Heute ist mal wieder Plauderstunde auf dem Wortmagieblog. Heute möchte ich mit euch, die ihr ja hauptsächlich ebenfalls BuchbloggerInnen seid, über das Rezensieren sprechen. Ich weiß, dass einige von euch neben dem Bloggen auch an Geschichten schreiben und davon immer mal wieder auf euren tollen Blogs erzählen. Was ich allerdings noch nirgendwo gefunden habe, ist ein Beitrag darüber, wie es für euch ist, zu rezensieren. Mich interessiert das allerdings ungemein, denn mich beschäftigt das Thema im Moment ziemlich. Was ich mich frage ist folgendes:

Fürchtet ihr euch manchmal auch vor anstehenden Rezensionen?

lama gespenstOkay, fürchten ist vielleicht ein zu starkes Wort, aber mir fällt kein anderes ein, das passend ist. Manchmal steht eine Rezension an, von der ich schon im Voraus weiß, dass es eine harte Nuss wird, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Manche Rezensionen sind richtige Schreckgespenster.
Ich baue meine Rezensionen immer nach dem gleichen Schema auf. Für den Einstieg versuche ich immer, euch ein paar Trivia-Infos zusammenzustellen oder euch zu erzählen, wie ich überhaupt zu diesem Buch kam und warum ich es gekauft habe. Danach folgt die Inhaltszusammenfassung, dann meine Gedanken zu dem Buch. Zum Abschluss gibt es wenn möglich eine Leseempfehlung und gegebenenfalls Angaben zu Folgebänden. So, das ist mein Gerüst. Die einzelnen Ebenen sind je nach Buch mit verschiedenen Schwierigkeiten verbunden.
Ich glaube, am häufigsten stolpere ich über die Inhaltsangabe. Es ist einfach schwer, eine Geschichte mit eigenen Worten zusammenzufassen, ohne zu spoilern oder mich zu dicht am Klappentext zu bewegen. Ich möchte euch ja einen Eindruck des Inhalts vermitteln, den ihr so nirgendwo anders findet, sodass das Lesen meiner Rezension zumindest in diesem Punkt eine Bereicherung für euch ist, aber zu viel verraten möchte ich auch nicht.
Gestern habe ich die Rezension zu „The Girl With All The Gifts“ veröffentlicht. Ich habe Tage gebraucht, um herauszufinden, wie ich die Inhaltsangabe gestalten möchte. Die Geschichte der kleinen Melanie enthält das eine oder andere Geheimnis, welche aber für die Botschaft des Buches sehr wichtig sind. Der Roman ergibt erst ganz am Ende einen Sinn; es fiel mir so schwer, diesen Sinn zu beschreiben, ohne inhaltlich zu viel vorweg zu nehmen. Zum Glück kam mir die Idee, auf die Sage der Pandora zurückzugreifen. Vielleicht ist die Rezension dadurch ein wenig kryptisch geraten, aber eine andere Möglichkeit sah ich nicht.
Andere Bücher hingegen sind so komplex, dass die Inhaltsangabe, wollte ich wirklich alle Handlungsstränge beschreiben, mehr Raum einnehmen würde als meine Meinung zu dem Buch. Rezensionen dürfen meines Erachtens nach nicht zu lang sein, sonst langweilen sie die LeserInnen. Ich kenne das von mir selbst, wenn jemand zu ausschweifend von einem Buch erzählt, verliere ich schnell mal das Interesse. Ich versuche deswegen, mich an eine bestimmte Zeichenanzahl zu halten. Aber mal ehrlich, gerade bei High Fantasy Wälzern ist das manchmal wirklich schwierig. Ich muss erklären, in welcher Welt man sich bewegt, welche Charaktere auftauchen, vor welchem Problem sie stehen, wieso und wie der Lösungsansatz aussieht. Das heißt für mich, ich muss aus teilweise über 1.000 Seiten die Quintessenz heraus filtern und entscheiden, welche Figuren und Handlungsstränge wichtig genug sind, um sie zu erwähnen.
