Dass ich eine Lesung von Joe Abercrombie besucht habe, hat meine Begeisterung für diesen Autor neu entfacht. Nach fast einem Jahr Pause wurde es für mich mal wieder Zeit, in seine düstere, ehrliche High Fantasy abzutauchen. Aus seinem First Law – Universum fehlten mir noch zwei Romane: „Heldenklingen“ und „Blutklingen“, die beide in sich geschlossene Einzelbände sind, allerdings in lockerer Verbindung mit seiner hoch gelobten First Law – Trilogie stehen. Ich hatte das Glück, beide Bücher günstig bei Medimops erstehen zu können. Als diese hier eintrafen, wollte ich nicht mehr länger warten, beendete meine angefangene Lektüre und widmete mich danach sofort und voller Vorfreude „Heldenklingen“.
Seit der Schwarze Dow den Blutigen Neuner tötete und sich selbst zum Bewahrer des Nordens berief, herrscht Krieg zwischen der Union und den Nordlanden. Der König der Union will den Mord an seinem alten Weggefährten nicht einfach hinnehmen. Doch ein Krieg ist teuer und verschlingt Ressourcen, die an anderer Stelle dringender gebraucht werden. Besonders jetzt, da Monza Murcatto, die Schlange von Talins, in Styrien auf dem Thron sitzt, kann es sich die Union nicht leisten, an mehreren Fronten zu kämpfen. Der Geschlossene Rat strebt daher eine schnelle Beendigung des Konflikts im Norden an.
Auf einem unbedeutenden Stück Land nahe eines alten Steinkreises, den man Die Helden nennt, soll eine finale Schlacht die Entscheidung über das Schicksal des Nordens erzwingen. Drei Tage des Kämpfens tränken das Schlachtfeld in Blut und am Ende gibt es nur einen Sieger: Den Tod.
„Heldenklingen“: Das schmutzige, unbarmherzige Antlitz des Krieges
„Heldenklingen“ ist für Fans großer High Fantasy – Schlachten die Erfüllung eines Traums. Es geht um nichts anderes als blutigen, brutalen Kampf – ehrlich, spannend und brillant konstruiert. Es mag eindimensional klingen, doch wer Joe Abercrombie kennt, weiß, dass er selbst den scheinbar banalsten Ansatz in eine vielschichtige, hintergründige Handlung verwandeln kann. Die dreitägige Schlacht, die er auf fast 900 Seiten beschreibt, ist nur Ausdruck und Gipfel einer vertrackten, politischen Situation.
Die Nordlande und die Union haben sich in eine Lage gebracht, aus der es kein Zurück mehr gibt und die sie zwingt, eine Stärke und Entschlossenheit zu demonstrieren, die keine der beiden Seiten noch empfindet. Ihr Krieg ist sinn- und aussichtslos, denn es geht um nichts. Es geht nicht um Ressourcen, es geht nicht um Religion oder Land. Zwar kann ich verstehen, dass Jezal dan Luthar, König der Union, nicht gerade erfreut darüber ist, dass der Schwarze Dow Logen Neunfinger ermordete, doch es ist kindisch und kleinlich, deswegen einen Krieg zu führen, der Logen nicht zurückbringen wird.
Der Schwarze Dow und Jezal nehmen billigend in Kauf, dass tausende Soldaten für ihre Feindschaft mit dem Leben bezahlen. So erschütternd das ist, es ist auch realistisch, ebenso wie Abercrombies ungeschönte Darstellung des Krieges insgesamt. Krieg ist nicht heroisch oder romantisch. Er ist zerstörerisch und nährt das Elend. Für Heldentaten ist dort kein Platz; heldenhaftes Handeln ist oft nur ein Kind des Zufalls. Mir gefällt der englische Originaltitel des Romans („The Heroes“) daher wesentlich besser als die deutsche Version, denn dieser ist ein typisches Abercrombie-Wortspiel: Er bezieht sich auf das Setting, nicht auf die Figuren, wie man auf den ersten Blick annehmen könnte.
Keine der Figuren, aus deren Perspektive Joe Abercrombie die Schlacht erzählt, ist ein Held. Der Unionssoldat Bremer dan Gorst beispielsweise wirkt nach außen vielleicht heldenmütig, doch innerlich verrottet er; er wird von Bitterkeit, Wut, Enttäuschung und Demütigung regelrecht zerfressen. Kropf, ein vergleichsweise ehrenwerter, anständiger Nordmann, ist ein Relikt einer anderen Zeit und hat seinen Zenit vermutlich längst überschritten. Er würde gern aus dem blutigen Geschäft aussteigen, hat jedoch keine Alternativen. Er hat außerhalb des Krieges kein Leben, keine Familie und keine Freunde. Der Kampf bestimmt sein Leben.
