Hallo ihr Lieben! :)
Kennt ihr das? Ihr schlagt einen Band einer Reihe auf und noch bevor die Geschichte beginnt, steht dort ein Hinweis, dass zwischen diesem und dem letzten Band eine Kurzgeschichte erschienen ist, die wichtig für das Verständnis der Handlungsentwicklung ist. Das ist mir letzte Woche passiert, als ich mir „Staked“, den achten (und vorletzten) Band der „Iron Druid Chronicles“, von Kevin Hearne vornehmen wollte. Dort heißt es in einem Hinweis des Autors, dass die Handlung nicht an der Stelle ansetzt, an der „Shattered“ aufhörte, weil dazwischen die Kurzgeschichte „A Prelude to War“ liegt, die in der Mini-Anthologie „Three Slices“ erschienen ist und die man lesen sollte, wenn man gewisse Anspielungen in „Staked“ verstehen will. Trotz meines neu gewonnenen Respekts für Kurzgeschichten hat mich das zugegeben ziemlich geärgert. Ich finde es blöd, wenn die Hauptreihe in sich nicht so logisch aufgebaut ist, dass man das zusätzlich erschienene Beiwerk lesen muss, um ein vollständiges Bild zu erhalten. Dennoch habe ich mich schnell damit abgefunden und mir die Kindle-Version von „Three Slices“ heruntergeladen. „Three Slices“ ist das Ergebnis einer Kollaboration zwischen Kevin Hearne, Delilah Dawson und Chuck Wendig. Alle drei haben Kurzgeschichten im Rahmen ihrer bereits existierenden Reihen geschrieben, in denen ein bestimmtes, recht bizarres Thema eine Rolle spielt: Tyromantie, die Weissagung mit Käse. Als ich das in der Einleitung der Anthologie erfuhr, war ich fast schon wieder versöhnt. Wahrsagerei mit Käse ist einfach so abgedreht, dass ich mich darauf freute, herauszufinden, wie die drei das in ihre Geschichten eingebaut haben. Mittlerweile bin ich natürlich durch und muss sagen, für die „Iron Druid Chronicles“ wäre es nicht nötig gewesen, eine separate Kurzgeschichte zu verfassen. „A Prelude to War“ hätte ebenso gut das erste Kapitel in „Staked“ sein können. Ich weiß allerdings zu schätzen, dass ich dadurch Delilah Dawson und Chuck Wendig kennenlernte, die es wohl beide auf meine Wunschliste schaffen werden.
Ist euch schon mal ähnliches passiert? Wie habt ihr das empfunden? Findet ihr ergänzende Kurzgeschichten im Rahmen einer Reihe gut oder mögt ihr es auch lieber, wenn die Hauptreihe in sich so geschlossen ist, dass ihr frei entscheiden könnt, die Kurzgeschichten zu lesen? Ich bin gespannt, was ihr dazu zu sagen habt.
Erst eimal habe ich jedoch etwas zu sagen, nämlich zur heutigen Montagsfrage von Antonia von Lauter&Leise!
Welche Bücher, die gegen Rassismus, Ignoranz und Unwissenheit arbeiten, könnt ihr empfehlen?
Ich habe auch schon überlegt, wie ich diese Themen angesichts der aktuellen Entwicklungen in den USA und den damit verbundenen Diskussionen auf meinen Blog bringen kann. Es fällt mir manchmal sehr schwer, meinen reinen Buchblog nicht für politische Botschaften zu entfremden. Deshalb danke ich Antonia dafür, dass sie mir zeitnah die Möglichkeit gibt, mich heute zu Rassismus und Polizeigewalt zu äußern und meine ganz persönliche Weltsicht zu teilen, bevor ich ein paar Buchempfehlungen ausspreche.
Wann immer ich mich mit Rassismus beschäftige, schäme ich mich für die Weiße Weltbevölkerung. Ich schäme mich für die Historie, ich schäme mich für Unsensibilität, ich schäme mich für überwältigende Unwissenheit und die Weigerung, das eigene Verhalten, speziell den Sprachgebrauch, auch nur minimal anzupassen, um empathisch, einfühlsam und inkludierend zu sein. Ich hasse es, dass so wenigen Weißen ihre privilegierte Position in der globalen Gesellschaft bewusst ist. Ich hasse es, wie viele Weiße sich sofort angegriffen fühlen, wenn sie auf ihr rassistisches Benehmen hingewiesen werden. Ich hasse es, dass ich als Weiße Europärin niemals, niemals, niemals wieder gutmachen kann, was meine, nein, unsere Vorfahr_innen Völkern angetan haben, die eine andere Hautfarbe haben und bis heute antun. Ich fühle mich hilflos und machtlos, weil ich lediglich mein eigenes Verhalten modifizieren und nicht die ganze Welt dazu zwingen kann, historisch und täglich Verantwortung zu übernehmen. Ich weiß, dass es nicht um Schuld geht und ich weiß, dass es bereits ein Schritt in die richtige Richtung ist, dass ich anerkenne, dass People of Color überall auf unserem Globus Rassismuserfahrungen machen, die ich niemals erleben werde. Aber oft reicht mir das nicht. Ich möchte wirklich etwas verändern und kann nicht, weil es ein systemisches, strukturelles Problem ist, das sich nicht durch meinen guten Willen allein in Luft auflöst. Es ist so unglaublich frustrierend, dass ich kaum Einfluss habe – eine Empfindung, die Menschen, die tatsächlich rassistisch behandelt werden (im Gegensatz zu mir), sicherlich hundertfach verstärkt wahrnehmen. Versteht mich nicht falsch, mir ist bewusst, dass jede Stimme, die sich gegen Rassismus ausspricht, wichtig und bedeutend ist. Aber einen Wandel erreichen wir nur durch eine geeinte Massendynamik, der so viele Faktoren entgegenstehen – wirtschaftlich, sozial, politisch – dass ich mir manchmal die Haare ausreißen und laut schreien möchte.
