Gemeinsam Lesen 2
Hallo ihr Lieben! :)
Jeden Dienstag lesen wir gemeinsam und ich freue mich sehr, euch heute ein Buch präsentieren zu dürfen, dass mich sofort in seinen Bann geschlagen hat! Diese tolle Aktion wird abwechselnd von Weltenwanderer und Schlunzen-Bücher betreut; die Fragen dieser Woche findet ihr bei Schlunzen-Bücher durch einen Klick aufs Bild!

1. Welches Buch liest du gerade und auf welcher Seite bist du?

Ich lese gerade „Grauwacht“ von Robert Corbus und befinde mich auf Seite 80 von 415.

Grauwacht
 
Das Leben der Menschen Bisolas wird durch den Wechsel von Tag und Nacht bestimmt. Jahrzehnte lang herrscht Nacht, bis die Morgendämmerung hereinbricht und weitere Jahrzehnte vergehen bis zum Abendrot. Ein alter Pakt zwingt die Menschen dazu, mit der Nacht zu wandern und ihr Dasein in kalter Dunkelheit zu fristen. Denn wenn der Tag kommt, kommen die Sasseks – fremdartige Wesen, die nur in der Wärme leben können. Allein dieses Abkommen garantiert den frieden zwischen den Völkern sowie die Grauwacht, die den Abzug der Menschen überwacht. Doch mysteriöse Ereignisse gefährden den Pakt. Die Monde verändern ihre Farbe. Die Dämmerung schwindet nicht. Kann ein Krieg noch aufgehalten werden?

2. Wie lautet der erste Satz auf deiner aktuellen Seite?

„Schon seit einiger Zeit bewegten sich Remon und Perul auf einem gut ausgetretenen Pfad über den festen Schnee.“

3. Was willst du unbedingt zu deinem aktuellen Buch loswerden? (Gedanken dazu, Gefühle, ein Zitat, was immer du willst!)

Dieses Buch war mein erster Spontankauf seit langer, langer Zeit. Es passiert mittlerweile so selten, dass mich ein Buch außerhalb meiner Wunschliste durch seine bloße physische Präsenz neugierig werden lässt, dass ich das Gefühl unglaublich genieße. Ich besitze das gute Stück auch erst seit gestern. Ich habe es gekauft, nachdem ich bei der Post war, um ein Paket abzuholen – der Abstecher in den Buchladen war sozusagen meine Belohnung. Erst hatte ich das Gefühl, wohl gar nichts zu kaufen, weil ich die Auswahl doch arg enttäuschend fand. Besonders in der englischen Abteilung. Vor dem SciFi/Fantasy-Regal stehe ich prinzipiell immer am längsten und da war es und lachte mich an. Die Schrift auf dem Buchrücken leuchtete richtig. Ich nahm es heraus und verliebte mich sofort in die Covergestaltung. Ich finde es wirklich wunderschön; die Farbwahl, die Eiskristalle, die Waffen. Kennt ihr das, wenn ihr ein großartiges Cover seht und dann nur noch hofft, dass der Klappentext auch toll klingt, damit ihr das Buch mitnehmen könnt? Genau das ging mir durch den Kopf: bitte sei gut, bitte sei gut, bitte sei gut! Ich drehte es um und las. Am liebsten hätte ich sofort ein kleines Tänzchen aufgeführt, denn die Idee einer Welt, die strikt in Tag und Nacht unterteilt ist, finde ich unheimlich spannend. Als ich das Buch dann aufschlug, war es endgültig um mich geschehen, weil es eine tolle Abbildung der Welt Bisola enthält. Also nahm ich es kurzentschlossen mit. Wieder zu Hause setzte ich mich sofort hin und las „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ von John Irving aus, damit ich „Grauwacht“ beginnen konnte.
Sehr weit habe ich es gestern nicht mehr geschafft, aber ich bin äußerst optimistisch. Ich denke, ich habe die Ausgangssituation erreicht und zumindest einen Protagonisten kennengelernt: Remon, ein ehemaliges Mitglied der Grauwacht. Ich glaube, die Handlung wird sich darum drehen, dass er in einer sich verändernden Welt seine Familie zu finden versucht. Möglicherweise wird es noch weitere wichtige Charaktere geben, denn das Buch beginnt mit einem Prolog, der einen Späher namens Sarlos beschreibt.
Jedenfalls genieße ich es wahnsinnig, dass mich ein Roman mal wieder so neugierig macht, dass ich ihn sofort nach dem Kauf lesen möchte. Das passiert sehr selten; meistens liegen neue Bücher noch ein Weilchen auf meinem SuB, unabhängig davon, wie unbedingt ich sie haben wollte. Ich hoffe wirklich, dass „Grauwacht“ meiner anfänglichen Begeisterung gerecht wird. :)

