Montagsfrage: Radikale Meinungsaenderungen?
Hallo ihr Lieben! :)
Ich hatte letzte Woche eine merkwürdige Mail-Korrespondenz. Eine Frau schrieb mir, sie hätte Bücher bestellt, die nie bei ihr angekommen wären. Angeblich, laut Zettel der DHL, soll ihr Bücherpaket bei mir abgegeben worden sein. Allerdings handelt es sich offenbar nicht um eine meiner Nachbar_innen, denn in ihrem Haus gibt es niemanden mit meinem Namen und umgekehrt ist es genauso. Die Bücher sind ihr wohl sehr wichtig, weshalb sie meinen Namen gegoogelt hat und über den wortmagieblog gestolpert ist. Auf diesem Weg kam sie an meine E-Mail-Adresse. Weiterhelfen konnte ich ihr leider nicht, weil ich kein Paket für eine Frau mit ihrem Namen angenommen habe. Stattdessen habe ich ihr angeboten, ihre Bestellung mit meiner Privatbibliothek abzugleichen, eventuell gibt es Überschneidungen unter den Exemplaren, die ich ohnehin aussortieren möchte. Soweit ist das Ganze zwar ungewöhnlich, aber meiner Meinung nach nicht seltsam.
Komisch ist nur, dass sie mir auf meine Mail bisher nicht geantwortet hat. Das irritiert mich, denn wenn ihr die Bücher so wichtig sind, wie sie schrieb, müsste sie doch eigentlich daran interessiert sein, das Problem so schnell wie möglich zu lösen. Ich bin ratlos. Ich würde ihr gern helfen, aber ohne weitere Informationen kann ich das nicht. Weder weiß ich, wo sie wohnt, noch wann das Paket angeblich bei mir abgegeben wurde. Ein Teil von mir fragt sich jetzt, ob das irgendeine bizarre Betrugsmasche ist oder so. Hm. Abwarten. Vielleicht kommt diese Woche ja noch eine Antwort. Ich halte euch auf dem Laufenden.
Dass ich die neue Woche mit der Montagsfrage beginne, ist hingegen nicht ungewöhnlich oder seltsam, sondern alte Tradition. Antonia von Lauter&Leise fragt heute:
Gibt es Bücher, bei denen sich eure Meinung über sie beim Reread vollkommen verändert hat?
Ähnlich wie Antonia will ich doch schwer hoffen, dass sich meine Meinungen und Ansichten über diverse Büchern mit den Jahren verändert und weiterentwickelt haben. Alles andere wäre irgendwie ein Armutszeugnis, denn das würde ja bedeuten, dass auch ich mich nicht weiterentwickelt habe. Glücklicherweise kann ich das durchaus von mir behaupten und sehe einige literarische Werke mittlerweile mit anderen Augen, was wohl ganz natürlich ist. „Harry Potter“ ist da wirklich ein Paradebeispiel, aus all den Gründen, die Antonia bereits hübsch ausformuliert hat und die ich daher jetzt nicht wiederholen werde.
Ein anderes Beispiel ist die „Anita Blake“-Reihe von Laurell K. Hamilton. Obwohl Anita sicher immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben wird, betrachte ich die Bücher heutzutage wesentlich kritischer. Als ich angefangen habe, die Bände zu lesen, war ich ein Teenager. Ich hatte doch von nichts eine Ahnung, selbst wenn ich das damals vehement bestritten hätte und überzeugt war, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Mir war nicht klar, wie viele schwierige und problematische Aussagen Anitas Abenteuer und speziell ihre Beziehungen über Genderrollen, sexuelle Identität und Machtverhältnisse treffen. Das konnte mir auch gar nicht klar sein, weil ich mich noch nicht mit diesen Themen beschäftigt hatte. Heute erkenne ich, dass die Reihe diesbezüglich arg überholt und rückständig ist. Deswegen werde ich nicht aufhören, sie zu lesen, aber ich lese sie eben mit einem anderen Bewusstsein, einer gesteigerten Sensibilität.
Bei vielen Werken, mit denen ich mehr oder weniger aufgewachsen oder zumindest als Leserin gereift bin, traue ich mich gar nicht erst an einen Reread heran, weil ich fürchte, dass ich sie danach nicht mehr mag. Ich spiele schon lange mit dem Gedanken, die „Twilight“-Reihe und die „Eragon“-Reihe noch einmal zu lesen, doch ich bin ehrlich besorgt, dass ich mir damit nur meine vielen positiven Erinnerungen kaputt mache. Bei „Twilight“ habe ich das Gefühl, dass ich fast soweit bin, dieses Risiko einzugehen, „Eragon“ hingegen … Ich weiß nicht, ob ich dazu jemals bereit sein werde. Mittlerweile weiß ich einfach sehr genau, wie gute High Fantasy aufgebaut sein muss und ich bezweifle, ob diese Reihe meinen heutigen Ansprüchen genügen kann.