Ich hasse es auch, dass ich Zweifel daran habe, dass die Black Lives Matter – Bewegung und alle anderen Organisationen, die großartige Arbeit leisten, um diesen uralten, tief verwurzelten Konflikt in den Fokus der Öffentlichkeit rücken, den Wandel einleiten können, den wir so dringend benötigen. Ich hasse meinen eigenen Zynismus, durch den es mir so schwerfällt, Hoffnung zu entwickeln. Ich möchte glauben, ich möchte hoffen, doch wenn ich mir ansehe, wie viel sich ändern muss, um Rassismus nachhaltig zu überwinden, erscheint mir diese Mammutaufgabe viel zu gewaltig. Das heißt nicht, dass ich deshalb untätig bleibe. Ich bilde mich weiter, ich achte auf mein Verhalten, ich lese und konfrontiere mich immer und immer wieder mit dieser Thematik, weil Aufgeben einfach keine Option ist. Ich habe eine Verantwortung und ich bemühe mich, dieser nachzukommen. Wir alle sollten das.
Damit kommen wir nun zu meinen Empfehlungen, bevor ich mich noch weiter in das Thema hineinsteigere und am Ende wieder Tränen fließen. Ich denke, dass es zwei entgegengesetzte Richtungen gibt, aus denen man sich mit Rassismus beschäftigen kann: einerseits als Vergangenheitsbewältigung und andererseits als Gegenwartskonfrontation. Die beiden Aspekte schließen sich nicht aus, ganz im Gegenteil, meiner Ansicht nach ist es wichtig, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, um die Gegenwart zu verstehen und die Ursachen der heutigen Situation zu durchschauen, was der einzige Weg ist, eine Veränderung zu erreichen. Ich möchte euch heute vier Bücher empfehlen, die verschiedene Punkte auf diesem Spektrum abdecken. Drei davon sind explizit auf die USA ausgerichtet, das vierte widmet sich deutschem Rassismus. Ich habe alle vier gelesen. In meinem Regal befinden sich weitere ungelesene Werke, die zum heutigen Thema passen, aber ich möchte mich auf die Werke beschränken, mit denen ich tatsächlich Erfahrungen gesammelt habe.
Beginnen wir in der Vergangenheit, mit „Beloved“ von Toni Morrison. Toni Morrison, die leider letztes Jahr verstorben ist, war eine Lichtgestalt für die afroamerikanische weibliche Literatur. Sie gewann 1993 als erste afroamerikanische Frau den Literaturnobelpreis. Für „Beloved“ erhielt sie außerdem den Pulitzer-Preis. Das Buch basiert auf der Geschichte von Margaret Garner, eine Sklavin, die 1856 ihre zweijährige Tochter ermordete, um sie vor einem Leben in Sklaverei zu bewahren. Es handelt von der ehemaligen Sklavin Sethe, die Jahre nach ihrem Martyrium noch immer herauszufinden versucht, was Freiheit für sie bedeutet. Sie hadert mit ihren Erinnerungen und mit den Entscheidungen, die sie traf. Mich hat das Buch sehr berührt, weil es nicht nur die grausame Realität der Sklaverei beschreibt, sondern auch das Trauma, das diese für die betroffenen Menschen selbst Jahre später bedeutete. Durch die Abschaffung der Sklaverei war nicht plötzlich alles gut – eine Lektion, die die aktuellen Proteste erneut auffrischen. Es führte mir vor Augen, wie viel Einfluss die Vergangenheit auf die Gegenwart hat und ist deshalb gerade im Moment die ideale Lektüre, um sogar der weißen Bevölkerung zu erklären, welche Dimension das Verbrechen der Sklaverei einnahm, wie tief und nachhaltig die davon ausgelösten Verletzungen sind und welche Konsequenzen es bis heute hat. Auf Deutsch erschien es als „Menschenkind“.
Das zweite Buch ist ebenfalls ein Klassiker: „To Kill a Mockingbird“ bzw. „Wer die Nachtigall stört“ von Harper Lee. Dieses Buch setzt sich im Vergleich zu „Beloved“ mit einer etwas jüngeren Vergangenheit auseinander und behandelt Rassismus im Südstaat Alabama zur Zeit der Großen Depression (also in den 1930er Jahren). Es ist ein Weißes Buch, sowohl bezüglich der Autorin als auch bezüglich der Hauptfiguren, was meiner Ansicht nach allerdings kein Nachteil ist. Die Protagonistin ist die 8-jährige Jean Louise „Scout“ Finch, deren Vater Atticus als Anwalt den Afroamerikaner Tom Robinson vor Gericht verteidigt, dem vorgeworfen wird, eine Weiße Frau vergewaltigt zu haben. Durch die Weiße, kindliche Perspektive hinterfragte Harper Lee (2016 verstorben) Verhalten und Verantwortung der Weißen Bevölkerung im Kontext dieses Prozesses. Es ist ein wunderbares, selbstkritisches Plädoyer für Humanität, das Missstände anprangert, die bis heute aktuell sind.
Eine moderne Auseinandersetzung mit strukturellem Rassismus und Polizeigewalt in den USA bietet hingegen „The Hate U Give“ von Angie Thomas. Selbst wenn ihr keine andere meiner Empfehlungen wahrnehmt, dieses Buch solltet ihr lesen. Unbedingt. Es erschien 2017, ich habe es aber erst im März dieses Jahres gelesen, knapp zwei Monate vor dem Mord an George Floyd. Rückblickend erscheint mir diese Lektüreauswahl deshalb beinahe prophetisch und ich bin dankbar, dass ich den Fall George Floyd dadurch wesentlich besser einschätzen kann. Angie Thomas konnte mir am Beispiel ihrer Protagonistin Starr nachvollziehbar, greifbar und konkret vermitteln, was es heutzutage bedeutet, ein Schwarzer Teenager in den USA zu sein und wie tief Rassismus dort gesellschaftlich verwurzelt ist, wie er sich äußert und warum es ignorant ist, sich selbst als „farbenblind“ zu bezeichnen. Sie ließ mich an Erfahrungen teilhaben, die ich selbst niemals machen werde und brachte mir eine Realität näher, die nicht der meinen entspricht. Ich finde keine Worte dafür, wie wertvoll ich „The Hate U Give“ empfand. Es lehrte mich Demut, es erinnerte mich daran, wie privilegiert ich lebe. Für ihre Ehrlichkeit, ihren Mut und ihre Offenheit gebürt Angie Thomas mein voller Respekt. Wenn ihr wirklich verstehen wollt, was es heißt, in den USA Schwarz zu sein, lest „The Hate U Give“.
