montagsfrage lauterleise
Hallo ihr Lieben! :)
Ich habe fantastische Nachrichten. Mein JahresrĂŒckblick 2019 ist fertig! Konfetti und Sekt bitte! Ich bin sehr stolz darauf, dass ich ihn so zĂŒgig zusammenstellen konnte und freue mich darauf, ihn euch gleich morgen zu prĂ€sentieren. Das bedeutet, jetzt kann das Jahr 2020 richtig losgehen. Na ja, fast. Da sind ja noch ein paar ĂŒbriggebliebene Rezensionen aus 2019, die abgearbeitet werden wollen. Aber nachdem ich doch recht lange mit Statistiken und Diagrammen zu Werke war, kann ich es kaum erwarten, endlich wieder eine Besprechung zu schreiben und das sind ja eigentlich recht gute Voraussetzungen, oder nicht? Ich strenge mich an, zur nĂ€chsten Woche wieder das normale Programm hier auf dem Blog fahren und euch die ĂŒblichen zwei Rezensionen pro Woche bieten zu können. Auf in den Alltag! :D
Zum normalen Blogprogramm gehört selbstverstÀndlich auch die Montagsfrage von Antonia von Lauter&Leise, der ich mich heute widme!

Können Autor_innen in mehreren Genres brillieren?

