Montagsfrage: Fragwuerdige Aussagen?
Hallo ihr Lieben! :)
Habt ihr registriert, dass das letzte Buch, das ich gelesen habe, „The Godfather“ von Mario Puzo war? Dabei handelt es sich – wie ihr sicher wisst – um die Originalfassung von „Der Pate“. Der Roman über die Familie Corleone ist einer der erfolgreichsten Bestseller aller Zeiten und nach der Lektüre kann ich durchaus verstehen wieso. Ähnlich erfolgreich war natürlich die gleichnamige Verfilmung von 1972, die Marlon Brando den Oscar für die beste männliche Hauptrolle einbrachte und mit zwei weiteren Filmen eine Trilogie bildet. Ich habe die Filme nie gesehen. Jetzt überlege ich allerdings, ob ich diese kulturelle Lücke nicht vielleicht schließen sollte. Darum wollte ich euch heute fragen, was ihr darüber denkt. Findet ihr, man sollte die „Der Pate“-Trilogie gesehen haben? Ist es überhaupt eine gute Idee, sich den Film oder sogar alle Filme reinzuziehen, wenn man das Buch gelesen hat? Kann mir jemand etwas über die Unterschiede zwischen Verfilmung und Romanvorlage verraten? Ich bin wirklich ratlos. Seid doch so lieb und helft mir weiter.
Während ich darauf hoffe, dass ihr mir meine private Frage beantworten könnt, kümmere ich mich um den offiziellen Teil des heutigen Beitrags: Die Montagsfrage von Antonia von Lauter&Leise.
Wie gehst du damit um, wenn sich herausstellt, dass ein_e Autor_in, dessen_deren Bücher du sehr schätzt, Auffassungen äußert, mit denen du nicht übereinstimmst?
Unterschiedlich. Es gibt kein allgemein gültiges Rezept für eine solche Situation, es sind immer Einzelfälle. Meistens kriege ich glücklicherweise nicht mit, was Schriftsteller_innen so von sich geben, weil ich auf Social Media nicht so aktiv bin. Das befreit mich von der moralischen Entscheidung, die damit unter Umständen einhergeht.
Aber natürlich weiß ich, mit was für … Murks Joanne K. Rowling die Welt ergötzt, um mal bei dem Beispiel zu bleiben, auf das Antonia so ausführlich eingegangen ist. Ihre Äußerungen über das Potter-Universum sind die eine Sache, dafür bedauere ich sie tatsächlich überwiegend, weil ich es erbärmlich finde, dass sie nicht die Größe besitzt, zuzugeben, dass sie während des Schreibprozesses, der mittlerweile ja recht lange zurückliegt, noch nicht für Diversität und rassistische Stereotype sensibilisiert war. Ihr Versuch, ihre Schöpfung nachträglich an den Zeitgeist anzupassen, erscheint mir albern und komplett unglaubwürdig. Diese Äußerungen ignoriere ich deshalb ganz einfach, weil ich mich mit solchem Unsinn nicht befassen muss und sie nichts daran ändern, dass mir die HP-Reihe viel bedeutet. Aufgrund meiner eigenen Sensibilisierung erkenne ich heutzutage, welche Punkte der Geschichte für viele Leser_innen verletzend wirken können und würde sie daher mit anderen Augen lesen. Das ist viel entscheidender.
Die andere Sache sind ihre transfeindlichen Aussagen. Und ja, sie sind in meinen Augen offen transfeindlich, obwohl Mrs. Rowling auch hier nachträglich versuchte, sie zu relativieren. Das führte dazu, dass ich sie als Person ablehne, weil ich es untragbar finde, dass sie aus ihrem kleinlichen Weltbild heraus Menschen diskriminiert. Aber spielt das eine Rolle für meine Beziehung zu „Harry Potter“? Nein. Das hat hauptsächlich damit zu tun, dass ich mich in der bequemen Lage befinde, dass ich die Bücher bereits besitze. Wäre das nicht der Fall, müsste ich mir wohl überlegen, ob ich noch bereit wäre, der Dame Geld in den Rachen zu werfen und sie damit indirekt zu unterstützen. Denn das ist doch letztendlich das Einzige, was wir als Leser_innen tun können, wenn Autor_innen öffentlich Ansichten vertreten, die nicht den unseren entsprechen.
