Es gibt Meinungen über Bücher, die man nicht gern laut sagt. Einfach, weil man sich damit selbst so dermaßen als Außenseiter brandmarkt. Weil die Blicke der anderen LeserInnen von erschrocken über angeekelt bis hin zu spontaner Antipathie reichen. Man bekommt das Gefühl vermittelt, ein kompletter Banause zu sein, der offenbar nur gerade so die Entwicklung vom Affen zum Homo sapiens abgeschlossen hat. Wohne ich einem Gespräch über ein Buch bei, zu dem ich eine eher… sagen wir mal: seltene Einstellung vertrete, verfalle ich neben all den enthusiastischen Lobpreisungen schnell in ein unangenehmes, defensives Schweigen. Meine Erfahrung zeigt einfach, dass es sinnlos ist, ein Buch zu kritisieren, das von meinen GesprächspartnerInnen in den Himmel gehoben wird. Obwohl mein Schweigen zu dem Gefühl führt, einen Elefanten im Raum zu haben, den sonst niemand zu bemerken scheint, ist mir der graue Riese allemal lieber als mich mit den Reaktionen der anderen BuchliebhaberInnen auseinander zu setzen. Dann werde ich nämlich selbst zum Elefanten im Porzellanladen, der allen Anwesenden zielsicher auf den Zehen herum trampelt.
Inspiriert von Robert und seinem Blog 101 Books sage ich: SCHLUSS DAMIT! Niemand ist ein ungebildeter, unsensibler Ignorant, nur weil er oder sie ein bestimmtes Buch nicht mag. Selbst wenn es ein internationaler Bestseller ist, zur Liste der 100 besten Bücher aller Zeiten der Times gehört oder von einem berühmten Autor geschrieben wurde.
Darum ist der heutige Beitrag ganz den Meinungen gewidmet, mit denen LeserInnen sonst oft allein sind. Lasst uns Farbe bekennen und ehrlich zu dem stehen, was wir denken, ohne uns gegenseitig schräg anzusehen.
Ich mache direkt den Anfang und präsentiere euch drei meiner unbeliebten Meinungen:
Ich kann die „Der Herr der Ringe“ – Bücher nicht leiden. Die gesamte Trilogie war für mich eine kolossale Verschwendung meiner kostbaren Lesezeit. Als ich etwa 12 war, habe ich „Der kleine Hobbit“ gelesen und geliebt. Die „Herr der Ringe“ – Filmreihe von Peter Jackson ist großartig. Doch die Bücher haben mich zu Tode gelangweilt. Seitenweise Hobbit – Lieder und ein Protagonist, der das Jammern nicht lassen kann. Selbst in den Filmen ist Frodo der Charakter, den ich am wenigsten mag. Sogar noch hinter Sauron. Und den Orks. Und Gríma Schlangenzunge. Ich halte ihn für ein hypersensibles Weichei. Trotzdem habe ich alle drei Teile gelesen, weil ich immer hoffte, es würde noch besser. Was nicht passiert ist. Schon die Reise am Anfang nach Bruchtal… meh. Öde. Ich weiß, dass die Quest ein elementarer Bestandteil der High Fantasy Literatur ist. Deswegen muss ich das aber noch lange nicht spannend finden.
Der Hype um die „The Mortal Instruments“ – Reihe von Cassandra Clare ist mir ein Rätsel. Es gibt so viele gute Urban Fantasy Young Adult Romane, aber die ganze Geschichte um Clary und Jace ist für mich einfach nur unlogischer Bullshit. Flache Charaktere, die mit einer vollen Klischee – Ausstattung daher kommen; ein Universum, das nachlässig zusammengeschustert wirkt. Ich begreife nicht, was daran so toll sein soll.
Während meiner Schulzeit habe ich „Das Parfum“ von Patrick Süskind lesen müssen. Obwohl ich das Buch insgesamt faszinierend und spannend fand, ja, es sogar zu einem der besten Bücher in der Liste der Schulliteratur küren würde, gibt es da einen Handlungsabschnitt, der mich immer noch ratlos macht. Ich frage mich bis heute, was dem Autor da durch den Kopf ging. Sieben zutiefst einschläfernde Jahre in einem Berg? Ernsthaft? Ja ja ja, ich weiß, diese Jahre waren nötig für Jean-Baptistes Entwicklung; er brauchte sie, um festzustellen, dass er keinen Eigengeruch hat. Bla Bla Bla. Ging das nicht kürzer? Für den Spannungsbogen stellte diese Zeitspanne meiner Meinung nach den absoluten Overkill dar. Unfassbar, dass ich das überlebt habe, ohne ins Koma zu fallen.
So. Drei Meinungen, die ich in einem Gespräch mit EnthusiastInnen niemals äußern würde. Und jetzt frage ich euch:
Welche Meinungen über Bücher machen euch zum Außenseiter?
Welche berühmten, erfolgreichen, angeblich wertvollen Bücher oder AutorInnen könnt ihr nicht leiden und warum?
