Gemeinsam Lesen 2

Hallo ihr Lieben! :)

Jeden Dienstag lesen wir gemeinsam! Diese tolle Aktion wird wöchentlich von den Schlunzen-Büchern veranstaltet; die Fragen dieser Woche findet ihr durch einen Klick aufs Logo!

1. Welches Buch liest du gerade und auf welcher Seite bist du?

Ich lese noch fleißig an „Kinder des Nebels“ (Mistborn #1) von Brandon Sanderson und befinde mich auf Seite 574 von 896.

Kinder des Nebels von Brandon Sanderson

 

Der Untergang eines magischen Reiches – das große Heldenepos unserer Zeit

Seit tausend Jahren ist die Erde von Asche und Nebel bedeckt und ein unsterblicher Herrscher regiert über das versklavte Volk der Skaa. Doch der Nebel erweckt geheimnisvolle, magische Kräfte in einigen Auserwählten. Kräfte, die in einem dieser »Nebelgeborenen« einen unglaublichen Plan reifen lassen: den Obersten Herrscher zu stürzen…

2. Wie lautet der erste Satz auf deiner aktuellen Seite?

„Kelsier spürte, wie von ihr ein Pulsieren ausging.“

3. Was willst du unbedingt zu deinem aktuellen Buch loswerden? (Gedanken dazu, Gefühle, ein Zitat, was immer du willst!)

Wie letzte Woche bereits angekündigt, lese ich das Buch gemeinsam mit Anna von Live Your Life With Books. Alle 5 Kapitel tauschen wir uns aus. Es ist wirklich interessant, wie unterschiedlich sich unsere Gedanken mit dem Fortschreiten der Geschichte entwickeln. Anna ist so begeisterungsfähig, das inspiriert mich, obwohl ich andere Schwerpunkte setze als sie. Ich bin extrem gespannt, wie unsere jeweiligen Rezensionen ausfallen werden. :)
Zum Buch selbst habe ich einen ganzen Haufen Gedanken. Ich versuche, die Geschichte kritisch zu reflektieren, weil ich merke, dass sie mich emotional nicht so richtig abholt. Das heißt nicht, dass ich keinen Spaß daran hätte, aber es ist nicht so, dass ich wie im Fieber lesen oder aufgrund der Charaktere in Begeisterungsstürme ausbrechen würde. Daher schaue ich mir die verschiedenen Komponenten der Story genauer an. Ich gebe mir Mühe, vorauszusehen, was passiert, weil es mich interessiert, ob ich die Denkmuster des Autors nachvollziehen kann. Ich will das Design der Geschichte verstehen, um dann am Ende sagen zu können „Clever, Mr. Sanderson“ (übrigens: „Mr. Sanderson“ klingt ja fast genau wie „Mr. Anderson“ – Matrix Flashback!), oder eben „Nun ja, das hätte man aber auch anders konstruieren können, Mr. Sanderson“.