Als ich die Frage zuerst las, dachte ich ohne zu zögern und im Brustton der Überzeugung: „Ja, klar, selbstverstĂ€ndlich können sie das!“ Der nĂ€chste Gedanke lautete „Okay. Beispiele?“ und schon begannen meine Schwierigkeiten. Mir fielen einige Autor_innen ein, die den großen Genrewechsel wagten. J.K. Rowling, die Antonia ebenfalls nennt, war eine der ersten, die sich meldeten. Seit 2012 veröffentlicht die Mutter unseres liebsten Zauberlehrlings Krimis, teilweise unter ihrem Pseudonym Robert Galbraith. Antonia hat natĂŒrlich Recht, dass auch die „Harry Potter“-Romane eine kriminalistische Ebene aufweisen und dieser Schritt fĂŒr Rowling daher vermutlich naheliegend war; den Wechsel von Jugendliteratur zu erwachsener Literatur kann ihr hingegen niemand absprechen. UnglĂŒcklicherweise kann ich nicht beurteilen, ob sie in dieser Sparte ebenso brilliert. Ich habe bisher keinen ihrer Krimis gelesen und ich habe es auch nicht vor. Meine Beziehung zu Krimis ist kompliziert und ich möchte meine Einstellung zu J.K. Rowling, die durch diverse unschöne Äußerungen in den Medien ohnehin harte SchlĂ€ge einstecken musste, nicht zusĂ€tzlich belasten, indem ich sie in einem Genre kennenlerne, das mich nur in AusnahmefĂ€llen begeistert. Rein wirtschaftlich hatten ihre Krimis nicht denselben Erfolg wie HP – doch da es sich dabei um eine Messlatte von astronomischer Höhe handelt, sehe ich die GĂŒltigkeit dieses Arguments ziemlich kritisch. Kurz: ich weiß nicht, ob Rowling in ihren Krimis brilliert.
Die nĂ€chste, der ich meine Aufmerksamkeit widmete, ist Marie Lu. Lu gelang der Durchbruch mit ihrer dystopischen Jugend-Trilogie „Legend“, die mich nach einem etwas schwachen Start sehr gut unterhielt. Als bekannt wurde, dass sie einen Genrewechsel von Science-Fiction zur Königsdisziplin der High Fantasy riskieren wĂŒrde, war ich extrem neugierig und freute mich auf die Trilogie „The Young Elites“. Leider kann ich nicht behaupten, dass ihr dieser Wandel gut gelang. In der Rezension zum Finale „The Midnight Star“ fragte ich mich, ob sie fĂŒr die High Fantasy vielleicht noch nicht bereit war, weil mich ihr Worldbuilding nicht ĂŒberzeugte. Damit kann Marie Lu also nicht als positives Beispiel dienen.
Ein weiterer Autor, der mir einfiel, ist Markus Heitz. In Heitz‘ Bibliografie finden sich zahlreiche Genres, er hat viele Kategorien ausgetestet und mal den großen Zeh ins Wasser gehalten: High Fantasy, Urban Fantasy, Historische Fiktion, Thriller, Horror, Dystopien. Allerdings sollte hier erwĂ€hnt werden, dass er ein Fan vom Crossgenre ist. Seine Thriller weisen hĂ€ufig paranormale Elemente auf und in seinen Fantasy-Romanen finden sich Thriller-Elemente. Neben der High Fantasy, die er meist klassisch und traditionell angeht, fĂ€llt mir lediglich ein Vertreter ein, der einem einzigen Genre zugeordnet werden kann: der Thriller „Totenblick“. Das heißt, sein Schaffen lebt hauptsĂ€chlich von Überschneidungen; von revolutionĂ€ren Experimenten kann ich nicht sprechen. Dennoch sind seine Genre-Mixe normalerweise durchaus glaubwĂŒrdig und unterhaltsam. Ich wĂŒrde ihn als halbes Positivbeispiel gelten lassen.
Robert E. Howard wĂ€re fĂŒr die heutige Frage ein passender Fall, weil seine Kurzgeschichten in vielen verschiedenen Genres verortet sind. Dummerweise habe ich bisher nur seine Conan-Geschichten gelesen und vermute, dass es problematisch wird, seine anderen Werke zu beschaffen, weil es jahrzehntelang Streitigkeiten um sein VermĂ€chtnis gab und ich noch nicht weiß, ob es heutzutage ĂŒberhaupt Sammlungen seiner ĂŒbrigen Geschichten zu kaufen gibt. Auch hier kann ich daher kein Urteil abgeben.
Zu David Safier, den Antonia ebenfalls nennt, kann ich mich nicht Ă€ußern. Ich habe Safier noch nicht gelesen, obwohl sein hochgelobter Roman „28 Tage lang“ in meinem Regal auf seinen großen Auftritt wartet. Ich bezweifle jedoch, dass ich jemals den Vergleich zu seiner humoristischer Literatur ziehen können werde, weil ich mit lustigen BĂŒchern selten etwas anfangen kann.
Meinen Anteil der StĂŒcke Shakespeares habe ich natĂŒrlich gelesen, sowohl Komödien als auch Tragödien, aber irgendwie empfinde ich seine Vielfalt nicht als Genrewechsel. Ich muss gestehen, ich kenne mich mit der Theorie des Theaters nicht gut aus, deshalb agiere ich in seinem Fall lediglich auf einer intuitiven Basis, doch ich glaube mich zu erinnern, dass Komödie und Tragödie verwandt sind und lediglich geringe strukturelle Unterschiede aufweisen (die dafĂŒr allerdings gewaltige Auswirkungen haben). GrundsĂ€tzlich finde ich es schwierig, BĂŒhnenstĂŒcke mit Prosa zu vergleichen, weil sie komplett anderen Regeln folgen.
All diese Überlegungen zwingen mich, meine ursprĂŒngliche EinschĂ€tzung ein wenig zu korrigieren. Ich kann nicht mit völliger Sicherheit schlussfolgern, dass Autor_innen in verschiedenen Genres gleichermaßen brillieren können. Mir fehlt einfach die Erfahrung fĂŒr ein Fazit. Also formuliere ich meinen ersten Gedanken um: „Ja, wahrscheinlich können sie das“. Ich glaube nicht, dass Genrewechsel immer zum Scheitern verurteilt sind oder immer gelingen. Vermutlich kommt es stets auf den Autor oder die Autorin an. Talent ist und bleibt Talent, unabhĂ€ngig vom Genre. Dennoch denke ich, dass nicht alle Autor_innen ihr Talent in jedem Genre unter Beweis stellen können. Ich glaube, dass einige unter ihnen die speziellen Rahmenbedingungen ihres Heimatgenres brauchen, um sich entfalten zu können. Man denke nur an all die Krimi- bzw. Thriller-Autor_innen, die selbst eine berufliche Vergangenheit in der Strafverfolgung haben. Ich kann mir zum Beispiel nicht vorstellen, dass es eine gute Idee wĂ€re, wĂŒrde es sich Jilliane Hoffman in den Kopf setzen, einen High Fantasy – Roman zu schreiben. Ebenso wenig sehe ich Steven Erikson einen Liebesroman verfassen. Suchen sich Schriftsteller_innen hingegen neue Genres aus, die ihnen gleichermaßen liegen, kann der Wechsel ohne Weiteres funktionieren.

Wie schÀtzt ihr Genrewechsel von Autor_innen ein?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure BeitrĂ€ge und Kommentare und wĂŒnsche euch allen einen furiosen Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❀

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