Denkt daran, dieser Beitrag ist nicht dazu gedacht, sich gegenseitig anzugiften. ;)
Ich freue mich wahnsinnig auf eure Antworten und Kommentare, egal wie unbeliebt, gemein und radikal sie sein mögen. Hier ist (fast) alles erlaubt!
Sooo geil! Ich bin begeistert – you made my day! :D
Endlich, endlich, bricht mal jemand das Schweigen! Und hach – Du sprichst mir aus der Seele! Ich kann gar nicht genug Ausrufezeichen benutzen! Das werde ich in den nächsten Tagen defintiv mal aufgreifen und mich auch mal in einen Elefanten verwandeln. Ich finde, das sollten viel mehr Leute machen.
Toll geschrieben und den Nagel auf den Kopf getroffen. :)
Na das freut mich aber, dass ich dir damit so aus dem Herzen sprechen konnte, denn genau das wollte ich erreichen. :D Wenn du dann soweit bist und ein bisschen auf den Büchern rumgetrampelt bist, die du nicht magst, lass es mich bitte wissen oder verlinke deinen Beitrag hier, denn ich sterbe vor Neugier! :D
LG
Elli
Wird auf jeden Fall gemacht! :)
Ein schöner Artikel :) Ich mag es gar nicht, irgendjemanden nach dem Mund zu reden und habe bis jetzt keine Rezension gut geredet, wenn ich das Buch nicht auch gut fand.
Ich glaube, es bringt niemandem etwas vor allem, weil Leser ja auch auf Rezensionen zugreifen, irgendwann kennen sie vielleicht einige Rezensenten von z.B. Blogs, stimmen vielleicht im Großen und Ganzen mit ihrer Meinung überein und dann müssen sie enttäuscht feststellen, dass der Rezensent total daneben lag :(
Lg Tinka
Ich gebe dir voll und ganz recht, nur bezogen sich meine Geständnisse nicht auf Blog-Rezensionen, sondern explizit auf Gespräche. In meinem Blog würde ich niemals beschönigen, was nicht gut ist. Denn ich empfinde es definitiv so, dass ich meinen LeserInnen gegenüber eine Verantwortung habe. Sie verlassen sich auf mein Urteil und haben dementsprechend überhaupt nichts davon, wenn ich ein Buch besser dastehen lasse, als es ist. ;)
Das ist eine gute Einstellung :)
[…] meinem allnachmittäglichen Blog-Schmökern bin ich heute über den Beitrag „Wie ich zum Elefanten werde – unbeliebte Buchmeinungen“ von Elli auf ihrem Wortmagieblog gestolpert. Zum Glück, muss ich sagen, denn sie spricht mir […]
Liebe Elli, wie versprochen, mein Beitrag zu diesem herrlichen Thema :)
https://zroyaspapiergefluester.wordpress.com/2014/06/10/tag-wie-ich-zum-elefanten-werde-unbeliebte-buchmeinungen/
Liebe Grüße
Jule
Danke dir, ich hab auch schon fleißig gelesen! :D
An alle anderen: lest ruhig auch den Beitrag der lieben Jule, es lohnt sich! :D
Hallo Elli,
ich finde Deinen Eintrag klasse. :) Danke, für das Schmunzeln, dass er mir beschert hat.
Allerdings bin ich ein wenig verwundert. Warum sollte man mit seiner Meinung was populäre Bücher angeht hinter dem Berg halten?
Ich selber führe nicht unbedingt oft Gespräche über Bücher, weil ich verhältnismäßig wenig Leute kenne, die Lesen und die für mich persönlich dann auch greifbar sind. Aber wenn es sich tatsächlich ergibt, dann haue ich denen auch meine Meinung über Bücher um die Ohren, die ich völlig überbewertet finde. Ich mache mir sogar einen Spass daraus, möglichst über ein Buch „herzuziehen“, dass mein Gegenüber ganz abgöttisch liebt. Und ich fühle mich dabei ganz und gar nicht wie ein Elefant. Dafür höre ich mir aber auch gern an, welche Bücher mein Gesprächspartner ganz entsetzlich findet, während ich sie verschlungen habe und nichts drauf kommen lasse. Ich mag solche Diskussionen.