Damit ist er das genaue Gegenteil des ehemaligen Prinzen Calder, der meiner Ansicht nach eine neue Generation Nordmänner repräsentiert. Er ist kein guter Kämpfer; feige, manipulativ und intrigant, allerdings auch erstaunlich intelligent. Er ist ein Denker, ein raffinierter Diplomat, dessen eigene Ziele für ihn stets an erster Stelle stehen. Jemand wie er kann kein Held sein und manchmal fragte ich mich, ob er sich als Edelmann in der Union nicht wesentlich wohler fühlen würde.
Diese drei sind zwar nicht die einzigen POV-Charaktere, doch sie nehmen eindeutig den meisten Raum in der Geschichte ein und sind auch diejenigen, zu denen ich die intensivste und stabilste Verbindung hatte. Es verblüfft mich immer wieder, wie lebendig Joe Abercrombies Charaktere sind.
Meines Erachtens nach ist „Heldenklingen“ eine epochale Geschichte über das schmutzige, unbarmherzige Antlitz des Krieges, geschildert aus den verschiedensten Perspektiven. Trotz des ernsten Themas wirkt sie niemals schwer oder verbissen, weil Joe Abercrombie es unnachahmlich versteht, seinen derben, unanständigen, makabren Galgenhumor einfließen zu lassen, der hervorragend in diese Welt des Kämpfens passt. Wenn man nicht heulen kann, muss man eben lachen.
Abercrombie wedelt nicht mit dem moralischen Zeigefinger vor den Nasen seiner LeserInnen herum; er lässt sie selbst begreifen, was Krieg den Menschen antut, indem er ihnen die Wahrheit zeigt. Krieg bedeutet Tod. Krieg bedeutet Leiden. Krieg bedeutet Blut. Dazu passt sogar das für mich recht unbefriedigende Ende, das nicht wie ein Abschluss wirkte, sondern eher, als würde man die Handlung nur verlassen. Das Buch hört einfach auf – vielleicht fühlt sich so ein Friedensschluss für Soldaten an. Es gibt kein fulminantes Finale, weil es niemals wirklich vorbei ist. Poo-tee-weet?
Sei gegrüßt.
Ich denke zu Abercrombies Büchern habe ich mich schon oft genug mit dir ausgetasucht, sodass ich hier jetzt nicht viel sage, außer:
-Ich stimme dir in allen Punkten zu.
-Mein Favorit war Bremer dan Gorst.
-Ich moche auch Wirrun ziemlich gerne :D
Ich woltle aber Rückmeldung zu deinem neuen Design geben:
Die Idee den „Kopf“ in einem Bild zu vereinen gefällt mir gut. Ist auch sehr schön und passend designt. Nur das Sternenbanner finde ich etwas verwirrend. Ich war mir erst nicht sicher ob die beiden kleinen Sterne an den Seiten zur Wertung gehören oder nicht. Da du aber keine 6 Sterne vergibst wohl nicht. Was mich aber zur nächsten Frage bringt: Habe ich das überhaupt richtig verstanden, dass der Banner die Wertung symbolisiert?
Liebe Grüße
Fairy
Huhu :)
Ich mag Wirrun auch total! :D Einen Favoriten könnte ich gar nicht benennen, doch ich denke, am spannendsten fand ich tatsächlich die Abschnitte aus Calders Sicht, weil es mich wirklich interessiert hat, was das Schicksal für ihn bereit hält.
Ja, exakt, das Banner symbolisiert die Bewertung. Ich dachte, es ist gar nicht so schlecht, wenn man das gleich als erstes sieht. Wird vielleicht deutlicher, wenn ich mehrere Rezensionen veröffentlicht habe mit unterschiedlich vielen Sternen.
Das war leider auch meine Befürchtung, ich habe sogar überlegt, ob ich die zwei kleinen Sterne an der Seite noch wegnehme, weil sie eben NICHT zur Bewertung gehören. Denkst du, ich sollte das tun?
Viele liebe Grüße und Danke für das Feedback,
Elli <3
Hmm, ob du die zwei kleinen Sterne wegnehmen solltest oder nicht kann ich so auch nicht sagen. Sie verwirren – zumindest mich – schon etwas. Du kannst ja erstmal auf mehr Feedback und ich auf mehr Rezensionen warten 😉
Besser spät als nie – war 2 Tage nicht online: Zuerst mal finde ich das neue Design sehr ansprechend. Ich würde es allerdings nur für Bewertungen ab drei Sterne verwenden, weil das Sternenbanner einen gewissen „Glamour-Faktor“ darstellt (zumindest hab ich das so empfunden). Also ich würde für die weniger guten Rezensionen ein zweites Design aussuchen.
Die „Racheklingen“ haben wir nun beide verschlungen und wir würden gerne sofort weiter lesen… Du verstehst, was ich damit sagen will…
[…] Goodreads war das “Heldenklingen” von Joe Abercrombie mit 896 Seiten. Ich habe etwa eine Woche dafür gebraucht, wäre aber sicher […]
[…] und knüpft qualitativ an die „First Law“ – Trilogie an. Während „Racheklingen“ und „Heldenklingen“ räumlich und inhaltlich begrenzte Geschichten erzählen, werden die Tore zu Abercrombies […]