ habe ich offenbar Schwierigkeiten. Ich habe nur drei Bücher gefunden, deren Titel mit „U“ beginnen, die meinen zuvor festgelegten Bedingungen entsprechen und die ich demnach in mein Alphabet aufnehmen kann. Aus dieser kleinen Auswahl habe ich mich für das Buch mit der besten Bewertung entschieden. Ich fand „Uninvited“ gut, aber nicht sensationell.

Die Jugenddystopie behandelt die Idee des sogenannten Mörder-Gens und stellt uns eine Gesellschaft vor, die Menschen mit diesem Gen und der damit verbunden Veranlagung zu einem erhöhten Gewaltpotenzial systematisch diskriminiert. Interessant – hätte die Autorin jedoch deutlich besser machen können.

Cover des Buches "Voices" von R. E. Rowe

V wie Verriss. Ja, mit diesem Buchstaben möchte ich ein bisschen Abwechslung in mein Alphabet bringen und stelle euch dieses Buch vor, das ich wirklich ganz furchtbar mies fand. Es beginnt eigentlich nicht schlecht, hat zuerst eine liebliche, zarte Ausstrahlung, aber ab der zweiten Hälfte verwandelt sich die Geschichte in einen rasanten Höllentrip in den Unsinn.

Wenn ihr mal herzhaft lachen wollt, kann ich euch „Voices“ tatsächlich empfehlen. Es ist eines der absurdesten Bücher, die ich je gelesen habe.

Cover des Buches "Warten auf OHO" von Robert Rankin

Für den 23. Buchstaben des Alphabets habe ich sehr tief in meiner Rezensionskiste gekramt. Es ist beinahe neun Jahre her, dass ich „Warten auf OHO“ von Robert Rankin gelesen habe. Aber ich erinnere mich noch immer gern daran, weil es so … Rebellisch ist. Es hat ein DIY-Cover, das man mit Stickern selbst gestalten kann. Die Geschichte folgt keinerlei Regeln und ließ mich an eine Prügelei auf einem Abenteuerspielplatz denken: Es herrschen Chaos und Anarchie, jede_r macht was er_sie will, es gibt blaue Augen und ausgeschlagene Zähne, aber auch etwas zu lachen.

Ich kann euch nicht wirklich erklären, worum es darin geht. Ihr müsst das selbst erleben. Aber falls ihr euch dafür entscheidet, erwartet euch eine komplett verrückte Lektüre – und ein heiliger Schutzrosenkohl namens Barry.

Cover des Buches "XVI" von Julia Karr

Ja, ich habe tatsächlich ein Buch für den Buchstaben „X“. Mein Alphabet wird vollständig sein. „XVI“ von Julia Karr ist aber auch das einzige Buch in meiner Liste mit diesem Anfangsbuchstaben – und leider ist es ziemlicher Mist. Die Idee ist faszinierend: Es erzählt von einer Zukunft, in der alle Mädchen an ihrem 16. Geburtstag tätowiert werden, um sexuelle Reife und Bereitschaft zu signalisieren. Man kann sich vorstellen, zu welchen Problemen das führt.

Dummerweise ist Karrs Geschichte allerdings unlogisch, unatmosphärisch und erstaunlich ereignisarm. Sie macht nichts aus ihrer spannenden Idee, sondern beschränkt sich auf ihre stereotype Protagonistin. Wirklich schade.

Cover des Buches "You Are So Undead To Me" von Stacey Jay

Obwohl englische Bücher in meinem Alphabet erlaubt sind, war die Auswahl für „Y“ tatsächlich sehr mau. Nur ein Buch kam in Frage. Das hätte ich nicht gedacht. Aber was soll’s, dann eben „You Are So Undead To Me“ von Stacey Jay. In diesem YA-UF-Roman geht es um die jugendliche Megan Berry, die einen übernatürlichen Auftrag hat: Als Settler ist es ihre Aufgabe, die unerledigten Angelegenheiten der kürzlich Verstorbenen zu regeln. Wie gut es für das soziale Ansehen eines Teenagers ist, wenn ständig Zombies an die Tür klopfen, muss ich wohl nicht ausführen.

Liest man das Buch als Satire, macht es Spaß. Nimmt man es zu ernst, ist es vermutlich nur nervig. Meine Empfehlung also: Als Satire betrachten.

Cover des Buches "Zeitoun" von Dave Eggers

Für den letzten Buchstaben des Alphabets habe ich eine Rezension herausgesucht, die für mich extrem schwierig war. „Zeitoun“ von Dave Eggers befasst sich mit den Ereignissen während und nach dem Hurrikan Katrina in der schwer getroffenen Stadt New Orleans. Am Schicksal des syrischen Einwanderers Abdulrahman Zeitoun schildert er, wie nach Katrina jede Form von Zivilisation zusammenbrach und Verbrechen gegen die Menschenrechte begangen wurden.

Es waren jedoch nicht nur die Fakten des Buches, die eine ausführliche Aufarbeitung verlangten und die mir die Rezension erschwerten. Es war vor allem alles, was ich danach über Abdulrahman Zeitoun herausfand. Ich musste mir die Frage stellen, was meine Rechercheergebnisse für die Legitimität des Buches bedeuteten. Rückblickend war es jedoch ein sehr wichtiger Prozess, durch den ich meine Rolle als Rezensentin noch einmal sinnvoll reflektierte.

Puh. Das war doch weit mehr Arbeit und Aufwand, als ich erwartet hatte. Aber jetzt ist mein literarisches Alphabet vollständig. Ich denke, es ist eine schöne Mischung von Autor_innen, Genres und alten sowie neueren Rezensionen zusammengekommen. Ich hoffe, ihr habt Spaß damit und stattet der einen oder anderen Besprechung einen Besuch ab. 😊

Ich verabschiede mich an dieser Stelle und freue mich jetzt darauf, den Feiertag nicht länger vor dem Rechner verbringen zu müssen. Das nächste Kapitel bzw. der nächste Gesang in „Das verlorene Paradies“ wartet auf mich!

Mit welchen Büchern füllt ihr das Alphabet?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen ruhigen Feiertagsstart in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️

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