Endlich, endlich schaffe ich es, mal wieder ein „Let’s talk about…“ zu erstellen! :D Wurde aber auch Zeit, oder?
Heute möchte ich mich gemeinsam mit euch mit der Bestenliste der Top 100 Bücher der BBC beschäftigen. Sie erschien 2003 und trägt den Titel „BBC Big Read“. Im Gegensatz zu all den anderen Listen, die wir bisher besprochen haben, basiert diese ausschließlich auf den Präferenzen der britischen Leser. Die Zuschauer sollten der BBC ihr „Für-alle-Zeiten“-liebstes Buch nennen. Am Ende beteiligten sich etwa 750.000 Briten. Wie immer möchte ich euch jetzt zuerst die Liste präsentieren und danach noch ein paar Worte dazu sagen.
Na denn, auf geht’s! :D Die Legende findet ihr hier:
Top 100 Bücher des „BBC Big Read“
Vielen Dank an „Die besten Bücher der Welt“!
Wenn ihr mich fragt, ich finde diese Liste sehr natürlich. Klassiker und Unterhaltungsliteratur sind sehr vermischt, was auch meiner eigenen Bibliothek entspricht. Trotzdem ist sie auch äußerst national und englisch-sprachlich geprägt. Ich habe nicht ein einziges Buch deutscher AutorInnen entdeckt und sollte ich nichts übersehen haben, taucht außer „Der Graf von Monte Christo“ kein französisches Werk auf. Dafür haben die BritInnen keinerlei Geschlechter-Unterschiede gemacht, Frauen und Männer sind gleichermaßen vertreten.
Ich denke, durch die Umfrage der BBC kam eine Liste zustande, die den Geschmack der BritInnen widerspiegelt, aber wenig über die Qualität der Bücher aussagt. Das liegt natürlich maßgeblich am Auswahlverfahren. Ich finde, man sieht spätestens jetzt, wie unterschiedlich die Auffassung zum „besten Buch aller Zeiten“ sein kann; besonders, stellt man die Liste der BBC der Auswahl der ZEIT gegenüber. Die ZEIT hat es in meinen Augen übertrieben und nur Bücher ausgezeichnet, die einen „literarischen Mehrwert“ haben; die BBC erstellte hingegen eine Liste, die überhaupt keinen Wert auf literarische Signifikanz legte. Ich bin mit beiden Vorgehensweisen nicht zufrieden. Auf die eine Art geht lesenswerte Trivialliteratur verloren, auf die andere Art wird Literatur, die den weltweiten Kanon geprägt hat, außen vor gelassen.
Überlässt man die Auswahl ausschließlich den LeserInnen, passiert es eben, dass Dahl, Rowling, Pratchett, Austen und Dickens mehrfach vertreten sind, aber kein einziger Goethe oder Shakespeare. Was mir besonders sauer aufstößt, ist das Fehlen von Oscar Wilde. Ihr lieben BritInnen, warum ignoriert ihr einen eurer größten Literaten überhaupt? Es ist für mich unverständlich, warum mein liebster Autor von seinen Landsleuten links liegen gelassen wird.
Im Fazit glaube ich, dass der „BBC Big Read“ nur wenig aussagekräftig ist. Sie mag (teilweise) die Regale vieler BritInnen repräsentieren, aber ich glaube, durch die Fragestellung nach dem „Für-alle-Zeiten“-liebsten Buch ist das Ergebnis verzerrt. Dadurch entstand keine Liste der besten Bücher, sondern der beliebtesten. Das ist meiner Meinung nach eindeutig ein Unterschied. Vielleicht hätte die BBC einfach anders fragen sollen. Vielleicht hätten sie ihre Zuschauer nach dem wertvollsten Buch aller Zeiten fragen sollen.
Oder, was sicher die beste Herangehensweise gewesen wäre, sie hätten wie Le Monde eine Vorauswahl treffen sollen.
Was haltet ihr vom „BBC Big Read“?
Findet ihr auch, dass diese Liste wenig über literarische Qualität aussagt? Ihr wisst ja, dass die Diskussionsfragen in etwa immer die gleichen sind, ich wiederhole sie jetzt aber trotzdem noch einmal für euch, damit ihr euch wieder an ihnen orientieren könnt. :)
- Welche dieser Bücher habt ihr bereits gelesen?
- Welche dieser Bücher möchtet ihr noch lesen?
- Welche dieser Bücher würdet ihr niemals auch nur mit der Kneifzange anfassen?
- Findet ihr, dass alle diese Bücher ihren Platz in der Bestenliste zu Recht haben?
- Findet ihr, dass ein paar AutorInnen zu häufig vertreten sind?