Rassismus ist kein exklusiv US-amerikanisches Problem. Rassismus findet sich überall auf der Welt und trotz der deutschen Historie, durch die wir es eigentlich besser wissen müssten, erstarkt auch hierzulande rechter Extremismus bereits seit Jahrzehnten wieder. Während die Politik lange genug auf dem rechten Auge blind war, dürfen wir niemals vergessen, dass es Gründe dafür gibt, dass sich Menschen rassistischen und faschistischen Idealen verschreiben. Um zu verstehen, was in unserem Land passiert, müssen wir verstehen, was diese Menschen antreibt und dass ihr Hass oft ganz persönliche Motivationen hat, die in ihren Biografien zu suchen sind. Es reicht nicht, sie als „rechte Spinner“ abzutun, das verkennt die Gefahr, die von ihnen ausgeht. Wir können nur ändern, was wir begreifen. Darum möchte ich euch zum Schluss ein Buch ans Herz legen, das in den 90er Jahren erschien, zu einer Zeit, in der rechte Gewalt in vielen deutschen Städten eskalierte: „Wir sind auch die kämpfende Front: Frauen in der rechten Szene“ von Sonja Balbach. Es ist lange her, dass ich das Buch gelesen habe, aber an Aktualität hat es nie verloren. Es besteht aus Interviews mit Frauen, die sich ganz offen zur rechten Szene bekennen und versucht, anhand dieser Gespräche herauszufinden, warum diese Frauen sich mit menschenverachtendem Gedankengut identifizieren. Da es ausschließlich die weibliche Perspektive beleuchtet, kann es natürlich keine allgemein gültige, umfassende Analyse der rechten Szene sein, aber es bietet einen Einblick in eine Welt, die für viele sehr schwer nachzuvollziehen ist. Ich fand es hochinteressant und bin bis heute überzeugt, dass wir zuhören müssen, um diese Menschen nicht für immer an Neofaschismus und Neonationalsozialismus zu verlieren. Man kann nun argumentieren, dass es falsch ist, dieser Einstellung eine Bühne zu geben, aber ich glaube, dass es gravierende Folgen hat, sie zu ignorieren. Wir müssen das aushalten, denn wir alle sind mitverantwortlich dafür, dass Rassismus bis heute ein Problem ist und rassistische Ansichten wachsen und gedeihen. Ich wiederhole es noch einmal: wir tragen Verantwortung und diese schließt eben auch diejenigen ein, die wir am liebsten vergessen, verleugnen und verschweigen würden. Es bringt niemandem etwas, so zu tun, als existierte rechte Gewalt nicht, schon gar nicht denjenigen, die von ihr betroffen sind.
Es hat mich viel Zeit gekostet, diesen Beitrag zu verfassen. Ich hoffe, dass sich der Aufwand gelohnt und euch Anreize verschafft hat, euch mit Rassismus literarisch zu beschäftigen. Es ist entscheidend, zu verstehen, dass „Weiß“ überall auf der Welt mit „privilegiert“ gleichgesetzt werden muss und Rassismus etwas ist, gegen das wir alle kämpfen müssen, jeden Tag, im Großen wie im Kleinen. Will man Veränderung, muss man bei sich selbst anfangen. Bücher zu lesen, die für Rassismus sensibilisieren, kann ein wichtiger erster Schritt sein. Hinterfragt euch selbst. Seid mutig, seid laut. Nein zu Rassismus. An jedem Tag, an jedem Ort.
Könnt ihr Bücher empfehlen, die sich gegen Rassismus aussprechen?
Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen hervorragenden Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️
Zuerst mal: Der Aufwand hat sich gelohnt, daher herzlichen Dank dafür!
Ich habe während der Lektüre durchgehend und beständig zustimmend genickt, mal schauen, welche Folgeschäden daraus erwachsen. :-)
Ich gestehe allerdings, dass ich einen gewissen Unwillen verspüre, wenn es darum geht, Rechten zuzuhören. Einmal, weil ich der Meinung bin, dass nichts, so beschissen das Leben auch gelaufen sein mag und so hohl man selbst auch sein mag, rechtfertigt, eine solche Einstellung zu haben und das jede und jeder auch in der Lage sein sollte, das zu erkennen. Und zum Zweiten, weil ich darüber hinaus festgestellt habe, dass zahlreiche dieser Exemplare an einem wirklichen Austausch gar nicht interessiert sind. In dem Bereich habe ich also noch Defizite – aber ich arbeite daran. ;-)
Ich kann das absolut verstehen. Ich erinnere mich, dass ich damals bei dem Buch auch oft nicht fassen konnte, was ich da lese und dass es mir schwerfiel, es nicht einfach wutentbrannt aus dem Fenster zu schmeißen. Es ist schwer auszuhalten und ich finde ebenfalls, dass es für rechtes Gedankengut keinerlei Legitimation gibt. Aber wenn wir nicht zuhören, können wir auch nicht reagieren oder proaktiv werden. Deshalb: tief durchatmen und wappnen, anders geht es nicht.
Hi Elli,
selbstverständlich sehe ich Empfehlungen sehr gern und Du hast mit Deinem Beitrag tatsächlich ja auch einige Bücher genannt, die für mich in Frage kommen. Und ja, ich habe Deinen gesamten Beitrag gelesen, zumindest aus meiner Warte aus war die Mühe nicht vergebens ;)
Viele Grüße
Frank
Hey Frank,
okay, gut zu wissen! :D Da du in deinem Beitrag explizit Alltagsrassismus erwähnst, wollte ich dir noch blind „Deutschland Schwarz Weiß“ von Noah Sow empfehlen. Blind, weil ich es selbst noch nicht gelesen habe, aber ich gehe davon aus, dass die Autorin nachvollziehbar erklärt, wie sich Alltagsrassismus in Deutschland äußert und worauf wir alle täglich achten sollten, wenn wir Umgang mit People of Color haben. Deshalb habe ich es damals gekauft. :)
Liebe Grüße,
Elli
Das Buch liegt seit 12 Jahren bei Dir rum? :D Schade, dass es bei Bertelsmann veröffentlicht wurde, die haben es nicht so mit digitalen Medien, so dass das Buch nur noch auf den Gebrauchtmärkten zu haben ist. Ich merke es mir auf jeden Fall vor. Auch danke für diesen Tipp :)
Nein, so lange noch nicht. Keine Ahnung, wann es hier eingezogen ist. :D
Ah, hab gerade gesehen, dass die Autorin das Buch bei BoD selbst veröffentlicht hat, dann kann ich da ja zugreifen ;)
Danke für Deine Tipps! Toni Morrison habe ich vergessen! „Menschenkind“, „Jazz“, „Sehr blaue Augen“ sind bur 3 Titel von ihr, die ich sehr empfehlen kann.
