montagsfrage lauterleise
Hallo ihr Lieben! :)
Heute wird ein guter Tag. Davon bin ich fest überzeugt. Der Lieblingsmensch und ich haben beide frei, denn heute Abend steht ein Konzertbesuch an, auf den wir uns seit Monaten freuen: Tenacious D sind in der Stadt! Es wird garantiert episch, Jack Black und Kyle Gass auf der Bühne zu erleben. Ich bin wahnsinnig gespannt, wie das Konzert abläuft, weil die Alben der Zwei-Mann-Truppe keine Aneinanderreihung von Songs sind, sondern immer eine Geschichte erzählen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie das live umsetzen wollen. Ich bin wirklich neugierig und kann es kaum abwarten, es herauszufinden! Vorher haben wir allerdings noch einen weiteren Termin, der für mich noch wichtiger ist. Wir besuchen ein Reisebüro.
Vor zwei Wochen habe ich entschieden, dass ich Chillis ersten Todestag am 24. September nicht in Berlin verbringen möchte. Ich will nicht hier sein. Schlimm genug, dass ich am 14. Mai irgendwie ihren ersten Geburtstag durchstehen muss, den sie nicht mehr erlebt. An ihrem ersten Todestag möchte ich mich nicht an dem Ort aufhalten, der das Epizentrum meiner Trauer darstellt. Deshalb habe ich den Lieblingsmenschen gefragt, ob wir es hinkriegen, über dieses traurige Datum zu verreisen. Dieser Plan besteht schon lange; noch bevor sie krank wurde, habe ich beschlossen, dass ich nach ihrem Tod (den ich damals noch als weit in der Zukunft liegendes Ereignis einschätzte) verreisen möchte. Ich musste sie wesentlich früher gehen lassen, als ich angenommen hatte, aber das Vorhaben einer Reise möchte ich trotzdem umsetzen. Ich weiß, dass sie das wollen würde. Warmer, weißer Sand, türkises Wasser, leuchtend grüne Vegetation und eine Hütte am Strand. Zeit und Gelegenheit zum Heilen. Ruhe und Frieden. Ich brauche dringend eine Auszeit und meine letzte weite Reise ist… viel zu lange her. Seit Chilli bei mir einzog, war ich nie länger als fünf Tage von ihr getrennt und dann auch nur, um mal ein Festival zu besuchen. Es gab zwischendurch kleine Trips, auf denen sie mich begleitete, zum Beispiel an die Ostsee oder nach Bad Saarow und einmal sogar nach Dänemark, doch im fernen Ausland, für das man in einen Flieger steigen muss, vor Ort dann ausschließlich entspannt und sich verwöhnen lässt, war ich seit über 12 Jahren nicht mehr. Das war okay, ich habe gern für sie verzichtet, um bei ihr zu sein. Aber jetzt, da sie nicht mehr da ist und aus dem Hundeparadies auf mich herunterblickt, nimmt mein Fernweh gewaltige Ausmaße an.
Heute werden wir also herausfinden, wohin es im September gehen könnte. Dass sich etwas Passendes findet, bezweifle ich überhaupt nicht, die Frage lautet eher, wie viele Kompromisse wir eingehen müssen. Schließlich haben wir keinen Goldesel im Keller (wir haben ja nicht mal einen Keller). Zum Glück betreut uns die Reisefachfrau, die meinen Eltern seit Jahren ihre Reisen vermittelt. Folglich sind wir in guten Händen und ich glaube ganz fest daran, dass die Dame alles tun wird, um uns so viele Wünsche zu erfüllen, wie möglich. Ich bin richtig aufgeregt. Es fühlt sich unglaublich gut an, aktiv daran zu arbeiten, diesen Traum wahr werden zu lassen. Wir brauchen das. Wir verdienen das.
Bevor wir uns nachher unseren Reiseplänen widmen und uns am Abend die Socken von den Füßen rocken lassen, möchte ich aber auch heute die aktuelle Montagsfrage von Antonia von Lauter&Leise beantworten!

Welche Bücher mit Illustrationen im Mittelpunkt des Werkes sollten in keinem Bücherregal fehlen?

