Christoph Hardebusch – Jenseits der Drachenküste

Cover des Buches "Jenseits der Drachenküste" von Christoph Hardebusch

Reihe: Sturmwelten-Trilogie #3

Autor_in: Christoph Hardebusch

Format: Taschenbuch

Seitenzahl: 528 Seiten

Verlag: Heyne

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3453523989

Genre: Fantasy > High Fantasy

Ausgelesen: 11.02.2015

Bewertung: ★★★☆☆

Ein Sturm zieht auf. Noch immer jagen die HeldInnen der See die gefährliche magieabsorbierende Ladung, die sich mittlerweile auf der Todsünde befindet.
Roxane, Jaquento und Bihrâd befinden sich auf dem Schiff Siorys – Roxanes erstes eigenes Kommando als Kapitänin. Sie segeln der Todsünde hinterher, stets in der Hoffnung, sie einzuholen oder zumindest einen entscheidenden Hinweis auf ihr Ziel zu erlangen.
Admiral Aomas Thyrane wird währenddessen aufgrund seiner Anschuldigungen gegenüber der Thaynrisch-Kolonialen Handelscompagnie auf Lessan von der Marine gefangen gehalten. Doch glücklicherweise ist er mit zwei mächtigen Maestre befreundet, die alles daran setzen, ihn zu befreien. Mithilfe von Manoel und Sinao kann Thyrane entkommen. Sobald sie sich wieder auf der Imperial befinden, segeln sie erneut in die Sturmwelt, um endlich der Natur der geheimnisvollen Ladung auf die Schliche zu kommen.
Der Poet Franigo hingegen muss in Hiscadi erleben, wie die Revolution, die er in Gang setzte, ihre eigenen Kinder frisst. Schon bald hat er keine andere Wahl mehr, als das Land zu verlassen. Da trifft es sich vorzüglich, dass er einem Fremden begegnet, der ihm nicht nur Arbeit anbietet, sondern ihn auch aus Hiscadi hinaus schmuggelt. Gemeinsam mit dem alten Mann begibt Franigo sich auf eine weite Reise, ohne recht zu verstehen, warum der Alte so entgegen kommend ist.
Das Schicksal führt die HeldInnen auf Wege, die alle nur ein Ziel kennen: die Lande jenseits der Drachenküste. Denn hier wird sich die Zukunft der Welt entscheiden.

Mein Herz blutet. Ich bin wirklich untröstlich, dass ich für „Jenseits der Drachenküste“ nicht mehr als drei Sterne vergeben kann. Die ersten beiden Bände, „Sturmwelten“ und „Unter schwarzen Segeln“, waren beeindruckend und unwiderstehlich, aber das Finale wirkte auf mich… unfertig. Es ist nicht rund, es gibt zu viele Handlungsstränge, die gar nicht oder nur unbefriedigend zu einem Abschluss gebracht werden. Es fühlte sich an, als hätte sich der Autor Christoph Hardebusch im letzten Drittel des Buches völlig verloren, als wäre ihm seine eigene Handlung entglitten, sodass es einfach nicht mehr passte. Vielleicht hat er die Handlung doch nicht ausreichend vorangetrieben und wurde nicht fertig. Vielleicht hatte er nicht mehr genug Platz oder Zeit, um wirklich alle offenen Fragen aufzuklären. Was es auch war, es ist unfassbar schade, denn meiner Meinung nach hätte er kinderleicht noch ein viertes Buch füllen können. Viele interessante und vielversprechende Ansätze verliefen stattdessen im Sande. Natürlich sprechen wir hier immer noch über ein gutes Buch mit einer einzigartigen, dichten Atmosphäre und starken Charakteren, aber ich bin wirklich enttäuscht, dass das Finale der Geschichte nicht gerecht wurde.
Gerade weil die Figuren alle sehr besonders und individuell sind und Hardebusch auch seine Nebencharaktere äußerst liebevoll und lebendig gezeichnet hat, ist es jammerschade, dass einige zu kurz kamen. Das trifft meines Erachtens speziell auf den Magietrinker Bihrâd zu. Er begleitet Jaquento die ganze Geschichte über, hat dafür meiner Meinung nach aber eine viel zu kleine Rolle. Ich war spätestens seit dem zweiten Band äußerst neugierig und wollte unbedingt mehr über ihn erfahren. Ähnlich wie die Caserdote (Priester) ist er in der Lage, Magie zu unterbinden, doch in seiner Heimat, den Mauresken Städten, gilt diese Fähigkeit nicht als Segen, sondern als Fluch. Dadurch hat Bihrâd eine eher schwierige Vergangenheit, die in krassem Kontrast zu seinem jetzigen Wesen steht. Ich empfand ihn stets als sehr loyal, ausgeglichen und selbstbeherrscht. Er gibt wenig von sich preis und redet nur dann, wenn er auch wirklich etwas zu sagen hat. Dadurch umgibt ihn eine geheimnisvolle Aura und irgendwie hatte ich erwartet, dass sich diese im finalen Showdown auflöst, weil er im maßgebenden Moment eine wichtige Funktion erfüllt. Leider lag ich damit falsch. In der alles entscheidenden, spannenden Seeschlacht ist er zwar dabei, doch Hardebusch konzentriert sich in diesen letzten Szenen fast ausschließlich auf seine Hauptcharaktere.
Für mich war darüber hinaus der Handlungsstrang des Admirals Aomas Thyrane äußerst unbefriedigend. Das beziehe ich nicht mal auf ihn persönlich, sondern auf seine ursprüngliche Aufgabe. Er sollte herausfinden, inwiefern die Handelscompagnie in alles verwickelt war, was mit der geheimnisvollen Ladung zu tun hat. In diesem Punkt vernachlässigte Hardebusch jegliche Hintergründe und Erklärungen. Wie haben die Händler das Artefakt überhaupt gefunden? Was hatten sie damit vor? So gern ich Thyrane habe, ich finde, Hardebusch hat sich von all den anderen Ereignissen ablenken lassen, wodurch die Rolle der Compagnie unter den Tisch fiel. Dieser Handlungsstrang ist für mich so zu einer überstehenden Kante geworden, an der ich mich unangenehm gestoßen habe.

Alles in allem denke ich, dass die Sturmwelten-Trilogie als Tetralogie wesentlich besser funktioniert hätte. Im Finale „Jenseits der Drachenküste“ beschlich mich ab dem letzten Drittel das Gefühl, dass sich Christoph Hardebusch stark unter Druck gesetzt fühlte, einen Abschluss zu konstruieren, für den weder er noch die Geschichte schon bereit war. Und wer weiß, vielleicht war sein Seefahrerabenteuer ursprünglich tatsächlich auf vier Bände ausgelegt.
Ich möchte euch die Trilogie trotz meiner Enttäuschung bezüglich des Finales empfehlen, denn die positiven Aspekte überwiegen die negativen bei Weitem. Hardebusch konnte mich von seinem schriftstellerischen Talent überzeugen und hat mich in den vorangegangenen Bänden so sehr begeistert, dass ich denke, es lohnt sich trotzdem, die Reihe zu lesen. Allerdings solltet ihr eure Erwartungen an den letzten Band wirklich im Zaum halten.
Die Sturmwelt ist exotisch, aufregend, magisch und auf jeden Fall eine Reise wert!

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