Geschmäcker sind nun mal verschieden und das Schöne an der Buchwelt ist doch, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist – sogar für den Geschmacklosen… ;)
Dennoch hast Du mich insofern angestachelt als ich es jetzt als persönlichen Auftrag erachte, die meiner Meinung nach überbewertetsten Bücher in einem Blog zu verewigen. ;)
Btw: Ich liebe „Der Herr der Ringe“. Ich habs sogar zweimal gelesen. *g*
In diesem Sinne, einen schönen Abend und viele Grüße
sanne
Liebe Sanne,
ich beneide dich, denn offenbar sind deine GesprächspartnerInnen bisher weniger verbohrt und intolerant gewesen. ;) In meinem Fall war es bis jetzt immer so, dass mein Gegenüber versuchte, mich zu bekehren oder/und sich selbst zu erklären, wie es denn sein kann, dass ich dieses Buch nicht mag. Es ist, als bräuchten diese Menschen unbedingt eine Rechtfertigung für meine Existenz bzw. die Existenz meiner Meinung. Und wenn gar nichts anderes mehr hilft, dann eben der Satz „Du hast das Buch einfach nicht verstanden!“ Das ist nicht fair und noch dazu ein Totschlag-Argument, das jegliche weitere Diskussion überflüssig und sogar unmöglich macht. Ich habe nichts gegen einen fruchtbaren, spannenden Meinungsaustausch. Ich genieße diesen sogar sehr. Doch meistens treffe ich auf andere LeserInnen, mit denen das nicht durchführbar ist. Wenn der Gegenüber unter allen Umständen vermeidet, sich mit Kritik auseinander zu setzen, verliert man die Lust an der Diskussion selbst. Also halte ich schon seit geraumer Zeit meinen Schnabel, sobald es um sehr populäre Bücher geht, auf denen ich nur herum trampeln könnte. ;)
Die Ausnahme, das sei hier angefügt, ist meine Familie. Da kommen solche Situationen nicht vor.
Oh, sehr schön, ich freue mich darauf, bei dir zu lesen. Verlinke den Beitrag doch hier, dann haben alle anderen auch etwas davon. ;)
Liebe Grüße,
Elli
Liebe Elli,
es macht mich schon traurig zu lesen, dass Deine Gesprächspartner in Sachen Büchern oft so unverständig sind. Es sollte doch für jeden klar sein, dass Geschmäcker verschieden sind. Da muss man keinem vor den Latz knallen „Du hast das Buch einfach nicht verstanden.“ Das ist albern. In dem Falle hätte ich wohl auch keine große Lust mehr weiter zu diskutieren.
An dieser Stelle aber der Link zu meinem durch Dich inspirieren Beitrag:
http://buecherwurmundschreiberling.wordpress.com/2014/06/11/ungebliebte-buchmeinungen-danke-elli/
Ich hoffe es klappt. Ist das erste Mal, dass ich einen Beitrag verlinke. :)
Liebe grüße
sanne
Schön geschriebener Post! :D Ich bin eigentlich immr stolz auf eine eigene Meinung und finde es auch wichtig, diese anderen zu lassen. Und glücklicherweise habe ich bisher bei Büchern, die von allen geliebt, von mir aber nur mit Desinteresse oder Nicht-Gefallen bedacht werden, nie das Gefühl entwickelt, ich würde diese hochgelobten Bücher nicht verstehen oder meine Ansicht dazu wäre nicht vertretbar. :D
Ich ecke immer mal wieder mit meiner Meinung zu „Game Of Thrones“, also den Bücher „Das Lied von Eis und Feuer“ von George R.R. Martin an, habe bisher nur den ersten Band gelesen und zwar kein schlechtes, aber ein doch recht nüchternes Fazit gezogen und finde den ganzen Zauber darum nicht nachvollziehbar, da sich hinter den hunderten von Figuren und Reichen und Landschaften und Beziehungen für mich letztlich nur der übliche Stoff versteckt, der auch für eine Soap im Vorabendprogramm reichen würde. Wem das reicht, ok, aber ich hatte mehr erwartet und bringe es seitdem nicht über mich, mit Band 2 weiterzumachen, obwohl das ja eigentlich ein Buch ist. Aber ich habe mich stellenweise schon im ersten Teil stark gelangweilt und empfinde ein Weiterlesen momentan als Zeitverschwendung. ^^
Ansonsten ist mir das enorme starke Aufkommen der ganzen Jugendromane, Jugendthriller und Jugend-Dystopien ein Rätsel, da stehe ich scheinbar völlig allein mit da, denn alle um einen herum lesen das, nur ich nicht. :D Stört mich aber auch nicht und ich fühle mich auch nicht genötigt, da jetzt mal reinlesen zu müssen. Jeder nach seinem Geschmack! :D Ebenso die New Adult/Young Adult-Welle, da stehe ich auch nur daneben und schaue nur zu, obwohl das ja massenweise gut gefunden wird. Fühle mich jetzt aber nicht als Banause, weil ich diese Lektüre links liegen lasse! ;D
Ganz viele liebe Grüße, WortGestalt
[…] populären, hochgelobten und vielgeliebten Büchern die genau gegenteilige Meinung äußert – Wie ich zum Elefanten werde: ungebliebte Buchmeinungen. Da treffen sie dann böse Blicke und sie hält sich lieber zurück. Das finde ich ein wenig […]
[…] RSS ← 10. 06. 2014 – Wie ich zum Elefanten werde: unbeliebte Buchmeinungen […]
Wollte mich nur kurz bedanken, dass du uns, deine Familie, so lobend in deinem Kommentar an Sanne erwähnt hast.
Du kennst uns genau und weisst daher, dass wir auf die Meinung der Leute allgemein nichts geben. Ich lass mir doch nicht vorschreiben, was mir zu gefallen hat oder nicht! – und das gilt für alle Bereiche meines Lebens. Ich bin etwas Einzigartiges und habe Hirn genug, eigene Entscheidungen zu treffen! So viel Selbstvertrauen sollte sich jeder aneignen.