Seid gegrüßt ihr lieben Buchverrückten! :)
Heute muss ich etwas gestehen. Etwas, bei dem ich mich immer wieder erwische. Erst gestern Abend habe ich es erneut getan: ich schummele beim Lesen. Asche auf mein Haupt, ich sollte mich schämen. Aber ich kann oft einfach nicht anders! Wirklich!
Wie ich das mache? Ein Beispiel. Angenommen, ich lese ein Buch. Die Handlung besteht auf einer Seite aus einem total gefährlichen, spannenden Kampf, in den mehrere ProtagonistInnen verwickelt sind. Es sieht schlecht für meine HeldInnen aus. Die Bösen wirkten einen fiesen Zauber, deswegen stolpern die Guten nur so durch das Zelt, in dem der Kampf stattfindet, während der Feind anmutig und geschmeidig und absolut tödlich agiert. Dann hat ein Held, nennen wir ihn Tiamak, die möglicherweise rettende Idee: er schubst mit seiner letzten Kraft, bevor er ohnmächtig wird, das Kohlebecken um und setzt das Zelt so in Brand. CUT. Szenenwechsel. Plötzlich finde ich mich ein paar Zelte weiter beim Prinzen wieder, nennen wir ihn Josua. Er diskutiert gerade mit seinen Beratern über die weitere Vorgehensweise, als ihnen der Lärm auffällt. Sie sehen nach und stellen fest, dass besagtes Zelt aus der Kampf-Szene in Flammen steht. Josua befiehlt die nötigen Maßnahmen, um das Feuer zu löschen, bevor es auf die umstehenden Zelte übergreift. CUT. Wieder ein Szenenwechsel. Ich beobachte Tiamak dabei, wie er aus seiner Ohnmacht erwacht.
UND DANN PASSIERT ES. Weil ich nicht will, dass auch nur eine/r der ProtagonistInnen bei dem Kampf tödlich verletzt wurde oder vielleicht sogar bereits das Zeitliche gesegnet hat, kann ich nicht an mich halten und schmule auf die nächste Seite, für die ich praktischerweise nicht umblättern muss. Ich lese nur ein paar Sätze quer, suche nach Namen und bin erleichtert, wenn ich feststelle, dass es keine/n erwischt hat. Oder ich fühle Entsetzen, falls doch jemand schwer verwundet wurde.
Direkt darauf folgt Erschrecken und ein erstaunlich fixes schlechtes Gewissen (das Miststück), weil ich geschummelt habe und weiß, dass ich das eigentlich nicht tun müsste. Ein wenig Geduld wäre alles, was es gebraucht hätte. In der Zeit, in der ich quer gelesen habe, hätte ich es sicher auch geschafft, die dazwischen liegenden Absätze zu lesen.
Aber ernsthaft, wenn ich nicht schummele, bringt mich die Neugier und Ungeduld fast um. Ich STERBE jedes Mal ein bisschen. Wirklich. Mein Blutdruck schießt hoch, das kann ich fühlen. Das kann nicht gesund sein. Also ist das Schummeln nur eine Form der Herzinfarkt-Vermeidungsstrategie. Ehrlich. Meine Hausärztin würde das sicher auch empfehlen. Vielleicht muss ich sie mal nach einem Rezept fragen. Dann kann das Miststück namens schlechtes Gewissen gar nichts mehr dagegen sagen.
Okay, Spaß bei Seite, so läuft es ab und ich habe wirklich jedes Mal ein schlechtes Gewissen, aber mir macht das nichts aus. Denn NACH dem Schummeln setze ich wieder da an, wo ich aufgehört habe, richtig zu lesen und lese normal weiter. Was macht es schon, dass ich dann schon weiß, wer noch lebt und wer es nicht schaffen wird? Tut ja keinem weh.
Trotzdem wüsste ich gern, ob ihr solche Spielchen auch treibt. ;)

Erwischt ihr euch beim Lesen auch manchmal beim Schummeln?

Erzählt mir von euren kleinen Schummeleien, ich bin neugierig zu erfahren, ob und wenn ja, wie ihr das anstellt! :D

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