Montagsfrage: Eskapismus im Urlaub?

Hallo ihr Lieben 😊

Ich hoffe, ihr hattet alle ein wunderbares langes Wochenende und konntet die Feiertagsauszeit genauso genießen wie ich. Ich war tatsächlich überraschend produktiv, habe Rezensionen geschrieben, die Notizen zu meinen gelesenen Büchern aktualisiert und – Halleluja – stundenlang gelesen. Das war sehr schön, denn in den letzten Wochen hatte ich ständig das Gefühl, ich muss meine Lesezeit dazwischen quetschen. Sowas macht mich nervös, denn ich vermisse das Lesen dann ganz schnell und bekomme das Gefühl, ich muss etwas nachholen.

Diese Woche wird es vermutlich auch eher eng mit Lesestunden. Es ist meine letzte volle Arbeitswoche vor meinem Festivalurlaub, was im Grunde bedeutet, dass ich besser schon jetzt damit anfange, meine Projekte in Ordnung zu bringen, um kein Chaos für meine Kolleg_innen zu hinterlassen, die mich dann vertreten. Morgen Abend steht nach der Arbeit außerdem noch ein schwerer Gang an: Wir werden Krümels Asche (Hund meiner Schwester) vom Bestattungsinstitut abholen. Anschließend möchte meine Schwester noch ein Bier trinken gehen, was ich ihr natürlich gern erfülle. Ich weiß noch gar nicht, wie es danach mittelfristig weitergeht, ob sie schon eine Zeremonie zum Verstreuen plant oder ähnliches. Wenn sie soweit ist, wird sie es mir sagen.

Heute möchte ich allerdings noch nicht allzu viele schwermütige Gedanken aufkommen lassen und kümmere mich deshalb jetzt um die Montagsfrage von Sophia von Wordworld.

 Was sind Eure liebsten Eskapismus-Lektüren zum buchigen Reisen?

Die Vorstellung, dass es im Urlaub eine spezielle Auswahl an Büchern braucht, habe ich noch nie nachvollziehen können. Ich habe auch wenig Verständnis für die sogenannte Urlaubsstimmung, die viele Leser_innen in Büchern entdecken. Ich weiß, ich klinge wie eine nörgelnde alte Frau, aber lasst mich erklären, warum sich mein Hirn gegen diese Konzepte sträubt, Eskapismus aber total super findet.

Für mich ist jedes Buch und jede Leseminute eine Form von Eskapismus. Beim Lesen geht es mir immer darum, meine eigene Realität hinter mir zu lassen und in andere Realitäten einzutauchen. Es geht immer ums Abschalten, um Wirklichkeitsflucht. Deshalb erfahre ich jede Lektüre als Reise. Selbst Sachbücher und andere Non-Fiction laden dazu ein, mich in andere Perspektiven und Wahrnehmungen zu vertiefen oder Aspekte der Realität kennenzulernen, mit denen ich nicht vertraut bin. Ich entkomme dem Alltag, kann mich wegträumen und Abenteuer erleben, die mir sonst wahrscheinlich nie passieren werden. Darum qualifiziert sich meiner Meinung nach jedes Buch als Eskapismus, als mentaler Urlaub.

Beim Lesen muss ich mich nicht mit meinen eigenen Sorgen, Verpflichtungen und Aufgaben herumschlagen. Das allein ist für mich bereits der Inbegriff von Urlaubsstimmung. Ich wüsste nicht, wie ich dieses Wort anders definieren sollte. Ein Thriller kann mir genauso gut helfen, mich zu entspannen und die Hürden des Alltags zu vergessen wie ein literarischer Roadtrip vor exotischer Kulisse. Ich kann mir ebenso vorstellen, ein High Fantasy – Epos am Strand zu lesen wie einen Horror-Roman. Da Eskapismus für mich nichts mit dem Setting oder den übrigen Details der Geschichte zu tun hat, versetzt mich beinahe jedes Buch in Urlaubsstimmung.

Ich muss aber zugeben, dass mein Empfinden von Urlaubsstimmung etwas davon abhängt, wie leicht und luftig ein Buch geschrieben ist. Ich kann diesen alltäglichen Eskapismus besser zelebrieren, wenn es sich bei meiner Lektüre nicht um einen sehr anspruchsvollen Vertreter handelt. Ich konnte mit „Dunkeljäger“ von Alexey Pehov besser abschalten als mit „Die Abschaffung der Arten“ von Dietmar Dath. Letzteres verlangte mir intellektuell unheimlich viel ab, während das erste Buch sonnig und wie ein Lichtblick auf mich wirkte (trotz des missverständlichen Titels). Trotzdem haben mich beide weit weg von meiner Realität geführt, womit auch beide die Grundvoraussetzung für Eskapismus erfüllen – aber nicht unbedingt für Urlaubsstimmung.

Bestimmte Bücher aus inhaltlichen Gründen nicht mit auf Reisen zu nehmen, würde mir ebenfalls nicht einfallen. Ich kann verstehen, dass viele Leser_innen im Urlaub lieber zu seichten, bequemen Romanen greifen und sich nicht mental nicht anstrengen möchten, während sie sich von den Strapazen des Alltags erholen. Ich verlasse mich bei der Lektüreauswahl jedoch immer auf meinen Bauch und das würde ich auch vor einer Reise tun. Sagt mir der Bauch, dass gerade jetzt Zeit für einen Klassiker ist, würde ich ihm vertrauen und diesen Klassiker ohne zu zögern in meinen Koffer packen.

Wahrscheinlich ist meine heutige Antwort damit nicht besonders hilfreich für euch, weil sie so wenig konkret und möglicherweise auch etwas … diffus ist. Ich tue mich einfach schwer damit, Urlaub in Literatur zu übersetzen. Ich erkenne keine fixen Faktoren, nach denen ich Urlaubsstimmung oder Urlaublektüre für mich definieren kann. Eskapismus ist hingegen so allgemein, dass der Begriff meiner Auslegung nach auf einfach jedes Buch zutrifft.

Zur Versöhnung möchte ich euch aber trotzdem noch eine Empfehlung mit auf den Weg geben, die sicher passt, wenn ihr spezifischere Vorstellungen von Urlaubslektüre habt: „Vivian versus the Apocalypse“ von Katie Coyle. Darin geht es viel um religiöse Themen sowie um die schwierige Beziehung zwischen Eltern und Kindern, aber eingerahmt wird das Ganze von einem aufregenden Roadtrip quer durch die USA. Dieses Buch weckt bei euch bestimmt Fernweh. Und Eskapismus ist es natürlich auch.

Mit welchen Bücher könnt ihr den Eskapismus feiern?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen fröhlichen Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️

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