Montagsfrage: Geschlechterverhaeltnis?
Hallo ihr Lieben :)
Es sieht gut aus für meinen Jahresrückblick 2021. Mittlerweile habe ich alle Daten zusammengetragen und jede Frage beantwortet. Nun muss ich meine Erkenntnisse „nur“ noch in einen Post übertragen. Dafür nutze ich dieses Jahr wie angekündigt die Möglichkeiten meines Pagebuilders und ich muss zugeben, ich bin doch recht beeindruckt, wie gut sich damit Diagramme erstellen lassen. Im Laufe meines Blogumzugs habe ich ein paar Mal daran gezweifelt, ob eine Komplettlösung wie Avada tatsächlich die beste Wahl war, aber mittlerweile bin ich wieder überzeugt davon, dass es richtig war, in ein Rundum-Sorglos-Paket zu investieren. Dadurch bleibt es mir jetzt nämlich erspart, aufwendig Plugins zu recherchieren – ich kann einfach die Optionen verwenden, die mir ohnehin zur Verfügung stehen.
Ich bin optimistisch, dass ich den Jahresrückblick diese Woche fertigstelle und ihn spätestens nächste Woche veröffentlichen kann. Damit verfehle ich zwar mein Ziel, ihn noch im Januar zu posten, aber hey, die paar Tage machen den Kohl nicht fett. Ich freue mich schon darauf, danach endlich wieder in den normalen Blogalltag zu starten und Rezensionen zu verfassen. Das habe ich schließlich seit Monaten nicht regelmäßig getan. Es fehlt mir, mich mit dem zu beschäftigen, was einen Buchblog ausmacht.
Heute lasse ich die Arbeit an Statistiken jedoch noch einmal ruhen und widme mich stattdessen der Montagsfrage von Sophia von Wordworld.
Wie sieht es bei Euch mit dem Geschlechterverhältnis unter den gelesenen Autor_innen aus?
Oh. Die heutige Frage passt zwar sehr gut zu meinen Überlegungen bezüglich meines Jahresrückblicks, aber ich muss euch dennoch enttäuschen. Ich werde diese Frage nicht beantworten. Ich erhebe dieses Datenset nicht mehr und habe die Kategorie „Autor_innen“ im Jahresrückblick bewusst umgestaltet, um darauf verzichten zu können. Diese Entscheidung werde ich heute nicht rückgängig machen. Lasst mich stattdessen erklären, warum ich sie getroffen habe.
Es gab für mich zwei Gründe, die Kategorie „Geschlechterverhältnis“ aus meinem Jahresrückblick zu streichen und dazu keine Zahlen mehr zu veröffentlichen. Der erste Grund ist der mangelnde Mehrwert. Ich halte die Information, wie viele männliche und weibliche Autor_innen ich lese, für irrelevant, weil sie nichts über mich aussagt. Das Geschlecht der Person, die ein Buch geschrieben hat, spielt in meinen Leseentscheidungen keine Rolle. Natürlich möchte ich divers und vielfältig lesen, aber am Ende sind es die Geschichten, die mich überzeugen, nicht die Frage, wer sie sich ausgedacht hat. Ich gebe männlichen und weiblichen Autor_innen grundsätzlich dieselbe Chance.
Vielmehr ist die Geschlechterverteilung in meinem Leseverhalten ein Nebeneffekt der Genres, die ich gern lese. Zum Beispiel sind weibliche Autorinnen in der High Fantasy meinem Empfinden nach weniger sichtbar als männliche Autoren und waren in meinem Regal lange unterrepräsentiert. Darauf habe ich reagiert und gezielt nach weiblichen High Fantasy – Autorinnen gesucht, aber das Verhältnis ist dennoch unausgeglichen, was meiner Meinung nach daran liegt, dass der Buchmarkt in diesem Bereich selbst unausgeglichen ist. Es ist gut, dass ich dafür sensibilisiert bin, ändern kann ich es jedoch nicht.
Aus dieser Information folgt darüber hinaus keine Konsequenz. Als ich diese Zahlen noch erhoben habe, kam bei mir immer raus, dass ich mehr männliche Autoren lese. Jahr für Jahr habe ich mir danach vorgenommen, mehr weibliche Autorinnen zu lesen und das Verhältnis auszubalancieren. Es ist mir nie gelungen, weil ich mich eben an der Geschichte und nicht am Geschlecht der Autor_innen orientiere, wenn ich ein Buch als nächste Lektüre auswähle. Will heißen, so sehr ich mich anstrengte, ich konnte darauf einfach keinen Einfluss ausüben. Ich konnte mich nicht zwingen. Welchen Sinn hat es dann, diese Daten zu sammeln?
Der zweite Grund ist in der Tatsache begründet, dass mir die binäre Einteilung in männliche und weibliche Autor_innen überholt und nicht mehr zeitgemäß erscheint. Ich hätte natürlich wie Sophia eine Sparte für diverse Autor_innen eröffnen können, daraus ergab sich für mich jedoch eine Schwierigkeit: Ich weiß meistens nicht, wie sich Autor_innen selbst sehen. Wenn sie darüber nicht gerade öffentlich in Interviews sprechen, habe ich keine Möglichkeit, herauszufinden, wie sie sich selbst identifizieren.