4. Habt ihr euch schonmal so sehr über einen Protagonisten geärgert oder euch von ihm genervt gefühlt, das ihr ein Buch deswegen abgebrochen habt, oder euch richtig durchkämpfen musstet?

Definitiv. Leider passiert mir das vor allem im YA-Bereich immer mal wieder. Wenn ich da an Kira, die Protagonstin aus „Himmelstiefe“ (zur Rezension geht es HIER lang) von Daphne Unruh denke… puh. Ich konnte das Mädel nicht ausstehen und habe überhaupt nicht verstanden, wie die Autorin eine Figur so konzipieren konnte, dass sie die komplette Geschichte versaut. Ich mochte auch Juliette aus „Shatter Me“ (Rezension: HIER) nicht. Sowas Weinerliches, Pathetisches ist mir noch nicht begegnet. Von wegen Heldin. Ich weiß, dass ganz viele von euch die Reihe lieben, aber für mich war unter anderem wegen Juliette bereits nach dem ersten Band Schluss.
Die Bindung zum Hauptcharakter ist für mich essenziell für das gesamte Buch. Kann ich den Protagonisten oder die Protagonistin nicht leiden, wirkt sich das meist so aus, dass mir das ganze Buch nicht gefällt. Dabei erwarte ich weder einen Helden noch eine strahlende Prinzessin, ganz im Gegenteil. Zwielichtigen, ambivalenten HauptdarstellerInnen fliegt meine Sympathie in der Regel wesentlich problemloser zu. Ich liebe Bourbon Kid, vergöttere Sandman Slim, bewundere Locke Lamora und Anita Blake ist mit all ihren Fehlern seit über 10 Jahren meine persönliche Heldin. In „The Desert Spear“ (Rezension: HIER) ist es Inevera, Jardirs intrigante, schlangenhafte erste Ehefrau, die mich am meisten fasziniert. Von Neunfinger will ich gar nicht erst anfangen. Was ich will, ist Persönlichkeit. Charakter. Ich hasse eindimensionale ProtagonistInnen, die sich in ihrem eigenen Unglück suhlen und permanent gerettet werden müssen. Ich will von starken, komplexen Frauen und Männern lesen, selbst wenn ihre Stärke und/oder Komplexität eher unkonventionell ist. Deswegen mag ich auch Frodo aus „Herr der Ringe“ überhaupt nicht, Sam dafür aber sehr. Sam hätte das Ding mit dem Ring auf einer Arschbacke gerockt. Ohne zu heulen.
Es gibt ein paar Ausnahmen, in der Regel dann, wenn ich das Gefühl habe, es ist für die Geschichte unerheblich, ob ich die Hauptfigur mag oder nicht. Das kann ich respektieren, weil es mir den Eindruck vermittelt, dass der Autor oder die Autorin anhand des Charakters etwas vermitteln möchte. Wenn er/sie nur Träger einer Botschaft ist. In „The Day of the Locust“ (Rezension: HIER) von Nathanael West war das zum Beispiel so. Die Charaktere spielen dort als Persönlichkeiten überhaupt keine Rolle, denn sie sind nur Symbole, der menschliche Abfall einer degenerierten Welt. West kritisiert die Glitzer-Glamour-Welt Hollywoods; da hat Sympathie für die Figuren einfach keinen Platz. Ebenso in „Unter Null“ und „Imperial Bedrooms“ (Rezension: HIER) von Bret Easton Ellis. In solchen Fällen kann ich ein Buch als Ganzes schätzen, ohne eine besondere Bindung zu den Hauptcharakteren zu haben.

Was lest ihr im Moment? Wie wichtig ist euch die Sympathie für ProtagonistInnen?

Ich freue mich sehr auf eure Meinungen und Kommentare und wünsche euch einen fantastischen Tag!
Alles Liebe,
Elli

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