Hallo ihr Lieben! :)
Eigentlich befinde ich mich gerade in einer kreativen Blog-Pause – ich bereite Beiträge für die nächste Zeit vor, weil ich im Moment einfach nicht zum „Echtzeit-Bloggen“ komme. Heute muss ich mich trotzdem einmal kurz aus der Funkstille melden, weil ich eine Meldung entdeckt habe, die ich toll finde und von der ich euch kurz erzählen möchte. Manchmal hat es definitiv Vorteile, in der Nachrichtenwelt zu arbeiten. ;)
Die Bayrische Staatsbibliothek hat einen Schritt in Richtung Moderne gewagt und ließ eine App entwickeln, mit der sie ab Ende August Literaturinteressierten 30 deutsche Klassiker zur Verfügung stellt. Die App heißt „Deutsche Klassiker in Erstausgaben“ und kann kostenlos im App-Store von Apple heruntergeladen werden. Eine zusätzliche Android-Version ist in Planung.
Klingt eigentlich nicht so richtig besonders, oder? Die meisten Klassiker sind schließlich mittlerweile lizenzfrei (das bedeutet, dass der/die VerfasserIn mehr als 70 Jahre tot ist) und können kostenlos als E-Books heruntergeladen werden.
Was die App der Bayrischen Staatsbibliothek vom normalen Herunterladen von E-Books unterscheidet, ist die Tatsache, dass sie nicht einfach nur die Texte der großen Literaten zur Verfügung stellt. Nein, sie haben sich tatsächlich die Mühe gemacht, 30 Werke aus ihrer Sammlung kostbarer, wertvoller Erstausgaben einzuscannen, sodass NutzerInnen der App die erstveröffentlichten Manuskripte einsehen und ggf. lesen können. Ich finde das wahnsinnig spannend, denn Erstausgaben haben ihren ganz eigenen Reiz. Stellt es euch bildlich vor: ihr könnt mit dieser App Goethes „Die Leiden des jungen Werthers“ so lesen, wie es 1774 das erste Mal erschien.
Für die wenigsten von uns sind solche Erstausgaben auch nur entfernt erschwinglich und selbst wenn – man LIEST solche Bücher nicht tatsächlich. Man verschließt sie luftdicht, kühl und trocken, fasst das gute Stück am besten niemals an und falls doch, dann nur mit speziellen Baumwollhandschuhen. Man besitzt diese Bücher, aber man hat keinen Spaß mit ihnen. Mit digitalen Versionen sieht das natürlich gleich ganz anders aus.
Die App bietet alle Möglichkeiten, die man bei der Arbeit mit einem Text eben gebrauchen kann: Suchen, Blättern, Markieren. Außerdem scheint die Bayrische Staatsbibliothek zu ahnen, dass nicht alle ihrer LeserInnen Frakturschrift oder Antiqua lesen können. Deswegen gibt es neben der Original-Ansicht die allseits bekannte E-Book-Ansicht. Der Clou ist meiner Meinung nach allerdings die Hybrid-Ansicht, die man sich ganz individuell einstellen kann. Hier die Beschreibung von der Website der Bayrischen Staatsbibliothek:
„Diese bietet erstmals die Möglichkeit, die Original- und E-Book-Ansicht in einem eigenen Ansichtsmodus kombiniert anzuzeigen. Auf diese Weise kann der Text der Originalbuchseiten mit einer vom Leser individuell ausgewählten Schriftart überblendet werden.“
Toll, oder? Ich liebe die Idee dieser App und finde es großartig, dass die Bayrische Staatsbibliothek ihre Schätze der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Leider habe ich kein iPhone (und ein Tablet besitze ich schon gar nicht), ich werde also noch warten müssen, bis es die App auch für Android-Phones gibt. Aber das macht nichts. Auf so eine geniale Innovation warte ich gern. :)
Vielleicht habt ihr ja ein iPhone. Vielleicht macht es euch ebenfalls nichts aus, auf die Android-App zu warten. Ich dachte mir aber, wissen wollt ihr von „Deutsche Klassiker in Erstausgaben“ bestimmt. Wenn ihr euch nun über die App informieren wollt, gelangt ihr HIER zur Website der Bayrischen Staatsbibliothek.
Zum Abschluss habe ich hier jetzt noch das Video zur App, in dem ihr einen ersten Eindruck des Aufbaus und der Funktionen bekommt:
Ich finde ja, das sieht super aus und verspricht eine angenehme Auseinandersetzung mit den Meisterwerken. Doch was meint ihr? Ist „Deutsche Klassiker in Erstausgaben“ etwas für euch?
Erzählt mir, was ihr von der App haltet – ich freue mich sehr auf eure Meinungen und Kommentare! :)
Alles Liebe,
Elli
Das ist ja cool O.O
Ich werd da wohl auch geduldig auf die Android-App warten. Und wie ich mich kenne wieder erst ein halbes Jahr später mitbekommen, dass es sie schon gibt.
Aber mir gefällt der Gedanke mir Erstausgaben anschauen zu können.
Ich meine: Woah genaus so haben die großen Meister ihre Werke veröffentlicht. So sind sie überhaupt erst unters Volk gekommen!
Genau das empfinde ich auch. Versetzt mich irgendwie in Ehrfurcht. oO
Hallo, Elli!
Interessant finde ich das schon. Ein iPhone hätte ich auch, allerdings ein ziemlich altes und ich fürchte, dass die App zu neu ist und ich die dann wieder nicht runterladen kann. Wär ja nichts Neues.
