Montagsfrage: Schullektuere?

Hallo ihr Lieben 😊

Ich sag euch, in Berlin (und Umland) ist derzeit was los. Ein Sturmtief jagt das nächste. Das ist richtig ungewohnt, normalerweise bleibt Berlin von den meisten Unwetterlagen verschont oder erlebt maximal Ausläufer. Jetzt ist die Feuerwehr im Dauereinsatz. Am Wochenende wurden sogar einige wichtige S-Bahn-Linien komplett eingestellt. Eigentlich sollte der Spuk heute vorbei sein, aber als ich nach dem Aufstehen aufs Handy geschaut habe, stand da schon wieder eine Sturmwarnung bis 17 Uhr.

Persönlich betrifft mich das ja nicht, weil ich weiterhin im Homeoffice bin (noch 13 Tage bis Disneyland!), aber um den Lieblingsmenschen mache ich mir Sorgen. Er fährt sehr weit zur Arbeit und ist auf den Regionalverkehr angewiesen. Hoffentlich geht alles gut und er schafft es am Nachmittag sicher nach Hause.

Während draußen der Wind pustet, widme ich mich dem Ritual zum Wochenstart: Der Montagsfrage von Sophia von Wordworld.

Welche Schullektüren waren Euch die liebsten und die verhasstesten?

Schullektüre ist tatsächlich ein heikles Thema, da hat Sophia völlig recht. Ich denke, das liegt am Zwang. Ein Buch lesen zu müssen, dass man nicht selbst ausgesucht hat und es dann auch noch fast zu Tode zu analysieren, trägt tendenziell nicht dazu bei, die Liebe zur Literatur zu fördern. Auf gewisse Weise kann ich verstehen, warum einige Werke auf dem Lehrplan stehen und im Klassenverband auseinander genommen werden, aber ich glaube, den gewünschten Effekt erzielt das höchstens bei denjenigen, die ohnehin gern lesen. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie das für diejenigen ist, die keinen Spaß am Lesen haben oder denen es schwerfällt.

Ich hatte in meiner Schullaufbahn und vor allem auf dem Gymnasium insgesamt großes Glück mit der ausgewählten Schullektüre. Natürlich habe auch ich ein paar negative Erfahrungen mit Büchern unseres Lehrplans gesammelt, doch im Großen und Ganzen haben wir tolle Werke gelesen, die mir inspirierende Lesestunden bescherten. Außerdem habe ich meiner Meinung nach viel darüber gelernt, wie man effektiv liest, besonders Klassiker. Mir wurde schon in der Oberschule beigebracht, über das, was ich lese, nachzudenken und die richtigen Fragen zu stellen. Das war wirklich wertvoll und nutzt mir bis heute. Ich glaube, ich habe stark davon profitiert, dass mein Gymnasium eine sprachlich-künstlerische Ausrichtung hatte, wodurch wir auch mehr als der Durchschnitt gelesen haben.

Denke ich an meine Schullektüren zurück, überwiegen tatsächlich die positiven Erinnerungen. Dazu zählen „Romeo und Julia“ und „Macbeth“ von William Shakespeare, „Das Tagebuch der Anne Frank“, „Das Parfum“ von Patrick Süskind, „Homo Faber“ von Max Frisch, „Matilda“ von Roald Dahl, „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt, „Woyzeck“ von Georg Büchner, „Faust“ von Johann Wolfgang von Goethe, „Das siebte Kreuz“ von Anna Seghers (obwohl ich die Autorin als Person wirklich ganz furchtbar finde) und „Mephisto“ von Klaus Mann.

In den letzten Französisch-Stunden vor den Ferien haben wir immer Geschichten aus der Kinderbuchreihe „Le petit Nicolas“ gelesen, die habe ich auch geliebt. Es kann außerdem sein, dass „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry auf dem Französisch-Lehrplan stand, da bin ich mir aber nicht mehr sicher, weil ich diese wundervolle Geschichte schon lange vor der Oberschule kannte.

Meine negativen Erinnerungen sind hingegen überschaubar. Rückblickend denke ich, dass ich vor allem die Schullektüren doof fand, die mir allzu konstruiert erschienen. Der unangefochtene Spitzenreiter der unangenehmen Werke ist „Die Gewehre der Frau Carrar“ von Bertold Brecht. Ich weiß noch ganz genau, wie sehr ich mich gequält habe. Überhaupt konnte ich es nur auslesen, weil ich in einer Nacht nicht schlafen konnte und die Zeit sinnvoll genutzt habe, statt wachzuliegen.

Direkt danach kommt „Der Schimmelreiter“ von Theodor Storm. LA-NG-WEIL-IG. Dicht gefolgt von „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing. Ich habe bis heute nicht verstanden, was eine Parabel ist und konnte den Wert der blöden Ring-Parabel daher nie schätzen. „Maria Magdalena“ von Friedrich Hebbel hat sich meiner Ansicht nach ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckert.

Das dürfte bereits die ganze Liste meiner negativen Leseerfahrungen mit Schullektüre sein. Vier Bücher. Das ist echt in Ordnung. Ich erinnere mich zusätzlich an ein paar Bücher, die wir gelesen haben, die ich eher durchschnittlich, aber nicht unerträglich fand, zum Beispiel „Antigone“ von Sophokles oder „Die Verwandlung“ von Franz Kafka. Wer dem wortmagieblog schon länger folgt, weiß natürlich, dass ich seit diesem Erlebnis einen großen Bogen um Kafka mache, das hat allerdings nichts damit zu tun, dass ich „Die Verwandlung“ nicht gut zu lesen fand. Das liegt einfach daran, dass ich den Autor völlig überschätzt finde und keine Zeit mit ihm verschwenden möchte.

Wenn ich diese Aufzählungen so sehe, bin ich überzeugter denn je, dass ich unverschämtes Glück hatte. Dass die positiven Erfahrungen so klar überwiegen, hat sicher dazu beigetragen, dass meine Liebe zur Literatur bis heute ungebrochen ist. Also, an alle (angehenden) Lehrer_innen da draußen: Augen auf bei der Auswahl der Schullektüre, die stärkere Folgen haben kann, als man glaubt.

An welche Schullektüre habt ihr positive oder negative Erinnerungen?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen wundervollen Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️

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