Ich denke, meine emotionale Distanz hat mit den beiden Hauptfiguren bzw. POV-Figuren zu tun, mit denen ich jeweils so meine Problemchen habe.
Zum Einen ist da Kelsier, der Nebelgeborene, der es sich in den Kopf gesetzt hat, den Obersten Herrscher zu stürzen. Meine Sympathie für ihn ist nicht uneingeschränkt, weil er ein paar Charakterzüge besitzt, die ich als äußerst unangenehm empfinde. Er teilt die Welt strikt in Schwarz und Weiß und nimmt sich selbst viel zu wichtig. Er hört sich selbst gern reden und steht gern im Mittelpunkt. Dadurch hat er ein paar Allüren, die ich fast schon als divenhaft bezeichnen würde. Er tut Dinge, ohne seine Mitverschwörer davon in Kenntnis zu setzen und vermittelt dabei, dass er allein das große Ganze überblicken kann. Das ist eingebildet, kurzsichtig und gefährlich. Er behält seine Pläne nämlich nicht für sich, weil er den anderen misstrauen würde, sondern aus einem unbestimmten Bedürfnis zur Profilierung heraus. Er möchte derjenige sein, der immer wieder überrascht; derjenige, der das entscheidende Detail liefert; derjenige, der unverzichtbar ist. Dadurch entsteht bei mir das Gefühl, dass er, um sich aufzuspielen, auch mit den Leben der Menschen um ihn herum spielt. Er denkt vorher nicht darüber nach, welche Konsequenzen andere aufgrund seiner Taten eventuell ausbaden müssen. Dazu ist er viel zu ich-zentriert. Obwohl er viele attraktive Eigenschaften hat, gefällt mir dieser Zug an ihm überhaupt nicht.
Die zweite Figur ist Vin, ein 16-jähriges Straßenmädchen, die mir ab und zu mächtig auf die Nerven geht, weil sie… ja, vermutlich, weil sie eben ein Teenager ist. Sanderson stellt sie durchaus realistisch dar, aber das heißt ja nicht, dass ich sie jede Sekunde leiden können muss. Manchmal überschreitet sie Grenzen, was sie extrem respektlos erscheinen lässt. Beispielsweise schnüffelt sie bei den einzigen Menschen herum, die jemals gut zu ihr waren. Das ist ziemlich undankbar. Darüber hinaus zweifle ich ein wenig an ihrer schnellen Bereitschaft, Kelsier und seiner Truppe zu vertrauen. Zwar schilderte Sanderson hin und wieder ihren inneren Kampf mit ihrem Bedürfnis, sich zu schützen, aber mir hat dieser Zwiespalt viel zu wenig psychologische Tiefe. Was er bisher zeigt, ist Hobby-Psychologie ohne jegliche Konsequenz. Das Trauma, unter dem Vin angeblich leidet, sollte nicht so einfach zu überwinden sein.

Okay, ich merke, ich muss das jetzt hier abbrechen, sonst mutiert das zu einer halben Rezension. :D Fakt ist, Sandersons Welt fasziniert mich und regt mich intensiv zum Nachdenken an, doch mit seinen Charakteren tue ich mich etwas schwer. Vielleicht ändert sich das allerdings noch, denn wir sprechen hier schließlich über eine sehr umfangreiche Reihe. Ich lasse mich gern eines Besseren belehren. :)

4. Hast du eine Geschichte und ihre Charaktere jemals so sehr geliebt, dass du richtig niedergeschlagen warst, als du das Buch fertig gelesen hattest?

Natürlich. Wer war nicht den Tränen nahe, als wir das letzte Mal auf Gleis 9 3/4 standen und die Kinder eines gewissen Mr. Potter in einen gewissen Zug setzten?
Ich bin oft ein bisschen traurig, wenn ich lieb gewonnene Figuren verlassen muss. Abschied nehmen ist eben schwer. Meistens ist das bei Reihen oder Trilogien der Fall. Ist ja auch kein Wunder. Man erlebt die tollsten Abenteuer miteinander, geht zusammen durch Dick und Dünn – wenn die Geschichte dann zu Ende ist, bleibt ein wenig Abschiedsschmerz nicht aus. Trotzdem sind die meisten Autor_innen in der Lage, den Abschluss so zu gestalten, dass ich nicht nur traurig bin. Ein Teil von mir ist auch glücklich, weil es schön ist zu wissen, dass alles gut werden wird und meine literarischen Freunde zurecht kommen werden. Ein lachendes und ein weinendes Auge – so fühlt sich der perfekte Abschied von einer Geschichte an.

Was lest ihr gerade? Fällt euch das Abschied nehmen von Geschichte hin und wieder schwer?

Ich freue mich wie immer sehr auf eure Meinungen und Kommentare und wünsche euch allen einen großartigen Dienstag! :)
Alles Liebe,
Elli

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