Da bin ich überfragt. Ich habe Bilderbücher irgendwann hinter mir gelassen und bin nie zu ihnen zurückgekehrt. Das ist keineswegs abwertend gemeint, ich erkenne voll und ganz an, dass Graphic Novels, Mangas, Comics usw. eine Kunstform sind, die vielen Menschen glückliche Stunden beschert. Ich will damit ausdrücken, dass sich mir das Konzept des Bilderbuchs spätestens mit Eintreten meiner Pubertät nicht mehr erschloss und ich nie wieder einen Zugang fand. Auch die Formulierung „Bilderbuch“ nutze ich komplett wertungsfrei und unabhängig von der gebräuchlichen infantilen Konnotierung, ich finde nur kein passenderes Wort, um all die Untergattungen zusammenzufassen, die Bilder und Zeichnungen dominant verwenden. So viel zur Begrifflichkeit. Weiter im Text.
Als ich ein Kind war, hatte ich viele Bilderbücher. Die meisten davon haben die Jahre sogar überlebt und fristen ihr Dasein nun im Ruhestand. Meine Mutter hat mir erst kürzlich erklärt, dass diese Bücher an mein Alter angepasst waren: je älter ich wurde, desto mehr Text enthielten sie, bis Illustrationen nicht mehr im Vordergrund standen und ich mich selbst zu Büchern beförderte, die gar keine Bilder mehr enthielten. Parallel dazu konsultierte ich aber immer noch Zeitschriften wie die Micky Maus oder die Wendy und verschlang Ausgaben des Lustigen Taschenbuchs. Ich ahne, wann das aufhörte. Ich erinnere mich an eine Schlüsselszene, in der ich auf meinem Bett in meinem Zimmer saß, gerade „Der Greif“ von Wolfgang und Heike Hohlbein las und eine Spannung empfand, die ich vorher noch nie erlebt hatte. Ich glaube, diese Situation war der entscheidende Moment. Seitdem jage ich diesem Gefühl nach. Selbst heute noch hoffe ich bei jeder neuen Lektüre, dieses Gefühl zu finden. Manchmal klappt es, manchmal nicht. Da es ein Buch ohne Bilder und Illustrationen war, das mir diesen Rausch der Emotionen bescherte und ich diesen in all meinen Comics nie erfahren hatte, nahm ich wohl an, dass Comics nicht dazu fähig sind, ihn auszulösen. Es war keine bewusste Entscheidung, illustrierte Literatur links liegen zu lassen, es war ein Nebenprodukt dieser einen lebensverändernden Lektüre, die ich unbedingt wiederholen wollte. Also griff ich fortan ausschließlich zu Büchern ohne Bilder und Begegnungen mit Literatur wie „Harry Potter“, der wenig später die Bühne betrat, gaben mir Recht.
Wenn ein Buch heute durch Illustrationen bereichert wird, freue ich mich, aber ich suche nicht gezielt nach illustrierten Ausgaben. Nach Comics, Graphic Novels und Mangas schon gar nicht. An Mangas bin ich ohnehin nie herangekommen und Schmucksausgaben empfinde ich als Geldschneiderei. Ich denke, ich habe verlernt, Comics zu lesen. Vor Jahren habe ich in unserem Badezimmer ein Spider-Man-Comicbuch deponiert. Ihr wisst schon, für den Fall, dass es mal länger dauert. ;) Normalerweise brauche ich das gute Stück nicht, denn ich nehme so gut wie immer mein aktuelles Buch mit, wenn ich Richtung Badezimmer tapse. Es ist mehr eine Versicherung, die Langeweile verhindern soll. Neulich trat genau diese Situation ein und ich war dankbar, dass Spider-Man dort für den Notfall liegt. Ich begann zu lesen, musste aber schnell feststellen, dass ich die Balance aus Text und Bildern nicht mehr so richtig hinbekam. Ich konzentrierte mich fast ausschließlich auf den Text. Die Leichtigkeit, mit der ich früher Comics konsumierte, ist mir abhandengekommen, weil ich die Fähigkeit dazu seit Jahren nicht mehr trainiert habe. Ich bin sicher, würde ich wieder bewusst anfangen, Comics oder auch Graphic Novels zu lesen, käme diese Leichtigkeit zurück, doch ich bezweifle stark, dass das passiert. Alles, was ich beim Lesen suche, finde ich in Büchern ohne Bilder. Warum sollte ich davon abweichen?
Laut meiner Weltanschauung gibt es also kein Buch, das Illustrationen in den Mittelpunkt stellt, das man gelesen haben muss. Mag sein, dass ich mir damit ein ganzes Universum guter Literatur verwehre. Aber da ich das nicht weiß, kann ich glücklich und unwissend weiterleben, ohne das Gefühl zu haben, etwas zu verpassen.

Welche Bücher mit Illustrationen sind eurer Meinung nach Pflichtlektüre?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen traumhaften Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️

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