Monthly Love
Hallo ihr Lieben! :)
Diesen Monat bin ich durch meine Blogpause für Monthly Love ziemlich spät dran. Aber besser spät als nie, nicht wahr?
Monthly Love ist eine Aktion, die von Friederike auf ihrem Blog Friedelchens Bücherstube veranstaltet wird. Jeden Monat stellen wir ein Buch vor, das man einfach lieben muss und das das Fangirl in uns völlig durchdrehen lässt. HIER erfahrt ihr alles, was ihr über die Aktion wissen müsst und wie ihr teilnehmen könnt. Durch einen Klick aufs Logo gelangt ihr zum September-Sammelpost der Aktion.
Diesen Monat habe ich mich für ein Buch entschieden, das ich schon mehrfach gelesen habe und vermutlich auch immer wieder lesen werde. Es ist der Auftakt einer Tetralogie und steht stellvertretend für die gesamte Reihe. Die Geschichte beflügelt meine Fantasie bei jedem Re-Read aufs Neue und ist meiner Meinung nach das Beste, was der Autor je zu Stande gebracht hat.

„Lycidas“ von Christoph Marzi

„Die Welt ist gierig und manchmal verschlingt sie kleine Kinder mit Haut und Haaren …“
lycidasEs geschehen seltsame Dinge in London. Im Waisenhaus des grausamen Mister Dombey traut die kleine Emily Laing ihren Augen nicht, als sie eines Morgens in der Küche von einer Ratte angesprochen wird, die sich ihr höflich als Lord Hironymus Brewster vorstellt. Eine Sinnestäuschung? Nein, denn bald darauf bleibt Emily nichts anderes übrig, als an die Existenz von wundersamen Wesen zu glauben – als sie nämlich Zeugin wird, wie ein Werwolf eines der Mädchen aus dem Schlafsaal für Neuzugänge stiehlt. In Begleitung der Ratte – sowie eines Elfen namens Maurice Micklewhite und des mürrischen Alchemisten Wittgenstein – macht sich Emily auf die Suche nach der verschwundenen Mara.
Die Spur führt die Gefährten in die Uralte Metropole, eine geheimnisvolle Stadt unter der Stadt, ein dunkles, gefährliches Reich, in dem gefallene Engel hausen und antike Gottheiten über das Schicksal der Menschen walten.
Doch was steckt wirklich hinter den Kindesentführungen, von denen London regelmäßig heimgesucht wird? Und wer ist der mysteriöse Herrscher der uralten Metropole, der sich Lycidas nennt? (Goodreads)

Man muss „Lycidas“ einfach lieben, weil…

1. … der Schreibstil ein Traum ist. Poetisch und fantasievoll vermittelt Christoph Marzi eine mystische, geheimnisvolle, viktorianische Atmosphäre, obwohl die Reihe in der heutigen Zeit spielt. Ich hatte beim Lesen stets das Gefühl, dass die Wirklichkeit viel mehr zu bieten hat, als man auf den ersten Blick sieht. Er malt ein Bild mit Worten. „Heaven… I’m in heaven…“
2. … die Protagonistin Emily ein Waisenkind in London ist, was ganz besondere, spezielle Assoziationen weckt. Hat da irgendjemand „Dickens“ gesagt?
3. … das Setting die Fantasie beflügelt. Meine zumindest. Marzi beschreibt eine magische Welt, die sich nur wenige Meter von unserer Realität hinter den U-Bahnhöfen großer Städte versteckt. Seitdem ich „Lycidas“ gelesen habe, spähe ich bis heute ab und zu in die U-Bahntunnel und frage mich, welche Wunder dort im Dunkeln nur darauf warten, entdeckt zu werden. Ich sehe die Mäuse über die Gleise huschen und frage mich, ob sie vielleicht sprechen können. Es ist so leicht für mich, mir all das, was Marzi mir gezeigt hat, in den buntesten Farben auszumalen, weil es zu dem passt, was ich täglich sehe. Ich fahre fast jeden Tag mit der U-Bahn. Die Tunnel sind schon von Natur aus mysteriös, weil ich dort nicht hin darf und der Versuch sehr gefährlich wäre. Ich habe mir schon so oft vorgestellt, einfach einmal gucken zu gehen, ob es nicht doch ein Fünkchen Wahrheit in Marzis Idee der Uralten Metropole steckt.
4. … das Buch alle Fabelwesen und Übernatürliche zu bieten hat, die das Fantasyliebhaber-Herz begehrt. Engel, Götter, Werwölfe, Elfen… sie sind alle da. Mitten in London. Es gibt keine klare Unterteilung in Gut und Böse, was mir persönlich besonders gut gefällt. Jedes Lebewesen tut nur das, was es glaubt tun zu müssen, um zu überleben. Darüber hinaus hat Marzi auch ein paar ganz besondere Leckerbissen in seinem Repertoire, wie Mr. Fox und Mr. Wolf. Erinnert ihr euch, was ich euch über die Dominomänner aus Jonathan Barnes Roman „Das Königshaus der Monster“ erzählt habe? Dass sie uralt, unberechenbar und unbekannter Herkunft sind? Das Gleiche trifft auf Marzis dynamisches Duo zu. Sie faszinieren mich unheimlich.
5. … die Erzählperspektive ungewöhnlich ist. Naheliegend wäre ja gewesen, Emilys Ich-Perspektive oder eine auktoriale Perspektive zu wählen. Marzi hingegen schildert alle Ereignisse aus der Perspektive von Mortimer Wittgenstein. Dieser ist natürlich selbst involviert und nicht völlig objektiv. Auch weiß er einiges, das er eigentlich nicht wissen dürfte. Ich finde diese Herangehensweise sehr spannend, weil es eine interessante Mischung aus Intimität und Distanz schafft. Man ist sehr dicht an Emily dran, aber man wahrt auch Abstand. Dadurch ist diese Reihe keine typische Young Adult – Literatur mit viel Geheule und Gejammere aus der Perspektive der Protagonistin. Sie ist einfach anders.
Diese 5 Gründe sorgen dafür, dass ich „Lycidas“ sowie die Reihe Die Uralte Metropole wohl immer wieder lesen werde. Ich kann mich mit dem Buch wegträumen und daran glauben, dass die Welt mehr zu bieten hat als die triste Realität, die ich sehen und anfassen kann. Die Geschichte ist so wundervoll magisch. Und intelligent, mit vielen Anspielungen auf berühmte Literatur. Sie ist der Grund, warum „Das Verlorene Paradies“ von John Milton in meinem Regal steht und mich hämisch angrinst. Nur durch sie bin ich auf den Roman „Vathek“ von William Beckford aufmerksam geworden, den ich nun ebenfalls besitze. Außerdem behandelt Marzi darin die wohl älteste Geschichte der Welt: die Geschichte von Gott und Luzifer. Ich kann gar nicht verstehen, dass dieses Buch in der Buchbloggerszene scheinbar so unbekannt ist. Vertraut mir, es ist fabelhaft.
Deswegen hoffe ich sehr, dass ich euch überzeugen konnte. Habt ihr Lust bekommen, „Lycidas“ von Christoph Marzi zu lesen? Schreibt es mir in die Kommentare; wie immer freue ich mich auf jede einzelne Meinung! :)
Alles Liebe,
Elli

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