Guten Abend Elli,
ich komme ein wenig spät in die Runde, aber sagen wir mal so. Für dieses Thema ist es nie zu spät.
Ich bin wirklich begeistert, dass du dir so viele Gedanken gemacht hast und auch so frei vom Herzen herunterschreibst. Ich steh bei jedem Wort hinter dir.
Toni Morrison war eine begnadete Autorin, auch ich habe „Beloved“ genannt.
Ich möchte dich fragen, ob ich deinen Beitrag auf meiner Seite #LesenGegenRassismus mit erwähnen darf. Ich finde ihn so wichtig, so ehrlich!
Meinen Beitrag zur Montagsfrage findest du unter Montagsfrage № 1 | Bücher gegen Ignoranz #BlackLivesMatter
Liebe Grüße,
RoXXie
Hey RoXXie,
na klar darfst du mich verlinken, es freut mich ungemein, wenn ich gerade bei diesem Thema mit meinen Emotionen etwas bewegen kann.
Liebe Grüße,
Elli
1. im deutschen ist das „Kapitel“ vor Buch 8 Teil eines Buches.
2. Rasssismus
Wann immer ich etwas lese ala „Wann immer ich mich mit Rassismus beschäftige, schäme ich mich für die Weiße Weltbevölkerung. Ich schäme mich für die Historie, ich schäme mich für Unsensibilität, ich schäme mich für überwältigende Unwissenheit und die Weigerung, das eigene Verhalten, speziell den Sprachgebrauch, auch nur minimal anzupassen, um empathisch, einfühlsam und inkludierend zu sein.“ bin ich persönlich extrem genervt.
Für mich hört sich das immer an, als sollte man selbst betroffen sein und Buße tun für ein Verhalten anderer. Als in Deutschland geboren wegen dem zweiten Weltkrieg – mit dem wirklich kaum jemand heute lebendes Kontakt hat oder für den man irgend etwas kann. Hauptsache man ist schuld. Als Mann wegen Unterdrückung der Frauen, als Weißer wegen Unterdrückung Schwarzer etc.pp. Dies empfinde ich als extrem nervend. Natürlich auch für weibliche Beschneidungen die in einem anderen Kulturkreis von Frauen an Frauen begangen und befürwortet werden.
Also ganz einfach: Ich bin als weißer Mann nicht schuld für einen Rassismus in der Vergangenheit oder von Personen die ich nicht kenne.
Ich empfinde den Gedanken schuld an etwas sein zu sollen weil man Teil der „weißen Weltbevölkerung“ ist als zutiefst rassistisch. Ähnlich schlimm empfinde ich „Black lives matter“.
Zur Erklärung: Wording. „Black lives matter“ ist für mich zutiefst ausstossend gegen alles andere Leben.
Gehen wir mall etwas auf Distanz. USA hat 60% Weiße (jeweils grob), 18% Hispanics, 13% Schwarze und 12 % Indianische Ureinwohner. Mexikanisch oder indianisch aussehende Menschen werden sehr viel schlechter behandelt. Natürlich sind die – für Black Lives Matter völlig egal. Ungeklärte Gewalttaten gegen hunderte indigener Frauen, neue Reservate, Streit um Fischereirechte, Armut, Arbeitslosigkeit. Beide Bevölkerungsgruppen sind hauptsächlich geprägt von Armut und extremen rassistischen Vorurteilen.
Aber man darf um Gottes Willen nicht „All lives matter“ sagen. Dann kommt ein Shitstorm, da ja erst mal „Black lives matter“
Daher ist der Ausdruck für mich gelebter Rassismus.
Vor dem Hintergrund Ten Little Niggers von Agatha Christie (dann im deutschen 10 kleine Negerlein). Ursprünglich gab es ein Lied mit 10 little Indians (natürlich rassistisch) was dann zu 10 little Nigers wurde. Auf dem Abzählreim schrieb Agatha Christie den wohl weltweit bestverbreiteten Kriminalroman. Nach ihrem Tot wurde das Werk bearbeitet um weniger rassistisch zu sein. Und was passierte deswegen? Alles was mit Niger im Buch war wurde zu Indian. Ein Rassismus ersetzt durch einen anderen. Nur eben einen anerkannten.
Nach den https://www.sentencingproject.org/issues/racial-disparity/ sitzt jeder dritte Schwarze einmal in seinem Leben in den USA im Gefängnis, jeder 10te schwarze Mann ist zu jedem beliebigen Zeitpunkt im Gefängnis. Rapper ohne Schusswunden sind oft nicht so anerkannt. Muskeln, Schusswunden, billiges Frauenbild führt zum Erfolg (siehe 50 cent).Auch das ist ein Grund für Rassismus.
egal welcher Ethnie man ist – ist man nicht reich wird man bei Verhaftungen sehr grob angefasst, Widerstand gegen die Staatsgewalt führt oft zu Brutalität.
So, bin ich jetzt daran schuld dass in den USA 50 Cent durch mehrmaliges Angeschossen werden ein Bild vermittelt wie geil Gewalt ist? Und dass die „bitches“ seinen „Lollipop“ lecken dürfen? Und ihm Junge Leute nacheifern und übertreffen wollen? Das ist ein recht rassistisches Vorurteil, oder?
Achja und als Buch zu Rassismus: Hohle Köpfe von T. Pratchett
Ich denke, deinem Kommentar liegen zwei grundlegende Missverständnisse zugrunde.
1. ICH schäme mich. Genau das habe ich geschrieben und nichts anderes. Ob DU dich schämst, musst du mit dir selbst ausmachen und ist überhaupt nicht meine Baustelle, was ich auch nicht andeuten wollte. Ebenso wenig muss ich mich aber für diese Empfindung rechtfertigen. Ich bin tatsächlich betroffen, wenn ich mich mit strukturellem Rassismus auseinandersetze. Natürlich würde ich mir wünsche, dass der Großteil der Weißen Bevölkerung das ebenso empfinden würde, aber mir ist durchaus bewusst, dass ich niemanden zwingen kann.
2. Schuld ist nicht der Punkt, auch das habe ich geschrieben. Es geht um Verantwortung, es geht darum, sich aktiv (zumindest durch das eigene Verhalten) daran zu beteiligen, die Missstände beseitigen, die unsere Vorfahr_innen zu verschuldet haben. Es geht um einen globalen Systemwandel.