Im „Let’s talk about…die Bestenliste von Le Monde“ habe ich geschrieben, dass die Liste der BBC die letzte ist, die “100 beste Bücher der Welt” zu bieten hat, aber da habe ich mich geirrt und muss mich deswegen bei euch entschuldigen. Es fehlt doch noch eine, diesmal wieder aus deutscher Sicht: die Bestenliste des ZDF. Diese letzte Liste möchte ich noch mit euch besprechen, bevor ich mir die Zeit nehme und unsere bisherigen Listen ein bisschen statistisch analysiere.
Jetzt freue ich mich aber erst mal auf eure Antworten, Meinungen und Kommentare. :)
Let’s talk about… die Bestenliste der BBC!
Hey,
als erstes mal: Da ist wohl ein deutscher Autor drauf! Platz 71 „Das parfüm“ von Patrik Süßkind!
Wie kannst du nur dieses tolle buch übersehen? Schande über dich!
Nein, Spaß beiseite. Die Liste ist wirklich nicht sehr aussagekräftig. Da Geschmäcker nunmal verschieden sind, ist dies wohl nicht unbedingt die beste Art eine solche Liste zu erstellen.
Aber bei der Lister von der Zeit hatte ich ja auch schon kommentiert, dass dort die Kriterien interessant wären.
Ich denke, wenn man solche Listen erstellt, sollte man auch das Auswahlverfahren transparent und repräsentativ gestalten.
Z.B. finde ich den 3. Harry Potter vieeeeeeel besser als den 4. ;)
LG
DarkFairy
Asche auf mein Haupt, ich vergesse immer, dass Süskind ein deutscher Autor ist, weil „Das Parfum“ in Frankreich spielt. ;)
LG
Elli
Oh hey, es gibt auch eine Bestenliste vom ZDF? Na da bin ich gespannt :D
Dieses Mal kann ich auch meinen Senf dazu geben, denn auf meinem Blog bin ich diese BBC-Liste auch schon einmal durchgegangen, als eine andere Bloggerin dazu eine Challenge gestartet hatte. Kann man hier sehen:
http://i-am-bookish.blogspot.de/2012/12/100-bucher-die-man-gelesen-haben-muss.html
Mittlerweile sind noch 5 oder so Bücher dazu gekommen, die ich gelesen habe.
Ich kann verstehen, dass diese Liste auch nicht wirklich deine Vorstellung von den „besten Büchern überhaupt“ wiedergibt. Dennoch muss ich sagen, dass ich mit so einer Liste viel viel besser zurecht komme und sie auch tatsächlich als eine „Bestenliste“ ansehen kann, als so eine Liste von der „Zeit“ beispielsweise, wo man nur überleben kann, wenn man Aristoteles persönlich kennt und Immanuel Kant zitieren kann. Und ich denke, so eine Liste hier repräsentiert tatsächlich sehr viel besser die „wahre und eben als beste angesehene Lektüre“ der 0815-Menschen, egal ob nun britisch oder deutsch. (In der ZDF-Liste werden wahrscheinlich mehr deutsche Autoren vertreten sein.)
Denn letztlich sind für mich „gute bzw. beste“ Bücher nun mal die, die ich auch tatsächlich aus einer Lust und Laune heraus gelesen habe und die mir gefallen haben. Mit denen ich etwas anfangen kann. Die für mich selbst einen Wert haben und mir etwas in mein Leben bringen, das vorher nicht da war. Da ist es völlig egal, ob trivial oder nicht. Es kommt halt darauf an, wie man selbst „beste“ definiert. „Beste“ ist für mich auch nicht unbedingt „wertvoll“, da würde ich auch einen Unterschied sehen.
Lieben Gruß!
Mir geht es da wie dir, intuitiv komme ich mit der Liste der BBC auch besser klar als mit der der ZEIT. Allein schon deshalb, weil ich den Großteil der genannten Lektüre zumindest kenne, schon gelesen habe oder mir vorgenommen habe, sie zu lesen. Die ZEIT gab mir das Gefühl, ein ungebildeter literarischer Kretin zu sein; mit dieser Auswahl jetzt fühle ich mich viel verbundener. Trotzdem fehlt mir einfach zu viel. Für mich muss eine Bestenliste ein ausgewogenes Verhältnis zwischen trivialer und anspruchsvoller Literatur herstellen. Ich finde zB, man muss „Harry Potter“ gelesen haben, weil Rowling das Verständnis von kindgerechter Urban Fantasy beeinflusst hat. Ich finde aber auch, man muss den „Faust“ gelesen haben, weil Goethe darin maßgebliche Konflikte des menschlichen Daseins behandelt und es einfach ein brillantes Stück Literatur ist. Okay, und weil ich ein Fan von Mephistopheles bin. :D
Eine Bestenliste sollte meiner Meinung nach widerspiegeln, was jeder liest und was jeder lesen sollte. Mit diesem Anspruch ist jegliche Zusammenstellung natürlich hochgradig zu Subjektivität verurteilt. Es ist eben ein schwieriges Thema, deswegen aber auch perfekt als Diskussionsgegenstand geeignet. ;)
Liebe Grüße,
Elli
Hmmm, schwierig. Wie schon gesagt: Ist ja klar, dass die Briten nicht unbedingt deutsche Autoren wählen werden. Dass hier Goethe (oder Schiller oder sonstwer) nicht dabei ist, wundert mich überhaupt nicht. Was für die Deutschen Goethe ist, ist für die Briten wahrscheinlich Jane Austen, und die haben sie ja mehrfach reingewählt.
