Die Facebook – Managerin Sheryl Sandberg hat ein Buch verfasst, dessen Titel „Lean In“ auf Deutsch soviel bedeutet wie „Häng dich rein“. Mit diesem Buch avanciert sie nun zum Vorbild für junge Karrierefrauen, wie dem unten angefügten Artikel aus der FAZ zu entnehmen ist. Frau Sandberg ist nämlich überzeugt, dass Frauen, die erfolgreich sein möchten, sich zu wenig zutrauen, vor allem in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ihr Werk ist dementsprechend ein Aufruf an Frauen, mutiger zu sein und sich unnachgiebig für sich lean inselbst einzusetzen. Es sei keine Entscheidung, Familie oder Karriere, sondern nur eine Frage der Einstellung und der Bereitschaft sich „voll rein zu hängen“.
Hm. Ich begrüße es, dass Frau Sandberg andere Frauen ermutigen möchte. Frauen neigen ja dazu, tief zu stapeln und sich selbst geringer darzustellen, als sie sind, das bemerke ich bei mir selbst auch immer wieder. Auch bin ich überzeugt, dass Familie und Karriere sich nicht prinzipiell ausschließen und dass Frau durch eine ehrliche und umfassende Kommunikation mit ihrem Partner durchaus beides stemmen kann. Ziehen alle an einem Strang, kann das Projekt „Karrierefrau mit Familie“ ein Erfolg werden.
Doch schon als ich den Artikel las, zupfte da etwas an der hintersten Ecke meines Bewusstseins. Irgendetwas störte mich. Ich musste ein bisschen darüber nachdenken und mich fragen „Was würde Natasha Walter dazu sagen?“. Es ist folgendes: natürlich kann besagtes Projekt gelingen, aber das Problem ist, dass es die Gesellschaft einem Elternpaar noch immer schwer macht, die Erziehung der Kinder gerecht aufzuteilen. Frauen leiden oft unter der Doppel- oder gar Dreifachbelastung von Karriere, Haushalt und Kindererziehung. Männer haben es schwerer, ihre Arbeitszeit auf eine Teilzeitstelle herunter zu schrauben, um mehr Zeit mit dem Nachwuchs verbringen zu können.
Daher ist mir Frau Sandbergs Ansatz ein bisschen zu dünn, denn sie blendet (lt. Artikel der FAZ) genau diese Umstände aus. Ja, Frauen müssen mehr auf sich selbst vertrauen. Ja, Frauen können Karriere machen UND Mutter sein. Aber es liegt nicht allein an uns. Nur weil Frauen sich mehr „reinhängen“ sollten, bedeutet das nicht, dass nicht trotzdem dafür gekämpft werden sollte, dass die Gesellschaft es Frauen eben leichter macht, sich „rein zu hängen“. Denn es ist nicht gerecht, dass von Frauen erwartet wird, alles parallel zu leisten, wenn sie erfolgreich sein möchten. Es ist nicht gerecht, dass Männer es nicht leichter haben, sich beruflich für die Kinder zurückzunehmen, damit alle Familienmitglieder glücklich und erfüllt sind.
Mein Fazit lautet also: Danke Frau Sandberg, dass sie Frauen Mut zusprechen. Doch damit ist es noch lange nicht getan.
Artikel aus der FAZ: Sheryl Sandberg: Facebook-Managerin wird Vorbild für junge Karrierefrauen – Unternehmen – FAZ.
++ACHTUNG: Dieser Beitrag wurde übertragen. Erstellungsdatum ist der 09.04.2014!++

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