Es fällt mir ziemlich schwer, den Rest deines Kommentars zu lesen, ohne wütend zu werden, das gebe ich offen zu. Im Rahmen von BLM wurde niemals geäußert, dass nicht grundsätzlich jedes Leben wertvoll wäre und ich interpretiere das auch nicht so. Ich bin sicher, dass alle (oder die meisten), die sich jetzt engagieren, prinzipiell dem Gedanken von ALM zustimmen, aber aktuell geht es eben nicht um „alle Leben“. „Alle Leben“ schließt nämlich auch alle Weißen ein, die nie das Ziel von strukturellem Rassismus sind. Meiner Ansicht nach ist das der Grund, warum ALM zur Zeit abgelehnt wird, nicht das sogenannte Minority-Ranking und ich teile diese Meinung. Ich interpretiere „Black“ in diesem Kontext sogar als Platzhalter für alle nicht Weißen Minderheiten.
Ich weiß nicht genau, was du mit dem Agatha Christie – Beispiel illustrieren willst, vielleicht willst du das näher ausführen? Denn natürlich ist das nicht in Ordnung, absolut verwerflich und ein weiterer Grund für den oben benannten Systemwandel.
Die Beispiele zur Schwarzen Bevölkerung (inklusive der Rapper allgemein und 50 Cent im Speziellen) sind meiner Meinung nach weitere Beispiele für strukturellen Rassismus, den es eben zu bekämpfen gilt, durch das Übernehmen von Verantwortung und die Anerkennung der Ursachen.
Natürlich schließt ALM auch weiße ein – die natürlich genauso von Rassismus und Vorurteilen betroffen sind. Black ist kein Platzhalter sondern schließt aktiv alles außer Black aus. Indian wird häufig eben nicht anerkannt. Du wirst bei den BLM keine Ureinwohner Amerikas sehen. Keine Amish. Kaum Hawaiianer, Portugiesen, Chinesen, Koreaner, Vietnamesen und Japaner,… BLM ist da recht rassistisch. Du wirst auf https://blacklivesmatter.com/
kein Bild von einem Nicht-Schwarzem sehen. Black People und People of Color werden recht deutlich unterschieden. People of color in Zusammenhang mit BLM findet man nur in der deutschen wiki – da ist wohl jemand über das Ziel hinausgeschossen.
Und das zeigt auch schön das Christie Beispiel. Es wird mit Scheuklappen kurz was bekämpft. Und weiter Rassismus gelebt. Das Prinzip : Verschon unser Haus und zünd andere an.
Lustigerweise gibt es in den Staaten auch viele people of color die gegen BLM sind – ob Ben Carson als Präsidentschaftskandidat oder Reynolds. Hier in Deutschland wird BLM denke ich eher unreflektiert gesehen.
Der Begriff ist extrem ausschließend. Und wird ebenso ausschließend auf der Webpage definiert – Black egal ob Frau, Transgender, Verbrecher – solange es Black ist (siehe Webseite oben).
Und natürlich hast du weiter die Diskriminierung gegen Weiße. Falsche Religion (Amish, Jüdisch,…) , Falsche Herkunft (Hawaii, Kanada, oder ganz böse was östliches ala Russland) , Falsche Geschlechtliche Ausrichtung (Transgender,…), falsche persönliche Merkmale (z.b. Behinderung), Falsches Geschlecht ( nach Studien geht mehr Gewalt gegen Kinder von Frauen aus. – angenommen wird meistens Gewalt von Männern – wie viele Missbräuche in Filmen oder Büchern gibt es von Frauen ausgehend? Und doch werden in Kitas Männer als Erzieher häufig extrem kritisch gesehen) etc.pp.
Falsch bedeutet in diesem Fall nur aus der Sicht der jeweils diskriminierenden Person.
Wenn man in dem Begriff BLACK und RASSE denkt ist man meines Erachtens rassistisch ohne Ende. Es gibt schon lange nicht mehr in den Wissenschaft den Begriff Rasse in Bezug auf Menschen, sondern Ethnie. (Ausnahme USA – die kennen in der Forschung tatsächlich noch einen Rassebegriff…)
Und BLM ist daher für mich keine Ursachenbekämpfung, sondern eine rassistische Verschiebung, da man sich ausschließlich auf eine Ethnie konzentriert und erst mal nur diese als wichtig hinstellt. Such mal wirklich andere Ethnien bei BLM Protesten. White Knights + Black. Das wars. Keine Uraschenbekämpfung. Kein Konzept um Ursachen aufzugreifen. „Nur“ ein Protest gegen Gewalt gegen Schwarze.
Und das wirklich blöde an der Sache ist: Ich glaube es gibt gar keine Lösung. Es gibt auf Dauer keine wirkliche Vermischung von Ethnien. Hier in der Stadt gab es die letzten Jahre russische, türkische, armenische Feste, … meist beworben mit kulturellen Begegnungen Dabei denen ich war waren haupsächlich geprägt on Menschen der gleichen Ethnie und ein paar „weißen“ Deutschen.
Zwischen „den Russen“ und „den Türken“ ist wohl die Hauptbegegnung regelmäßige Schlägereien in der Südstadt. Es gibt die Abschottung eben auf allen Seiten. Und BLM sehe ich ebenso als solchen Ausschluss, der etwas fordert, aber das auf einander Zubewegen nicht unterstützt.
Es gibt verschiedene Konzepte die meines Erachtens bisher gescheitert sind. Exklusion (Die anderen müssen aus der Gesellschaft draußen bleiben, z.b. Personen die im Zug des Wirtschaftswudners nach Deutschland kamen), Separation (es werden verschiedene Gruppen nebeneinander gebildet (hier Wohnbezirke mit vorwiegend türkisch oder russischethnischen Menschen); Integration (ist ja sowas von gescheitert) und Inklusion (wird vorwiegend auf Menschen mit Behinderung bezogen). Wünschenswert wäre ein einbeziehen unabhängig der Ethnie – aber schon die Ethnie an sich grenzt ab ( wobei „Ensure inclusive and quality education for all and promote lifelong learning“ sich für mich zumindest wie ein ursachenaufgreifendes Konzept anhört – nur kann man niemand zum zuhören zwingen).
Und für mich geht BLM den ganzen Weg von Konzepten zurück zur Exklusion/Separation. Wieder alles in Gruppen teilen und nur die Belange einer Gruppe berücksichtigen. Wie soll Inklusion bei Menschen funktionieren, die eben auf Sonderstellungen bestehen und praktisch schon vom Wording aus Separation betreiben?