Wir können privaten Boykott praktizieren, um unseren Beitrag dazu zu leisten, den Geldhahn zuzudrehen. Selbstverständlich können wir auch widersprechen, wenn auf Twitter, Facebook oder anderen sozialen Netzwerken Aussagen auftauchen, die wir nicht hinnehmen wollen. Wir können Grenzen aufzeigen und ich plädiere stark dafür, das auch zu tun, um diesen Menschen klarzumachen, dass ihr Verhalten inakzeptabel ist, obwohl es tendenziell eher unwahrscheinlich ist, dass sie ihre Meinung durch eine Social Media – Diskussion ändern werden.
Ich denke, grundsätzlich müssen wir als Leser_innen immer schauen, inwieweit wir es vertreten können, Autor_innen, die sich zu fragwürdigen Aussagen hinreißen lassen, zu unterstützen. Das ist sehr individuell, denn was als grenzüberschreitend empfunden wird, ist eben sehr unterschiedlich. Ebenso individuell ist die Reaktion. Ich finde nicht, dass man automatisch keine Bücher mehr von Autor_innen lesen darf, mit denen man nicht einer Meinung ist. Die Frage ist immer, wie groß die Diskrepanz ist. Ich breche es mal herunter: Ich könnte ohne Probleme ein Buch einer Autorin kaufen und lesen, die sich leidenschaftlich für Fleischkonsum einsetzt, obwohl ich selbst versuche, so wenig Fleisch wie möglich zu essen. Aber ich würde kein Buch eines Autors kaufen und lesen, der durch bewusst rassistische Aussagen aufgefallen ist, weil es bei gezieltem Rassismus einfach keinen Spielraum gibt.
Wie reagiert ihr auf fragwürdige Äußerungen eurer liebsten Autor_innen?
Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen sorgenfreien Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️
Zuerst zu deiner Frage bezüglich des Paten: Ich habe nur die Filme gesehen – und das mehrmals. Da ich die Romanvorlage nicht kenne, kann ich natürlich keinen Vergleich anstellen, aber die Trilogie-Verfilmung anzusehen, lohnt sich wirklich.
Zur heutigen Frage: Mir geht es wie dir, ich kriege nur sehr selten mit, was Autor_innen so von sich geben. Ich lege da auch Null Wert drauf und lasse mir durch dumme Ansichten mein Lesevergnügen nicht verderben. Es gibt natürlich auch grenzwertige Ansichten von Schriftsteller_innen und da sollte man schon abwägen, ob man solchen Leuten, wie du es ausdrückst, noch Geld in den Rachen zu werfen bereit ist. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Dir eine schöne Woche
LG
Eine sehr treffende Antwort auf viele Punkte, in denen ich genauso denke, liebe Elli! <3
Hallo Elli,
In Bezug auf Potter habe ich das während der Entstehung der Bücher mehr verfolgt. Da hatte sie auch immer auf alles Antworten und alles von Anfang an bedacht. Manche Aussagen haben sich auch widersprochen. Das habe ich irgendwann einfach ignoriert. In Bezug auf das Transthema habe ich bisher unheimlich viele Posts aus zweiter Hand gelesen aber es wird fast nie auf konkrete Aussagen von ihr eingegangen.
Nehmen wir mal den initialen Post:
‘People who menstruate.’ I’m sure there used to be a word for those people. Someone help me out. Wumben? Wimpund? Woomud?
Ich würde das so auslegen, dass sie mit den teilweise sehr konstruierten Ansätzen Probleme hat, die klassische Begriffe wie Frau / Mann / Er / Sie zu umgehen. Offenbar wurde das dann in der Folge aber auch so ausgelegt, dass sie generell transgenderfeindlich ist.
Später hat sie dann wohl noch mehr nachgeschoben was wieder sehr unterschiedlich aufgenommen wurde. Auch die Posts konnte man durchaus unterschiedlich auffassen. Für mich gilt im Zweifel für den Angeklagten. ;) Wobei ich das bei Naidoo auch lange dachte und mittlerweile gefühlt falsch lag.
