Zu allererst möchte ich mich bei dem deutschen Recht auf Meinungsfreiheit dafür bedanken, dass ich diesen Beitrag schreiben und veröffentlichen kann.
716zIDvUHSL. SL1500
Gestern wurde Thilo Sarrazins neues Buch „Der neue Tugendterror – Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland“ veröffentlicht (Verlag: DVA, ISBN: 3421046174). Der ehemalige Finanzsenator Berlins fühlte sich da auch gleich mal genötigt, eine Pressekonferenz dazu abzuhalten. In seinem neuen Werk geht es laut taz (s. Artikel) um Sarrazins Auffassung der Wirkung der Massenmedien, seine Argumentation gegen die Homo-Ehe und die geschlechtergerechte Sprache und – als wäre das alles noch nicht genug – teilt er auch noch verbale Schläge gegen Frauen aus. Inwieweit das nun stimmt kann ich nicht beurteilen, denn ich habe das Buch natürlich (noch) nicht gelesen. Somit kommen wir auch zu dem Punkt, auf den ich eigentlich hinaus möchte: Thilo Sarrazin gehört zu den – nutzen wir den Begriff mal euphemistisch – Autoren, deren Bücher ich zwar lesen, aber niemals kaufen möchte. Seinen Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ habe ich bis heute nicht gelesen, obwohl ich gern einmal kritisch beleuchtet hätte, was Herr Sarrazin in seiner beschränkten Sicht auf Welt und Gesellschaft so über Muslime und Hartz-IV-Empfänger zum Besten gibt. Ihm wurde für dieses Werk von so vielen Seiten Rassismus vorgeworfen, dass auch in mir die Sensationslust anspringt und ich einfach gern gesehen hätte, ob Sarrazin wirklich so reaktionär ist, wie ihm unterstellt wurde. Ich hätte aus diesem Buch ganz sicher nichts mitgenommen, außer dem Unverständnis für eine öffentliche, politische Person, die fest davon überzeugt ist, seine kleine persönliche konservative Meinung hätte irgendeinen Mehrwert für unsere Gesellschaft. Dass diese es wert ist, literarisch ausformuliert, gebunden und für knapp 23,00 € respektive 15,00 € (Taschenbuch-Ausgabe) verscherbelt zu werden. Dies gilt natürlich auch für seinen neusten literarischen Erguss „Der neue Tugendterror“. Vermutlich würde mich das Buch im besten Fall aufregen, aber trotzdem bin ich neugierig. Allerdings ist die Neugier kein Grund, dem Mann dafür Geld in den Rachen zu schmeißen und ihn somit anhand des wirtschaftlichen Erfolgs seiner Veröffentlichung zu bestätigen. Denn genau das ist das Problem an Büchern wie diesen (obwohl die taz überzeugt ist, dass „Der neue Tugendterror“ nicht dazu gehört, weil es für kaum jemanden wirklich lesenswert wäre): kaufen wir diesen Schund und geben der Sensationsgier nach, implizieren wir dem – *räusper* – Autor, dass seine Gedanken und Ansichten es wert sind, verlegt zu werden. Die Verkaufszahlen geben ihm ja recht. Ich sage dazu: nein. Macht das nicht. Gebt kein Geld nur dafür aus, eure Neugier zu befriedigen. Kontrolliert eure Sensationslust und zeigt Menschen wie Thilo Sarrazin, dass ihre Worte weniger wert sind als das Papier, auf dem sie gedruckt werden. Dass wir sie nicht brauchen. Dass sie der Gesellschaft oder Kultur keinen Gefallen tun, wenn sie ihre Geistesblitzes von vorgestern in die Welt hinaus trompeten. In der Hoffnung, dass sie dann irgendwann einfach aufhören, Ansichten zu veröffentlichen, die sich tief in der dunkelgrauen Zone befinden. Weil sie merken, dass sich (fast) niemand dafür interessiert. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Artikel aus der taz: Sarrazin auf Bundespressekonferenz: Den Müll trennen – taz.de.
Artikel aus der ZEIT ONLINE: Thilo Sarrazin: Die Grenzen der Meinungsvielfalt | ZEIT ONLINE.
Artikel aus der SZ: Neues Sarrazin-Buch „Der neue Tugendterror“ – Politik – Süddeutsche.de.
Artikel aus der FAZ: Thilo Sarrazins „Tugendterror“: Der Ungleichheitsapostel – Bücher der Woche – FAZ.
P.S.: Ich weigere mich, Thilo Sarrazins Bücher selbst zu verlinken.
++ACHTUNG: Dieser Beitrag wurde übertragen. Erstellungsdatum ist der 25.02.2014!++

Bewerte diesen Beitrag!