Meine Hemmungen sind der Grund dafür, dass ich nicht behaupten kann, meine Meinung über ein bestimmtes Buch mit einem Reread schon einmal radikal geändert zu haben. Es gibt kein Buch, dass ich früher mochte und heute nicht mehr. Es gibt auch kein Buch, dass ich früher verteufelt habe und heute feiere. Allerdings hoffe ich, dass dieser zweite Fall bei einer sehr populären Trilogie eintritt: „Herr der Ringe“ von J. R. R. Tolkien. Ich konnte die allgemeine Begeisterung nie ganz nachvollziehen, ich fand die drei Bände bei der ersten Lektüre langweilig und viel zu gestreckt. Von Frodo wollen wir mal gar nicht erst anfangen, das ist ein Fass ohne Boden.
Aber seit ich zu Weihnachten mit dem Lieblingsmenschen zusammen noch einmal die Filme geschaut habe, frage ich mich, ob sich das nicht geändert haben könnte. Also nicht der Part über Frodo, den werde ich wohl immer grauenvoll finden, doch ich kann mir vorstellen, dass ich die Geschichte heute anders empfinde. Deshalb habe ich mir die drei Bände mittlerweile auf Englisch zugelegt. Sie stehen in meinem Regal und warten darauf, dass ich ihnen die Chance gebe, mich doch noch zu überzeugen. Irgendwann ist es soweit. Vielleicht werde ich mich der Ehrfurcht für diesen Klassiker der High Fantasy doch noch anschließen können.
Hat ein Reread eure Meinung über ein Buch schon mal radikal verändert?
Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen sommerlichen Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️
Geständnis: Frodo mochte ich auch nie, die Figur des Sam fand ich viel spannender. 😃
Und über Anita Blake reden wir lieber nicht. Dieses Je-mehr-desto-besser/mächtiger hat mich irgendwann so angenervt, dass ich die Serie nicht weitergelesen habe. Sie war mir zu … toll, mächtig, bossy.
TEAM SAM! ✊
Ja, das sehe ich auch als problematisch an, aber bisher ist die Treue (und die Nostalgie) stärker. ;)
Ich bin bei 12 oder 13 ausgestiegen. Als die Autorin ziemlich unklug auf die Kritik der Leserinnen reagiert hat.
Ich finde es ganz legitim, die großartigen Bücher der Jugendzeit nur noch mit dem Buchrücken im Regal anzusehen, wo sie in stiller Einkehr viele schöne Erinnerungen wecken. Es kann nämlich sehr weh tun, wenn diese evtl. zerstört werden könnten.
Die Sache mit dem Bücherpaket von der DHL finde ich äußerst suspekt. Bin gespannt, ob sich das ganze auflösen lässt.
Dir noch eine schöne Woche
LG
Hast Du ‘mal im Internet nachgesehen, ob der Text der E-Mail (vielleicht auch in Form einer Variante) als Scam / Phishing bekannt ist? Ich hatte kürzlich eine ähnliche Erfahrung, habe einen Screenshot der Nachricht an den IT-Help Desk meines Hosting-Service geschickt, und bekam als Antwort einen Link zu der entsprechenden Warnung auf einer Anti-Fraud-Website. Die Scam-Nachricht klang in meinem Fall auch auf den ersten Blick individuell genug, um mich zwar aufgrund des Inhalts misstrauisch zu machen, andererseits die Sache aber ernst zu nehmen und herausfinden zu wollen, was es damit auf sich hat; ganz ähnlich wie in Deinem Fall.
Ich lese nächsten Monat zusammen mit einer englischen Freundin, die gerade Deutsch lernt, mein allererstes Lieblingsbuch aus Kindertagen, Otfried Preußlers „Die kleine Hexe“ – von dem ich damals so begeistert war, dass ich sogar (kaum schreiben gelernt) meinen allerersten Fan-Brief an den Autor verfasst habe! In diesem Fall bin ich mir allerdings ziemlich sicher, dass mir das Buch immernoch gefällt … auch wenn das natürlich beileibe nicht auf alle Bücher zutrifft, die eine frühere Ausgabe von mir einst verschlungen hat.
Tatsächlich bin ich deinem Rat gefolgt und hab mal geschaut, aber ich habe nichts über eine derartige Betrugsmasche gefunden und in der Mail waren auch keine Links, Downloads oder ähnliches. Ich bin immer noch ratlos. 😅
Awww, wie süß, hast du den Brief noch? :D
Huhu,
ich habe für „Der Herr der Ringe“ auch drei Anläufe gebraucht und ihn bis heute noch nicht fertig gelesen. Es ist eines jener Bücher, von denen alle Welt redet und man immer den Eindruck hat sie unbedingt gelesen haben zu müssen, weil es ja DAS Fantasy-Epos ist mit dem alles Mögliche verglichen wird. Ich werde mich wohl demnächst mal wieder aufraffen und es wieder starten. Vielleicht hilft es ja auch, wenn man es mit mehreren gleichzeitig in einer Lesegruppe liest und dann darüber spricht?
Liebe Grüße
Jay
Huhu Jay,
ist das eine Einladung? :D
Liebe Grüße,
Elli
Hi Jay, Du kannst es mal mit dem Hörbuch oder Hörspiel probieren. Dann weißt Du wenigstens, wie es weitergeht und was im Vergleich zu den Filmen anders ist :D
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