Struktureller Rassismus existiert auch gegen Weiße? Meines Wissens nicht. Ich bin offen für ein Gegenbeispiel. Vorurteile und Diskriminierung – ja, selbstverständlich, beides existiert gegen jede Bevölkerungsgruppe und Subkultur. Meiner Ansicht nach ist es aber wichtig, zwischen strukturellem Rassismus und Vorurteilen bzw. Diskriminierung zu unterscheiden. Damit will ich nicht sagen, dass beides nicht auch strukturell auftreten kann – die Notwendigkeit einer Frauenquote belegt das ja sehr eindrucksvoll – aber alles in einen Topf zu werfen, halte ich für unproduktiv, weil jede Form eigene Lösungsansätze braucht.
Ich sehe ein, dass der Fokus von BLM auf der Schwarzen Bevölkerung liegt, soweit gehe ich noch mit. Aber dass die Bewegung systematisch ausschließend ist, unterschreibe ich nicht. Erstens beschreibt „Black“ keine „Rasse“ (ich verabscheue das Wort) im biologischen Sinne, sondern das Konzept von „Race“ als gesellschaftspolitische Realität, hier hinkt die deutsche Übersetzung einfach. Zweitens habe ich auf der Website einen Satz gefunden, der deiner Annahme durchaus widerspricht:
„We work vigorously for freedom and justice for Black people and, by extension, all people.“
Ich bin zwar der Meinung, ich habe auf Bildern von den Protesten gemischte Ethnien gesehen und entsprechendes auch in Artikeln gelesen, aber da ich gerade keinen Beleg liefern kann, geht dieser Punkt metaphorisch gesprochen an dich. Dennoch kann ich mir schwer vorstellen, dass andere Minderheiten mit Schimpf und Schande davon gejagt werden, wenn sie versuchen, sich den Protestmärschen anzuschließen.
Es befremdet mich immer, wenn von Protestbewegungen erwartet wird, komplett ausgearbeitete, funktionale politische Konzepte vorzulegen. Dasselbe ist Fridays for Future ja auch passiert. Es ist, als dürfte man Misstände nur anprangern, wenn man auch bitte eine Lösung parat hat. Der Meinung bin ich nicht. Es ist vollkommen legitim, gegen etwas zu protestieren, ohne eine politische Agenda in der Tasche zu haben. Denn diese auszuarbeiten, sich mit Vertreter_innen des Protests zusammenzusetzen und gemeinsam realistische Lösungen zu definieren, das ist Aufgabe der Politik. Dafür werden Politiker_innen schließlich bezahlt.
Für mich klingt das, als hättest du aufgegeben. Das finde ich sehr schade. Letztendlich ist der Schlüssel eines friedlichen, gesunden Miteinanders immer Integration und Kommunikation. Dass diese gerade hier in Deutschland in diversen medienwirksamen Fällen gescheitert ist (ich lebe in Berlin-Neukölln, also denke ich, ich darf mir eine Einschätzung erlauben), hat wiederum systemische, strukturelle Gründe, die bereits Generationen zurückliegen. Diese Begegnungsfeste, die du nennst, die kommen dann doch ein paar Jahrzehnte (mindestens) zu spät, wie du bereits durch den verlinkten Cartoonstrip angedeutet hast. Sowas reicht heutzutage einfach nicht mehr, weil diese Strategie zu oberflächlich ist und die Menschen zu wenig an ihren Gewohnheiten packt. Wir brauchen neue Ideen, um Strukturen aufzubrechen, die schon sehr lange bestehen. Ob diese Ideen praktikabel sind und tatsächlich eine Chance haben, hängt meiner Ansicht nach auch stark am politischen Willen – aber mit Integration als politisches Projekt macht man sich nun mal keine Freunde.
Oh und zu Agatha Christie: mich würde interessieren, wer die Überarbeitung da tatsächlich umgesetzt hat. Weißt du das zufällig?
p.s. https://www.fowllanguagecomics.com/ vom 8.6. Bonus panel beachten..
Nehme ich die Definition von Osterkamp ist struktureller Rassismus eine Denkweise „welche die Angehörigen der eigenen Gruppe systematisch gegenüber den Nicht-Dazugehörigen privilegieren“
Und ja natürlich, dass betrifft Weiße. Da ist es egal ob man früher oft Begriffe ala „Itaker“, „Spaghettifresser“, „Kümmeltürke“, „Froschfresser“ etc.pp. zur Abgrenzung der eigenen Gruppe verwendet hat. Nicht gut deutschsprachige Deutsche landen auch heute vermehrt in Sonderschulen, werden dadurch systematisch von höherer Bildung abgeschnitten statt gefördert.
Rassismus ist auch getragen von Wording. Black schließt wie gesagt schon durch den Namen viel aus und nur bestimmte ein. In unserer Südstadt hast du oft Prügeleien zwischen den „Russen“ und den „Türken“ – vom Alter her aber alle mittlerweile hier geboren. In den USA hast du ähnliches mit Schwarzen und Latinos. Die gleiche rassistische Denke. Bildung von Subgruppen..
Deutsche im Ausland oft als Bayern und Liegenbesetzer, Engländer als versoffen etc.pp.
Wo ist dann da die Diskriminierung? Einfaches Beispiel: Du wirst selten Menschen östlicher Herkunft in Deutschland in Führungspositionen finden. Mir fällt kein einziger CEO eines DAX Unternehmens mit beispielsweise rumänischer Herkunft ein. Hier hast du für günstige Arbeiten häufig östliche Arbeiter – nimm mal den Bau oder Spargelernte. Niederländer nehmen als Fernfahrer gerne Deutsche, aber auch ungern für anspruchsvolle Tätigkeiten.
Wir waren häufiger beruflich in der Slowakei. Wenn du total heruntergekommene Häuser siehst mit teilweise fehlenden Wänden an die gerade mal Decken gehangen werden – die werden als Cigánisiedlungen bezeichnet, Leute die nur Geld wollen aber nicht mit umgehen können etc.pp.(deutsch: Zigeuner von umherziehende Gauner – da merkt man die Diskriminierung deutlich).
Diesen sprachlichen Rassismus git es dann problemlos in den Staaten – Gypsies brauchen keine Bildung, Homeschooling reicht. Und farbige Sänger singen natürlich auch völlig problemlos über Gypsies – die werden da nicht wahrgenommen.
Wahrgenommen wird, wer lauf schreit.