Demnach gehe ich immer das Risiko ein, mich unsensibel und verletzend zu verhalten, wenn ich eine Zuteilung vornehme, die rein auf Vermutungen basiert. Das ist auch bezüglich meiner Rezensionen ein Problem, dessen ich mir bewusst bin. Ich habe noch keine Lösung gefunden, die es mir erlaubt, immer mit absoluter Sicherheit die korrekten Pronomen zu verwenden. Ich kann mich an Interviews orientieren, weil Schriftsteller_innen im direkten Gespräch die Möglichkeit erhalten, eine potenziell falsche Anwendung von Pronomen zu korrigieren und in den allermeisten Fällen reicht das auch aus, aber sobald Geschlecht und Gender der interviewten Person nicht zumindest indirekt erwähnt werden, bin ich aufgeschmissen.
Daher möchte ich nicht mehr angeben, wie viele männliche, weibliche und diverse Autor_innen ich lese. Dieses Verhältnis ist mir einfach nicht wichtig und ich hoffe, dass ich zur allgemeinen Toleranz gegenüber allen Geschlechtern und Genderidentitäten beitrage, wenn ich diese Information ausklammere. Indem ich darauf nicht eingehe, möchte ich ausdrücken, dass für mich alle Spielarten menschlicher Identität Normalität sind.
Oh und bevor hier eine hitzige Diskussion ausbricht: Nein, ich erwarte von anderen Blogger_innen nicht, es mir gleich zu tun. Es ist eine persönliche Entscheidung. Ich verurteile niemanden, der_die das anders sieht oder macht. Ich glaube auch nicht, dass mein Beschluss der einzig richtige ist. Niemand muss sich rechtfertigen oder aufregen. Schon gar nicht an einem Montagmorgen. ;)
Erhebt ihr Daten zum Geschlechterverhältnis eurer gelesenen Autor_innen?
Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen produktiven Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️
Hi Elli,
mit dem Thema binäre Einteilung hatte ich auch meine Probleme. Mittlerweile habe ich mich aber damit ganz gut abgefunden und meine Buchauswahl zu queeren Menschen hin geöffnet, wo sie ganz zu Beginn meiner Entscheidung, nur noch Frauen zu lesen, auch tatsächlich nur (cis und trans) Frauen umfasste. Damit bin ich bisher ganz zufrieden, vielleicht ändert sich das ja aber nochmal. Dann kann ich zum Glück meine Auswahlkriterien anpassen und mich „weiterentwickeln“ :)
LG Celina
Huhu Celina,
dazu noch eine Frage: Wenn du deine Lektüreauswahl so klar eingrenzt, hast du nie das Gefühl, etwas zu verpassen?
Liebe Grüße,
Elli
Hey Elli,
vielen Dank für deine ausführlichen Überlegungen, so habe ich es noch gar nicht betrachtet. Ich kann dir nur zustimmen, dass es wenig über die Person aussagt, wie deren Geschlechterverhältnis aussieht (deshalb hatte ich es auch noch nie in einem Jahresrückblick verarbeitet) und mehr über die strukturellen Gegebenheiten der Verlagsbranche. Ich denke aber, dass diese Frage Anstoß bietet für Diskussionen über Angebot, Nachfrage und (bewusste, oder unbewusste?) Geschmackstendenzen von LeserInnen. Ich kann mir nämlich vorstellen, dass das Geschlecht der AutorInnen insofern durchaus eine Rolle spielt, dass es die Auswahl der im Roman verarbeiteten Themen und das Geschlecht der ProtagonistInnen beeinflusst. Ich lese zum Beispiel lieber über ProtagonistInnen und kann mich auch mit eher weiblichen Sichtweisen und Themen (frag mich jetzt aber bitte nicht, wie ich das definieren soll) identifizieren.
Das mit der Diversität ist tatsächlich ein „Problem“ insofern, dass man dahingehend immer Gefahr läuft, Menschen ungewollt vor den Kopf zu stoßen. Diese Schwierigkeit hat man ja aber auch immer in direkten Interaktionen. Da hilft nur sich so gut es geht zu informieren und offen für Verbesserungen zu sein. Ich schaue mir für die Pronomen zum Beispiel immer die Autorenvita an, die ja manchmal im Buch und ansonsten immer auf allen Buchportalen oder auf Verlagsseiten angegeben ist. Dort steht ja häufig „Name xy wurde xy geboren und lebt in xy. SIE/ER schreibt xy….“ und dann gehe ich davon aus, dass die Pronomen soweit stimmen. Ich habe aber auch tatsächlich bislang nur ein Buch von einer Person gelesen, die sich offen als divers zu Erkennen gibt.
Liebe Grüße
Sophia
Hey Sophia,
dazu gibt es im Rahmen der Gender Studies bestimmt bereits Studien. Kann ich mir jedenfalls vorstellen, denn natürlich schreiben Frauen zum Beispiel über andere Themen als Männer. Ob ein Zusammenhang mit dem Geschlecht der Protagonist_innen besteht, kann ich aus meiner Bubble heraus schwer einschätzen, denn ich habe schon viele Bücher gelesen, in denen Geschlecht von Autor_in und Hauptfigur entgegengesetzt war. Aber das ist eben nur meine Bubble, keine Ahnung, ob es da generell Trends gibt.
Das ist nützlicher Hinweis, denn wir müssen ja davon ausgehen, dass die Vita in einem Buch als korrekt abgenommen wurde. Danke dafür! :)
Liebe Grüße,
Elli