Zur Zeit lese ich „Der Abschiedsstein“ von Tad Williams, den zweiten Teil der Saga „Das Geheimnis der Großen Schwerter“. Ich weiß schon jetzt, wie schwer es sein wird, diese komplizierte Geschichte zusammenzufassen. Ich habe eben mal versucht zu zählen, aus wie vielen Perspektiven „Der Abschiedsstein“ erzählt wird. Ich kam auf 10, es könnten aber auch mehr sein. 10 ganz verschiedene Handlungsstränge, die alle miteinander verbunden sind und ineinander greifen, sich ergänzen und erst zusammen das Gesamtbild ergeben. Schon bei der Rezension zu „Der Drachenbeinthron“, dem ersten Band, bin ich über der Inhaltsangabe fast verzweifelt. Und wenn ich daran denke, dass ich eigentlich vorhabe, noch einmal mit der High Fantasy Reihe „Das Spiel der Götter“ zu beginnen (ich habe bisher fünf Bände), wird mir ganz schlecht. Den ersten Band habe ich schon gelesen – „Die Gärten des Mondes“ war der krasseste Ausflug in die High Fantasy meines Lebens. Wundervoll, zauberhaft und intelligent, aber auch über die Maßen komplex, kompliziert und verschachtelt. Wie soll ich das nur jemals angemessen zusammenfassen?
Wieder andere Bücher stellen mich vor Probleme, was meine Meinung dazu angeht. Lest ihr manchmal Bücher, zu denen ihr danach einfach vorsicht buchkeine Meinung habt? Die bei euch nur ein Schulterzucken auslösen? Bücher, die nicht Fisch und nicht Fleisch sind? Bei so einer Lektüre fällt mir oft schon die Bewertung sehr schwer. Ich muss irgendeine Meinung entwickeln, denn ohne Meinung gibt es keine Rezension. Das heißt, ich zermartere mir teilweise tagelang das Hirn, um ein paar Notizen zu Stande zu bringen, auf deren Basis ich dann eine Einschätzung schreiben kann. Ich kann ja schlecht einfach nur „Nett“ schreiben. Ich erinnere mich da an die gesamte „Divergent“-Trilogie, für die ich mich mental wirklich anstrengen musste. Ich musste lange überlegen, was mir Veronica Roth meiner Meinung nach sagen möchte und wie ich das finde. Mir wurde beigebracht, Bücher nicht nur gut oder schlecht zu finden, sondern in die Tiefe zu gehen und zu analysieren, um die Botschaft eines Buches zu ergründen. Natürlich ist nicht jedes Buch dazu geeignet, aber meistens versuche ich, mit einer Lektüre zu arbeiten. Täte ich das nicht, könnte ich wohl keinen Buchblog führen.
Nehmen wir zu diesem Punkt mal ein Buch wie „Warten auf OHO“, für das die Rezension noch ansteht. Ich will nicht zu viel vorweg nehmen, aber auch diese Rezension wird keine leichte Kiste, weil mich der Roman einfach sprachlos gemacht hat. Ich glaube, sowas verrücktes und anarchisches habe ich noch nie gelesen und das, obwohl ich einige Pratchetts in meinem Regal stehen habe. Nicht nur ist der Inhalt sehr schwer fassbar, ich weiß auch gar nicht, wie ich ausdrücken soll, was ich beim Lesen empfunden habe. Dieses Buch hat keine Botschaft, es ist eher ein Abenteuerspielplatz des Absurden. Ich kann kaum entscheiden, ob ich „Warten auf OHO“ gut oder schlecht fand, denn ich habe den Eindruck, dass dem Autor das völlig schnurzpiepegal war, was mir allerdings wiederum imponiert. Mir fehlen einfach die Worte.
Ich bin gerne eine Buchbloggerin. Ich liebe es, Rezensionen zu schreiben und anderen LeserInnen damit zu helfen, Lektüre für sich selbst auszuwählen. Es gibt mir einen Kick, zu sehen, dass meine Einschätzungen geliked oder als hilfreich bewertet werden. Es zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht, dass meine Arbeit geschätzt wird. Das geht wohl allen Menschen so. Und es macht mir höllisch viel Spaß, mich mit euch über Bücher zu unterhalten. Ich schätze eure Meinung sehr. Deswegen mache ich mich manchmal vielleicht verrückter, als nötig wäre.
Nachdem ich euch nun einen Blick hinter die Kulissen meines Blogs gewährt habe, wüsste ich gern, wie es bei euch ist. Wart auch ihr schon mal mit der Aufgabe konfrontiert, ein Buch rezensieren zu müssen und es fiel euch einfach verdammt schwer? Wenn ja, welche Bücher waren das und wieso war es so hart? Seid ihr schon mal über einer Rezension verzweifelt und habt ganz abgebrochen?
Erzählt mir von euren Erfahrungen; ich freue mich wahnsinnig darauf, von euren Erlebnissen zu lesen! :)
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