Und ja -da habe ich aufgegeben. Erinnerst du dich an das warme Flüchtlichngswillkommen? Kurze Zeit waren die Menschen wichtig. Mediales Jubeln. Dann kamen Wochen später die Bedenken, dass es ja was kostet, „die“ Platz brauchen, „mehr Gewalt“ in den Unterbringungen war, Menschen die kommen überraschenderweise ein anderes Frauen- und Weltbild haben. Und noch etwas später auch die breiter Ablehnung und Grenzkontrollen. Lesbos ist aktuell eine humane Katastrophe – interessiert nur so gut wie niemanden mehr. Die Diakonien die noch sammen bekomme nimmer weniger. Und das passiert immer wieder wenn Leuten klar wird: Es kostet ja etwas auf Dauer. Und man selber könnte weniger haben.
Und fast immer ist irgend etwas mit : Ihr anderen müsst euer Verhalten ändern. Ohne Konzept ist das für mich eine blöde Beschwerde, bei der die Beschwerenden gar keine Ahnung haben was sie wirklich fordern. Dieses wirklich dumme für Umweltschutz zu protestieren und gleichzeitig viel mehr Müll dabei zu produzieren. Selber einen Steingarten haben – der ist ja pflegeleicht und für Bienenschutz demonstrieren. Überteuerte Blumenbomben verkaufen wollen die ja in der Innenstadt ohne Pflege so gut wie überall eingesetzt werden könnten – und ignorieren dass es um Wildbienensterben geht die da nie hinkommen werden.
Für mich beteiligen sich die meisten nur kurz an etwas, um selber ein gutes Gewissen zu haben. Bleiben aber nicht dabei.
Und im Allgemeinen: Auch im englischen wird Rasse und Ethnie unterschieden. Race ist da tatsächlich ein unscharfer Rassebegriff.
In Ordnung, das Argument erkenne ich an. Ich habe tatsächlich zu westlich gedacht, dennoch gibt es wohl Studien, die beweisen, dass gerade Polizeigewalt bzw. Polizeiwillkür auch in Deutschland überwiegend POC betrifft, was ja das Thema ist, das zur Zeit prominent besprochen wird. Ich glaube außerdem, dass zumindest in Deutschland trotz diverser Vorurteile im Vergleich eine höhere Akzeptanz für einige osteuropäische Kulturen besteht, die garantiert mit der ehemaligen Teilung Deutschlands zusammenhängt. Ein Beispiel dazu aus meiner eigenen Erfahrungswelt. Ich trage einen polnischen Nachnamen. Ich bin hier geboren, ich spreche kein Polnisch, der Name ist einfach ein Überbleibsel meiner Familienhistorie. Während viele POC berichten, dass sie unter anderem aufgrund ihres Namens immer wieder gefragt werden, woher sie denn EIGENTLICH kommen, ist mir das noch nie passiert. Ich werde hin und wieder gefragt, ob es sich um einen polnischen Namen handelt, mir wird aber nie vermittelt, dass ich kein Teil der deutschen Gesellschaft wäre oder nicht aus Deutschland stammen würde.
Die Tatsache, dass sich bei dir „Russen“ und „Türken“ prügeln, ist meiner Meinung nach nicht primär darin begründet, dass sie selbst rassistische Denkmuster pflegen, obwohl ich den Fakt an sich nicht abstreiten will. Diese Dynamiken sind ein Symptom gescheiterter Integration, die wiederum auf den strukturellen Rassismus der deutschen Gesellschaftsordnung zurückzuführen ist. Diesen Gruppen wird quasi von der Geburt an beigebracht, strukturell rassistisch zu denken, zu leben, zu fühlen, eben weil sie nicht dieselben Chancen erhalten und selbst permanent strukturellem Rassismus ausgesetzt sind. Dass es sich um zwei ethnische Gruppen handelt, die sich offenbar nicht als „Deutsch“ wahrnehmen, ist übrigens ebenfalls ein Effekt davon. Man nennt das Minority Ranking.
Selbstverständlich äußert sich Rassismus im Sprachgebrauch, über den Fakt an sich brauchen wir nicht diskutieren. Dennoch wirst du mich nicht mehr davon überzeugen, dass „Black“ als systematisch ausschließende Bezeichnung gemeint ist. Ich bin da einfach anderer Meinung.
Ich habe auch nicht behauptet, dass es im Englischen keinen Unterschied zwischen „Rasse“ und „Ethnie“ gäbe. Ich habe lediglich geschrieben, dass sich „Race“ im Kontext der Rassismus-Debatte nicht auf biologische Faktoren bezieht, sondern auf gesellschaftspolitische Realitäten. In den USA gibt es sicherlich ebenso wie bei uns Menschen, die diesen Unterschied nicht anerkennen, aber in der seriösen Wissenschaft, die du angesprochen hast, ist das nicht der Fall. Dass es ganz grundsätzlich auch bei uns den „Rassebegriff“ noch immer gibt, zeigt ja die aktuelle Debatte um eine Änderung des Grundgesetzes.
Oh, ich glaube, jetzt sprechen wir über zwei verschiedene Dinge: politische Agenda und Heuchelei. Auch ich bin der Meinung, wenn man einen gesellschaftlichen Missstand anprangert, sollte man zuerst schauen, dass man diesen Missstand im eigenen Leben entfernt, soweit möglich. Bei sich selbst anzufangen, ist immer der erste Schritt. Es ist Heuchelei, für etwas auf die Straße zu gehen, das man nicht selbst lebt, da stimme ich dir zu. Das heißt aber noch lange nicht, dass Protestbewegungen ein politisches Konzept vorlegen müssen. Ich erwarte lediglich Dialogbereitschaft und eine Beteiligung an der Lösung. Wenn wir beim Beispiel Umweltschutz bleiben, lässt sich der Unterschied recht gut illustrieren. Ich kann entscheiden, vegetarisch oder vegan zu leben, um die Auswirkungen, die die Fleischindustrie auf unsere Umwelt hat, persönlich nicht zu unterstützen. Ich kann aber nicht dafür sorgen, dass Fleisch viel teurer wird und dadurch auch den Großteil der Bevölkerung davon überzeugen, den Fleischkonsum zu senken. Das ist wie gesagt Aufgabe der Politik. Es liegt in ihrer Verantwortung, die Preise für Fleisch zu erhöhen und damit das System an sich umweltfreundlicher zu gestalten. Ebenso kann ich mich persönlich um eine diskriminierungsfreie Sprache bemühen, aber ich habe nicht den Einfluss, den Text des Grundgesetzes zu ändern.