LG
Torsten
Hey Torsten,
ich kenne diesen Post, aber ich meine, es gab vorher schon Aussagen von ihr, auf die ich mich heute auch bezogen habe. Meines Wissens hat sie gesagt, dass trans Frauen nicht Teil der feministischen Community sein können, weil sie niemals Frauenfeindlichkeit erfahren haben und auch nie mit dem Risiko von sexualisierter Gewalt leben mussten. Zusammengefasst lief es darauf hinaus, dass sie trans Frauen nicht für „richtige“ Frauen hält, weil sie mit einem Penis geboren wurden. Das finde ich wahnsinnig engstirnig, weil ich überzeugt bin, dass trans Frauen durchaus Frauenfeindlichkeit und sexualisierte Gewalt erleben, selbst wenn diese vielleicht etwas anders ausfällt. Diesen Frauen abzusprechen, Teil der feministischen Community zu sein, erscheint mir extrem intolerant und deshalb lehne ich die Dame mittlerweile als Person ab.
Das heißt natürlich nicht, dass das jede_r so sehen muss wie ich und ich kann auch verstehen, dass du etwas nachsichtiger bist. 😊
Liebe Grüße,
Elli
„Darum wollte ich euch heute fragen, was ihr darüber denkt. Findet ihr, man sollte die „Der Pate“-Trilogie gesehen haben? Ist es überhaupt eine gute Idee, sich den Film oder sogar alle Filme reinzuziehen, wenn man das Buch gelesen hat? “
Ab der „Der Pate II“ kann man die Filme ohne Kenntnis des Buchs kaum verstehen, ich saß total ratlos vorm Fernseher und wusste gar nicht, warum da was geschah.
Dann las ich die Amazon-Rezis und die Bewertungen spalteten sich in zwei Teile:“Der Film war toll (Hatten das Buch gelesen.) und „Kapier ich nicht“ (Hatten das Buch nicht gelesen.).
Bei Joanne K. Rowling sehe ich es so, dass sie den Mumm hat auszusprechen, was die meisten denken, wobei sie eben durch den extremen Erfolg auch nicht wirklich angreifbar ist. Ich kenne niemanden, der nicht das denkt, was sie schreibt.
Ich möchte nicht wissen, wieviele sich pro-LTBG und anti-AfD positionieren, weil es ausser Atemluft oder Energie zum Tippen nichts kostet und man sich quasi kostenlos als guter Mensch vermarkten kann. Es ist schon merkwürdig, dass ich die ganzen Woken immer nur im Internet antreffe und nie in der Realität. Selbst wenn ich sie als Freunde und Bekannte ohnehin ausschließen würde, höre ich auch im Schwimmbad bei Gesprächen von Fremde nie was davon.
Die linke Schickeria im Internet nimmt sich entweder viel zu ernst oder trompetet lieber mit der Herde, um nicht auffällig zu werden, anzuecken oder gar -Shocking!- Follower zu verlieren. Um an Ende sind alle gleich langweilig.
Das finde ich sehr schade, dass du niemanden kennst, der anders denkt als sie. In meinem Umfeld ist es umgekehrt. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber die überwiegende Mehrheit gehört durchaus zu den Personen, die du (offenbar abwertend) als „linke Schickeria“ bezeichnest. Oh und die kenne ich tatsächlich aus der Realität.
„Das finde ich sehr schade, dass du niemanden kennst, der anders denkt als sie. “
Da bist du ziemlich alleine, solche Typen sind die Schlimmsten und Intolerantesten überhaupt. Genauer gesagt: Sie sind sehr tolerant, man muss halt nur ihre Meinung vertreten, solange ist alles in bester Ordnung. Wenn nicht, dann rasten sie aus.
Ich würde so jemanden auch gar nicht an mich ranlassen und Bekanntschaft mit ihm schließen wollen.
Aber ich kenne wirklich niemanden und bin so jemanden noch nie begegnet, nicht in meinem Bekanntenkreis nicht, in dem meiner Eltern nicht und auch bei Fremden im Schwimmbad nicht.
Woher weißt du dann, dass sie so intolerant sind, wenn du noch nie jemandem begegnet bist, der oder die so denkt?
Internet.
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