Ok, du bist Faust-Fan. :) Ich nicht. Ich habe nie verstanden, was alle Welt an diesem Buch findet, muss ich jetzt hier einfach mal so direkt gestehen. Vielleicht war ich einfach noch „zu jung“, als wir es in der Schule gelesen haben. Vielleicht … liegt´s aber auch einfach an dem Buch :D
Es geht mir ja eigentlich nicht mal unbedingt um deutsche AutorInnen, Goethe war da auch mehr ein Beispiel. Aber Shakespeare und Wilde sind ja ebenfalls nicht dabei. Nicht mal „Der kleine Prinz“ taucht auf. Mir fehlen einfach ein paar Werke, die ich für unverzichtbar halte. :)
Dass du „Faust“ nicht magst, ist ja nun keine Tragödie. :D Da versteh ich dann auch, dass du den nicht in so eine Liste integrieren würdest. ;)
Ich möchte gerne deine Fragen beantworten:
1. Welche dieser Bücher habt ihr bereits gelesen?
Herr der Ringe, His Dark Materials, Harry Potter 1-7, 1984, Die Schatzinsel, A Christmas Carol, The Stand
2. Welche dieser Bücher möchtet ihr noch lesen?
Jetzt im Ernst?
Alles von Pratchett, Schöne neue Welt, Das Parfum, Herr der Fliegen, Die Geisha, Artemis Fowl, Der geheime Garten, Die Farm der Tiere, der Graf von Monte Christo, Dune, Charlie und die Schokoladenfabrik, Die Säulen der Erde, Alice im Wunderland, Der Hobbit, Krieg und Frieden, Vom Winde verweht, Little Women, Große Erwartungen, Der Fänger im Roggen, Jane Eyre, Rebecca, Sturmhöhe, Der König von Narnia und die anderen Teile, Stolz und Vorurteil, Per Anhalter durch die Galaxis
3. Welche dieser Bücher würdet ihr niemals auch nur mit der Kneifzange anfassen?
Ich bin sehr aufgeschlossen, das einzige Buch, was ich nie lesen würde, wäre die Reihe von 50 Shades of Grey
4. Findet ihr, dass alle diese Bücher ihren Platz in der Bestenliste zu Recht haben?
Wenn man bedenkt, nach welchen Kriterien die Liste zustande kommt – ja.
5. Findet ihr, dass ein paar AutorInnen zu häufig vertreten sind?
Jain, ich hätte Reihen wohl zusammengefasst, aber diese Liste mag ich lieber als eine, die „literarisch wertvoll“ sein soll ;)
Liebe Grüße
lanee
*lach* Du hättest auch einfach „Einige“ bei Frage 2 schreiben können. :D Aber ich freue mich natürlich, dass du es so ausführlich gestaltet hast. ;)
Danke für deine interessanten Antworten!
Liebe Grüße zurück,
Elli
Ups! ich bin etwas spät dran, will aber meinen Kommentar trotzdem noch abgeben: Also – ich komme zu dem Ergebnis, dass alle diese Listen überhaupt nichts bringen, auch wenn es äußerst interessant ist, sie durchzugehen.
Diese hier ist die vierte, die du zur Diskussion stellst und ich habs nochmal überschlagen und stelle fest, dass in allen annähernd die gleiche Anzahl Bücher genannt wird, die in meinem Besitz und/oder von mir gelesen sind. Wenn man ein breites literarisches Interessen-Spektrum hat, ist das wohl ganz natürlich.
Aber sage mir mal einer, dass irgend jemand in der Lage ist, die 100 besten je geschriebenen Bücher herauszukristallisieren bei den Phantastillionen, die erschienen sind, seid zum ersten Mal ein Mensch auf die Idee kam, eine Geschichte aufzuschreiben!!!
Und seien wir mal ehrlich: Wäre es nicht schrecklich, wenn alle den gleichen Geschmack hätten? (Und das gilt natürlich nicht nur bezüglich Literatur)
[…] angesehen: die Top 100 des Time Magazine, die Top 100 der ZEIT, die Top 100 von Le Monde, “The Big Read” der BBC und “Das Große Lesen” des ZDF. Mir ging es darum, euch zu zeigen, welche Bücher in […]