Vorschläge und Impulse gibt es in den USA derzeit viele, auch von BLM, um das Rassismusproblem anzugehen, gerade in Bezug auf die Reorganisation der Polizeibehörden. Wie das praktisch aussehen könnte, woher das Geld dafür kommt, wie ein nachhaltiger Effekt erreicht werden kann, diese Aspekte muss die Politik erörtern, nicht die Protestbewegung.
Natürlich gibt es viele Menschen, die sich nur vorübergehend einem Ideal anschließen und dieses vergessen, sobald es Umstände für sie selbst bedeutet, in welcher Form auch immer. Menschen überall auf der Welt hassen es, ihre Gewohnheiten für ein Ziel zu ändern, dessen Vorteile sie nicht direkt und zeitnah erleben und vielleicht auch nie erleben werden. Das liegt daran, dass der Mensch prinzipiell ein eher egostisches Lebewesen ist und sich schwertut, auf Dauer an „das höhere Wohl“ zu denken. Das eigene Wohlbefinden, so kurzsichtig es sein mag, ist immer ein stärkerer Motivator. Darum ist es eine der schwierigsten Aufgaben im Leben jedes Menschen, außerhalb der eigenen Blase zu denken. Ich verstehe deinen Zorn darüber und ich teile ihn. Es macht mich wütend, dass die Nachricht, dass in Lybien Massengräber entdeckt wurden, eben keinen globalen Aufschrei auslöst. Die gewaltige Menschenrechtsverletzung, die sich Lesbos nennt, zerreißt auch mir das Herz. Keinen Einfluss darauf zu haben, wie solche Katastrophen wahrgenommen werden, lässt mich manchmal verzweifeln. Es erscheint zu wenig, dass wir nur unser eigenes Verhalten modifizieren können, aber das ist der einzige Weg. Uns bleibt doch nur, darüber zu sprechen, darauf hinzuweisen, zu sensibilisieren und das Wohlbefinden unserer Mitmenschen mit Worten unbequem zu machen, das schlechte Gewissen zu aktivieren. Die Alternative wäre, in die Politik zu gehen und diesen Schritt halte ich nicht für erfolgsversprechend, weil Politik durch Kompromisse funktioniert. Mit jedem Kompromiss stirbt das Ideal ein bisschen mehr.
Wie gesagt: für mich ist Black direkt im Namen der Organisation und der Ziele systematisch ausschließend. Vielleicht dazu ein einfaches aktuelles Beispiel: Die Anklage, dass doppelt so viele Schwarze an Corona sterben im Vergleich zu Weißen.
Da wird nicht über höhere Sterbezahlen bei Latinos oder Ureinwohnern geredet. Und die Zahlen sind teilweise extrem. in New Mexiko sind 60 % der Coronatoten Ureinwohner – bei 8,8% Bevölkerungsanteil. Es gibt eine Gesundheitsbehörde für die Belange der Ureinwohner in den Staaten – das Indian Health Board. Dieses hat bei Regierung nach deren Leiterin Esther Lucero nach Handschuhen, Masken, Schutzanzügen, Tests nachgefragt. Die Dame schaffte es nur in das Seattler Lokalfernsehen mit ihrer Aussage, dass sie schockiert war, da die Regierung stattdessen nur Leichensäcke und Zettel zur Beschriftung der Toten bekommen hat – haben auch nur wenige Medien danach aufgegriffen. BLM ist eine Black Lobby, da kommt so etwas nicht, obwohl es ehrlich gesagt noch mal um einiges krasser ist.
Und Beschwerden ohne Lösungsansatz sehe ich ehrlich gesagt nicht als Ziel der Politik. Politik sollte jeweils das vertreten, wofür sie gewählt wurde. Proteste sind gerne laut – vertreten aber häufig eben nicht die Massen, sondern kleinere Interessengruppen. Und diese sollten egal wie laut sie sind alle gleich behandelt werden. Eben die Entscheidungsfindung des Allgemeinwesens.
Zu Race: Im Englischen hast du genauso wenig feste Kritierien wie beim deutschen Rasse. Es ist ein Kategorisieren nach willkürliche festgelegten Merkmalen, sogar je nach Land unterschiedlich.
Ich persönlich glaube mittlerweile, der Mensch ist gar nicht zum Zusammenleben in großen Gemeinschaften fähig, bei denen die Gruppen nicht überschaubar sind. Wir haben ein jahrzehntausende altes Erbe, bei dem Gruppenbildung Überleben gegen Feinde /Wildnis/… ausmachte. Diesen Überlebenskampf haben wir als moderner Mensch nicht mehr, dafür erst in einer entwicklungsgeschichtlich minimalen Zeit das Zusammenleben großer Gruppen. Und egal wo man hin sieht ist doch die Konkurrenz zwischen verschiedenen Gruppen und Verteilungskämpfe da. Verschiedene Stadtteile, verschiedene Städte, Teile von Bundesländern, Bundesländer untereinander , Länder der EU etc.pp. Ich habe gestern dazu eine Nachricht gelesen, die ich sehr lustig fand. Es wurde gelobt: Bei dem Frankenderby zwischen Fürth und Nürnberg waren diesmal erstmals KEINE gewalttätigen Ausschreitungen. Wenn man jetzt aber nur 10 Sekunden überlegt: da waren keine Zuschauer zugelassen wegen Corona. Wie sollte da ohne Menschen Gewalt entstehen können? Treffen die Gruppen nicht aufeinander ist alles gut. Viele Gemeinden versuchen auch heute noch, Bauplätze möglichst nur an Einheimische zu vergeben – da bleibt man unter sich. (Biologisch meines Erachtens der größte Unsinn). Aber für mich kommt da eher die Frage hoch: Sind Menschen nicht vielleicht besser dran, wenn sie sich separieren? Vielleicht doch weniger Probleme?
Liebe Elli,
danke dir nochmal für deinen Kommenatr bei mir.
„The hate you give“ und „Wer die Nachtigall stört“ habe ich tatsächlich noch auf der Wunschliste.
Gut, dass du mich noch einmal daran erinnerst.
Entschuldige, dass mir gerade keine weiteren Worte einfallen. Ich lerne gerade viel aus deinem Beitrag und den dazugehörigen Kommentaren. Was für eine Debatte.
Liebe Grüße
Tina