Und obwohl ich die Idee echt toll und wirklich nett von der Bayrischen Staatsbibliothek finde, bin ich mir bei der ganzen Sache nicht so sicher. Ich meine, mal abgesehen von der Handschrift oder dem Druck so einer Erstausgabe ist der Reiz eines solchen Buches doch eigentlich das Papier, der Geruch, das Gefühl. Andererseits muss man froh sein, wenn man soetwas überhaupt auf irgendeine Weise zu Gesicht bekommt, nicht wahr?
LG, m
Huhu,
eben, genau das. An Erstausgaben dieses Alters kommt man anders einfach nicht heran und selbst wenn… man darf sie ja nicht berühren. Mir persönlich reicht das Wissen, dass das, was ich da lese, genau das ist, was die ersten LeserInnen des Werkes vor Augen hatten. Mich versetzt das in Ehrfurcht. :)
Viele liebe Grüße,
Elli
Hi Elli,
freut mich total, dass du die App hier vorstellst! Ich hatte noch nicht mitbekommen, dass so was in Planung war, aber das ist eine echt gute Möglichkeit, um auch mal Nicht-Wissenschaftler darauf aufmerksam zu machen. Die App kann man auch schon laden und mein erster Eindruck ist gut!
Ich habe das im Studium behandelt, deshalb sage ich noch ein paar Worte dazu. :)
Solche Digitalisierungsprojekte sind zum Glück überhaupt keine Seltenheit mehr. Fast alles, das irgendeinen Bestand alter Bücher, Manuskripte, Urkunden etc. hat, fängt an zu digitalisieren. Bibliotheken, Archive, Klöster oder Abteien, private Sammlungen, usw. Die meisten stellen die Ergebnisse dann auch noch frei zur Verfügung. Bisher konnte man sich das dann eben im Browser ansehen oder es gab Software dazu, aber eben alles eher für große Bildschirme geeignet. Ich denke übrigens auch, dass solche ersten Ausgaben nicht nur nicht erschwinglich sind, sondern auch oft gar nicht mehr erhältlich, weil die alle schon in Bibliotheken sitzen und die die natürlich nicht hergeben. Und als Normalsterblicher hat man oft nicht mal die geringste Chance diese Bücher auch nur von Weitem zu sehen. Deshalb ist es ja umso schöner, dass nun mit der Zeit ganz viel digitalisiert wird. Ein „Scan“ so einer Seite nennt man übrigens auch „Faksimile“ (Kopie, originalgetreue Abbildung) und streng genommen wird das auch gar nicht gescannt (obwohl viele das Wort benutzen). Da gibt es extra Geräte für, in die man so ein Buch ganz normal rein legen kann, mit den Seiten nach oben also (wie grausam wäre das denn, wenn man so ein schönes Buch mit dem Gesicht nach unten auf herkömmliche Scanner legen müsste, ich kriege Gänsehaut!!) und dann werden die extrem hochauflösend fotografiert. Dabei wird natürlich versucht, die Farben und die Struktur des Papiers so genau wie möglich einzufangen.
Die Transkriptionen (also in der App die Ebook-Ansicht) werden in der Regel auch noch per Hand hergestellt. Es gibt zwar schon viele Fortschritte das automatisiert und elektronisch zu machen, aber die meisten Programme kommen nicht über 95 – 96%. Klingt erst mal hoch, das bedeutet aber, dass es pro 100 Zeichen 5 Fehler gibt. Das sind mehrere pro Seite, die dann sowieso noch mal manuell korrigiert werden müssten. Diese Transkriptionen werden übrigens oft von Asiaten hergestellt, weil diese nicht „biased“ sind. Die kennen weder die Sprache noch die Schrift, sondern tippen stumpf ab, was da steht. Oft tippen 2 oder mehr Personen denselben Text ab, dann werden die digitalen Texte übereinander gelegt, um Abweichungen zu sehen, die dann noch mal überprüft werden müssen.
So, ich hoffe, dich hat mein kleiner Ausflug nicht gelangweilt. ;) Mein liebstes Digitalisierungsprojekt sind übrigens die Van Gogh Letters: http://vangoghletters.org/vg/
Oben über „by period / by correspondent …“ kannst du dir mal einen Brief ansehen. Unter „facsimile“ ist dann der Scan, den man auch näher anschauen kann, mit Zoom etc. Da sieht man ganz gut, wie qualitativ die das normalerweise herstellen.
LG Cindy
Hallo Cindy,
oh wow, was für ein toller Einblick. Natürlich war mir irgendwie klar, dass solche kostenbaren Schätze NICHT im herkömmlichen Sinne gescannt werden. Das wäre wirklich grausam.
Was die Transkription angeht, war mir das fast klar. Jedes Transkriptionsprogramm braucht während der Entwicklung LinguistInnen – mein Metier. Auch die Abweichungen lassen sich nur schwer vermeiden, weil es schwierig ist, einen Standard zu programmieren, mit dem das Programm die Buchstaben des Originals vergleichen kann, ohne zu eng oder zu weit zu definieren. Deswegen sind die Abweichungsraten aus der Sicht der Programmierer natürlich phänomenal gut, aber in der Praxis führen sie zu Fehlern.
Dass Asiaten letztendlich die Transkription von Hand vornehmen, macht Sinn. Keine Erwartungshaltung, keine Annahmen über den Verlauf des Textes – daher weniger Fehler.
Die Van Gogh Letters werde ich mir ansehen, mal schauen, was der große Meister so zu sagen hatte. :D
Viele liebe Grüße,
Elli
Wow, das ist eine tolle Nachricht! Oh man, da bin ich ja schon richtig gespannt! :) Leider muss ich auch warten, bis die Android-Version draußen ist… :(
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